Montag, Oktober 27, 2008

Der 400. und letzte Eintrag

Dies ist der 400. und letzte Eintrag in diesem Blog. Ich finde leider nicht mehr die Zeit, hier weitere Posts zu produzieren. Aber nach nun mehr fast fünf Jahren isses auch genug :D.

Der Blog wird in einigen Tagen "eingefroren", danach wird es nicht mehr möglich sein neue Kommentare hinzuzufügen. Die bestehenden Einträge und Kommentare bleiben aber weiterhin im Netz und der Nachwelt erhalten ;-).

Ich danke allen, die hier halbwegs regelmässig raufgeschaut haben und hoffe dem ein oder anderen Google-Suchenden weitergeholfen zu haben.

Sonntag, Oktober 26, 2008

Dexter

In "Dexter" spielt Michael C. Hall -- bekannt als schwuler Bestattungsunternehmer aus der preisgekrönten Kultserie "Six Feet Under" -- einen Forensiker beim Miami Metro Police Department, der Nachts ein Doppelleben als Serienkiller führt.

Dexter wurde als Kleinkind adoptiert, an die Verhältnisse in denen er davor gelebt hat, kann er sich nicht erinnern -- sie müssen aber sehr schlimm gewesen sein. Denn sein Adoptivvater Harry Morgan (James Remar), ein erfahrener Polizist, bemerkt schnell, daß mit Dexter etwas nicht stimmt.

Dexter bringt reihenweise Haustiere um die Ecke und Harry befürchtet, daß es dabei nicht bleiben wird. Aus seiner Erfahrung als Polizist weiß Harry, daß er seinem Sohn den Tötungsdrang kaum abgewöhnen kann und entschließt sich daher zu einem unkoventionellen Schritt: Er entwirft das, was Dexter "Harrys Codex" nennt. Dieser besagt, daß Dexter nicht willkürlich töten darf, sondern nur Menschen, die den Tod durch ihre eigenen Vergehen auch verdient haben.

So kommt es, daß Dexter als Erwachsener tagsüber Spezialist für Blutspritzer bei der Polizei von Miami wird, während er nachts Mörder, Vergewaltiger und Kinderschänder zur Strecke bringt, die dem System entkommen konnten, obwohl sie eindeutig schuldig sind. Harry ist inzwischen verstorben, doch Dexter hält dessen "Erbe" hoch, indem er versucht sich strikt an den Codex zu halten.

Seine beiden "Professionen" -- das Morden und die Forensik -- führt Dexter mit einer unglaublichen Akribie und Professionalität aus. Allerdings kann er mit menschlichen Empfindungen nicht viel anfangen, weshalb er über die Jahre gelernt hat, sie vorzutäuschen. Fast alle seine Polizei-Kollegen -- viele kannten seinen Vater noch -- bemerken daher auch nichts Verdächtiges an Dexter. Für sie ist er einfach nur ein freundlicher, kommunikativer Partner, der auf seinem Fachgebiet hoch kompetent und damit eine echte Bereicherung ist.

Der einzige der Dexter nicht leiden kann und sein Auftreten komisch findet ist Sgt. James Doakes (Erik King). Doakes schätzt die Leistungen von forensischen Mitarbeitern in der Abteilung generell nicht besonders hoch ein, aber Dexters Faszination für alles was mit Blut zu tun hat findet er besonders gruselig und traut ihm nicht über den Weg. Aber erst in der zweiten Staffel wird Doakes Mißtrauen für Dexter zu einem echten Problem.

Wesentlich positiver wird Dexter durch seinen Partner im Morddezernat, Angelo Batista (David Zayas), wahrgenommen, dessen Markenzeichen sein Hut ist. Anders als Doakes ist Batista immer wieder angenehm von Dexters Sachkenntnis überrascht, hält große Stücke auf ihn und bleibt ihm gegenüber stets loyal.

Auch die Abteilungsleiterin Lt. Maria LaGuerta (Lauren Vélez) schätzt Dexters Arbeit sehr, findet ihn darüber hinaus aber auch sichtlich attraktiv. Dexter entgeht dieses "Balzverhalten" nicht, er weiß nur nicht recht wie er damit umgehen soll, da er zwischenmenschliche Beziehungen jenseits einer analytischen Ebene nicht versteht und an ihnen auch kein persönliches Interesse hat. LaGuerta hält ihr Gesicht oft und gerne in Kameras, urteilt bei ihrer polizeilichen Arbeit aber manchmal vorschnell und macht insgesamt nicht den kompetentesten Eindruck.

Dexter sagt von sich selbst, der einzige Mensch zu dem er wirklich ein Bindung hat, ist seine Stiefschwester Debra "Deb" Morgan (Jennifer Carpenter). Diese ist bei der Sitte, möchte aber unbedingt auch ins Morddezernat und holt sich dafür bei ihrem Bruder immer wieder Tipps. Dexter erkennt ihr Potential eine gute Ermittlerin zu werden und fördert sie, so daß ihr tatsächlich der Einstieg ins Morddezernat gelingt. Sehr zum Unwillen von Lt. LaGuerta, die von Deb nicht besonders viel hält und sie das auch immer wieder spüren läßt.

Für eine perfekte Tarnung als "Normalo" braucht Dexter aber natürlich auch noch so etwas wie eine Beziehung. Liebe vorzutäuschen ist für ihn besonders schwer, mit seiner neuen Freundin Rita Bennett (Julie Benz), die Dexter als ebenso emotional "geschädigt" einstuft wie sich selbst, wähnt er aber die Richtige gefunden zu haben. Die zweifache Mutter wurde von ihrem im Knast sitzenden Ehemann immer wieder verprügelt und vergewaltigt. Daher hat sie zur Zeit noch ein generelles Problem mit zu viel Nähe, was Dexter sehr entgegenkommt. Nach und nach muß Dexter sich dann aber eingestehen, daß er für Rita und ihre zwei Kinder genauso wie für seine Schwester sehr wohl etwas empfindet und sie daher bei Gefahr zu beschützen versucht. Durch dieses Zulassen von Gefühlen wird er allerdings auch angreifbar, wie dann die zweite Staffel deutlich macht.

Dexters Gegenspieler in der ersten Staffel ist der sogenannte "Kühllaster-Killer", ein Serienmörder der es in seiner Präzision mit Dexter aufnehmen kann und dessen Respekt gewinnt. Zwischen den beiden entwickelt sich ein "Spiel", bei dem Dexter erfahren muß, daß sein Widerpart ihn auffallend gut kennt, also auch um Dexters Doppelleben weiß.

Kannte man in Miami arbeitende Forensiker bisher meist nur aus dem CSI-Ableger "CSI Miami", bekommt man nun mit "Dexter" eine Serie geboten, die nicht mehr ganz so einfach nach gut und böse unterscheidet, sondern auch Zwischentöne erlaubt. Gerne würde man Horatio Caine aus Jerry Bruckheimers über-ästhetisierter Hochglanz-Serie einmal gegen den Serienkiller und Blutspritzerspezialisten Dexter in einer Crossover-Folge antreten sehen.

Der Gefahr in einen reaktionären Tonfall zu verfallen -- in Form einer im Kern positiven Darstellung von Selbstjustiz infolge von Systemversagen -- gehen die Autoren aus dem Weg, indem sie sehr ausdifferenzierte Charaktere und Handlungsmuster schaffen. Es geht in erster Linie um Dexter und seine Bemühungen in einer Welt in der er eindeutig "anders" als die Mehrheit ist zurecht zu kommen, darum wie er zu Mitmenschen Beziehungen aufbauen kann, selbst wenn dies auf den ersten Blick kaum möglich erscheint, darum wie er sein Doppelleben am besten tarnen kann und mit seinen Morden davon kommt. Auch, aber eben nicht im Zentrum der Betrachtung steht die vermeintliche oder tatsächliche Gerechtigkeit die Tätern und Opfern widerfährt, wenn Dexter des nächtens zum Skalpell greift.

Insgesamt ist die von James Manos, Jr. auf der Basis von Jeff Lindsays Dexter-Romanen ("Darkly Dreaming Dexter") entwickelte und von Clyde Phillips und Daniel Cerone maßgeblich vorangetriebene Serie zweifellos eine der wenigen aktuellen Perlen im sonst zunehmend tristen deutschen Serienalltag.

RTL2 zeigt Dexter zur Zeit jeden Montag um 22:55 Uhr. Auch wenn die Episoden aufeinander aufbauen, kommen neue Zuschauer relativ zügig in den Gesamtplot rein.

Samstag, Oktober 25, 2008

Alles Neu



Peter Fox alias Pierre Baigorry oder auch Enuff, war bisher in erster Linie bekannt als einer von drei Frontmänner der legendären Berliner Dancehall-Combo "Seeed", die mit Hits wie "Dickes B", "Aufstehn!" und "Ding" zur mit Abstand erfolgreichsten deutschen Dancehall-Formation wurde.

Nun hat Peter Fox mit "Stadtaffe" sein erstes Soloalbum rausgebracht und tatsächlich sieht man im Video zur ersten Single-Auskoppelung "Alles neu" auch zahlreiche Affenmasken tragende Musiker. Diese bilden eine Begleitband, auf die Fox als Solist genauso wenig verzichten möchte wie vorher bei Seeed.

Im ersten, schwarz-weiß gehaltenen Teil des Videos sieht man Peter Fox zunächst in einer tristen Wohnung. Er kocht und kündet wie der Titel des Tracks schon sagt von einem Neuanfang, den er vollziehen wird. Die Wände der "Wohnung" brechen auf, Fox befindet sich auf dem Dach zwischen zwei "Wäschefrauen". Es geht ein Treppenhaus hinab auf die Straßen Kreuzbergs, seine "Affen-Trommler" im Schlepptau. Er öffnet die Tür zu einem Konzertsaal der von innen deutlich schöner aussieht als von außen. An einem kleinen Piano sitzend gibt er wie Schroeder von den Peanuts alles, unterstützt von seinen "Affen", die nun Geige spielen. Im letzten Teil, der auf einer Art Parkplatz zu spielen scheint, drehen die Trommler dann noch einmal voll auf.

So kräftig und dynamisch wie der Sound und das Video sind auch die Lyrics: "Ich verbrenn mein Studio, schnupfe die Asche wie Koks. Ich erschlag meinen Goldfisch, vergrab ihn im Hof. Ich jag meine Bude hoch, alles was ich hab lass ich los. Mein altes Leben, schmeckt wien labriger Toast. [...] Nur noch konkret reden, gib mir ein Ja oder Nein. Schluß mit Larifari, ich laß all die alten Faxen sein. Sollt ich je wieder kiffen, hau ich mir 'ne Axt ins Bein. Ich will nie mehr lügen, ich will jeden Satz auch so meinen."

Diese Zeilen strotzen nur so vor Selbstbewußtsein, künden klar von dem Bedürfnis mit dem Alten zu brechen, um etwas Neues zu schaffen. Pierre Baigorry hat sich als Peter Fox neu geschaffen und unterstreicht diesen Schritt deutlich mit der ersten Single vom ersten Album.

Ein Song der lyrisch wie musikalisch unglaublich erfrischend ist, besonders auch vor dem Hintergrund des ewig nervig-prolligen Pseudo-Gangster-Raps der den Mainstream der deutschen HipHop-Szene momentan sonst so dominiert.

