Sonntag, Dezember 30, 2007

Fast Food Freestyle



Wie bestellt eigentlich ein richtiger Rapper im Drive-In (im Englischen eigentlich Drive-Thru) sein Fastfood? Joe Woody macht es im "Fast Food Freestyle" vor. Ein Video das bei YouTube zurecht die 10 Millionen Marke hinter sich gelassen hat; einfach nur herrlich.

"I need a double cheeseburger and hold the lettuce / Don't be frontin' son no seeds on a bun / We be up in this drive thru / Order for two / I gots a craving for a number nine like my shoe / We need some chicken up in here / In this dizzle / For rizzle my mizzle / Extra salt on the frizzle / Dr. Pepper my brother / Another for your mother / Double double super size / And don't forget the fries..."

Samstag, Dezember 29, 2007

Lie Lie Lie



Serj Tankian ist in erster Linie als Sänger von "System of a Down" bekannt. Mit "Elect The Dead" erschien jetzt sein erstes Soloalbum das neben solch anmutig-lyrischen Titeln wie "Beethoven's Cunt" auch das hier vorgestellte "Lie Lie Lie" enthält.

Das Video ist eine Art Collagen-Spiel und wurde von Martha Colburn gedreht. Leider habe ich nicht herausbekommen, welcher weibliche Counterpart dort neben Serj singt und auch symbolisch im Video auftritt. Serj selbst hat über den Song gesagt: "Then I realized the lyrics were way too serious for such a silly song. So I ripped them up, threw them on the floor and went in and did it all on the fly, just having fun and creating it all again from scratch. In the end the song became this really crazy, humorous drama" (Interview mit soadfans.com).

Natürlich klingt der Song sehr nach "System of a Down", aber das ist vielleicht nicht schlecht so und kann auch nicht wirklich überraschen. Das fortlaufende "la la la la la" mag auf Dauer nerven, insgesamt ist der Song jedoch stimmig und das Video gelungen.

Freitag, Dezember 28, 2007

Baile Funk



In der Tracks-Sendung vom 13.12. gab es einen Beitrag zum brasilianischen "Baile Funk" (auch "Rio Funk", "Favela Funk" oder "Funk Carioca"), den ich ziemlich beeindruckend fand und der sich zum Glück auch bei YouTube findet:





In der Wikipedia kann man nachlesen:

"Die Stilrichtung entstand in den mittleren 80er Jahren aus der Miami-Bass-Musik der USA, einer schnellen, von elektronischen Beats gekennzeichneten Spielform des Hip Hop, die in Referenz auf das Stück 'Planet Rock' von Afrika Bambaataa entstand. Im Unterschied zum Miami Bass legten die brasilianischen Funkeiros unter den typischen Sound des Drumcomputers TR-808 auch traditionelle, brasilianische Percussionrhythmen.

Die Texte im Rio Funk handeln, ähnlich explizit wie im amerikanischen Gangsta Rap, von Sex, Drogen und Kriminalität und sind oft extrem gewaltverherrlichend - sie spiegeln den sozialen Alltag in den Favelas, den Slums von Rio de Janeiro wieder. Die große Mehrheit der Funk-Künstler stammen aus den Favelas.

Baile Funk wird auf 'Funk-Bällen' zelebriert, diemeist in Turnhallen oder Fußballplätzen der Favelas stattfinden. Die Musik wurde in Europa zunächst vor allem wegen der oft in Massenschlägereien ausartenden Bailes de Corredor (auch Funk Balls genannt) berüchtigt

Bei den 'Bailes de Corredor' spaltete sich ein Teil der Tänzer in zwei Seiten, die oft zwei rivalisierenden Gangs des Viertels entsprachen. Zwischen diesen beiden Lados gibt es einen Korridor, in dem die Funkeiros sich gegenseitig kampflustig anspringen - kontrolliert von Security Guards, die die Funkeiros vor allzu gewalttätigen Übergriffen abhielten.

Die Bailes de Corredor wurden aufgrund der zahlreichen Todesfälle während dieser Veranstaltungen im Jahr 1992 verboten; dennoch sterben in Rio weiterhin jedes Wochenende Funkeiros, vor allem während Drogengeschäften, Polizeirazzien oder Gang bedingten Gewaltaktionen. Der Beliebtheit des Musikstils tut dies indes keinen Abbruch. Heute liebt auch das weiße, wohlhabende Rio de Janeiro den Funk, und tanzt in den Stadtteilen Copacabana, Ipanema oder Leblon auf Funk-Partys..." (Wikipedia)

My-Space-Profile von einigen bekannten Baile Funk Acts:
Einfach mal reinhören, zumindest einige Stücke klingen wirklich nicht schlecht.

Donnerstag, Dezember 27, 2007

Piece of Me



Als ich das Video zu "Piece of Me" zum ersten Mal gesehen habe, dachte ich noch, "Hey kein schlechter Britney-Klon", doch es stellte sich heraus, daß das Stück wirklich von Britney Spears ist. Der Song und das Video sind überraschend gut.

Allein dieses an markanten Stellen hereingeschnittene "Hahnkrähen" ist einfach nur herrlich, dazu kommt dieser wirklich gute Sound der fast schon an Daft Punk oder an einen der neueren Madonna-Songs erinnert. Der massive Einsatz von Synthesizern ist sicherlich nicht jedermanns Fall, ich finde trotzdem es klingt besser als so ziemlich alles was Britney bisher herausgebracht hat.

Im Song wie im Video geht es darum wie die arme Britney von den Paparazzi verfolgt wird, was nur bedingt unterhaltsam ist, aber trotzdem solide umgesetzt wurde.

Sonntag, Dezember 23, 2007

Christmas Special: Don't Shoot Me Santa



"Don’t shoot me Santa Claus / Well no one else around believes me / But the children on the block they tease me / I couldn’t let them off that easy"

So bittet der Ich-Erzähler in "Don't Shoot Me Santa", dem neuen Song der "Killers", den Weihnachtsmann darum, ihn nicht zu erschießen, obwohl er selbst zuvor ein paar arme Seelen in die Hölle geschickt hat. Doch Santa ist unerbittlich, am Ende vergräbt er im Video Frontman Brandon Flowers symbolisch in der Mojave-Wüste (die Band kommt aus Las Vegas), nachdem Brandon und Band ihn in der Wüste zurückgelassen haben.

Verantwortlich für dieses ausgesprochen lustige und sarkastische Video ist angeblich Matthew Gray Gubler. Song und Video passen zueinander, und allein schon wegen dem Tannenbaum-Pulli von Brandon Flowers hat das Stück gute Chancen ein echter Weihnachtsklassiker zu werden.

Samstag, Dezember 22, 2007

Christmas Special: Terry Pratchetts "Hogfather"

In Terry Pratchetts Kultroman "Schweinsgalopp" (org.: "Hogfather") aus der Scheibenwelt-Serie verschwindet der Weihnachtsmann und der Tod übernimmt seine Rolle.

Der Weihnachtsmann heißt in der fiktiven "Scheibenwelt" in der die Geschichte spielt "Schneevater" (bzw. im englischen Original "Hogfather", was wörtlich übersetzt eher so viel wie "Schweinevater" heißen müßte; der Schlitten wird auch von Schweinen gezogen).

Zu verantworten haben sein Verschwinden die sog. "Revisoren der Realität", die "alles Lebende verachten, weil es nicht berechenbar ist" (Wikipedia). Ihr Masterplan: "Wenn der Schneevater verschwunden bleibt, wird die Sonne nicht aufgehen, da diese vom Glauben angetrieben wird –- und der Schneevater ist früher einmal ein Sonnengott gewesen" (ebd.).

Solange der Schneevater verschwunden bleibt schlüpft der etwas naive Tod in seine Rolle und verursacht dabei einiges Chaos. So nimmt er z.B. auch in einem Kaufhaus die Rolle des Schneevaters ein, obwohl dort normalerweise nur ein Schauspieler die Rolle des Schneevaters spielt. "Die Kinder bekommen statt kleiner, unpersönlicher Präsente genau das, was sie sich zu Weihnachten wünschen, egal, wie teuer oder gefährlich diese Objekte sind" (ebd.).

Ebenfalls verschwunden ist die Zahnfee (die in Wahrheit der erste Schwarze Mann ist). "Das Fehlen des Schneevaters und der Einbruch ins Domizil der eigentlichen Zahnfee bewirken, dass bei jeder Erwähnung eines neuen Aberglaubens (etwa: 'Habt ihr euch noch nie gefragt, woher eigentlich die Warzen kommen?') augenblicklich eine entsprechende Wesenheit entsteht" (ebd.). Es bricht also nach und nach immer größeres Chaos aus.

Schließlich ist es die Enkelin des Tods, Susanne Sto Helit, die der Sache auf den Grund geht und eine Verschwörung aufdeckt...

Im Jahr 2006 gab es eine aufwändige, zweiteilige Adaption von "Hogfather" auf dem britischen Sender "Sky One" zu sehen (produziert von der British Sky Broadcasting Gesellschaft).

Und eben diese Adaption gibt es dieses Jahr auch bei uns im Fernsehen. Pro7 zeigt beide Teile am 25.12. ab 15:30 Uhr und als Wiederholung noch mal Nachts ab 0:55 Uhr.

Pratchett gelingt in "Hogfather" das Kunststück Weihnachten zu verspotten (hier besonders die Kommerzialisierung), es zeitgleich aber auch zu zelebrieren, herauszuheben. Die Fernsehadaption hat wohlwollende Kritiken bekommen; nicht nur für die Kleinen lohnt es sich sicherlich mal reinzuzappen.

Freitag, Dezember 21, 2007

Christmas Special: Ladykillers (1955) vs. Ladykillers (2004)

Welche Version von "Ladykillers" ist besser, das britische Original aus dem Jahr 1955 mit Alec Guinness in der Hauptrolle oder das Remake von den Coen Brüdern aus dem Jahr 2004? Diese Frage kann sich am 24.12. jeder selbst ultimativ beantworten. Da kommt nämlich das Remake um 20:15 Uhr auf Pro7 und das Original um 1:50 Uhr in der ARD.

Im Original von 1955 von Regisseur Alexander Mackendrick spielt Alec Guinness das brillante Verbrechergehirn "Professor" Marcus. Um einen Geldtransport auszurauben mietet er sich mit seiner Gang bei der alten Mrs. Wilberforce (Katie Johnson) ein. Der alten Dame täuschen die Verbrecher vor, sie sein ein Kammerorchester und würden regelmässig zusammen üben.

Der Überfall läuft wie geplant ab, sogar unter Mithilfe der ahnungslosen Mrs. Wilberforce. Doch durch ein Mißgeschick bekommt diese dann doch etwas von dem Raub mit und fordert die Gang nun auf, das Geld zurückzugeben. Die denkt natürlich nicht daran und faßt stattdessen den Entschluß, die alte Dame um die Ecke zu bringen. Da sie allen Beteiligten aber inzwischen ans Herz gewachsen ist, bringt es keiner fertig, den Mord durchzuziehen. Es wird gelost.

Doch soweit kommt es dann gar nicht mehr, unter den Mitglieden der Bande bricht Streit aus und jeder versucht allein mit der Beute abzuhauen. Nacheinander verunglücken alle bis nur noch Marcus und der besonders brutale Louis (Herbert Lom) übrig sind. Marcus schafft es Louis zu erledigen, verunglückt dann aber selbst.

Nun hat Mrs. Wilberforce die gesamte Beute und will sie der Polizei zurückgeben. Dort glaubt man ihrer Geschichte aber nicht, so daß Mrs. Wilberforce das gesamte Geld für sich behalten kann und am Ende die einzige Gewinnerin ist.

Die Brüder Ethan und Joel Coen verlegen den Plot der Geschichte in ihrem Remake aus dem London der Nachkriegszeit in die Gegenwart der südlichen USA.

Hier ist das Ziel des Raubs ein Casino zu dem Professor G.H. Dorr (Tom Hanks) mit seiner Bande vom Keller der leicht verschrobenen, alten Lady Munson (Irma P. Hall) aus einen Tunnel graben will. Der alten Dame erzählen sie, sie würden in einer Kirchenband spielen.

Ansonsten ähneln sich die Geschichte natürlich stark, bis auf den Versuch des Professors die alte Dame zu töten, den es im Original soweit ich weiß nicht gab. Auch hier triumphiert der Professor am Ende nur kurz bis auch er verunglückt. Wieder geht die alte Dame mit der Beute zur Polizei, wieder glaubt man ihr nicht.

Obwohl die Coen-Brüder absolute Meister ihres Fachs sind ("Arizona Junior", "Hudsucker", "Fargo", "The Big Lebowski", etc.), gilt dieses Remake von "The Ladykillers" als ein verhältnismäßig schwacher Film von ihnen. Zumindest waren die Kritiken recht durchwachsen, einige lobten den Film, andere verrissen ihn.

Das Original lebt besonders von seinem schwarzen Humor, was im Remake in dieser Intensität angeblich nicht mehr wiederzufinden sein soll. Die Gags des Originals wirken im Remake lasch oder fallen ganz unter den Tisch. Ersetzt wurden sie angeblich durch unpassend wirkenden Fäkalhumor.

Demgegenüber heißt es im Lexikon des internationalen Films anerkennend: "Der von Spielwitz und klugen Zitationen getragene Film transferiert den nostalgischen Charme der Vorlage in die Jetztzeit und unterhält mit inszenatorisch souveräner Leichtigkeit".

Man sollte die Chance also nutzen sich am Heiligabend gleich beide Versionen, das Remake am Abend und das Original in der Nacht, anzusehen um sich so selbst ein Urteil bilden zu können, ob das Remake an das Original heranreicht oder nicht.

Donnerstag, Dezember 20, 2007

Christmas Special: Bad Santa

Als ich neulich zum ersten mal "Bad Santa" (2003) sah, litt ich höllische Qualen, denn ich hatte Reizhusten und mußte während des Films fortlaufend lachen. Der Film hat definitiv "Schöne Bescherung" (orig.: Christmas Vacation) als meine Lieblings-Weihnachts-Trash-Komödie abgelöst.



Billy Bob Thornton spielt in "Bad Santa" den versoffenen Weihnachtsmann-Darsteller Willie T. Stokes, der sich darauf spezialisiert hat mit seinem kleinwüchsigen Kollegen (Tony Cox als Marcus) das jeweilige Kaufhaus auszuräumen, in dem die beiden gerade arbeiten.

Jedes Jahr schwört sich Willie, daß es sein letzter Raubzug war, daß er sich mit dem Geld in Florida zur Ruhe setzen will. Doch wegen seines Alkoholismus' und seiner ausschweifenden Lebensweise ist er am Ende des Jahres in Florida immer wieder pleite und muß zurück in den Norden um mit Marcus einen neuen Raub zu planen.



Willie und Marcus verstehen sich nicht wirklich, denn Marcus stört sich inbesondere an Willies mangelnder Professionalität. Als Alkoholiker fällt Willie immer wieder negativ auf, zudem haßt er seinen Job, was all die Kinder die täglich bei ihm im Kaufhaus erscheinen zu spüren bekommen.

Erschwerend kommt hinzu, daß den beiden in diesem Jahr der Kaufhaus-Detektiv Gin (absolut genial: Bernie Mac) auf die Schliche kommt und seinen Anteil am geplanten Raub fordert.



Als Willie irrtümlich glaubt, die Polizei würde ihm bereits nachschnüffeln, zieht er kurzerhand in das Haus des 10jährigen Thurman Merman (Brett Kelly), der ihm schon eine ganze Weile mit endlosen Fragen auf den Keks geht. Thurman lebt bei seiner demenzkranken Großmutter (Cloris Leachman), denn sein Vater, ein Buchhalter, sitzt zur Zeit im Knast ein.

Thurman ist das, was man heute umgangssprachlich als "Opfer" bezeichnet. Ein dicklicher Junge, etwas schwer von Begriff, der ständig nur gemobbt und gehänselt wird. Durch den Umgang mit Thurman lernt der griesgrämige und ständig fluchende Willie die Idee des Weihnachtens langsam wieder schätzen. Er versucht Thurman zu helfen, ihm Selbstvertrauen zu geben.



Ursprünglich war zunächst Bill Murray und später auch Jack Nicholson für die Rolle des Willie im Gespräch, Billy Bob Thornton war am Ende also nur dritte Wahl. Dennoch scheint ihm die Rolle des Weihnachts-Kotzbrockens Willie wie auf den Leib geschrieben.

Weitere Highlights am Rande: Lauren Graham, bekannt als Lorelai Gilmore von den Gilmore Girls, mimt die weihnachtsmann-geile Thekenschlampe und John Ritter (der kurz nach dem Film verstarb) den völlig verklemmten, herumstotternden Vorgesetzten Willies im Kaufhaus.



Insgesamt ist "Bad Santa" eine wenn auch etwas platte doch ausgesprochen unterhaltsame Komödie und ein absolutes Muß für alle, denen der alljährliche Weihnachts-Hype auf den Senkel geht.

Mittwoch, Dezember 19, 2007

Christmas Special: Die Wahrheit über den Weihnachtsmann



Na, habt ihr euch schon mal gefragt, wo der Weihnachtsmann herkommt? Vom Nordpol? Weit gefehlt. Die häßliche Wahrheit zeigt uns nun "Woodpecker Film Helsinki". Sie gewähren uns einen Einblick in die Arbeit der "Rare Exports Inc.", welche Weihnachtsmänner in freier Wildbahn fängt, abrichtet und anschließend in die ganze Welt exportiert.

Wer mehr erfahren möchte, sollte sich auch den zweiten Teil reinziehen, der die "official safety instructions" enthält. Denn selbst nach seiner Abrichtung bleibt so ein Weihnachtsmann eine wilde Kreatur, die man nicht reizen sollte. Und gerät sie doch außer Kontrolle, gibt es nur noch eines, was man tun kann...

Dienstag, Dezember 18, 2007

Conquest



"Conquest" ist die letzte Singleauskopplung aus Icky Thump, dem aktuellen Album der "White Stripes". Der Song wurde ursprünglich von Corky Robbins geschrieben und erreichte in den 50er Jahre durch Patti Page eine hohe Popularität.

Im Video sieht man Leadsinger Jack White als Matador in einer Stierkampfarena. Der Kampf mit dem Stier verläuft zunächst nach Plan, doch am Ende bekommt Jack Skrupel und läßt vom Stier ab. Dieser zeigt sich aber allerdings alles andere als dankbar und dreht den Spieß um, was auch den Lyrics entspricht ("The hunted became the huntress / The hunter became the prey"). Schließlich muß Jack unter Buhrufen des Publikums aus der Arena flüchten.

Den White Stripes (feat. Regulo Aldama an der Trompete) ist mit "Conquest" ein gutes Cover gelungen zu dem Regisseurin Diane Martel ein passendes Video fabriziert hat.

Montag, Dezember 17, 2007

Hustler



"Simian Mobile Disco" ist eine Splittergruppe die aus "Simian" hervorgegangen ist. In der Wikipedia heißt es "The new group is more dance oriented and are in demand as remixers and DJs". Man ist aber natürlich bei rein elektronischer Musik geblieben.

Zum besten was "Simian Mobile Disco" bisher hevorgebracht haben zählt sicherlich "Hustler". Schon das erste Video zum Song war ziemlich "hot": Es zeigt ein paar junge Frauen die im Kreis sitzen und "Stille Post" spielen. Dabei kommen sie sich nach und nach immer näher...

In der hier vorgestellten zweiten "Verfilmung" des Stücks geht es nicht weniger zur Sache. Man sieht attraktive Frauen die mit Fast Food spielen und es in sich hineinstopfen. Während das aus einer rein ästhetischen Perspektive schon nicht mehr ganz so "glatt" aussieht wie für Dancevideos normalerweise üblich, eskaliert das Video in der zweiten Hälfte dann endgültig: die Frauen haben auf einmal ziemlich üble Fratzen und fangen an sich den Finger in den Hals zu stecken, um das Essen wieder loszuwerden

Und, sexy Frauen mit übel verzerrten Fratzen, woran erinnert uns das? Genau, an den Klassiker und die Mutter aller Freak-Videoclips "Window Licker" von Aphex Twin (den Clip muß man wirklich kennen, er gilt als Quantensprung und nirgendwo wird der insbesondere für viele Rap-Videos so typische "Booty Style" krasser verhöhnt). Der visuellen Anspielung auf "Window Licker" liegt vemutlich eine akustische zugrunde, aber da bin ich mir nicht 100% sicher.

Sonntag, Dezember 16, 2007

Fluorescent Adolescent



Über das Video zu "Fluorescent Adolescent" von den Arctic Monkeys wollte ich schon länger etwas schreiben, kam aber nicht dazu, weil ich mich weder an den Titel noch an den Interpreten erinnern konnte.

Dabei ist der Plot des Videos schon ziemlich genial: Es geht um zwei schon etwas in die Jahre gekommende Gangs, die eine bestehend aus Clowns, die andere bestehend aus Nicht-Clowns. In einer verlassenen Lagerhalle kommt es zum Showdown in Form einer Massenschlägerei (Streitgegenstand ist offenbar die Beute eines Raubs). In einer Rückblende sieht man, daß der Chef der Clowns und der Chef der Nicht-Clowns früher mal gute Freunde gewesen sein müssen.

Am Ende versucht der Boss der Nicht-Clowns den Chef der Clowns zu überfahren, doch dieser setzt die Benzinspur des Autos in Brand, so daß der Boss der Nicht-Clowns mit seiner Karre in die Luft fliegt. Eine Szene die frappierend an das Ende des berühmten Videos von Radiohead zu "Karma Police" erinnert.