Freitag, Oktober 24, 2008

Californication

David Duchovny, am ehesten bekannt als Fox Mulder aus der legendären SciFi-Mystery-Serie "Akte X", machte zuletzt Schlagzeilen mit seiner sogenannten "Sexsucht" (siehe Hypersexualität), wegen der er sich in Therapie begab (SPON, 29.08.08). Seine Ehe konnte er aber offenbar trotzdem nicht mehr retten (SPON, 17.10.08).

So bedauerlich das für Duchovny persönlich sein mag, die Figur des Hank Moody die er in der seit kurzem auch auf RTL2 zu sehenden Serie "Californication" spielt, wirkt dadurch umso authentischer, da man zumindest zeitweise das Gefühl hat, Duchovny spielt sich hier einfach nur selbst.

Hank Moody ist ein Schriftsteller in einer klassischen Midlife-Crisis. Er hat eine Schreibblockade, trinkt zu viel und schläft nahezu jeden Tag mit einer anderen Frau. Zusammen mit seiner damaligen Lebensabschnittsgefährtin, Karen van der Beek (Natascha McElhone), und der gemeinsamen, 12jährigen Tochter Becca Moody (Madeleine Martin), war er ursprünglich von New York nach L.A. gezogen, um hier an seinem neuen Buch zu arbeiten.

Doch er kriegt nichts zu Papier und die Beziehung mit Karen zerbricht. Sie wirft ihm Bindungsängste vor (er hat sie z.B. nie gefragt, ob sie ihn heiraten möchte) und daß er insgesamt zu wenig für die Familie da ist. Karens neuer Freund heißt Bill Lewis (Damian Young), sie zieht bei ihm zusammen mit Becca ein und möchte ihn heiraten. Obwohl Karen fest davon überzeugt zu sein scheint Bill zu lieben und Hanks regelmässige (Wieder)-Annäherungsversuche abblockt, scheint in fast allen Episoden doch immer wieder durch, daß Hank eigentlich die Liebe ihres Lebens ist.

Bill ist ein reicher, verwitweter Verleger und nicht nur, daß er der Neue von Karen ist, nein, Hank muß auch noch herausfinden, daß er inzwischen für Bill arbeitet. Denn Hanks Agent, der glatzköpfige Charlie Runkle (Evan Handler), hat Hank dazu überredet einen Blog beim "Hell-A Magazine" zu führen -- ohne zu erwähnen, daß dieses von Bill herausgegeben wird.

Was Bill nicht weiß ist, daß Hank mit dessen Tochter Mia Lewis (Madeline Zima) geschlafen hat. Wobei Hank jedoch auch selbst erst im Nachhinein erfahren hat, daß Mia die Tochter von Bill ist und -- noch fataler -- daß sie erst 16 ist. Die Geschichte wird für Hank zum Problem, denn natürlich will er nicht, daß Bill, Karen oder sonst wer von diesem Fehltritt erfährt. Die Konsequenzen dieses One-Night-Stands werden Hank jedoch noch länger beschäftigen, denn Mia bedient sich später bei Hanks Entwürfen, ohne daß dieser dagegen etwas tun kann.

Doch das ist natürlich nicht Hanks einziges Problem. So ist er z.B. wiederholt in körperliche Auseinandersetzungen mit dem Regisseur Todd Carr (Chris Williams) verwickelt. Carr hat das letzte Buch von Hank sehr erfolgreich verfilmt. Hank sieht das etwas anders, er haßt den Film der seiner Meinung nach nicht mehr viel mit seinem Buch zu tun hat. Erschwerend kommt hinzu, daß Hank auch etwas mit Todds Frau, Sandy (Camille Langfield), hatte oder fast hatte.

Eine der wenigen Personen die wirklich bemüht sind Hank vor weiteren Abstürzen zu bewahren ist Charlie, der neben Hanks Agent auch dessen bester Freund ist. Charlie versucht nicht nur dem zur Zeit unproduktiven Hank immer wieder eine Einkommensquelle zu verschaffen (was diesen in der Regel annervt), sondern auch Hanks Lebenssituation insgesamt zu stabilisieren, indem er ihm z.B. Meredith (Amy Price-Francis) vorstellt, mit der Hank dann auch tatsächlich zumindest vorübergehend eine halbwegs feste Beziehung führt.

Doch auch Charlie ist natürlich nicht frei von Fehlern, obwohl er eigentlich eine glückliche Ehe mit seiner Frau Marcy (Pamela Adlon) führt, läßt er sich von seiner masochistisch-veranlagten Assistentin, dem "SuicideGirl" Dani (Rachel Miner) verführen. Hank überrascht die beiden jedoch und kann Charlie so vor einem schweren Fehler bewahren.

Insgesamt ist Hank Moodys Verhalten also sehr widersprüchlich. Einerseits versucht er in jeder Folge seine große Liebe Karen wieder zurückzugewinnen und nimmt seine Vaterpflichten gegenüber seiner Tochter Becca durchaus ernst (etwa wenn er sie von einer Drogen-Party fort schafft), andererseits führt er einen sehr unsteten, promisken Lebenswandel. Auf der einen Seite hilft er Freunden aus der Klemme und versucht sich verantwortungsvoll zu benehmen, auf der anderen Seite brüskiert er sie immer wieder durch ein unpassendes, aggressives Auftreten und schlägt bewußt Türen zu, die andere ihm helfend aufhalten wollen.

Hank Moody raucht, trinkt, vögelt und prügelt sich durch nahezu jede Episode der Serie. Er scheint ständig zwischen Haß und Selbsthaß hin und her zu pendeln, verletzt seine Mitmenschen schwer, auch wenn er dies oft gar nicht will. Trotzdem wird auch immer wieder deutlich, daß er im Kern ein guter Kerl ist, der klassische Antiheld eben, für den der Zuschauer trotz dessen Fehlern Sympathie entwickelt.

Californication -- ein Wortspiel aus "California" und "Fornication" -- ist eine Persiflage auf den Hollywood-Betrieb in Los Angeles. Zur Schau gestellt wird die Welt der Produzenten, Künstler und Autoren zwischen Schnellebigkeit, Drogenkonsum und menschlichen Abgründen. Statt ins Moralinsaure abzurutschen setzt Drehbuchautor und Produzent Tom Kapinos dabei konsequent auf einen satirisch-sarkastischen Erzählstil, ohne dabei jedoch völlig auf Ernsthaftigkeit zu verzichten. Wie nahezu alle modernen, etwas anspruchsvolleren US-Serien gehört Californication damit ins Genre der "Dramedy".

David Duchovny erhielt in diesem Jahr für seine Rolle als Hank Moody einen Golden Globe für "Best performance by an actor in a television series - musical or comedy". Es dürfte vermutlich nicht die letzte Auszeichnung für diese Serie und ihre Darsteller gewesen sein (es gab bereits zahlreiche weitere Nominierungen). Während in den USA gerade die zweite Staffel anläuft, zeigt RTL2 die Folgen der ersten zur Zeit jeden Montag um 22:15 Uhr.

Donnerstag, Oktober 23, 2008

Windows Live Groups kommen im November - MSN Groups werden abgeschoben

Die gute Nachricht zuerst: Am 17.11.08 soll es angeblich endlich soweit sein, Microsoft wird seine "Windows Live Groups" offiziell ins Leben rufen (LiveSide.net, 15.10.08). Damit wird die Windows Live Familie endlich um das bereits vor einem Jahr erwartete Groups-Angebot erweitert.

Die schlechte Nachricht: Am 21.02.09 sollen die "altehrwürdigen" MSN Groups endgültig abgeschafft werden. Und obwohl die neuen Live Groups als de facto Nachfolge-Angebot fungieren werden, können MSN Groups Betreiber ihre Gruppen nicht dorthin migrieren. Wer seine alte Gruppe über den 21. Februar hinaus behalten will, muß sie zu einem Drittanbieter namens Multiply transferieren, den Microsoft als neuen "Partner" anpreist (TechCrunch, 15.10.08).

Multiply gehört zu den Social Networks der ersten Stunde, es wurde bereits 2003 gegründet, ist aber bis heute kaum jemandem ein Begriff, da es sich anders als z.B. Facebook oder MySpace nie durchsetzen konnte. Dennoch nutzen laut Wikipedia immerhin 9 Millionen User den Service.

Gemessen am Erfolg anderer Social Networks spielt Multiply aber nur in der zweiten oder dritten Liga. Die Frage ist also, warum Microsoft sich dazu entschlossen hat, seine MSN Groups ausgerechnet dahin abzuschieben, anstatt seinen Nutzern die Möglichkeit einzuräumen, die jeweilige MSN Group in eine Windows Live Group zu migrieren:

"This just seems weird - why would Microsoft abandon a sizable (but dwindling) chunk of users to an entirely unrelated social network? It's nice that they aren't leaving their users out in the cold, but why not just cut off new signups to MSN Groups and allow the legacy users to continue on in peace? Microsoft may appear to have made the gesture in good faith, but it's likely that the company is hoping users will scoff at the idea of having to migrate, and just sign up on the new Live service when it launches." (TechCrunch, 15.10.08)

Demnach wäre die Kalkulation bei Microsoft also, daß die Nutzer mehrheitlich keine Lust haben sich mit der Migration oder anschließend mit dem eher drittklassigen Anbieter Multiply herumzuschlagen und dann lieber gleich eine neue Windows Live Group eröffnen (dazu später mehr). Ähnlich wie schon bei der Einstellung des MSN Chat Services (später MSN Group Chat), nimmt Microsoft dabei offenbar billigend in Kauf, daß einige Nutzer auch abwandern und sich die gewünschte Dienstleistung woanders suchen.

Microsoft begründet die Schließung von MSN Groups wie folgt:

"Da wir unseren Kunden die aktuellsten und benutzerfreundlichsten Technologien zur Verfügung stellen möchten, die derzeit verfügbar sind, haben wir die schwierige Entscheidung getroffen, den MSN Groups-Dienst zu schließen. Diese Entscheidung steht in direktem Zusammenhang mit weitergehenden Investitionen zur Aktualisierung und Neuausrichtung unserer Windows Live-Onlinedienste.

Wir sind der Überzeugung, dass die Schließung dieses Diensts langfristig die beste Lösung darstellt, um weiterhin innovative Dienste anbieten zu können, die zu den besten ihrer Art zählen und mit deren Hilfe Sie mit den Menschen in Kontakt bleiben können, die Ihnen wichtig sind. Im Herbst möchten wir einen neuen Groups-Dienst eröffnen.

Anders als MSN Groups wird Windows Live Groups jedoch hauptsächlich einen Ort darstellen, an dem kleinere Gruppen kommunizieren können. Ein Dienst für kleine, mittlere und große Gruppen steht nun über unseren Onlinepartner Multiply zur Verfügung." (MSN Groups Resource Center DE, 02.10.08)

Während also die neuen Windows Live Groups nur für "kleinere Gruppen" gedacht sind, ist Multiply als MSN Groups Aufnehmer darüber hinaus auch für "mittlere und große Gruppen" geeignet.

TechCrunch veröffentlichte auch eine statistische Kurve, die sehr schön den schleichenden Bedeutungsverlust der MSN Groups deutlich macht.

Einerseits lohnt sich die Aufrechterhaltung des alten Services für Microsoft also nicht mehr, andererseits würden die MSN Groups aber dennoch immer noch eine Grundkonkurrenz zum neuen Windows Live Groups Service bedeuten. Und die Live Groups sind vermutlich strukturell wie technisch soweit von den alten MSN Groups entfernt, daß Microsoft auch nicht den Aufwand betreiben möchte, die Möglichkeit eines "Upgrades" vom alten zum neuen Service anzubieten.