Samstag, Dezember 15, 2007

Hold On



"Korn" bringen zwar nichts mehr wirkliches Neues zu stande, ihr Sound und besonders auch ihre Videos sind aber immer noch erwähnenswert. Das Video zur Singleauskopplung "Hold On" von ihrem aktuellen, unbenannten Album beschäftigt sich mit dem Rodeo.

Es geht um "huge balls", die die Cowboys brauchen um beim Bullenreiten in "Ballsville" Erfolg zu haben und möglichst lange auf dem Stier zu bleiben. Zwei Kontrahenten (Munky und Jonathan aus der Band) versuchen einander im Wettkampf auszustechen. Das Video kann durch die bewußt übertriebene Inszenierung als Persiflage der Rodeo-Kultur verstanden werden. Es ist aber auch dem legendären Bullenreiter Lane Frost gewidmet, was gegen eine reine Verhohnepipelung spricht.

Leadsinger Jonathan Davis sagte über die eigentliche Bedeutung des Songs: "It's a song of empowerment. The message in 'Hold On' stems from my near-fatal blood disorder in 2006" (Wikipedia).

Freitag, Dezember 14, 2007

Me so horny



Quizfrage: Welche HipHop-Truppe hat den sexistischen, dauergeilen, Frauen objektivierenden Style auf die Spitze getrieben wie keine andere nach oder vor ihr? Die Antwort muß natürlich lauten: Die "2 Live Crew" (oft fälschlich "Life" geschrieben).

Ihr Rap-Style ist dem sog. "Miami Bass" zuzurechnen, der laut Wikipedia "von schnellen, elektronischen Beats" geprägt ist und in den 80er und 90er Jahren sehr populär war. Also der Ära vor dem Durchbruch dessen was man heute weit unter "Gangster Rap" subsumiert.

Das erfolgreichste Album der "2 Live Crew" war "As Nasty As They Wanna Be" (1989) und die bekannteste Singleauskopplung aus dem Album ist "Me so horny".

Der Song baut als Sample auf einem Zitat aus dem Kubrick Klassiker "Full Metal Jacket" auf, dort sagt eine vietnamesische Prostituierte in gebrochenem Englisch zu einem Soldaten: "Hey baby, you got girlfriend Vietnam? Me so horny. Me love you long time".

Mit Lyrics wie "Put your lips on my dick and suck my asshole too" war der Ärger natürlich vorprogrammiert, alle Versuche die Crew aus der Öffentlichkeit zu verbannen änderten aber nichts an ihrem Erfolg. Als ich in der Pubertät steckte, haben wir ständig die "2 Live Crew" gehört, eben gerade auch weil ihre Musik indiziert war.

Und mal abgesehen von all der Prolligkeit, der "Miami Bass" überzeugt mit seinen Beats auch heute noch und animiert zum Mitwippen.

Donnerstag, Dezember 13, 2007

Take me out



"Take me out" stammt vom Album "Franz Ferdinand" der gleichnamigen Band, die mit diesem 2004 ihren Durchbruch schaffte.

"Take me out" ist bis heute der bekannteste Song der Band und das Video gilt inzwischen als echter Klassiker, weshalb ich es hier nochmal einbringe.

"The promotional video for the song was directed by Jonas Odell. It includes the band in the midst of a somewhat Pythonesque (surreal Terry Gilliam style) animation involving quirky vintage figures and machinery. The video is a blend of the live action band superimposed into a 3D environment with animated 2D elements." (Wikipedia)

Mittwoch, November 21, 2007

What You Heard



"The Checks" sind eine neuseeländische Band, ihr Musikstil wird in Wikipedia mit Blues, Rock und Soul umschrieben. Eine sehr grobe Kategorisierung, faktisch machen sie 60s Retro-Rock, wobei sie deutlich dichter am Originalsound dieser Epoche kleben als so manch andere "The"-Band. Zumindest "What You Heard" geht klar in diese Richung, der Track kommt unglaublich rockig und "unverschnitten" rüber.

Das Video ist nicht so Aufsehen erregend, es zeigt die Band auf der Bühne vor einer Videoleinwand auf der einige Lichteffekte laufen. Das macht allerdings nichts, da die Jungs als Vorband von R.E.M., The Hives, Oasis und Muse gelernt haben, sich auf der Bühne passend zu präsentieren. Und mal ehrlich, eine Band die ihr Album "Hunting Whales" nennt, muß man doch einfach lieben :D.

Dienstag, November 20, 2007

Is there a ghost



Die "Band of Horses", vormals einfach nur "Horses", ist eine us-amerikanische Indierock Band aus Seattle. "Is there a ghost (in my house)" ist ein melodisches, eingängiges wenn auch nicht besonders komplexes Stück.

Im Video zum Song sieht man eine junge Frau, die nachts in Häuser einbricht um den Menschen die Kissen unter den Köpfen wegzuklauen. Allerdings wird sie damit auch nicht glücklich, denn auf keinem der Kissen findet sie Schlaf. Zeitgleich führt ihre Aktion zu einem Chaos, weil die bestohlenen Personen nun ihrerseits Kissen von anderen Personen klauen, was in handfesten Auseinandersetzungen und Kissenschlachten mündet. Ein unterhaltsames Video mit einer netten Idee.

Montag, November 19, 2007

Delivery



Wegen all seiner Drogenexzesse geht oft unter, daß Pete Doherty durchaus noch in der Lage ist, annehmbare Musik zu machen. Was er zusammen mit seiner Band, den Babyshambles, mit dem Song "Delivery" auf dem neuen Album "Shotter's Nation" erst jüngst wieder unterstrichen hat.

Das Video von Douglas Hart ist wenig spektakulär, es konzentriert sich ganz auf Doherty wie er durch eine Stadt wandert bzw. mit seiner Band im Auto herumkurvt. Es trägt jedoch den Song, welcher seinerseits neben Dohertys Gesang besonders durch die Gitarrenriffs besticht.

Sonntag, November 18, 2007

The Salmon Dance



"The Chemical Brothers" sind bekannt einige der innovativsten und spektakulärsten Videos hervorgebracht zu haben. Und auch mit dem neuen Video zu "The Salmon Dance" unterstreichen sie mal wieder ihre Ausnahmestellung in diesem Bereich.

In diesem von "Dom and Nic" gedrehten Video sieht man einen jungen Mann, der tanzende und rappende Fische in seinem Aquarium beobachtet. Darunter ein Piranha, ein Kugelfisch, ein Lachs (eng. salmon), einen Indischen Rotfeuerfisch, einige Falterfische und Seepferdchen. Die Animationen sind gelungen und dem Track perfekt angepaßt. Ein insgesamt recht witziges Video in der Tradition von "Finding Nemo".

Dominiert wird der Song durch die Stimme des Rappers "Fatlip" (im Video durch den Piranha verkörpert) und geht stilistisch in Richtung Big Beat und Hip Hop. Akustisch streckenweise etwas schrill aber immer noch angenehm zu hören.

Samstag, November 17, 2007

Foundations



Die erst 20jährige Britin Kate Nash gehört zu jener neuen "MySpace"-Generation von Songsingern und Songwritern, die den Durchbruch über das Internet geschafft haben. Ihren Musikstil kann man irgendwo zwischen Pop und Indie-Rock ansiedeln, besonderes Markenzeichen ist ihr klar erkennbarer britischer Akzent den sie anders als diverse andere Künstler von der Insel nicht zu verstecken versucht.

Mit ihrem Song "Foundations" hat sie es in ihrer Heimat auf Platz 2 der Charts geschafft, das Album "Made Of Bricks" erreichte sogar Platz 1. Inhaltlich setzt sie sich in "Foundations" kritisch mit ihrem Freund auseinander. Insofern ist es ein klassischer "Herzschmerz-Beziehungskram-Song", der aber glücklicherweise nicht wie eine typische Teenager-Schmalz-Ballade klingt.

Das Video ist gut gelungen, es zeigt Nash im Alltag mit ihrem Freund und als Metapher zahlreiche sich bewegende Gegenstände, die ebenfalls eine Beziehung zu haben scheinen (zwei Zahnbürsten, zwei Socken, zwei Uhren, usw.).

Freitag, November 16, 2007

Die Wurstigkeit des SPIEGELS unter Stefan Aust

"... Tatsächlich wirkte der Spiegel viel zu oft so, als säße der Chefredakteur irgendwo in Stade im Pferdestall oder so tief in die Ledersitze eines VW-Touareg oder Porsche 911 versunken, dass man kaum noch rausschauen kann. Mal erklärte das Nachrichtenmagazin auf dem Titel Hamburg zur coolsten Stadt der Welt, dann entdeckte er 'Second Life' oder pries die Klimakatastrophe als touristischen Heilsbringer für Sibirien. Die Strom-Industrie wurde quasi jede Woche anders bewertet: Mal klarsichtig als oligarchische Krake, dann wieder als letzter Hort der Vernunft in Zeiten der Klimahysterie.

... Diese Form der Wurstigkeit hat selbst den loyalsten Redakteuren mittlerweile klargemacht, dass etwas schief läuft beim Nachrichtenmagazin, und dass der Themenkanon des Chefredakteurs wohl doch nicht mehr ausreicht, um ein zeitgemäßes Blatt zu machen. Es gibt kein Bernsteinzimmer mehr auszugraben, keine Bugklappe der 'Estonia' zu heben, kein Gehirn der Meinhof mehr zu untersuchen - das waren so die Steckenpferde des Spiegel-Chefs, danach wurde er irgendwie lustlos. Zumal es auch nicht klappte, Joschka Fischer zu stürzen.

... Der Spiegel hat in einer immer ausdifferenzierteren Gesellschaft, in der etliche Lebensstile nebeneinander existieren, unbeirrbar ein zu großes Raster angelegt und immer neue Trends ausgerufen, die in Wahrheit nicht nur haarscharf an der Realität vorbeigingen. Der Kampf gegen die Windkraft, das Gerede vom 'neuen Bürgertum', der nicht nachlassende Furor gehen die politischen Gutmenschen, die es in der Zahl, wie sie der Spiegel bekämpft, ja nie gegeben hat - wen interessierte das denn noch?

Was hatte das mit der Realität außerhalb des Restaurant Borchardt zu tun, in dessen Sesseln Aust, Schirrmacher und Springer-Chef Mathias Döpfner einst den Sturm auf die Rechtschreibreform planten. Dass sich Aust in dieser Situation zum Büttel von Bild-Chef Kai Diekmann und dem Springer-Verlag hat machen lassen, ist eigentlich der größte Sündenfall in seiner Spiegel-Karriere..."

(Oliver Gehrs)

Donnerstag, November 15, 2007

Long Road To Ruin



Die "Foo Fighters" sind bekannt für ihre selbst-ironischen Videos und auch im neuen Clip zu "Long Road To Ruin" mimt Dave Grohl mal wieder genial den Deppen.

Regisseur Jesse Peretz läßt Grohl einen 70s Soap-Opera-Star spielen, der von seiner Rolle als Serien-Arzt die Schnauze voll hat, sich weiterentwickeln will und eine Rockband gründet. Während er von seinen Kollegen verlacht wird, lieben ihn seine Fans. Intern eine sensible Heulsuse, spielt sich Grohl nach Außen vor seinen Groupies als Supermacker auf. Nur bei der Frau die er wirklich liebt, kann er nicht landen. Und als er selbst das dann doch noch fast geschafft hat, vergrätzt er sie durch sein Spiel mit seinen weiblichen Fans wieder.

Ein typisches Foo Fighters Video zu einem typischen Foo Fighters Song; auf jeden Fall sehenswert.

Sonntag, November 11, 2007

Hotel Ruanda

In der Nacht von Sonntag (11.11.) auf Montag läuft um Punkt 0 Uhr in der ARD die deutsche FreeTV-Premiere von "Hotel Ruanda" (2004), dem vermutlich bedeutendsten Spielfilm zum Völkermord in Ruanda im Jahr 1994.

1994 ist in Kigali (Hauptstadt von Ruanda) eine Hutu-Regierung an der Macht, die unter anderem von Frankreich unterstützt wird (siehe dazu: "Leugnen und Vertuschen", Telepolis, 01.12.06). Sie liefert sich erbitterte Kämpfe mit der Ruandischen Patriotischen Front (RPF), die von den Tutsi dominiert wird, aus dem Nachbarland Uganda heraus agiert und von den USA unterstützt wird.

Der bis heute nicht aufgeklärte Abschuß der Maschine des ruandischen Präsidenten der Hutu-Regierung wird Anfang April 1994 von radikalen Hutu als Anlaß dafür genommen, gegen gemäßigte Hutu und alle Tutsi im Land vorzugehen. "Um den Ablauf des Völkermords besser planen zu können, wurden im Vorfeld Listen mit missliebigen Personen erstellt ... Einige Hutu-Geschäftsleute hatten bereits weit im Voraus Tausende von Macheten für $0,90/Stück aus China erworben, die als billige Waffen für den Völkermord eingesetzt werden sollten ... Zwei Drittel der Opfer wurden mit Macheten oder Keulen erschlagen, zu Tode geprügelt oder ertränkt. Da diese Tötungsarten körperlich sehr anstrengend sind, musste in Schichten 'gearbeitet' werden" (Wikipedia).

Der Genozid dauerte "nur" 100 Tage, in diesen Zeitraum wurden aber zwischen 500.000 und eine 1 Million Menschen massakriert. Damit handelt es sich um den größten Völkermord nach 1945. Weiterhin wurden zwischen 250.000 und 500.000 Mädchen und Frauen vergewaltigt, 70% davon mit AIDS infiziert. Es gab 2 Millionen Flüchtlinge, die in Nachbarländern für Spannungen sorgten.

Mitverantwortung wird auch der internationalen Gemeinschaft zugewiesen, da diese den Völkermord lange leugnete und ihn als "Bürgerkrieg" klassifizierte, um nicht stärker eingreifen zu müssen. Die in Ruanda stationierten UNAMIR-Truppen waren nicht in der Lage den Völkermord zu unterbinden.

Der Film "Hotel Ruanda" konzentriert sich nun auf einen "Lichtblick" in diesem apokalyptischen Massaker. Regisseur Terry George erzählt die auf einer wahren Begebenheit beruhende Geschichte des Hôtel des Mille Colline in Kingali während des Völkermordes.

Der stellvertretende Hotelmanager Paul Rusesabagina (gespielt von Don Cheadle) und seine Frau Tatiana Rusesabagina (Sophie Okonedo) machten aus dem Hotel eine Zufluchtsstätte für 1268 Menschen, welche so vor dem sicheren Tode bewahrt werden konnten. Paul Rusesabagina wurde daher oft auch als "afrikanischer Oskar Schindler" bezeichnet.

"Im Mittelpunkt des Films stehen Paul Rusesabagina und das Schicksal seiner Familie. Daneben wird auch das Versagen der Weltöffentlichkeit und der UNO deutlich, die Ursachen des Völkermords werden jedoch nur am Rand gestreift. Auf blutige Szenen wurde weitgehend verzichtet.

Das planmäßige Vorgehen der Génocidaires – vor allem in Form der Interahamwe-Miliz organisiert – und die Rolle des Senders Radio-Télévision Libre des Mille Collines wird dennoch sehr deutlich. Die Figur des Colonel Oliver [Nick Nolte] trägt viele Züge von Roméo Dallaire, der als Chef der nach Beginn des Völkermords stark reduzierten UNO-Blauhelm-Truppe UNAMIR vor Ort war." (Wikipedia)

Terry George ist mit "Hotel Ruanda" das Kunsstück gelungen, einen unglaublich bedrückenden Film zu drehen, der den Wahnsinn des Genozids einfängt, dabei aber auf explizite Gewaltdarstellungen verzichtet.

Der Film gewann zahlreiche Preise und war unter anderem auch für drei Oscars nominiert (Don Cheadle als bester Hauptdarsteller, Sophie Okonedo als beste Nebendarstellerin und Keir Pearson / Terry George für das beste Drehbuch).

Warum ein cineastisch wie politisch so wichtiger Film in seiner Erstausstrahlung ins Nachtprogramm verbannt wird, bleibt das Geheimnis der ARD. Mit einer Altersfreigabe von FSK 12 hätte jedenfalls nichts dagegen gesprochen, einen früheren Sendeplatz zu wählen.

Samstag, November 10, 2007

Zombie



"Andrew Spencer vs. The Vamprockerz" haben den Cranberries-Klassiker "Zombie" gecovert und damit den Einstieg in die Dancefloor-Charts geschafft.

Das Cover ist sicherlich nicht unbedingt jedermanns Geschmack, besonders im Refrain kommt der Bass unglaublich brachial rein. Mal absehen davon ist im neuen Video natürlich auch nichts mehr vom politischen Background zu sehen, der dem Song zugrunde liegt. Stattdessen sieht man eine junge Frau, die sich in einem Gothic-Look lasziv durchs Video windet.

Als Clubhit erfüllt dieses Cover jedoch sein Soll, es animiert zum Tanzen zur Bewegung. Fans des Cranberries Originals werden sich vermutlich trotzdem entsetzt abwenden.

Montag, November 05, 2007

Pogen



"Ziegelsteine aus dem Fenster auf euch Groupieschweine / Ich fahre auf dem Gehweg egal wer im Weg steht / Die Reifen sind blutig, ein echter Mann hupt nicht und zieht ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter / Ich lade die Baretta / Ich hinterlasse Leichenteile und puzzelnde Rapper / Meine Muskeln sind besser als deine Schutzgelderpresser"

So protzt die neuste Prol-Rap-Combo "K.I.Z." in "Pogen", der ersten Singleauskopplung aus dem ersten kommerziellen Album der Band, "Hahnenkampf" (im Englischen "Cockfight" welches dann wieder als "Schwanzkampf" zurückübersetzt werden kann).

Für was "K.I.Z." genau steht bleibt unklar, laut Wikipedia steht das Akronym wahlweise für "Kriegsverbrecher in Zwangsjacken", "Kannibalen in Zivil", "Künstler im Zuchthaus", "Klosterschüler im Zölibat" oder "Kreuzritter in Zentralasien". Fast alle Varianten passen zu der für ihre aggressiven und provokativen Texte bekannten Crew.

Die Prolligkeit der Lyrics ist vermutlich nicht zuletzt auch dem relativ jungen Alter der Mitglieder von K.I.Z. geschuldet, diese sind im Schnitt etwa Anfang 20. Beachtlich ist, daß sie es trotz der Vulgarität schaffen, verhältnismäßig kreative Zeilen zusammenzukriegen ("Es ist Herbst deine Frau geht raus und sammelt Eicheln, glaub an dich Baby hol ihn da raus wie ne Geisel", "Deine Mutter ließ dich auf dem Fensterbrett spielen", "Das geht raus an tätowierte Walküren", "Du siehst meine Gang und denkst 'Gremlins im Regen'", "Wir sind zurück, genug Plutonium versteigert").

Das Video (mal wieder von Zoran Bihac) ist wenig spektakulär, es zeigt die Crew wie der Titel verspricht beim Pogen, Saufen und Essen (etwas kreativer ist hier das Video zu "Spast", der neusten Single, die aber "musikalisch" nicht überzeugt).

Sonntag, November 04, 2007

Windows Live Events

Während die "Windows Live Groups" weiter auf sich warten lassen, präsentierte Microsoft vor kurzem die "Windows Live Events" als ein neues zentrales Produkt innerhalb der "Windows Live Services".

Über ein "Event", das in der deutschen Ausgabe an einigen Stellen etwas verunglückt mit "Ereignis" übersetzt wurde ("Veranstaltung" wäre in diesem Kontext vielleicht besser, ideal die Beibehaltung von "Event"), können Live.com-Nutzer Partys, Hochzeiten, etc. organisieren. Man erstellt eine Gästeliste und lädt andere Live.com-User zu der Veranstaltung ein, diese können dann reagieren und sagen, ob sie kommen oder nicht, wie viele Personen sie mitbringen, etc.

Am Beispiel einer fiktiven Hochzeit in Bielefeld am 24.12. zwischen Zora und meiner Wenigkeit, habe ich das neue Events-Angebot einem ersten Test unterzogen. Nicht nur, weil "Events" unter Umständen ein sinnvolles Feature ist, sondern auch wegen der integrierten Diskussionsforums-Funktion, die vermutlich in ähnlicher Form in den künftigen "Live Groups" auftauchen wird. Die "Live Groups" wiederum gelten informell als Nachfolgeangebot für die etablierten "MSN Groups" (mehr dazu hier).

Wie alle Live-Angebote werden auch die "Live Events" in diversen Sprachen angeboten, darunter Deutsch und Englisch:
Diese Differenzierung ist an dieser Stelle insofern von Belang, als daß in der deutschen Darstellung die integrierte Stadtplan-Funktion der "Live Search Maps" nicht angezeigt wird. Mittels dieser Option kann der Gastgeber den Gästen auch gleich eine Karte an die Hand geben, die anzeigt, wo der Veranstaltungsort zu finden ist.

Warum diese Funktion mit deutscher Spracheinstellung nicht zu nutzen ist, bleibt unklar. Der zugrunde liegende "Live Search Map" Dienst ist jedenfalls auch in Deutsch verfügbar. Dies hat aber auch seine guten Seiten, arbeitet man nämlich eine zeitlang mit der Karte muß man schnell feststellen, daß sie den Browser bis an die Grenze des Erträglichen verlangsamt (es scheinen unglaublich viele Daten in den Cache gerammt zu werden).