Eine ernsthafte Konkurrenz durch Multiply befürchtet Microsoft dagegen offenbar nicht. Zwar kann ein Gruppenbesitzer seine Gruppe migrieren, nicht aber die Benutzer. Die erhalten eine Einladung, müssen sich aber dennoch anschließend bei Multiply erst mal neu registrieren (MSN Groups Resource Center DE, 02.10.08). Selbst wenn die Migration erfolgreich war, haben die User auf Multiply noch einige andere Hürden zu nehmen (es gibt z.B. als einzige Sprache bei Multiply zur Zeit nur Englisch). Der Nutzer erhält also von Microsoft einen Wink mit dem Zaunpfahl, daß er aufs Abstellgleis geschoben wird und soll dann abspringen und sich bei den Windows Live Groups wiederfinden.

Selbst wenn man all diese Faktoren zugrunde legt, um Microsofts Vorgehen zu erklären, kündet der Schritt sicherlich von Arroganz. Die neue Zielgruppe der Windows Life Services ist wohl mehrheitlich deutlich jünger als die alte Garde der MSN Groups Nutzer (dies erkennt man z.B. mit einem einfachen Blick auf die mehrheitlichen Inhalte der von Nutzern betriebenen Windows Live Spaces). Und wer heute noch nicht im neuen Web 2.0 angekommen ist bzw. vielleicht nur ein einfaches Diskussionsforum (mit einem Chat) haben möchte, der ist als Zielgruppe für Microsoft offenbar einfach nicht mehr interessant genug.

Wer sich als Gruppen-Besitzer trotzdem nicht abschrecken lassen möchte, findet hier einen offiziellen "Step-by-Step Guide Migration Guide" in Deutsch, der erklärt, wie man seine Gruppe nach Multiply migriert. Die alte Gruppe bei MSN sollte man nach erfolgreicher Migration dann aber löschen, da diese ansonsten bis Februar noch weiter existiert und man als Group-Betreiber dann vor einem Redundanz-Problem steht, da neue und alte Gruppe von den Nutzern parallel (aber unter Umständen unterschiedlich) vorangetrieben werden.

Sonntag, August 31, 2008

18 Karat Gold



Johnossi ist eine schwedische Indie-Rock-Band die schon seit 1996 besteht, aber erst 2006 ihr erstes Album veröffentlichte und jetzt mit "All They Ever Wanted" das zweite herausgebracht hat. Die Band besteht nur aus zwei Personen, John Engelbert und Oskar "Ossi" Bonde.

In der Wikipedia heißt es über ihre Musik: "Their music is characterized by a full guitar sound supported by Engelbert's unorthodox guitar rig and myriad effects pedals, and Bonde's straightforward beats; studio releases often feature colorful percussion accents on instruments such as tambourine, maracas, guiro, and chimes. A variety of musical styles appear in their work, from hard rock, to blues riffs, post-punk, and even gloom-pop, though lyrical themes are almost uniformly personal and slightly angsty".

Inhaltlich geht es in dem Song um Einsamkeit und Unnahbarkeit, um den vergeblichen Versuch "ein Loch im Herzen mit 18 Karat Gold aufzufüllen": "18 karat gold wouldn't fill the hole / The bleeding hole in her heart / That's made from cicumstances at home / Because they kept pulling her hair / And so it choked her words / She don't sleep at night, afraid to turn out the light / And she's home".

Passend zu diesen eher traurig-düsteren Lyrics kommt das Video daher. Man sieht eine junge Frau, die sich auf einem ziemlich unangenehmen Drogentrip zu befinden scheint. Sie torkelt schwitzend durch ihre Wohnung, verrichtet verschiedene Tätigkeiten (tanzen, essen, Glitterhemd anziehen, Plastik-Delfin reiten, was man halt so auf Drogen macht ;) und bricht schließlich zuckend mit einer Zahnbürste in der Hand zusammen. In der letzten Sequenz sieht man wie eine transparente Flüssigkeit auf dem Herd Feuer fängt. Ein teilweise beängstigend und traurig wirkendes aber gleichzeitig wunderschönes und ästhetisch wohl inszeniertes Video.

Samstag, August 30, 2008

Hammerhead



"The Offspring" ist eine eigentlich recht bekannte us-amerikanische Punkrock-Band, die ihren Durchbruch 1994 mit dem Album "Smash" hatte. Inzwischen ist mit "Rise and Fall, Rage and Grace" bereits ihr achtes Studioalbum erschienen. Und hier war "Hammerhead" die erste Singleauskopplung.

Der Song ist aus Sicht eines Schul-Amokläufers geschrieben, was aber erst am Ende des Stücks deutlich wird ("And you can all hide behind your desks now / And you can cry 'teacher come help me'"). Zu Beginn des Tracks klingt das Ganze dagegen noch nach der typischen Argumentation eines Soldaten, der glaubt für ein höheres Ziel zu töten. So wollen zumindest die Bandmitglieder den Song verstanden wissen.

Das komplett animierte Video wurde von Teqtonik produziert, in der Wikipedia heißt es: "The video has a anti-war/violence slant represented through symbolism including mechanical animals, such as robotic dogs, pigs and elephants meant to represent politicians, and stealth fighters that later turn into birds flying into a sunset at the song's conclusion. Other events including a soldier being ordered to jump to his death, kids playing catch with a bomb and a spokesman wearing a dunce hat speaking to frenzied reporters. The video has a dark feel, being predominantly tinted in blue and appearing deliberately aged and damaged" (Wikipedia).

Insgesamt thematisiert das Video mehr den Alltag in einem Krieg, die überraschende Wendung am Ende in Richtung Schul-Amoklauf kommt hier nicht zur Geltung. Dennoch wird die allgemeine gewalt-kritische Message ganz gut deutlich. Vom Sound her ist der Track ein typisches Offspring-Stück, offenbart also eher Altbewährtes denn grundlegend Neues (was ja nicht schlecht sein muß).

Freitag, August 29, 2008

Great DJ



Das Duo Katie White (Gesang) und Jules De Martino (Schlagzeug) gründete 2006 die britische Indie-Pop-Band "The Ting Tings". Ihren Durchbruch hatten sie in diesem Jahr zunächst mit dem Track "Shut Up and Let Me Go", der von Apple für eine iPod-Werbung verwendet wurde und dadurch sehr bekannt wurde, und später mit dem Rerelease der Single "That's Not My Name", die ursprünglich aus dem Jahr 2007 stammt aber erst jetzt nach der Wiederveröffentlichung auf dem ersten Album ("We Started Nothing") auf Platz 1 der britischen Charts landete.

Mir persönlich gefällt bisher "Great DJ" am besten, sowohl was den Song als auch was das Video angeht. Obwohl einfach gestrickt, ist das Video ganz unterhaltsam, man sieht eigentlich nur White und De Martino beim Tanzen vor einem künstlichen Hintergrund, der in einigen kurzen Sequenzen sogar aus einer "Fototapete" besteht. Der Clip wirkt durch die grellen Hintergrund-Farben sehr Retro und erinnert von der Struktur her z.B. an das legendäre Video der "Pizzicato Five" zu "Twiggy, Twiggy" (obgleich letzteres in s/w ist).

Donnerstag, August 28, 2008

Gobbledigook



Sigur Rós ist eine aus Island stammende Band, die dem Ambient- und auch Post-Rock-Genre zugerechnet werden kann.

Im Juni diesen Jares wurde mit "Með suð í eyrum við spilum endalaust" (dt.: "Mit einem Brummen in den Ohren spielen wir endlos") das fünfte Studioalbum der Band veröffentlicht. In der englischen Wikipedia heißt es dazu: "In general, the music continues Sigur Rós' departure from their generally ethereal and minimalist music, being (as the title and cover suggest) more playful and fanciful than their early work, featuring more traditional guitar melodies, acoustic instrumentation, and folk-oriented compositions following in the vein of their later albums."

Die erste Singleauskopplung aus dem Album war "Gobbledigook", wobei der Titel vermutlich auf den englischen Ausdruck "Gobbledygook" anspielt oder sich von ihm ableitet. In der Wikipedia erfährt man zu diesem Begriff: "Gobbledygook or gobbledegook (sometimes shortened to gobbledegoo) is an English term used to describe nonsensical language, sound that resembles or unintelligible encrypted text", was dann auch als selbstironischer Verweis der Band verstanden werden kann.

Im dazugehörigen Videoclip sieht man eine Gruppe Naturisten wie sie splitternackt durch einen Wald rennen und tanzen. Gedreht wurde es von "Arni & Kinski", die vorher schon zwei andere Videos für Sigur Rós produziert hatten. Eine qualitativ bessere Version kann auf der Website der Band angesehen werden.

Der Clip ist sehr solide auf die Musik zugeschnitten, etwa wenn die Protagonisten sich am Lagerfeuer in Trance tanzen oder ein "Buschtrommler" passend zum Sound seinen Einsatz hat. Wegen der "nackten Tatsachen" taucht das Video auf den Musikkanälen im Fernsehen nur im Spätprogramm auf und hier auch nur selten. Schade, denn es ist gelungen und der Track recht eingängig.

Mittwoch, August 27, 2008

Do It or Die



"Die Mannequin" ist eine noch recht junge Punkrock Band aus Kanada, die zwar schon 2006 ihre erste EP rausbrachte, es aber erst 2007 mit der zweiten EP, Slaughter Daughter, zumindest teilweise bis in den Mainstream schaffte. Zur Zeit läuft auf den Musikkanälen hin und wieder "Do It or Die" von letztgenannter EP, wenn auch nicht in der Hauptrotation.

Der Stil der Band wird in der englischen Wikipedia auch als "Glam punk" und als "Sleaze rock" bezeichnet (wobei letztere Kategorie auf "Glam metal" weiterleitet). Treibende Kraft in der Band ist die Sängerin und Gitarristin Care Failure (bürgerlich Caroline Kawa), die dann auch das Video zum Song dominiert. Produziert wurde der Track von Ian D'Sa, dem Sänger und Gitarristen der inzwischen deutlich bekannteren Alternative-Rock-Band "Billy Talent", welche ebenfalls aus Kanada stammt.

Obwohl in Farbe gedreht, wirkt das Video teilweise fast so als sei es schwarz-weiß, was vermutlich ein durch Filter absichtlich so herbei geführter Effekt ist. Zu sehen ist die Band, wie sie einen Gig absolviert, die Räumlichkeiten sind dabei nicht gerade üppig, die szenenweise auf dem Tisch stehende Failure stößt fast an die Decke. Wie oben schon erwähnt dominiert sie das ganze Video und kommt mit verfilztem Haar und einem speckig wirkenden Shirt dem Klischee einer echten Punkrock-Göre schon ziemlich nah. Am beeindruckendsten ist aber natürlich ihre röhrend-rotzige Stimme, die den Sound der Band prägt. Kein übermäßig gutes aber dennoch unterhaltsames Video.

Dienstag, August 26, 2008

Runnin' Wild



Airbourne ist kurz gesagt die zur Zeit sicherlich beste AC/DC Cover-Band. Fast. Denn natürlich spielen Airbourne ihre eigenen Stücke, die sich aber wirklich so dermaßen nach AC/DC anhören, daß man fast meinen könnte, es sein alte Tracks des legendären Hardrock Urgesteins.