"Windows Live Events" bietet darüber hinaus noch eine ganze Palette von weiteren Modulen, z.B. ein Diskussionsforum um die Veranstaltung zu diskutieren oder eine Fotoalbum-Funktion, in der man nach dem Event Fotos ablegen kann. Hier Beispiele zu den zentralen Modulen:
Wer einen Blick auf diese Module wirft, wird schnell feststellen, daß die meisten von ihnen bereits aus den "Windows Live Spaces" bekannt sind. Es gibt nur einige wirkliche Neuerungen, wie eben z.B. die Gästeliste-Funktion oder die Diskussionsforen. Bei letzteren kann man sogar erweitertes HTML nutzen, was dann z.B. die Einbindung von Videos ermöglicht.

Wie praktikabel die "Live Events" insgesamt sind, wird sich erst noch zeigen müssen. Grundsätzlich kann man ein Event so generieren, daß man jeden Gast separat einladen muß oder daß sich jeder der Interesse hat, einfach eintragen kann. Angenehm wäre es, auch noch Optionen dazwischen zu haben. Zum Beispiel die Einladung nur an alle Mitglieder einer Group auszusprechen (etwa für ein UT) ohne aber dafür jedes Group-Mitglied einzeln einladen zu müssen. Es bleibt zu hoffen, daß es beim Erscheinen der neuen "Windows Live Groups" eine entsprechende Option geben wird.

Größtes Manko ist und bleibt der Editor, der bei allen Live Diensten derselbe ist. Dieser läuft nicht wirklich stabil, er stürzt öfter ab, zickt hin und wieder beim nachträglichen Editieren eines Eintrags oder erlaubt es manchmal einfach nicht einen Post abzusetzen, obwohl alle erforderlichen Felder ausgefüllt wurden. Wenn derselbe Editor dann auch bei den "Live Groups" Verwendung findet (wovon ja auszugehen ist) können die "Live Groups" kaum als erstrebenswerte Alternative zu den "MSN Groups" gehandelt werden -- obgleich letztere technisch völlig veraltet sind und daher eigentlich dringend einen Nachfolger brauchen.

Samstag, November 03, 2007

ROFLcast



Die "Rote Online Fraktion Leipizig" (ROFL) (eine satirische Anspielung auf die RAF) publiziert auf YouTube regelmässig ihren PodCast, der sich mit aktuellen Themen wie dem "Fachkräftemangel", der "Jugendarbeit" oder eben in der neusten Ausgabe der "Überwachung" beschäftigt.

Da sie sich dem staatlichen "Überwachungsterror" nicht beugen will, beschließt die ROFL sich lieber selbst zu überwachen, mit interessanten Ergebnissen... :p

via Telepolis

Mittwoch, Oktober 31, 2007

Jeff Dunham: Achmed, the Dead Terrorist



Jeff Dunham gilt als einer der zur Zeit beliebtesten Bauchredner und Stand-up Comedians in den USA. Er arbeitet mit diversen Bauchredner-Puppen (von diesen ist "Walter" vermutlich die bekannteste), jede hat einen eigenen Charakter und ein eigenes Markenzeichen .

Eine von Dunhams neusten Puppen ist "Achmed, the Dead Terrorist", ein Selbstmordattentäter, der nicht ganz so Furcht einflößend ist, wie er gerne wäre und nicht wahr haben will, daß er schon tot ist.

Auszüge:

Achmed: "Silence, I kill you!"

Achmed: "God-damn-it."
Achmed: "Oh, oh, I mean Allah-damn-it!"

Achmed: "Okay, I will not move my ass."
Walter: "You idiot, you don't have an ass."

Achmed: "Saddam's mustard gas is nothing compared to a Walter fart."

Dunham: "Look, if you've been in my suitcase all this time, how do we got thru security at the airports?"
Achmed: "Oh, that's easy, they open the suitcase and I go: 'Helloooo, I'm Lindsay Lohan.'"

Dunham: "So where do you get your recruits?"
Achmed: "The suicide hotline."

Dunham: "So do you like beeing in [Washington] D.C.?"
Achmed: "I think some idiots must live here."
Dunham: "Why?"
Achmed: "For example the Washington Monument".
Dunham: "Yes?"
Achmed: "It looks nothing like the guy. It looks more like a tribute to Bill Clinton."

Dienstag, Oktober 30, 2007

Windows Live Groups als Nachfolgeangebot für MSN Groups?

Wie im März am Fallbeispiel der Herzflimmern-Group dokumentiert, hat die vollständige Einstellung des Chat-Services seitens MSN auch zu starken Auflöseerscheinungen der MSN Groups geführt. Dieser Prozeß wird dadurch verstärkt, daß MSN bereits seit Jahren technisch nichts mehr an den MSN Groups verbessert hat, so daß diese heute weit hinter "modernen" Web 2.0-Angeboten hinterherhinken.

Es war offensichtlich, daß die MSN Groups in den Augen von MSN ein Auslaufmodell waren und es gab zunächst auch keine Anzeichen, daß es ein vergleichbares Group-Angebot innerhalb der neuen "Windows Live Services" geben sollte.

Folgt man dem entsprechenden Eintrag in der englischen Wikipedia, soll nun aber doch ein "Windows Live Groups"-Angebot an den Start gebracht werden, angeblich bereits in diesem November.

Die neuen Groups sollen an die "Windows Live Spaces" angegliedert werden und sich in verschiedene Typen unterteilen:
  • Share Group - allow group members to add or view each other's photos and videos
  • Discussion Group - allow group members to discuss a common topic and learn from each other
  • Keep In Touch Group - allow users to stay connected with their families, friends and collegues using Windows Live Spaces
  • Coordinate Group - allow users to keep people around them organized
  • Generic Group - multipurpose group that allow users to do any of the above functions
Allerdings sind auch die Quellenangaben in diesem Wikipedia-Eintrag äußerst dürftig, man könnte auch sagen: nicht existent. Einziges wirklich aussagekräftiges Indiz ist ein Screenshot des neuen Services. Die URL leitet hingegen zur Zeit auf die Live Spaces um.

Entweder arbeitet Microsoft wirklich noch an diesem Service oder es hat das Projekt inzwischen wieder aufgegeben. Auch mit einer Google-Abfrage kann man hier zur Zeit nicht wesentlich mehr Licht ins Dunkel bringen. Bei ZDNet heißt es:

"Fluegel declined to discuss when, how and even if Microsoft plans to integrate Live Events with Windows Live Groups, the expected successor to MSN Groups." (ZDNet.com Blogs, 11.10.07)

Und bei dem verlinkten LiveSide.net Blog-Eintrag kann man nachlesen

"And while we're on the topic of Spaces, there's also been some chatter on an MSN Groups upgrade to Windows Live Groups. The Wikipedia entry on it is well worth reading, thanks again to Live Search doing a great job in caching the non-public facing Groups homepage." (LiveSide News Blog, 08.10.07)

Womit zumindest deutlich wird, wie der Screenshot im Wikipedia-Eintrag zustande gekommen ist. Klarheit ob und wenn ja wann die Windows Live Groups kommen, bringt das alles aber immer noch nicht. Immerhin erscheint es aber wahrscheinlich, daß Microsoft wirklich an einem entsprechenden Projekt arbeitet.

Das grundlegende Problem des Fehlens eines Chatraums, der in vielen Groups den Kern der Community gebunden hat, wird allerdings auch durch den neuen Service nicht gelöst. Denn eine Chat-Funktion werden auch die neuen Groups anscheinend nicht haben.

Dennoch stellt die Option im "Live-Kosmos" dann auch Diskussionsgruppen eröffnen zu können immerhin eine neue Perspektive dar, die beim jetzigen Live-Angebot mit dem zentralen Fokus auf Fotoalbum und Blog bei den Spaces einfach fehlt.

Montag, Oktober 29, 2007

Daft Hands



Das neuste Kultvideo auf YouTube nennt sich "Daft Hands". Ein Daft Punk Fan hat den Klassiker "Harder, Better, Faster, Stronger" (siehe auch Stronger) mit etwas "Hand-Akrobatik" visualisiert, ziemlich cool.

Sonntag, Oktober 28, 2007

Du hast den schönsten Ar*** der Welt



"Alex Christensen" (Alex C.) schaffte seinen musikalischen Durchbruch bereits Anfang der 90er mit dem "U 96"-Projekt. Danach wurde es relativ ruhig um ihn, auch wenn Christensen weiter im Geschäft war und als Produzent für diverse Popkünstler tätig wurde.

Nach langer Zeit ist ihm nun mit "Du hast den schönsten Ar*** der Welt" (featuring Y-Ass) mal wieder eine obere Chartplatzierung gelungen. Ursprünglich ein Clubhit wird der Song inzwischen überall rauf und runter gespielt. Dabei ist "Du hast den schönsten Ar*** der Welt" ein relativ plattes Cover von "Runaway" (1996) von den "Soundlovers". Dennoch ist Christensen mit Hilfe der weichen Stimme von Y-Ass und einer eingängigen Melodie samt Text ein absoluter Ohrwurm gelungen. Primitiv aber einprägsam.

Das Video als solches ist nicht übermäßig innovativ, hält aber immerhin was der Titel des Songs verspricht :p.

Freitag, Oktober 19, 2007

Hitler hatte einen Globus! -- Bahnbrechende Erkenntnisse auf einestages.de

Spiegel Online wollte wohl einfach nicht mehr die Entwicklung des Web 2.0 nur von außen betrachten. Zu verfüherisch die Idee, daß man selbst nur noch als Aggregator firmiert und die eigentliche Arbeit in Form der Erstellung von Inhalten dem gemeinen Internetnutzer überläßt.

Mit seinem neuen Portal "einestags.de" wagt Spiegel Online daher nun selbst den Einstieg ins Mitmach-Netz und beschreibt das neue Projekt wie folgt:

"einestages ist das neue Zeitgeschichte(n)-Portal von SPIEGEL ONLINE. Hier können Sie Geschichte sehen, Geschichte lesen - und Geschichte schreiben. Denn einestages macht Sie, die Leser zu Partnern in einem neuen und einmaligen Projekt: dem Aufbau eines kollektiven Gedächtnisses unserer Geschichte.

(...) Sie waren dabei, als die Mauer fiel? Als der Tsunami Thailand verwüstete? Beim ersten Konzert von Tokio Hotel? Haben Sie Fotos davon? Werden Sie Zeitzeuge, schreiben Sie auf einestages Ihre ganz persönlichen Zeitgeschichten." ("Was ist einestages?")

(...) Ganz klar: Im Mittelpunkt steht das turbulente 20. Jahrhundert - aber eben das lange 20. Jahrhundert: Urgroßvaters Briefe aus der Zeit der Reichsgründung um 1870/71 sind genauso Dokumente für einestages wie das Handyfoto vom Tsunami Weihnachten 2004. ("Was ist Zeitgeschichte?")

(...) Die Nachkriegsjahre, der Deutsche Herbst, die Wiedervereinigung sind wichtige Themen für einestages. Doch unsere Vergangenheit ist mehr als graue Weltpolitik: Die Tapeten der siebziger Jahre, die ersten Handys, die WM 1974, die Oderflut - all diese Themen haben sich eingebrannt in unser kollektives Gedächtnis." ("Was sind Themen")

Nun haben Zeitzeugenberichte natürlich durchaus einen gewissen Aussagewert und in der Tat läßt sich über sie Geschichte oft erschließen. Trotzdem besteht hier natürlich auch immer die Gefahr, daß die Momentaufnahme eines Einzelnen die Wahrnehmung einer historischen Gegebenheit verzehrt. Und selbst wenn es nicht gleich soweit kommt: Im günstigsten Fall wird es doch darauf hinauslaufen, daß sich auf "einestages" Trivialitäten ansammeln -- mehr oder minder nette Anekdoten die oft nichtssagend sind.

Was sagt dem Leser zum Beispiel die Erkenntnis, daß Andreas Baader eine Haßliebe zu Autos hatte oder daß jetzt in den USA Hitlers Globus aufgetaucht ist? Wow, Hitler hatte einen Globus!

Demnächst dann vermutlich bei "einestages.de": Irmgard M. kann sich nicht erinnern ob sie am 9. November 1989 weinen mußte, weil die Mauer fiel oder weil sie gerade Zwiebeln schnitt, Peter D. hat auf seinem Dachboden das Diaphragma von Eva Braun gefunden und der Urgroßvater von Sven D. gesteht in einem Brief daß er Kaiser Wilhelm II. nicht nur im übertragenden Sinne liebt.

Andere Storys wie das "Wunder der Anden" samt Kannibalismus-Diskussion oder Menachem Begins Verwicklung in das Attentat auf Adenauer kauen nur hinlänglich Bekanntes wieder.

Besonderen Wert legt man auf Fotos, doch selbst wenn man hier unterstellt, daß einige Fotos bisher unbekannt waren, so sind sie in der Regel nicht besonders aussagekräftig oder spektakulär.

Insgesamt ein recht fader Ansatz, der aber zur medialen Tendenz paßt, zunehmend immer stärker Einzelschicksale, Momentaufnahmen und Banalitäten zu fokussieren. Schade, daß die Redakteure von einestages.de offenbar nicht lesen, was z.B. ihr Kollege Reinhard Mohr schreibt.

Donnerstag, Oktober 18, 2007

Uwe Boll -- Postal Trailer

Uwe Boll steht in dem zweifelhaften Ruf, einer der schlechtesten Regisseure der Welt zu sein. "Verdient" hat er sich diesen Ruf mit einigen Videospiel-Adaptionen die von Kritikern zerrissen und von den Zuschauern (sofern vorhanden) geschmäht wurden.

Zwei seiner Videospielverfilmungen "House of the Dead" (2003) und "Alone in the Dark" (2005), finden sich zur Zeit (Oktober 2007) unter den "IMDb Bottom 100", den schlechtesten 100 Filmen in der IMDb-Datenbank (bei insgesamt ca. 380.000 Einträgen). Und auch die dritte Verfilmung, "BloodRayne" (2006), fand sich zwischenzeitlich schon einmal in besagter Liste. Aber auch anderen Boll-Filmen, die keine Videospiel-Adaptionen sind, wie z.B. der kanadische Horrofilm "Seed" (2007), wird diese "Ehre" zu teil. An Nominierungen für die "Goldene Himbeere" mangelt es seinen Filmen ebenfalls nicht.

Boll sieht sich selbst dabei allerdings offenbar immer als eine Art verkanntes Genie. Es sei die Filmindustrie die keine Ahnung habe. Stefan Höltgen formuliert es wie folgt:

"Boll war von allen Filmhochschulen abgelehnt worden, sämtliche seiner Filmförderanträge waren gescheitert, Verleiher wollten nichts von seinem Film wissen und auch als Praktikant bei Fernsehsendern konnte er nicht Fuß fassen. Erst durch trickreiche Fälschungen von Presseausweisen und Anmaßung von Redakteurs-Posten wurden ihm die Türen geöffnet. Das alles hat ihn nicht etwa zu der Erkenntnis geführt, dass es vielleicht an ihm und seinem Talent liegen könnte, wenn er nicht vorankam, sondern daran, dass die Medienbranche in Deutschland eben korrupt und ahnungslos ist." (Telepolis, 23.09.07)

Der Konfrontationskurs den Boll dabei einschlägt trägt teilweise bizarre Züge. So forderte er im Juni 2006 seine fünf härtesten Kritiker zu einem Boxkampf heraus, ein Angebot das einige Kritiker dann auch annahmen (en.wikipedia).

Auch Bolls neuster Film, "Postal", ist wieder eine Videospielverfilmung. Er läuft am heutigen 18. Oktober an und handelt von einer kruden Story über einen penisförmigen Merchandising-Artikel, eine Sekte in finanziellen Schwierigkeiten, den Taliban und einem Vergnüngungspark namens "Little Germany" (näheres bei Telepolis). Prägend ist ein schwarzer Humor mit durch und durch politisch inkorrekten Zoten.

Kultstatus hat bereits der Trailer zum Film erreicht, der zwei Terroristen im Cockpit kurz von den 9/11-Anschlägen zeigt. Gegenstand des Gesprächs der beiden ist, wie viele Jungfrauen eigentlich auf einen Muslim im Paradies nach dem Märtyrertod warten. Dabei entdecken sie Ungereimtheiten und werden skeptisch. Schließlich wollen sie ihre Mission abbrechen, doch dann...



Der Trailer erhielt sogar Lob von höchster Stelle in Sachen Satire, nämlich vom Titanic Magazin. Glaubt man Stefan Höltgen, kann Boll aber das Level vom Trailer nicht halten:

"In einer einzigen Szene (jener, die wohl bewusst deshalb als Teaser seit ein paar Wochen durch das Internet geistert und sogar die Zeitschrift Titanic zu Lob veranlaßt hat) gelingt ihm dies. Der Rest des Films zerrt einfach Plattitüden, die Boll als 'politisch unkorrekt' annimmt, vor die Kamera und formuliert sie aus." (Telepolis, 23.09.07)

Höltgen kommt zu dem vernichtenden Urteil der Film sei eine "ästhetische Katastrophe" und ein "rechtspopulistisches Boll-Werk". Dessen ungeachtet: Zumindest der besagte Trailer ist witzig :D.

Freitag, Oktober 05, 2007

Dear Wendy

"Dear Wendy" (2005) ist ein europäischer Spielfilm (produziert in Dänemark, Frankreich, Deutschland und GB) des dänischen Regisseurs Thomas Vinterberg nach einem Drehbuch seines Landmanns Lars von Trier (beide Mitbegründer des sog. "Dogma-Kinos"; wobei ich aber "Dear Wendy" definitiv nicht in diese Kategorie zählen würde).

Der Film spielt im us-amerikanischen Estherslope, einem fiktiven, im Niedergang begriffenen Provinznest in dem man entweder im Bergwerk arbeitet oder nicht viel zu tun hat. Dick (Jamie Bell), ein eher schmächtig wirkender Jugendlicher, hat überhaupt keine Lust dem Wunsch seines Vaters Folge zu leisten und wie dieser im Bergwerk zu arbeiten. Stattdessen hilft er zusammen mit dem gleichaltrigen Stevie (Mark Webber) lieber im örtlichen Supermarkt aus.

Für Sebastian (Danso Gordon), den Enkel der für Dicks Vater tätigen schwarzen Haushälterin Clarabelle (Novella Nelson), soll er ein Geburtstagsgeschenk besorgen und geht dazu in den örtlichen Spielzeugladen, in dem die introvertierte Susan (Alison Pill) für ihre Mutter arbeitet.

Da Dick Sebastian nicht leiden kann, ersteht er eine aus seiner Sicht häßliche Spielzeugpistole. Als er jedoch von Clarabelle erfährt, daß Sebastian generell sehr auf Waffen abfährt, sucht er sich lieber ein alternatives Geschenk (eine Ausgabe von Oscar Wildes berühmten Werk "Das Bildnis des Dorian Gray" bei der die letzten 20 Seiten fehlen). Einmal, da er wie beschrieben für Sebastian ein Geschenk will, das diesen nach Möglichkeit enttäuschen soll, zum anderen, da er sich selbst als Pazifist versteht und den gewaltaffinen Sebastian nicht mit einer Waffe auf dumme Ideen bringen möchte.

Da er nun ein neues Geschenk hat, möchte er die Spielzeugwaffe umtauschen und sein Geld wiederbekommen. Doch Susan teilt ihm mit, daß die Waren im Spielzeugladen vom Umtausch ausgeschlossen sind. Obwohl er eine Abneigung gegenüber Waffen hat, schafft es Dick nicht die Waffe wegzuschmeißen. Er trägt sie stattdessen mit sich herum und fühlt sich wohl dabei. Eines Tages fällt sie ihm bei der Arbeit aus der Tasche, was sein Arbeitskollege Stevie bemerkt und Dick darüber aufklärt, daß die Spielzeugwaffe in Wahrheit eine funktionstüchtige, echte Waffe ist.

Der Waffenkenner Stevie lädt daraufhin Dick ein, mit ihm zusammen in einem stillgelegten Teil der Mine das Schießen zu üben. Dick willigt aus Interesse ein und ist wie elektrisiert. Stevie fordert ihn auf, seiner Waffe einen Namen zu geben. Da es sich eher um eine Damenwaffe handelt, nennt Dick sie "Wendy". Dick und Stevie schießen nun regelmässig und beschäftigen sich intensiv, fast schon akademisch, mit Schußwaffen und ihrer Wirkungsweise. Obwohl Dick und Stevie ihre Waffen nur Nachts tief unter der Erde in einem Minenschacht ziehen, tragen sie sie auch tagsüber immer mit sich herum, wodurch beide deutlich an Selbstbewußtsein gewinnen.

Das Tragen der Waffen, die quasi religiöse Beziehung die sie zu ihnen aufbauen, ermöglicht es Dick und Stevie ihr Dasein als typische Verlierer hinter sich zu lassen. Das ermutigt Dick zu der Entscheidung, auch noch weitere Verlierertypen aus der Stadt hinzuzuziehen und mit ihnen einen Club aufzumachen, den Dick die "Dandies" nennt. Neben ihm und Stevie treten diesem Club auch die schüchterne Susan, der gehbehinderte Huey (Chirs Owen) sowie dessen kleiner Bruder Freddie (Michael Angarano) bei. Huey läuft auf Prothesen, da er keine Beine hat; Freddie wird wegen der Behinderung seines Bruders regelmässig verprügelt und Susan leidet darunter nur kleine Brüste zu haben.

Nach anfänglicher Skepsis fühlen sich auch die neuen Mitglieder im Club wohl, gewinnen ebenfalls deutlich an Selbstbewußtsein. Dick wird zum Präsidenten der "Dandies" ernannt, er legt eine Reihe von Regeln fest, die wichtigste lautet, daß es bei der ganzen Sache um Pazifismus geht: Es wird zwar ein Fetischkult um die Waffen zelebriert (die nicht nur alle eigene Namen tragen, sondern teilweise auch wie Personen behandelt werden), die oberste Regel besagt jedoch, daß diese niemals gegen Personen eingesetzt werden dürfen und niemals außerhalb des neuen "Clubhauses" in der Mine gezogen werden dürfen. Gemeinsam studiert man gerichtsmedizinische Dokumentationen, diskutiert darüber welche Waffe welche Austrittswunde verursacht, welcher Waffentyp zu welcher Person paßt, etc. Auch kostümieren sich die "Dandies" wie Cowboys, spielen Rollenspiele.