Die Idee ist sicherlich nicht die schlechteste, denn AC/DC sind nach wie vor der Inbegriff eines musikalisch wie lyrischen recht einfach strukturierten aber gleichzeitig eben auch schön harten und "ehrlichen" Rocks. Und da Airbourne ähnlich wie das große Vorbild aus Australien stammen, paßt es wirklich wie die Faust aufs Auge, daß sie hier versuchen ein wenig an die "Altmeister" anzuknüpfen.

Im Video zu Runnin' Wild sieht man die Band auf der Flucht vor der Polizei. Dabei kommt ihnen niemand geringerer als Lemmy Kilmister von der Kultmetalband Motörhead zur Hilfe. Er steuert zunächst den LKW in dessen Anhänger die Band spielt. Als die Polizei das Fluchtfahrzeug schließlich stellen kann, ist die Band aber schon verschwunden und Lemmy schließt die Polizei kurzerhand einfach in den Hänger ein. Ein lustiges wenn auch nicht übermäßig innovatives Video (der Schluß erinnert an eine ähnliche Szene aus "Zwei bärenstarke Typen").

Montag, August 25, 2008

They Say



"Scars on Broadway" ist eine relativ neue Band die von Daron Malakian, dem Gitarristen von "System of a Down", gegründet wurde. Als weiteres SOAD-Mitglied ist der Schlagzeuger John Dolmayan ebenfalls mit von der Partie.

Der Sound von Scars on Broadway ist nicht ganz so hart wie der von System of a Down, der Stil geht aber schon in Richtung Alternative Rock und Alternative Metal. Ähnlich wie bei SOAD sind die Lyrics auch bei Scars on Broadway eher düster-fatalistisch bis sozialkritisch.

Das läßt sich auch über "They Say" sagen, der ersten Singleauskopplung aus dem ersten Album (welches so heißt wie die Band). Hier hört man: "Let's f*ck the world with all it's trend, They say it's all about to end (...) For we live in sin, for we will win, I watched the president kiss his family, For we live in sin, for we will win, I watched the president f*ck society".

Passend dazu kommt das Video daher in dem man Malakian mit Rauschebart und tief ins Gesicht gezogenem Schäfer-Filz-Hut zusammen mit seiner Band sieht, während zwischendurch immer wieder symbolisch kurze Szenen der Zerstörung unseres Planeten und des gesellschaftlichen Verfalls reingeschnitten werden. Etwas affektiert vielleicht, aber insgesamt dennoch ein annehmbares Video zu einem hörenswerten Song.

Mittwoch, Juli 30, 2008

Time to Pretend



"MGMT" steht für "Management" und bezeichnet eine us-amerikanische Elektropopband bestehend aus Andrew VanWyngarden und Ben Goldwasser. Die brachten Ende 2007 / Anfang 2008 ihr erstes Studioalbum, Oracular Spectacular, raus. Die erste Single dieses Albums, "Time to Pretend", schaffte vor kurzem den Einstieg in die Charts, nicht zuletzt durch einige Auftritte des Duos in bekannten Late Night Shows (u.a. David Letterman und Conan O'Brien).

Inhaltlich geht es in "Time to Pretend" um eine fatalistische Sicht auf das Dasein als angehender Rockstar: Ein häßliches, oberflächliches Leben, zudem es aber nicht wirklich brauchbare Alternativen zu geben scheint. "I'm Feelin rough, I'm Feelin raw I'm in the prime of my life. Let's make some music, make some money, find some models for wives. I'll move to Paris, shoot some heroin and f*ck with the stars (...) Yeah it's overwhelming, but what else can we do? Get jobs in offices and wake up for the morning commute?"

Zwar heißt es klagend "I'll miss the comfort of my mother and the weight of the world. I'll miss my sister, miss my father, miss my dog and my home", dennoch gibt es keinen Ausweg, am Ende vernehmen wir: "We'll choke on our vomit and that will be the end. We were fated to pretend."

Leider zählt das Video zu jenen, die in letzter Zeit den Status "Embedding disabled by request" auf YouTube haben. Sie lassen sich also nicht mehr in Blogs integrieren. Anders als früher greift YouTube hier auch rigoros durch und sperrt gleich alle Uploads desselben Videos fürs Embedden. Daher oben eine alternative Version mit BBC Background.

Das Original-Video findet sich dagegen hier und ist wirklich sehenswert. Es hat einen stark psychedelisch-hippie-mäßigen Einschlag. Vor schwarzem Hintergrund sieht man übergroße Tiere, Farben wie auf einem LSD-Trip, eine Gruppe junger, urzeitlich gekleideter Leute an einem Lagerfeuer, in der Steppe und auf einem Maya Tempel. Und natürlich die beiden Bandmitglieder. Insgesamt recht durchgeknallt aber gerade deswegen unterhaltsam.

Ein kreatives Retro-Video zu einem herrlichen Sound mit passenden Lyrics, was will man mehr.

Dienstag, Juli 29, 2008

Lollipop



"Lollipop" ist die erste Singleauskopplung aus Lil Waynes hochgelobtem sechsten Studioalbum "The Carter III".

Der Song featured den R&B-Sänger Static Major, der jedoch kurz vor dem Release verstarb. Der Sound von "Lollipop" wird maßgeblich durch Auto-Tune geprägt, eine Technik mit der Lil Wayne immer wieder gerne experimentiert. Der Song konnte sich sehr lange in den Billboard Charts halten und wurde bei YouTube über 30 Millionen Mal angesehen (die verschiedenen Versionen zusammengerechnet).

Das von Gil Green gedrehte Video spielt in Las Vegas und zeigt unter anderem Joe und Gavin Maloof beim Poker spielen. Die Brüder Maloof stellten auch ihr riesiges Anwesen für den Videodreh zur Verfügung (die libanesisch-stämmige Maloof Familie gehört zu den erfolgreichsten im us-amerikanischen Entertainment- und Sportgeschäft, ihr gehören unter anderem die Sacramento Kings).

Ansonsten handelt es sich um einen klassischen Partyclip, man sieht Lil Wayne und seine Truppe auf einer Party bzw. in einer Stretch-Limousine auf dem Weg zu einer Party. Nichts bahnbrechendes, dennoch ein solides HipHop-Video und der Track gehört sicherlich zum besten was bisher in diesem Jahr in diesem Genre veröffentlicht wurde.

Montag, Juli 28, 2008

Cassius



Foals ist eine relativ frische Indierock Band aus Oxford, England. Neben Bands wie "Bloc Party" und "Franz Ferdinand" werden auch die "Foals" zu einer neuen Generation von britischen Bands gezählt, die nach dem Ende des BritPops wieder etwas härtere, rockigere Musik auf der Insel produzieren und damit auch den Mainstream erreichen.

Im Unterschied zu anderen Indierock Bands gehen die Foals jedoch stärker in die Richtung "Math Rock", der in der Wikipedia wie folgt definiert wird: "Math rock is a rhythmically complex, guitar-based style of experimental rock music that emerged in the late 1980s. It is characterized by complex, atypical rhythmic structures (including irregular stopping and starting), angular melodies, and dissonant chords."

Die Foals waren in ihren Anfangszeiten wohl mehr "Math Rock" als heute, man kann die Charakteriska aber zumindest teilweise immer noch raushören, so z.B. eben auch bei "Cassius", der zweiten Single vom Debutalbum "Antidotes". Hört man den Track ein paar mal, erscheint er zunehmend eingängiger und motiviert zur Bewegung ;).

Das Video wurde laut Wikipedia von Dave-Ma gedreht. Zu sehen ist eigentlich nur die Band, wie sie zwischen an Strippen herunterhängenden Herzen (verwendet wurden hier wohl Schweineherze) weitgehend bewegungsarm verharrt. Einzig der Frontman Yannis Philippakis mit seiner schrägen Frisur sorgt für etwas mehr Action. Ein minimalistisches, aber lustiges Video.

Sonntag, Juli 27, 2008

Whine Up



Die 20jährige R&B- und Dancehall-Sängerin Kat DeLuna hat zusammen mit Elephant Man bereits im letzten Jahr den Track "Whine Up" rausgebracht. Das dazugehörige Video wird nun auch im deutschen Musikfernsehen hoch und runter gespielt. Warum das Video erst jetzt, mit einem Jahr Verspätung, bei MTV und Viva in die Rotation aufgenommen wurde, bleibt unklar.

Das Video ist abgesehen von DeLunas für diesen Track entwickelten Tanzstil, dem "Whine Up", nicht besonders spektakulär, aber dennoch ein netter Sommer-Party-Clip.

Typisch für solche von Interpreten in jüngster Zeit selbst entwickelten Tänze gibt es auch für den "Whine Up" einen eigenen Contest, bei dem Tanzbegeisterte sich selbst am "Whine up" versuchen können (die Resultate sind dann vermutlich über kurz oder lang bei YouTube zu finden).

Samstag, Juli 26, 2008

Psychosocial



Slipknot gilt als eine der härteren NuMetal-Bands (jedenfalls härter als z.B. Linkin Park oder Korn), berühmt-berüchtigt für ihre aggressive, kontrovers diskutierte Musik und für die aufwendigen Masken der Bandmitglieder.

Die neuste Single-Auskopplung "Psychosocial" stammt von ihrem vierten Studioalbum All Hope Is Gone. Der Rolling Stone schreibt über den Song: "'Psychosocial' (yes, they do find a way to include the song title in the lyrics) slows down the tempo to bludgeon with a steady, pounding groove instead of all-out thrash in a manner reminiscent of the band’s more slow-burning but still malicious second album, Iowa. That track is capped off with a time-signature shattering guitar/drum breakdown that will leave the best air-instrumentalists stumped." (rollingstone.com, 20.06.08).

Das Video wurde laut Wikipedia von P.R. Brown gedreht, der dafür recht unterschiedliche Kameras einsetzte, die sich jeweils qualitativ am oberen und am unteren Ende befanden (MTV.com, 17.07.08). Nach Angaben von Percussionist Shawn Crahan soll dies auch für den Hang der Band zum Extremen in beide Richtungen (ohne Mitte) stehen (ebd.). Die im Video in Flammen aufgehenden Masken repräsentieren nach Aussage von Guitarist James Root "the band's ego" (Kerrang!, 01.07.08; zitiert nach Wikipedia).

Am Ende ist "Psychosocial" ein typischer Slipknot Song mit einem typischen Slipknot Musikvideo, der aber gerade deswegen gefällt.

Freitag, Juli 25, 2008

Toe Jam



Das englische Wikitionary definiert Toe Jam als "the accumulated matter in between the digits of the foot", was alles andere als sexy klingt. Ganz anders dagegen das Video zum neuen, gleichnamige Track der "Brighton Port Authority" (BPA), einem gemeinsamen Projekt von Fatboy Slim und David Byrne (dem ehemaligen Kopf der Talking Heads).

Zusammen mit dem Rapper Dizzee Rascal haben BPA einen tanzbaren Partytrack hingelegt. Der eigentliche Coup ist aber mal wieder das Video, welches in diesem Fall von Keith Schofield stammt. Im 70s Style gedreht zeigt der Clip entkleidete Männer und Frauen die fröhlich durch eine Wohnung tanzen.

Dabei sind die Geschlechtsmerkmale (plus Stinkefinger) der Protagonisten jedoch immer mit schwarzen Zensurbalken verdeckt. Diese Zensurbalken bilden dann den eigentlichen Mittelpunkt der Choreographie: Die Tänzer bewegen sich gemeinsam so, daß sie mit den Zensurbalken Symbole (z.B. ein Herz), Buchstaben (den Track-Titel) oder gar ein Videospiel (Pong) nachstellen.

Natürlich ist solche sogenannte "censor bar art" nichts wirklich Neues, erfährt hier aber sicherlich einen Höhepunkt. Ein wirklich lustiges und gut gemachtes Video.

Donnerstag, Juli 24, 2008

Verlass die Stadt



"Sie haben die Straßen auf Sprengstoff gebaut, die Kanäle geflutet, den Abfluß gestaut, die Luft längst vermengt mit astreinem Asbest und Beton dort gestreut, wo das Gras nicht mehr wächst. Manche Gegenden der Stadt wurden gänzlich abgetrennt, da kommt kein Auto mehr hin, da fährt die Tram nicht mehr hin, da in recht regelmässigen Intervallen Menschen auf den Asphalt knallen."

So flüstert "Gustav" alias Eva Jantschitsch am Anfang von "Verlass die Stadt" auf ihrem gleichnamigen neuen Album, dem zweiten nach "Rettet die Wale" (2004). Und es lohnt sich bei Gustav genau auf die Texte zu achten, sie sind sozialkritisch, subversiv und bisweilen auch bissig-zynisch. Gegenstand der Songs auf dem neuen Album ist insbesondere ein kritischer Blick auf das moderne Großstadtleben, in einer taz-Rezension wird Jantschitsch mit den Worten zitiert:

"Ich erzähle von der Unmöglichkeit, in den Städten ein lebenswertes Leben zu führen. Mich interessieren Gated Communities, Gentrification, Banlieues, die tägliche Demütigung durch Behörden und ganz allgemein die Vereinsamung im Kapitalismus. Aber gleichzeitig suche ich nach einem Leben außerhalb der Architektur, nach einem 'life in the woods', nach einer Essenz, die in dieser komplexen Umwelt nicht mehr zu finden ist." (taz, 17.05.08)

"Gustav" -- der Name leitet sich laut Wikipedia vom ursprünglichen Kinderwunsch von Jantschitschs Vater ab, einen erstgeborenen Sohn zu haben, der dann den Namen "Gustav" bekommen hätte -- stammt aus Österreich und produziert ihren Elektro-Pop weitgehend allein auf ihrem Laptop. Auf Tour geht sie jedoch meistens als "Gustav & Band", die dann außer Jantschitsch noch aus Oliver Stotz und Elise Mori besteht.

Die musikalische Palette die Gustav dabei abdeckt ist recht breit: "Bei ihr herrscht keine Regel. Die satirische Lyrik verpackt sie mit Elektronik-Samples, experimentellen Akustiksounds und lebendigen Poparrangements. Eva spielt verschiedene Instrumente ein, komponiert, produziert und gestaltet auch das Artwork. Doch vor allem protestiert sie; mal zynisch-sauer, dann wieder traurig-süß" (laut.de).

Neben deutschen Titeln produziert Gustav auch welche in englischer Sprache, wie z.B. "Total Quality Woman". Und auch vor Anlehnungen an die Volksmusik macht sie nicht halt, wie sie mit "Alles renkt sich wieder ein" demonstriert. Anhören kann man die drei Tracks z.B. auf Gustavs MySpace Präsenz.

Samstag, Juni 07, 2008

Pork and Beans



Die us-amerikanische Alternative-Rockband "Weezer" hat vor ein paar Tagen ihr neustes Studioalbum veröffentlicht (Weezer -- The Red Album). Die erste Singleauskopplung aus diesem Album ist "Pork and Beans".

Typisch für Weezers Stil sich selbst nicht übermäßig ernst zu nehmen, ist auch das neue Video zu "Pork and Beans" eher auf witzig gemacht. Es werden diverse YouTube-Berühmtheiten in das Video eingebunden, die dafür aber nicht etwa reingeschnitten oder nachgemacht, sondern tatsächlich zum Dreh von "Pork and Beans" eingeflogen wurden. Um die zahlreichen Anspielungen verstehen zu können, muß man freilich die besagten YouTube-Berühmtheiten und ihre Videos kennen. Eine komplete Liste aller beteiligten Akteure findet sich in der englischen Wikipedia.

Mathew Cullen, der Regisseur des Videos, hat betont, es sei gerade nicht darum gegangen, sich abwertend lustig über die "YouTube-Stars" zu machen, sondern im Gegenteil die Kreativität zu zelebrieren, die das Werk dieser YouTube-Promis auszeichnet. Kaum überraschend kann es da sein, daß der Clip zu "Pork and Beans" selbst inzwischen knapp 6 Millionen Views auf YouTube zu verzeichnen hat. Auch jenseits des Internets stieg der Song rasant in den Charts auf und gilt heute als größter Hit der Band.

Im Song selbst geht es darum man selbst zu sein und sich nicht irgendwelchen Trends anzubiedern ("I'mma do the things that I wanna do / I ain't got a thing to prove to you / I'll eat my candy with the pork and beans"). Sänger und Leadguitarist Rivers Cuomo hat "Pork and Beans" angeblich als verärgerte Reaktion auf ein Treffen mit dem Label der Band geschrieben, auf dem die Band gesagt bekam, ihr Sound müsse kommerzieller werden. Der Aufforderung ist die Band -- wie die Lyrics schließen lassen -- offensichtlich nicht nachgekommen und ihr Sound ist tatsächlich immer noch der alte.

Freitag, Juni 06, 2008

Spiel, Satz und Sieg



Alexander Marcus sieht aus wie der perfekte Schwiegersohn, einer der aus gutbürgerlichem Haus kommt, die Haare nach hinten gegelt hat, seinen Pullover verknotet über den Schultern trägt und den man sich am ehesten auf einem Golfplatz oder im BMW-Cabrio auf Sylt vorstellen kann. Eine Art zweiter Florian Silbereisen, der in Volksmusik macht und Zuhörer jenseits der 60 in Verzückung versetzt.

Doch im Gegensatz zu Silbereisen wirkt er nicht unfreiwillig komisch, er überzeichnet sein Schmalztollen-Image absichtlich und inszeniert sich offensichtlich ganz bewußt selbstironisch.

Wie das konkret aussieht kann man im Video zu "Spiel, Satz und Sieg" wunderschön sehen. In einem Café macht Alexander sich schmierig an eine blonde Kellnerin ran, die daraufhin kotzen muß. Wobei nicht ganz klar ist, ob er, sein Tanzstil oder seine Musik ihren Brechreiz auslöst.

Die Musik wurde zuvor angestellt vom Café-Besitzer (oder -Manager), der tätowiert ist und ein Bad Religion Muscleshirt trägt -- aber dennoch behauptet, der Song wäre seiner. Er bringt Alexander eine Suppe, weist diesen noch extra daraufhin, daß diese noch ganz heiß sei. Doch Alexander verbrennt sich trotzdem die Finger.

Er springt und windet sich vor Schmerzen, die er sich durch das Anfassen der Suppenschale zugefügt hat (hält dabei aber immer mal wieder kurz inne, was die Szene noch gotesker macht). Währenddessen läuft draußen ein Touristen-Rentner-Ehepaar vorbei, das wie sich aus dem Dialog erschließt gerade zu Besuch in Berlin ist. Sie sehen Alexander durch das Fenster des Cafés und der Mann ruft aus "Wir müssen Zivilcourage zeigen" woraufhin sie ins Café kommen, um Alexander zu helfen.

Das bringt nicht viel und dem Café-Besitzer platzt der Kragen, er schmeißt alle raus. Jetzt will er sich selbst an die Kellnerin ranmachen, kassiert aber nur eine Ohrfeige, während sie auf einmal entzückt über Alexander ist, der inzwischen in mehrfacher Ausgabe vor dem Café tanzt. Die Kellnerin rennt raus, fällt Alexander in die Arme und beide stürmen davon.

Ein völlig durchgeknalltes, absurdkomisches Video von Andreas Coupon, das man einfach lieben muß, egal ob einem nun die Musik zusagt oder nicht.

Alexander Marcus bezeichnet seinen Stil selbst als "Electrolore", angeblich eine Mischung aus Electro und Folklore. Akustisch läuft dies dann auf eine Mischung von Schlager und House-Beats hinaus.

Christian Möller beschreibt in einem Artikel bei 1Live wie die Fans beim Hören von Alexander Marcus fast irre werden, weil sie nicht ergründen können, was sie an der Musik so fasziniert, die sie normalerweise eigentlich als Schrott ablehnen würden.

Die Figur, das Image des Alexander Marcus wirkt so konstruiert und überzeichnet, daß man leicht vermuten könnte, die Figur als solche ist ein einziges Kunstprodukt. Auf spex.de heißt es, "Alexander Marcus" sei das Pseudonym von Felix Rennefeld, einem House-Produzenten.

Wenngleich Alexander Marcus also nur eine Kunstfigur ist, geht die Marketingstrategie eine groteske Mixtur aus Schlager und House mit passend trashigen Videoclips zu kombinieren ganz offensichtlich auf, denn Marcus' Fangemeinde wächst beständig.

Donnerstag, Juni 05, 2008

Stress



Die französische French House Band "Justice" hatte im letzten Jahr ihren Durchbruch und gewann mit dem Video zu "D.A.N.C.E." den Video Star Award bei den MTV European Music Awards. Auch bei den MTV Video Music Awards waren sie mit "D.A.N.C.E." nominiert.

Ihre Musik galt als leicht und unverfänglich, ein Image mit dem die Band nun offenbar radikal brechen wollte. Der Clip zum neuen Stück "Stress" stammt von Romain Gavras (Sohn des berühmten Regisseurs Constantin Costa-Gavras) und gilt als absolutes Skandalvideo, das inzwischen von Musikkanälen verbannt wurde und auch bei YouTube nicht mehr zu finden ist.

Im Stil von Clockwork Orange zeigt der Clip ein paar Jugendliche die vandalierend, prügelnd und raubend durch die Stadt ziehen. Obwohl es sich um eine Inszenierung handelt, wirkt das Video stellenweise so realistisch, daß man es für eine Dokumentation halten könnte.

Auch gibt der Clip keinen dezidierten Hinweis, was seine Intention ist. D.h., ob die Gewaltexzesse nun aufrütteln, auf gesellschaftliche Mißstände aufmerksam machen sollen, oder aber, ob sie einfach nur gefeiert und verherrlicht werden, hängt von der Intepretation des Betrachters ab.

Kritisch wird auch gesehen, daß die Jugendlichen offenbar alle maghreb- bzw. subsahara-stämmig sind, also alle einen Migrationshintergrund haben. Das hat der Band den Vorwurf eingebracht, daß der Clip rassistisch sei, da er die Angst vor Schwarzen und Arabern verstärken und Gewalt pauschalisierend als etwas das von Migranten ausgeht inszeniert.

Wählt man die Kontakt-Telefonnummer der Künstlergruppe "Kourtrajme", der der Regisseur Romain Gavras angehört, landet man in der Parteizentrale des rechtsextremen Front National, wie es in einem Kulturzeit-Beitrag heißt.