Nachdem sein Vater verstorben ist und Haushälterin Clarabelle aus Altersgründen gekündigt hat, werden die "Dandies" zu Dicks Ersatzfamilie. Er ist glücklich und die Welt könnte für ihn nicht besser sein. Bis eines Tages Sheriff Krugsby (wie immer genial: Bill Pullman) an seine Tür klopft und ihn bittet, eine Art "Bewährungshelfer" für Sebastian zu spielen. Dieser hat Ärger am Hals und jemanden erschossen (der sonst ihn erschossen hätte, wie Sebastian betont). Sebastian sollte eine positive Bezugsperson im gleichen Alter benennen, die ihm als Vorbild dienen kann. Dem fiel dabei nur Dick ein und dieser kann dem Sheriff den Gefallen nicht abschlagen. Von nun an muß sich Sebastian einmal in der Woche bei Dick melden.

Dick beschließt aus Sebastian einen echten "Dandy" zu machen, er weiht ihn ein und stellt ihn der Gruppe vor. Für Sebastian sind die "Dandies" nur Spinner, er hält sie für völlig irre. Dennoch schafft er es sich in die Gruppe zu integrieren, wird von den Clubmitgliedern schnell bewundert. Nur Dick kommt mit der neuen Situation nicht klar, stellt Sebastian doch unbewußt Dicks Führungsposition in Frage, entspricht aber gleichzeitig mit seiner Rüpelhaftigkeit auch überhaupt nicht dem Ehrenkodex, den Dick sich für die Gruppe ausgedacht hat. Als Sebastian dann auch noch besser mit "Wendy" schießen kann, als Dick, scheint für letzteren eine Welt zusammenzubrechen. Dick fühlt sich von seiner Waffe "betrogen" und hängt sie an die Wand, führt stattdessen nun eine andere mit sich.

Während Dick an seiner romantischen Vorstellung von der Vereinbarkeit von Waffen mit Pazifismus festhält, sieht Sebastian die Sache nüchterner. Für ihn tragen die Menschen Waffen, weil sie Angst haben, das gelte auch für die "Dandies". Um gegenüber Dick seinen Standpunkt klarzumachen erwähnt Sebastian seine Großmutter Clarabelle. Diese sei inzwischen an Alzheimer erkrankt und habe so eine panische Angst vor jedem und allem, daß sie sich nicht mal mehr aus dem Haus traue. Selbst den jährlichen Geburtstags-Besuch zur Cousine, die nur eine Straße weiter wohnt, könne sie nicht mehr absolvieren.

Daraufhin setzt sich Dick in den Kopf, zu beweisen, daß es nicht nur um Angst geht. Er will mit seiner Truppe Clarabelle beim zwei minütigen Fußweg zu deren Cousine eskortieren, ihr die Angst nehmen, und somit Sebastian widerlegen (die Logik ist etwas verquer, aber sei's drum). Während Sebastian und Dick nicht von Clarabelles Seite weichen, postieren sich die anderen "Dandies" an verschiedenen Plätzen auf dem Weg zur Wohnung der Cousine. Doch als Clarabelle stürzt, eilt ein Deputy herbei, um ihr zusammen mit Sebastian und Dick aufzuhelfen. Dabei kommt es zu einer kleinen Rangelei, die paranoide und verwirrte Clarabelle fühlt sich bedroht und zieht aus ihrer Tasche eine (kurze) Schrotflinte. Es kommt zum Desaster, Clarabelle drückt ab, der Deputy ist sofort tot.

Sheriff Krugsby eilt herbei, die "Dandies" betonen, daß es nur ein Unfall war und flüchten mit Clarabelle in ihr Versteck in der Mine. Krugsby übermittelt ihnen das Angebot, daß sie ihre Waffen behalten dürften, solange sie nur Clarabelle ausliefern würden. Diese solle dann in eine Klinik kommen. Dick und seine Freunde willigen ein, doch bei der Übergabe stellen sie fest, daß der Sheriff eine Automatik trägt. Aus ihrer intensiven Beschäftigung mit Waffen und ihren Trägern wissen sie: Jemandem mit diesem Waffentyp kann man nicht trauen. Sie ziehen sich erneut in die Mine zurück und aus dem Aufgebot an Deputies die der Sheriff im Hinterhalt hatte, läßt sich schlußfolgern, daß ihre Annahme, das Ganze wäre eine Falle gewesen, nicht unbegründbar war.

Der Sheriff und seine Männer durchsuchen das "Clubhaus" in der Mine, können jedoch die "Dandies" und Clarabelle nicht finden, die sich in einem geheimen Raum verstecken. Da die "Dandies" ihre Waffen nicht abgeben wollen und auch nicht ewig im Versteck bleiben können, macht Dick den Vorschlag, die "Mission" zu ende zu führen. Also Clarabelle und ihren Kaffee (das alljährliche Geschenk) zur Cousine zu eskortieren. Es kommt zum Showdown mit den Polizeikräften, bei dem die "Dandies" zwar auch einige Deputies ausschalten können, letztlich aber natürlich der Übermacht erliegen.

Die beiden letzten Überlebenden sind Dick und Sebastian. Dick schafft es Clarabell bis in die Wohnung der Cousine zu bringen, droht aber nun von einem Scharfschützen von der gegenüberliegenden Seite erschossen zu werden. Sebastian hat die letzten Seite des "Tagebuchs" (oder "Abschiedsbriefs") gelesen, die Dick an seine "Wendy" geschrieben hat. Darin äußert er den Wunsch, wenn schon, dann durch eine Kugel aus "Wendy" selbst zu tode zu kommen. Nun sieht Sebastian "Wendy" auf dem Boden liegen (sie wurde zuvor von der Polizei in der Mine konfisziert, wie sie auf die Straße kam, wird nicht aufgelöst). Unter Beschuß sammelt Sebastian die Waffe ein, stürmt in die Wohnung der Cousine und schießt Dick in den Rücken. Anhand der Austrittswunde an seiner Brust kann Dick erkennen, daß er durch eine Kugel aus "Wendys" Lauf erschossen wurde und stirbt glücklich. In dem Moment eröffnet die Polizei erneut das Feuer und schießt die Wohnung samt Personen in Stücke.

Thomas Vinterberg und Lars von Trier ist es mit "Dear Wendy" ein unkonventioneller Film über den Waffenfetischismus in den USA gelungen, der statt auf Betroffenheit lieber auf Humor setzt, dabei aber zeitgleich auch die nötige Ernsthaftigkeit mitbringt. Statt fanatischer Waffenliebhaber bekommt der Zuschauer ein paar unsichere Teenager zu sehen, die allein durch das Tragen der Waffen zu Stärke und Selbstbewußtsein finden, ohne dabei gleich die Tendenz zu entwickeln, ihren Mitmenschen nach dem Leben zu trachten oder den Finger allzu locker am Abzug zu haben.

Das Bedürfnis nach Werten, nach Halt, nach einer Orientierung in einer völlig verwahrlosten Umgebung führt dazu, daß sich die Clique von Heranwachsenden eine eigene Welt schafft, in die sie einen romantisch anmutenden "Ehrenkodex" aus der Vergangenheit importiert. Der verschrobene, offenbar beziehungsunfähige Pazifist und Freidenker Dick baut ausgerechnet zu einer Schußwaffe eine "Liebesbeziehung" auf und verfolgt seine Idee eines "Dandy"-Clubs mit einer Ernsthaftigkeit, die seine Mitstreiter zwar nicht in gleicher Intensität teilen, ihm aber trotdem folgen und sich ebenso von den selbst entwickelten Ritualen mitreißen lassen.

"Dear Wendy" ist dabei auch ein Gegenentwurf zum klassischen Stereotyp des gehänselten und ausgegrenzten High School Außenseiters, der eines Tages durchdreht, zum Amokläufer wird und danach strebt möglichst viele Mitschüler und Lehrer niederzumetzeln. Dennoch kommt es natürlich auch in "Dear Wendy" zur Eskalation, die erdachte Scheinwelt in der die "Dandies" leben prallt mit unverminderter Härte auf die Realität und mündet in dem Versuch der Teenager sich ihren Weg freizuschießen, ihre "ehrenvolle Mission" zu ende zu führen und dabei lieber zu sterben als ihre innig geliebten Waffen abzugeben.

ARTE zeigte "Dear Wendy" bereits am 03.10., es gibt noch zwei Wiederholungen am 05.10. und 18.10., leider jeweils erst um 3 Uhr nachts, aber wozu hat der Mensch Videorekorder. Es ist in jedem Fall ein wirklich lohnenswerter Film, der von kleineren logischen Unstimmigkeiten abgesehen sowohl von der Handlung her, aber eben besonders auch durch die schauspielerische Leistung, überzeugt.

Sonntag, September 30, 2007

La



Dem australischen Sänger und Songwriter Ohad Rein ist mit seiner Band "Old Man River" der Sommerhit in Italien schlecht hin gelungen, was vermutlich insbesondere an der ohrwurmmäßigen Melodie von "La", so der Titel des Songs, liegt.

Beim NDR2 heißt es: "Der unglaublich eingängige Song 'La', den Ohad im Rahmen einer seiner wöchentlichen Musiktherapie-Sessions für geistig behinderte Kinder in Sydney zusammen mit seinen Schützlingen geschrieben hatte, entpuppte sich in den vergangenen Wochen als unentrinnbarer Ohrwurm (...) Nun schickt sich der Song, bei dem die Kinder der Therapiegruppe als Backgroundsänger zu hören sind, an, auch die Herzen, Playlisten und Charts im Rest Europas zu erobern" (NDR2, 28.09.07).

Im Video sieht man Ohad in einer Hütte in der Wüste. Er kriegt Besuch von ein paar kostümierten Mitmenschen, die ihn offenbar zum Feiern anmieren wollen, doch er möchte sie zunächst nicht reinlassen und hat keine Lust auf Party. Schließlich kann er ihrem Ansturm jedoch nicht mehr standhalten. Und nachdem er dann auch noch Vater eines Stofftiers wird, nimmt er endgültig Reißaus und läßt den Rest in der Hütte zurück. Seine Freunde folgen ihm aber samt Haus und schließlich gibt Ohad dann doch nach und feiert mit.

Zugegeben, das ewige "La La La" im Refrain kann einem ziemlich auf den Senkel gehen, aber so ist das ja mit Ohrwürmern oft. Ansonsten wirken seine Stimme und die Melodie aber recht stimmig. Ich persönlich finde andere Stücke wie "Sunshine" (siehe MySpace) allerdings noch besser.