Das Ganze ist natürlich als Provokation gemeint, "Justice" und Romain Gravas spielen mit der Angst der Franzosen. Der Clip weckt einerseits natürlich Assoziationen mit den Aufständen in den Pariser Banlieues im November letzten Jahres (auch weil in der letzten Szene ein Auto in Flammen aufgeht), andererseits geht er darüber aber auch hinaus, weil die Jugendlichen im Video nicht in den Banlieues bleiben, sondern nach Paris reinfahren. Sie stürmen in der Innenstadt ein Bistro und berauben im bekannten Montmartre-Viertel Touristen. Die Gewalt wird also aus den Banlieus in das Herz Frankreichs getragen und gerade das, so meinen einige Beobachter, führt bei vielen Franzosen zu Angst und Wut beim Anblick des Videos.

Geht es in dem Video also doch um Gesellschaftskritik, um das Vorführen der Reflexe des gutbürgerlichen Anteils der französischen Bevölkerung, der mit der Gewalt leben kann, solange sie nur in den sozial vernachlässigten Vorstädten bleibt? "Justice" selbst schweigen sich zum Thema aus, erklären nur lapidar, man wolle nicht zu Gewalt anstiften.

Auf der Website der Band soll es demnächst allerdings eben jene düsteren Lederjacken mit dem Bandsymbol drauf geben, die die Schläger auch im Video tragen -- zum Stückpreis von rund 600 Euro. Dies ist natürlich ein klares Indiz dafür, daß es hier mehr um eine skandalorientierte Marketingstrategie geht, denn um versteckte Gesellschaftskritik.

Auch wenn die musikalische Komponente in der Debatte keine Rolle spielt (es nur um die visuelle Umsetzung geht), bleibt festzuhalten, daß der unruhige, leicht panikerzeugende Track perfekt zum Video paßt.

Mittwoch, Juni 04, 2008

All Summer Long



Kid Rock hat seinem Ruf als "Landpomeranze" der us-amerikanischen Rockszene mal wieder alle Ehre gemacht. Seine Lyrics und Videos zelebrieren seit jeher den Redneck-Lifestyle des Bible Belts und des Mittleren Westens. Auch der neue Song "All Summer Long" spielt inhaltlich in "Nothern Michigan", passend dazu jagt Kid im Video mit einem Motorboot über einen See.

Der Song ist ein durchaus gelungenes Mashup aus Warren Zevons "Werewolves of London" and Lynyrd Skynyrds "Sweet Home Alabama". Inhaltlich geht es um einen nostalgischen Rückblick auf eine Jugendliebe aus dem Jahr 1989: "Splashing through the sand bar / Talking by the campfire / It's the simple things in life, like when and where / We didn't have no internet / But man I never will forget / The way the moonlight shined upon her hair".

Diese kitschig-romantische Lagerfeuer-Lyrik mag sicherlich nicht jedem gefallen, zudem wie bei Kid Rock typisch stark prollig-sexistisch wirkende Symbolik dazukommt. Der Song ist jedoch insich durchaus stimmig und die Kulisse des Videos ziemlich gut auf den Inhalt des Songs abgepaßt. Da Kid Rock aus Michigan stammt, wirkt der Track zudem authentisch.

Und ein verklärender Rückblick auf die eigene Jugend (selbst wenn der Song nicht autobiographisch ist, war Kid Rock 1989 achtzehn Jahre alt, er bezieht sich also auf eine Epoche in der er auch selbst Heranwachsender war), auf eine Zeit in der alles vermeintlich einfacher und ein stückweit sorgenloser war, ist nun mal immer noch ein praktikables Rezept für einen funktionierenden Song. Dennoch sollte nicht übersehen werden, daß das Stück natürlich stark vom Klassiker "Home Sweet Alamaba" getragen wird.

Dienstag, Juni 03, 2008

3 Tage wach



"3 Tage wach" ist ein Clubtrack von Tobias Lützenkirchen, kurz "Lützenkirchen" genannt. Im inzwischen zum Kultvideo anvancierten Videoclip sieht man zwei Personen in Hasenkostümen die durch das Berliner Nachtleben tingeln.

Passend zum Video erzählen die Lyrics davon was es heißt, drei Tage Non-stop Party zu machen. Lützenkirchen wurde dafür kritisiert, der Song und das Video würden zum Drogenkonsum animieren bzw. unbedarfte Zuhörer dazu verleiten, wirklich drei Tage Party ohne Schlaf machen zu wollen und dafür entsprechende Pillen einzuwerfen. In der Wikipedia kann man nachlesen, daß Lützenkirchen das zurückweist und empfiehlt, man solle den Track nicht allzu ernst nehmen.

Tatsächlich sollte man in Lyrics wie "Bunte Pillen Fete, 3 Tage wach / Puls wie ne Rakete, 3 Tage wach" wohl lieber nicht zu viel hinein interpretieren. Klar ist der Track offensichtlich auch eine Anspielung auf den Drogenkonsum in der elektronischen Musikszene, allerdings eher auf ironische Art.

Von den Lyrics her ist "3 Tage wach" wirklich absolut grottig ("Pille, Palle, Alle Pralle / Druff, Druff, Druff, Druff, Druff"), was jedoch für Clubmusic kein Kriterium ist. Und als Clubhit überzeugt der Track durchaus; das Video zum Song von Oliver Koletzki und Andrej Dallmann ist ebenso passend.

Montag, Juni 02, 2008

Mercy



Aimee Anne Duffy, kurz "Duffy" genannt, ist eine aus Wales stammende Soul- und Pop-Sängerin. Genau wie "Adele" und "Gabriella Cilmi" wird auch Duffy häufig mit Amy Winehouse verglichen ("The New Amys"), da alle dieselbe Form von "Soul-Pop" machen (der zur Zeit sehr im Trend liegt). Tatsächlich scheint zumindest Duffy eine ähnlich elektrisierende Stimme wie Winehouse zu haben und ähnlich populär zu werden.

Mit "Mercy" gelang Duffy ihr Durchbruch, der Song schlug in Europa wie eine Bombe ein und stieg hier fast überall auf Platz Eins der Charts, bei YouTube durchbrach der dazugehörige Videoclip die 12 Millionen Views Marke. In der englischen Wikipediea wird Duffy mit den Worten "the song is autobiographical and is about 'sexual liberty' and 'not doing something somebody else wants you to do'" zitiert.

Das Video ist nicht übermäßig spektakulär, aber dennoch sehenswert. Man sieht Duffy wie sie auf einem Podium (das wohl einen Eisblock darstellen soll) unter Scheinwerferlicht steht und singt, während um sie herum schwarz gekleidete Männer tanzen, von denen man meistens nur die Füße sieht. Am Ende des Videos fangen die Füße dann auf einmal Feuer, das sich langsam nach oben frißt, bis die Tänzer in Flammen stehen. Allerdings "fackeln" sie nicht wirklich ab, die Szene suggeriert keine Gewalt.

Sonntag, Juni 01, 2008

3's & 7's



"3's & 7's" ist eine Ode der "Queens Of The Stone Age" an den Exploitationfilm der 60er und 70er Jahre, der im letzten Jahr durch "Grindhouse" (= "Planet Terror" + "Death Proof") von Robert Rodriguez und Quentin Tarantino neu zelebriert wurde.

Klassisch für das Exploitationkino geht es auch in "3's & 7's" um Muscle Cars, Gewalt und Sex irgendwo im us-amerikanischen Hinterland. Neben Tarantino erinnert das Konzept von männerverprügelnden Frauen natürlich auch an Sexploitation-Klassiker wie Russ Myers "Faster, Pussycat! Kill! Kill!".

Aufgebaut ist der Clip dabei wie ein Trailer, durch schnell geschnittene Szenen und entsprechende textliche Einblendungen soll beim Zuschauer Interesse für den eigentlichen Film geweckt werden. Trailer spielten beim Exploitationfilm eine zentrale Rolle, nicht umsonst haben auch Rodriguez und Tarantino das für ihren Grindhouse Doppelpack wieder aufgegriffen.

Der Song als solcher ist typischer Stoner Rock, wie man ihn von den "Queens Of The Stone Age" gewohnt ist. Stoner Rock und Exploitationkino zu kreuzen erscheint naheliegend, beide Richtungen passen zueinander (rau, archaisch, Wüsten-Ambiente, etc.), entsprechend stimmig wirkt das Video von Paul Minor.

Donnerstag, Februar 28, 2008

Honey



Nach fünf langen Jahren ist Erykah Badu, die Queen des modernen Souls, endlich wieder mit einem neuen Album da. Es trägt den Titel "New Amerykah Part One (4th World War)" und erschien erst vor ein paar Tagen.

Etwas länger draußen ist bereits die erste Singleauskopplung "Honey". Der Song sampled Nancy Wilsons "I'm in love" und klingt wie immer wunderschön. Als Co-Producer fungierte "9th Wonder" (Patrick Douthit).

Im Video durchstreift Erykah (vermutlich, man sieht ihr Gesicht nicht) einen Plattenladen, zu sehen sind dabei diverse legendäre LP-Cover die aber alle auf Erykah abgeändert wurden.

Es gibt auch ein Video-im-Video, hier parodiert Erykah dann ihren Ex-Freund André 3000 (von OutKast) bei dessen Auftritt im berühmten Video zu "Hey Ya!". Statt wie André in grün erscheint Erykah allerdings in pink. Musikalisch handelt es sich bei diesem Video-im-Video um einen Ausschnitt von "Annie" einem Stück der Edith Funker, einer "super group" die ein Nebenprojekt von Erykah ist.

Mittwoch, Februar 27, 2008

Das Fleisch der Wassermelone

"Das Fleisch der Wassermelone" (int.: "The Wayward Cloud", orig.: "Tian bian yi duo yun") ist eine taiwanesische Erotikkomödie des chinesisch-malaiischen Regisseurs Tsai Ming-Liang. Im Jahr 2005 wurde der Film auf der Berlinale mit drei Preisen ausgezeichnet, so daß er jetzt Mitte Februar zum ersten Mal von ARTE im Zuge des Berlinale-Begleitungsprogramms im Fernsehen ausgestrahlt wurde und kommenden Sonntag wiederholt wird.

"Das Fleisch der Wassermelone" spielt im Taipeh der Gegenwart, es ist Sommer, brütend heiß und ganz Taiwan leidet unter Wassernotstand. Inzwischen sind mehr Wassermelonen als Wasser vorhanden, weshalb die Regierung die Bevölkerung dazu auffordert, soweit möglich lieber den Saft von Wassermelonen zu trinken.

Und tatsächlich spielen Wassermelonen dann auch eine tragende Rolle im Film -- wenn auch nicht primär als Durstlöscher. Gleich in einer der ersten Szenen sieht man den Hauptdarsteller Lee Kang-Sheng als Pornoakteur Hsiao Kang wie er exzessiv eine halbe Melone leckt und fingert, die sich sein weiblicher Counterpart ("die Japanerin") zwischen die Schenkel geklemmt hat. Und ähnlich zieht sich der Einsatz von Melonen dann auch durch den Rest des Films.

Die Figur des Hsiao Kang ist keine Unbekannte im Universum von Regisseur Tsai Ming-Liang (dessen Filme alle aufeinander Bezug nehmen und direkt oder indirekt zusammenhängen). Er tauchte bereits in "What Time Is It There?" (orig.: Ni neibian jidian) auf, dort noch als jemand der Uhren auf der Straße vertickt. Weil sich das nicht mehr lohnt, ist er nun mit einer minimalistischen Filmcrew (Regisseur, Beleuchter, Kameramann, "die Japanerin") zugange, die in der Hitze des Sommers in einem Wohnhaus vom Typ Plattenbau einen Porno dreht.

Wie es der Zufall will, wohnt im selben Wohnhaus auch Hsiaos Ex-Freundin Shiang Chyi (Chen Shiang Chyi), die in "What Time Is It There?" nach Frankreich verschwunden war (soweit ich das aus den Rezensionen rekonstruieren kann) und nun wieder da ist. Wie nicht anders zu erwarten, kommen sich Hsiao und Shiang schnell wieder näher.

Dieser Wiederannäherungsprozeß zwischen Hsiao und Shiang, Hsiaos neue Tätigkeit als Pornodarsteller, die teilweise absurd komischen Improvisationskünste der Menschen im Zeiten von Wasserknappheit und schließlich die vielseitigen Einsatzmöglichkeiten von Wassermelonen -- darum kreist im wesentlichen der Plot des Films. Wobei es Tsai Ming-Liang gelingt, diese Elemente wundervoll zu verweben.

"Das Fleisch der Wassermelone" wird in der Regel als "Erotikkomödie" klassifiziert, was allerdings angesichts der besonders für das deutsche Fernsehen schon recht expliziten Sexszenen stark verniedlichend wirkt. So ist "die Japanerin" am Ende bewußtlos (um mal von der noch harmlosesten Interpretation auszugehen), nachdem sie beim Masturbieren mit einer Wasserflasche den Verschluß der Flasche in den Untiefen ihrer Liebesgrotte verloren hat (ob wirklich das zu ihrem Knockout führte, sei mal dahingestellt).

Doch die Jungs wollen ihren Porno zuende drehen, also hat Hsiao Sex mit der bewußtlosen "Japanerin". Am Ende ejakuliert er jedoch in den Mund von Shiang, die die Szenerie beobachtet hatte und akustisch mit eingestiegen war (sie war eher zufällig an das Filmset geraten, nachdem sie "die Japanerin" bewußtlos im Fahrstuhl gefunden hatte). Solche Szenen wirken natürlich extrem.

Dennoch schafft es Tsai Ming-Liang auch immer wieder groteske Komik einfließen zu lassen, etwa wenn Pornoregisseur und Beleuchter versuchen den oben erwähnten Schraubverschluß der Wasserflasche "wiederzufinden" oder wenn Shiang vor lauter Langeweile mit einer Wassermelone unter dem Hemd eine Schwangere spielt und die Melone nach dem plötzlichen Einsetzen der "Wehen" in einer schier endlos wirkenden Sequenz dann einsam im Treppenhaus "gebiert".

Martin Rosefeldt schrieb 2005 in einer Rezension "Diese Kombination aus schnödem Hyperrealismus (...) und stilisiertem Kitsch, erzeugt eine seltsame Spannung zwischen Komik und Tragik, zwischen Groteske und Melodram, Lakonie und Tristesse. Tsai Ming-Liangs Bilder sind sicher das Mutigste und Witzigste, was der diesjährige Wettbewerb zu bieten hatte und dies ohne jedes pornographisch-sensationalistische Kalkül" (ARTE).

Ob der Film wirklich ohne "jedes pornographisch-sensationalistische Kalkül" daher kommt kann man diskutieren. Diese These wäre insofern zu bejahen, als daß der Film natürlich selbst kein Porno ist, sondern den Dreh eines Pornos auf einer Metaebene veranschaulicht, diesen Vorgang in seinen eigenen Plot einbindet. Zweitens ist selbst das fast nur eine Beiläufigkeit im gesamten Film, denn es geht natürlich nicht nur um den Sex im heißen Sommer, sondern auch um das Setting drum herum.

Auch daß die Dialoge auf ein absolutes Minimum reduziert sind, stört nicht wirklich, da das Handeln der Akteure für sich spricht. Etwas nervig sind hingegen die infantilen Musical-Einlagen, die den Film "leitmotivisch durchziehen" (Rosefeldt), dabei allerdings nur sehr bedingt unterhaltsam wirken. Faktisch sind sie überflüssig. Ansonsten wäre natürlich noch einzuwenden, daß einem Zuschauer dem Tsai Ming-Liangs Werke nicht vertraut sind, sicherlich etliche Anspielungen entgehen.

Insgesamt ist "Das Fleisch der Wassermelone" aber ein sehr unterhaltsamer, tragisch komischer Film, der jedem zu empfehlen ist, der schon immer wissen wollte, wozu Wassermelonen außer zum Verzehr noch gut sein können, und der kein Problem mit einer streckenweise doch recht expliziten Darstellung von Sex hat.

Zu sehen ist der Film auf ARTE am Sonntag den 02.03. (in der Nacht zu Montag) um 0:50 Uhr.

Dienstag, Februar 26, 2008

Let Me Think About It



Der niederländische House-DJ und Musikproduzent Fedde le Grand hat zusammen mit der dänischen Sängerin Ida Corr einen Clubhit gelandet.

"Let Me Think About It" heißt das gute Stück, in der Wikipedia heißt es "The song has a decidedly upbeat and techno feel, with a 'jerky' beat. The song also has an element of jazz". Wobei dieses "element of jazz" freilich nicht allzu sehr zum Tragen kommt. Als Clubtrack funktioniert das Stück aber definitiv gut.

Im Video sieht man neben Fedde und Sängerin Ida auch noch weitere Tänzerinnen, die Ida sehr ähnlich sehen und leicht bekleidet durchs Bild hopsen. Kein bahnbrechendes Video, aber nett anzusehen.

Montag, Februar 25, 2008

Low



Flo Rida ist ein aus Florida stammender Nachwuchs-Rapper der es mit dem hier vorgestellten Track "Low" auf Platz 1 der US-Charts geschafft hat. Der wurde produziert und gefeatured von T-Pain der zur Zeit eine größere Nummer zu werden scheint, sein Name taucht relativ oft auf.

Das Video spielt in einem Club, hauptsächlich zu sehen sind Flo Rida und T-Pain. Da der Song gleichzeitig auch der offizielle Soundtrack zum Tanzfilm "Step Up 2 the Streets" ist, wurden von dort einige Szenen in das Video hineingeschnitten. Ansonsten ist es ein typisches HipHop-Video zu einem recht eingängigen Track.

Sonntag, Februar 24, 2008

EUReKA -- Die geheime Stadt

Eureka - Die geheime Stadt (oft auch EUReKA geschrieben, da das Schlagwort sonst noch eine Menge anderer Dinge bezeichnet) ist eine Science-Fiction Serie, die ab kommenden Montag (25.02.) jede Woche um 21:10 Uhr auf Pro7 läuft.

Eureka ist eine Kleinstadt in den USA (es gibt in den USA mehrere echte Städte die Eureka heißen, allerdings keine bei Salem in Oregon, wo die fiktive Stadt in der Serie vermutet wird), die allerdings ein nicht ganz unbedeutendes Geheimnis birgt: In ihr versammelt sind die besten und fähigsten Wissenschaftler der USA samt Forschungseinrichtungen.

Klar, daß in einer Stadt in der so viele Hochbegabte, Quantenphysiker und Mathegenies aufeinander hocken auch schon mal das ein oder andere daneben geht bzw. in die Luft fliegt. In der Pilotfolge baut ein übermotivierter Wissenschaftler eine Maschine die das Raumzeitkontinuum auseinanderzureißen droht. Hilfe hatte er dabei von Außen, denn natürlich haben auch feindliche Mächte und Industriespione ein Auge auf Eureka und seine Produkte geworfen.

Daher hat Eureka wie jede normale Kleinstadt auch einen Sheriff (der in Warheit alllerdings einen viel höheren militärischen Rang hat), der für Recht und Ordnung sorgt. Diese Position übernimmt schließlich Hauptdarsteller Colin Ferguson als Jack Carter, nachdem der vorhergehende Sheriff in der Pilotfolge schwer verletzt wird.

Zu Beginn weiß Jack aber noch nichts von seinem neunen "Glück", er ist US Marshall und überführt in seinem Wagen eine junge Flüchtige. Wie sich herausstellt, handelt es sich dabei um niemand geringeren als seine eigene pubertierende Tochter Zoe Carter (Jordan Hinson). Jack und seine Frau leben getrennt, wofür Zoe ihm die Schuld gibt. Im Kern des Vater-Tochter-Konflikts geht es darum, daß er ein Workaholic ist, der so fixiert auf seine Arbeit ist, daß er kaum noch Zeit für seine Familie hat. Also ein ganz klassischer Konflikt (eine ähnliche Situation findet sich z.B. bei "Shark").

Jack kommt mit seinem Wagen von der Straße ab, nachdem er einem Hund namens "Lowjack" ausweichen mußte. Daraufhin muß er in Eureka verweilen, bis der Mechaniker Henry Deacon (Joe Morton), der früher mal ein NASA-Ingenieur war, seinen Wagen repariert hat. Durch eine Verkettung unglücklicher Umstände wird er in einen laufenden Fall verwickelt und erfährt so nach und nach mehr über das Geheimnis der Stadt samt ihrer Einwohner.

Zum einen wäre da Allison Blake (Salli Richardson-Whitfield) die als Agentin des Verteidigungsministeriums (DoD) als Schnittstelle zwischen Pentagon und Eureka fungiert. Allison hat zwei Ehen hinter sich, aus der ersten hat sie ihren autistischen Sohn Kevin der ein junges Mathegenie ist. Der Vater / Ehemann verstarb.

In zweiter Ehe war sie mit Nathan Stark (Ed Quinn) liiert, der inzwischen Leiter der Forschungseinrichtung ist und den arroganten und oft auch skrupellosen Topwissenschaftler mimt. Allison ist so etwas wie die "Feuerwehr", die immer als erste auftaucht, wenn in Eureka etwas schief läuft. Zunehmend kriegt das aber der neue Sheriff Carter an den Hals.

Dr. Beverly Barlowe (Debrah Farentino) ist die "femme fatal" in Eureka. Als exzellente Psychotherapeutin betreut sie die Eliten des Landes, betreibt aber nebenher als Tarnung auch noch eine kleine Pension in der Stadt. Sie gibt sich aufreizend und hat eine magische Wirkung auf Männer. Als zwielichtige Figur arbeitet sie für die (nicht näher spezifizierte) Gegenseite und begeht gleich in der Pilotfolge einen heimtückischen Mord.

Matt Frewer spielt den lokalen "Safarijäger" Jim Taggart. Er fängt ein, was immer aus den Forschungslabors ausbricht (was ihm nur bei "Lowjack" der angeblich einen IQ von 130 hat nicht gelingen will). Er ist der typische Serien-Sidekick, immer etwas merkwürdig drauf aber eben einer von "den Guten".

Weiterhin steht dem neuen Sheriff mit Deputy Jo Lupo (Erica Cerra) eine ehemalige Elitesoldatin zur Verfügung. Obwohl die Figur recht maskulin angelegt ist (sie ist die "Frau fürs Grobe") und Jo so ihre Probleme mit Männern hat, wirkt sie in Wahrheit natürlich sehr attraktiv und feminin.

Nachdem Jack in der Pilotfolge einen Fall erfolgreich lösen kann, der ohne seine Hilfe wohl nicht zu lösen gewesen wäre, wird er vom US Marshall zum Sheriff von Eureka "befördert" und lebt von nun an dort mit seiner Tochter.

Die Serie ist sicherlich kein absolutes Meisterwerk, sie ist aber unterhaltsam und die Drehbücher sind solide aufgebaut. Zu hoffen bleibt daher, daß Pro7 die Serie nicht wie zuletzt bei Doctor Who nach drei oder vier Folgen gleich wieder einstellt.