Samstag, September 29, 2007

Overpowered



Die irische Popsängerin "Róisín Murphy" kennen einige vielleicht noch als Part des Duos "Moloko", welches zur Jahrtausendwende seinen Durchbruch hatte. Ähnlich wie auch bei Moloko ist Róisíns Musikstil als Solosängerin eine Mischung aus Pop und Electronica.

Im Video zu "Overpowered", der ersten Single-Auskopplung aus ihrem am 12.10. erscheinenden, gleichnamigen Album, mimt Róisín scheinbar ein umjubeltes Starmodel, daß den sozialen Aufstieg geschafft hat. Doch während man sie in der ersten Szene noch umschwärmt sieht, löst sich dieses Bild langsam auf. Sie zieht ihr Kostüm nicht aus, steigt nicht in die wartende Limousine, sondern fährt Bus, holt sich ihr Essen in einem Fastfood-Restaurant an der Ecke wo sie jeder kennt, wohnt in einem schlichten Haus in einer schlichten Gegend und zieht ihr Kostüm selbst im Bett nicht aus.

Kein bahnbrechendes Video, das aber trotzdem ziemlich witzig gemacht ist und auch zu den Lyrics paßt.

Freitag, September 28, 2007

Full Metal Village -- Blasmusik trifft Heavy Metal

"Das Wacken Open Air (W:O:A) ist das größte Metal-Festival der Welt. Es findet jährlich am ersten Augustwochenende in Wacken in Schleswig-Holstein statt. Im Jahr 2007 hatte das Festival offiziell 60.000 zahlende Besucher, insgesamt waren über 72.000 Teilnehmer auf dem Open-Air." (Wikipedia)

Wacken liegt im norddeutschen Niemandsland, das Open Air ist alljährlich das mit Abstand größte Ereignis im Dorf. Doch wie gehen seine Bewohner mit den einfallenden Horden von Headbangern um? Wie stehen sie zu dem Festival?

Diesen Fragen ist die seit 1989 in Deutschland lebende, koreanische Regisseurin Cho Sung-hyung (alias Suzy Wong) nachgegangen. In ihrer Dokumentation "Full Metal Village" (2006) porträtiert sie verschiedene Dorfbewohner, ihre Einstellung zum Festival, sowie die Vorbereitungen auf den alljährlichen Ansturm.

Während Bauer Uwe Trede das Land zur Verfügung stellt, einer der Hauptorganisatoren ist und vorrechnet, wie viel Geld in der Sache steckt ("Menschen sind besser zu melken als Kühe"), ist die streng gläubige Malena Schaack alles andere als begeistert, da sie die Metal-Fans alle für Satanisten hält. Ganz anders sieht das freilich ihre Enkelin Ann-Kathrin Schaack, die die Abwechslung und den Freigeist der auf dem Festival herrscht sehr schätzt.

Insgesamt ist die Einstellung der lokalen Bevölkerung positiv. So ist es z.B. zur Tradition geworden, daß die Blaskapelle der örtlichen Feuerwehr zu Beginn des Festivals einen Auftritt hat. Die Metall-Fans headbangen dann zur klassisch deutschen Blasmusik genauso, wie sie es sonst zu ihrer Musik auch tun.

Ganze Rentner-Schwadrone werden als Ordner und Organisatoren eingesetzt, jeder hilft mit. Der EDEKA-Markt im Ort stückt sein Angebot an alkoholischen Getränken massiv auf, während die Schlange bis weit auf die Straße reicht. In der vermutlich witzigsten Szene im ganzen Film grüßt ein Rentner die vorbeilaufenden Fans mit dem "Mano cornuto" (auch "Pommesgabel", "Metal Fork" oder "Teufelsgruß" genannt).

Auch ein Gründungsmitglied des Festivals kommt zu Wort, das inzwischen ausgestiegen ist. Gezeigt wird, wie klein man im Jahr 1990 angefangen hat. Denn das Open Air findet nicht nur in Wacken statt, die Idee es auf die Beine zu stellen, stammte ursprünglich auch von einheimischen Metal-Fans. Einige Gründungsmitglieder sind inzwischen ausgestiegen, andere spielen immer noch zentrale Rollen in der Organisation und bei den Einnahmen.

Die Dokumentation erhielt 2006 den Schleswig-Holstein Filmpreis und den Hessischen Filmpreis, 2007 folgten der Max Ophüls Preis und der Gilde-Filmpreis.

ARTE zeigt nun morgen (29.09.07) um 8:45 Uhr eine gekürzte Version der Dokumentation unter dem Titel "Blasmusik trifft Heavy Metal". Wer sie sich ansehen will, muß also früh aufstehen -- oder eben gleich die Nacht durchmachen. Es lohnt sich auf jeden Fall.

Dienstag, September 11, 2007

Im Gedenken an 9/11

Seit 2003 platziere ich jedes Jahr am 11.09. einen Thread in den MSN Groups (2003, 2004, 2005, 2006, 2007), der den Titel "Im Gedenken an 9/11" trägt. Das Ausgangspostings enthält nichts weiter als ein Bild von Salvador Allende. Zwar erkennt natürlich nicht jeder sein Gesicht, aber aus dem Namen der entsprechenden Jpeg-Datei geht hervor, wer die Person ist. Nicht ganz klar ist den meisten, was nun Allende mit "9/11" zu tun hat, denn die meisten assoziieren mit dem 11. September natürlich den Terroanschlag von 2001 und nicht den Putsch von 1973 in Chile (in den die USA verwickelt waren).

Ursprünglich entstanden ist diese "Tradition" heraus als Persiflage der pathos-triefenden 9/11-Gedenkpostings in den MSN Groups (mit protzigen, animierten Gifs, usw.). Zwar ist natürlich generell nichts gegen Trauer und Gedenken zu sagen, die Frage stellt sich aber dennoch: Warum wird jedes Jahr der Opfer vom 11.09.2001 gedacht, aber nicht der vom 11.09.1973 (bzw. der Folgeopfer in der Pinochet-Diktatur)?

Hier das Posting von 2004 aus meinem alten Nucleus-Blog:

Im Gedenken an den 11.09. ...

seit den anschlägen in new york 2001 wird weltweit alljährlich am 11.09. der opfer dieses terrors gedacht. bei all dem tamtam verliert man schnell aus den augen, daß sich am 11.09. auch noch ganz andere historische ereignisse jähren.

so wurde z.b. vor 31 jahren am 11.09.1973 der chilenische präsident salvador allende im zuge eines putsches ermodert. ihm folgte die diktatur pinochets, der bis zu ihrem ende etwa 3000 menschen zum opfer fielen. allende war demokratisch gewählt, stand jedoch als kommunist den interessen der us-regierung entgegen, so daß dann wohl auch die CIA in den sturz allendes mitverwickelt war. völlig unverblümt brachte das der spätere us-außenminister henry kissinger 1970 auf den punkt, als er im hinblick auf den bevorstehenden wahlsiegs allendes in chile sagte: "I don't see why we need to stand by and watch a country go communist because of the irresponsibility of its own people."

wenn also in einem land eine kommunistische regierung frei gewählt wird, dann zeugt das von der unverantwortlichkeit der bevölkerung in diesem land und die USA müssen dies nicht hinnehmen. so wurde die beteiligung am putsch legitimiert und die rechtsgerichtete diktatur unter pinochet gut geheißen, weil sie aus sicht der USA eine angenehmere alternative zu einer allzu linksgerichteten regierung war.

wenn sich die welt nun jährlich an die opfer von 2001 in new york erinnert, aber keiner an diesen blutigen putsch, was bedeutet das dann? daß ein us-bürger, der von islamistischen terroristen ermordert wurde, eher betrauert werden sollte, als ein chilenischer bürger der in einer diktatur umgekommen ist, die von den USA mitinstalliert wurde? oder liegt es daran, daß es von 1973 keine so medienwirksamen bilder gibt, wie von 2001? oder einfach daran, daß 2001 kürzer zurück liegt und immer noch aktuell ist, während die süd-amerika-politik der USA im kalten krieg keinen mehr interessiert?

"selektive geschichtswahrnehmung" bedeutet, man nimmt nur den teil der vergangenheit wahr, der ins eigene, aktuelle weltbild paßt. der unangenehme rest wird ausgeblendet, wenn er im pathosschweren und patriotismustrunkenden gedöns keinen platz mehr findet.

Zum Nachlesen:

- taz, 1998: Der Putsch in Chile
- Telepolis, 2003: Der Putsch in Chile
- Telepolis, 2003: Der erste 11. September
- Freitag, 2003: Zusehen, wie ein Land kommunistisch wird?
- Historische Übersicht über US-Militärinterventionen in Amerika
- Chile Documentation Project (CIA-Papiere zu Chile)

Mittwoch, September 05, 2007

Jumpstyle

Jumpstyle ist ein elektronischer Musik- und Tanzstil, der ursprünglich aus der Discoszene Chicagos kommt. Es "ist ein langsamer Stil, der, was Sounds und Melodien angeht, oft relativ minimal gehalten ist – ähnlich dem Newstyle. Charakteristisch für viele Jumpstyle-Tracks sind 140–150 bpm und des Öfteren Offbeats (vgl. Hardstyle). Viele Tracks enthalten auch Hardcore-Techno-Beats, welche aber nicht zwingend notwendig sind, um einen Track als Jumpstyle zu klassifizieren." (Wikipedia)



Obwohl Jumpstyle ursprünglich aus Chicago kommt, ist er heute am stärksten in den Niederlanden, Belgien und Nordfrankreich verbreitet. In Deutschland spielte er bis dato keine nennenswerte Rolle, was sich erst jetzt ändert, da sich neben dem Musik- auch der dazugehörige Tanzstil verbreitet.

"Getanzt wird, indem man die Beine im Takt während des Springens abwechselnd nach vorne und hinten wirft. Oft wird der Tanz auch mit mehreren Personen getanzt, wobei die Tänzer entweder im sogenannten Duo-Jump nebeneinander gleiche Schritte ausführen oder sich gegenüber stehen und beim 'Jumpen' synchron und absichtlich mit den Füßen aneinander stoßen. (...) Das Berühren der anderen Tänzer durch unachtsame Tanzschritte ist verpönt (Ausnahme: Duo-Jump). Der Duo- oder Group-Jump (synchrones, choreographiertes Tanzen in einer größeren Gruppe) stellt hierbei die weitaus schwierigste Tanzart dar." (Wikipedia)



In der deutschen Dance- und Club-Musicszene ist Jumpstyle zur Zeit das "In"-Ding schlechthin. Oben in den Charts rangieren Hits wie "Freefall" von "Jeckyll & Hyde" und "The question is what is the question?" von "Scooter". Hier kann man in den Videos gut nachvollziehen, wie sich Jumpsytle tanzt. Die hohe Tanzkunst ist es sicherlich nicht, verglichen mit dem klassischen "Zucken und Zappeln" zu Rave- und Techno-Musik aber trotzdem ein ästhetischer Fortschritt.