Samstag, Februar 23, 2008

Elvis



These New Puritans (TNPS) ist eine junge Band aus dem Süden Englands deren Sound irgendwo zwischen Punkrock und elektronischer Musik liegt. Ende Januar kam in GB ihr erstes Album "Beat Pyramid" heraus.

"Elvis" ist die erste Singleauskopplung aus dem Album. Der Track kommt zwar nicht ganz so hart rüber, wie die ersten 30 Sekunden hoffen lassen, rockt aber dennoch recht annehmbar.

Das Video zeigt die in schwarzes Ambiente gehüllten Gesichter und nackten Oberkörper der Bandmitglieder, deren Haut sich durch einen starken Luftstrom zu verformen scheint; denkbar wäre daß es in einem Windkanal gedreht wurde (oder es wurde durch Tricktechnik nachgeholfen).

Freitag, Februar 22, 2008

Crank That



Der gerade mal erst 17 Jahre alte Soulja Boy hat im letzten Jahr -- über das Internet bekannt geworden -- mit "Crank That" einen absoluten Hit gelandet. Passend zu seiner Musik erdachte er auch gleich seinen eigenen Tanzstil, der inzwischen legendär ist.

Im Video wird eben diese Erfolgsgeschichte nachgezeichnet. Inzwischen gibt es zig Remixe und Parodien des Stücks, bei YouTube finden sich sogar zahlreiche Zeichentrick-Versionen wie etwa eine mit Spongebob, die allein schon wahnsinnige 24 Millionen Views zu verzeichnen hat.

Ob Soulja Boy ein One-Hit-Wonder bleibt oder es schafft sich zu etablieren bleibt abzuwarten, "Crank That" ist jedenfalls ein absoluter Ohrwurm.

Dienstag, Januar 29, 2008

Kopf oder Zahl



Was für ein Sound kommt heraus, wenn man eine Band wie "Wir sind Helden" mit "Nena" kreuzt? Vermutlich so etwas wie der aktuelle Song "Kopf oder Zahl" der jungen Band "Jennifer Rostock". Zwar wird die Band eher dem Punk-Rock zugeordnet, Songs wie "Kopf oder Zahl" klingen aber deutlich mehr nach Pop.

Das Ambiente des Videos erinnert etwas an Pandas "Jeht Kacken", wenn auch vielleicht nicht ganz so kraß. Die Lyrics sind herrlich ("Ein Mann, ein Wort, ein Unterhemd, keine Haare aufm Kopf, aber gut gekämmt"), der Sound hat Ohrwurmpotential.

Und nachdem "Jennifer Rostock" nun auch bei Raabs Bundesvision Song Contest für MeckPom antreten werden, schaffen sie vielleicht sogar den Durchbruch im Mainstream.

Montag, Januar 28, 2008

Doctor Who

Mit schlappen 725 Folgen und einer Geschichte die bis ins Jahr 1963 zurückreicht ist "Doctor Who" wohl eine der erfolgreichsten Science-Fiction-Serien aller Zeiten (neben StarTrek). Die neuen, seit 2005 gedrehten Folgen zeigt ProSieben nun etwas versteckt jeden Samstag mit einer Doppelfolge von 17 bis 19 Uhr.

Die Hauptfigur ist "Der Doktor", der keinen näher bekannten Namen hat, was dann immer wieder zur Nachfrage "Doktor wer?", also "Doctor who?" führt. Der Doktor gehört einer außerirdischen, aber menschlich aussehenden Spezies an, die sich die Timelords nennen. Wobei der Doktor der letzte seiner Art ist. Die Timelords sind in der Lage durch Raum und Zeit zu reisen, wobei es ihnen aber strikt untersagt ist, sich in die Geschehnisse die sie beobachten einzumischen. Eine Regel, die der Doktor immer wieder bricht, was dann auch immer wieder negative Konsequenzen hat.

Das Raumschiff mit dem sich der Doktor durch Raum und Zeit bewegt ist die TARDIS, eine Abkürzung für "Time And Relative Dimensions In Space". Die TARDIS verfügt über eine Tarnvorrichtung die es ihr ermöglichen soll, sich unauffällig an die jeweilige Umgebung anzupassen. Zu den diversen Defekten unter denen die TARDIS des Doktors leidet gehört aber, daß sie immer wie eine britische Notrufsäule aussieht, die blaue Police box. Erst die Serie hat dazu geführt, daß diese blauen "Polzeihäuschen" in England einen ähnlichen Kultstatus erhielten, wie die noch bekannteren roten Telefonzellen.

Die Tatsache, daß der Schauspieler der den Doktor spielt über 40 Jahre hinweg immer wieder ausgewechselt werden mußte, wurde in den Plot der Serie integriert. Der Doktor reinkarniert immer wieder. So gab es bereits 10 Schauspieler, die die Rolle des Doctor Who übernahmen, in der ersten der neueren Staffeln aus dem Jahr 2005 wird er von Christopher Eccleston gespielt ("9. Doktor"), nach dessen Ausstieg aus der Serie dann von David Tennant ("10. Doktor").

An der Seite des Doktors befanden sich seit jeher diverse Companions, meistens Erdenbürger aus der Gegenwart, die den Doktor neugierig begleiten und ihm in zahlreichen Auseinandersetzungen mit böswilligen Außerirdischen beistehen. In den aktuellen Folgen wird diese Rolle durch Billie Piper wahrgenommen, die die attraktive Verkäuferin Rose Tyler spielt.

Gleich in der ersten Folge wird Rose von zum Leben erwachten Plastik-Schaufensterpuppen angegriffen. Der Doktor rettet sie und Rose revanchiert sich in dem sie ihrerseits den Doktor im Kampf mit dem "Chef-Plastik-Monster" rettet. Daraufhin nimmt der Doktor sie mit und beide reisen in der zweiten Folge fünf Milliarden Jahre in die Zukunft, wo der Erde die endgültige Vernichtung durch das natürliche Erlöschen (Kollabieren) der Sonne bevorsteht. Der "letzte Mensch" ist eine Frau die aussieht wie ein aufgespanntes Laken und einen Anschlag auf die VIPs plant, die dem außergewöhnlichen Spektakel von einer Raumstation aus beiwohnen wollen.

Die neuen Folgen von Doctor Who scheinen gut gelungen, der oft trocken-britische Humor mit vielen Anspielungen auf gesellschaftliche Zustände in der Gegenwart schimmert immer wieder durch. Hatten die alten klassischen Folgen früher nur 25 min. und ausgesprochen "brutale" (oft nervige) Cliffhanger, haben die neuen Folgen nun jeweils 45 min. und sind jeweils in sich abgeschlossen (von einigen Doppelfolgen mal abgesehen). Die Serie macht dies deutlich sehenswerter. Auch moderne Special Effects haben natürlich Einzug erhalten, allerdings nicht so massiv, daß sie die Handlung überdecken würden.

Daß ProSieben diese von der BBC produzierte eigentlich auch für die Primetime gedachte Serie ins nachmittägliche Samstag-Programm abschiebt ist ebenso typisch wie peinlich. Eine derartig gutgemachte Kultserie hat einen würdigeren Sendeplatz verdient. Andererseits muß man vermutlich dankbar sein, daß ProSieben die Serie überhaupt ausstrahlt. Bleibt abzuwarten, ob sie die erste Staffel wenigstens konsequent durchsenden und dann vielleicht sogar die zweite nachlegen.

Sonntag, Januar 27, 2008

C’était un rendez-vous



Im Jahr 1976 hatte der französische Regisseur Claude Lelouch gerade "Ein Hauch von Zärtlichkeit" abgedreht und vom Dreh noch einige Filmrollen übrig. Er befestigte daraufhin eine Kamera an der Stoßstange eines Mercedes 450 SEL 6.9 und drehte in einem einzigen Take (sic!) den knapp 9 minütigen Kurzfilm "C'était un rendez-vous", der zeigt, wie Lelouch mit einem absolut mörderischen Tempo am frühen Morgen durch die Pariser Innenstadt jagt.

Spiegel Online hat die Geschichte vor kurzem wieder ausgegraben, viele der dort eingebrachten Infos finden sich allerdings auch in der Wikipedia.

Nach diesen Quellen hört man im Video zwar den Motor eines Ferrari 275 GTB, tatsächlich hat Lelouch aber wie oben schon erwähnt einen Mercedes 450 SEL 6.9 gefahren, angeblich weil die noch härtere Federung des Ferrari keine brauchbaren Aufnahmen ermöglicht hätte. Der Sound des Ferrari Motors wurde dann nachträglich eingefügt, nachdem man dieselbe Strecke noch mal mit besagtem 275 GTB abgefahren war. Auch ist nach aktueller Faktenlage Lelouch die Strecke auch tatsächlich selbst gefahren und nicht irgendein professioneller Fahrer, wie lange vermutet wurde.

Die Herleitung des Titels (C’était un rendez-vous) erschließt sich erst am Ende des Films, Lelouch steigt aus (man sieht nur seine Beine) und umarmt eine Frau die gerade die Treppen hinauf kommt. Es handelt sich dabei um Gunilla Karlzon, die damalige Lebensgefährtin von Lelouch.

Die gefahrene Strecke laut Wikipedia: Tunnel auf dem Boulevard périphérique an der Porte Dauphine -> Avenue Foch -> Arc de Triomphe -> Avenue des Champs-Élysées -> Place de la Concorde -> Quai des Tuileries -> Louvre: Jardin du Carrousel -> Grand Opéra Paris -> Galeries Lafayette -> Trinite -> Pigalle -> Boulevard de Clichy -> Place Blanche -> Rue Coulaincourt -> den Montmartre hinauf -> Avenue Junot -> Rue Norvins -> Place du Tertre -> Sacré-Cœur.

Wer will, kann sich auf einer Website den Verlauf der Strecke auch bei Google Maps ansehen, während zeitgleich das Video bei Google Videos läuft. Man sieht also in "Echtzeit", wo sich das Auto gerade auf der Karte befindet.

Eine Strecke in unter 9 Minuten zu schaffen, für die man in Stoßzeiten bis zu einer Stunde braucht, ist eine respektable Leistung. Dabei ging Lelouch aber auch an die Grenze des Machbaren, es wurden insgesamt 15 überfahrene rote Ampeln gezählt und eine Spitzengeschwindigkeit von rund 140 km/h auf der Avenue Foch berechnet. Auf den Champs Elysées waren es immerhin auch 110 km/h. Mehrmals ist in dem Film zu sehen, wie Lelouch kurz vor einer Kollision mit Tauben, Passanten und besonders natürlich dem Querverkehr steht.

Juristische Konsequenzen hatte die Aktion allerdings wohl trotzdem keine, es hieß zwar der Film sei damals sofort beschlagnahmt worden und Lelouch in den Knast gewandert, doch weder das eine noch das andere läßt sich belegen.

Der Film ist radikaler und konsequenter als jede auf Film gebannte Verfolgungsjagd, gerade weil es nicht um ein künstlich inszeniertes Film-Rennen geht, das auf einer abgesperrten Strecke stattfindet. Dieser Faszination gegenüber steht die Tatsache, daß es natürlich völlig unverantwortlich ist, was Lelouch dort treibt, riskiert er doch nicht nur sein Leben, sondern auch das unbeteiligter Dritter. Heute wäre der Film nicht zuletzt aufgrund der erhöhten Verkehrsdichte selbst am frühen Morgen wohl nicht mehr machbar.