Freitag, Oktober 24, 2008

Californication

David Duchovny, am ehesten bekannt als Fox Mulder aus der legendären SciFi-Mystery-Serie "Akte X", machte zuletzt Schlagzeilen mit seiner sogenannten "Sexsucht" (siehe Hypersexualität), wegen der er sich in Therapie begab (SPON, 29.08.08). Seine Ehe konnte er aber offenbar trotzdem nicht mehr retten (SPON, 17.10.08).

So bedauerlich das für Duchovny persönlich sein mag, die Figur des Hank Moody die er in der seit kurzem auch auf RTL2 zu sehenden Serie "Californication" spielt, wirkt dadurch umso authentischer, da man zumindest zeitweise das Gefühl hat, Duchovny spielt sich hier einfach nur selbst.

Hank Moody ist ein Schriftsteller in einer klassischen Midlife-Crisis. Er hat eine Schreibblockade, trinkt zu viel und schläft nahezu jeden Tag mit einer anderen Frau. Zusammen mit seiner damaligen Lebensabschnittsgefährtin, Karen van der Beek (Natascha McElhone), und der gemeinsamen, 12jährigen Tochter Becca Moody (Madeleine Martin), war er ursprünglich von New York nach L.A. gezogen, um hier an seinem neuen Buch zu arbeiten.

Doch er kriegt nichts zu Papier und die Beziehung mit Karen zerbricht. Sie wirft ihm Bindungsängste vor (er hat sie z.B. nie gefragt, ob sie ihn heiraten möchte) und daß er insgesamt zu wenig für die Familie da ist. Karens neuer Freund heißt Bill Lewis (Damian Young), sie zieht bei ihm zusammen mit Becca ein und möchte ihn heiraten. Obwohl Karen fest davon überzeugt zu sein scheint Bill zu lieben und Hanks regelmässige (Wieder)-Annäherungsversuche abblockt, scheint in fast allen Episoden doch immer wieder durch, daß Hank eigentlich die Liebe ihres Lebens ist.

Bill ist ein reicher, verwitweter Verleger und nicht nur, daß er der Neue von Karen ist, nein, Hank muß auch noch herausfinden, daß er inzwischen für Bill arbeitet. Denn Hanks Agent, der glatzköpfige Charlie Runkle (Evan Handler), hat Hank dazu überredet einen Blog beim "Hell-A Magazine" zu führen -- ohne zu erwähnen, daß dieses von Bill herausgegeben wird.

Was Bill nicht weiß ist, daß Hank mit dessen Tochter Mia Lewis (Madeline Zima) geschlafen hat. Wobei Hank jedoch auch selbst erst im Nachhinein erfahren hat, daß Mia die Tochter von Bill ist und -- noch fataler -- daß sie erst 16 ist. Die Geschichte wird für Hank zum Problem, denn natürlich will er nicht, daß Bill, Karen oder sonst wer von diesem Fehltritt erfährt. Die Konsequenzen dieses One-Night-Stands werden Hank jedoch noch länger beschäftigen, denn Mia bedient sich später bei Hanks Entwürfen, ohne daß dieser dagegen etwas tun kann.

Doch das ist natürlich nicht Hanks einziges Problem. So ist er z.B. wiederholt in körperliche Auseinandersetzungen mit dem Regisseur Todd Carr (Chris Williams) verwickelt. Carr hat das letzte Buch von Hank sehr erfolgreich verfilmt. Hank sieht das etwas anders, er haßt den Film der seiner Meinung nach nicht mehr viel mit seinem Buch zu tun hat. Erschwerend kommt hinzu, daß Hank auch etwas mit Todds Frau, Sandy (Camille Langfield), hatte oder fast hatte.

Eine der wenigen Personen die wirklich bemüht sind Hank vor weiteren Abstürzen zu bewahren ist Charlie, der neben Hanks Agent auch dessen bester Freund ist. Charlie versucht nicht nur dem zur Zeit unproduktiven Hank immer wieder eine Einkommensquelle zu verschaffen (was diesen in der Regel annervt), sondern auch Hanks Lebenssituation insgesamt zu stabilisieren, indem er ihm z.B. Meredith (Amy Price-Francis) vorstellt, mit der Hank dann auch tatsächlich zumindest vorübergehend eine halbwegs feste Beziehung führt.

Doch auch Charlie ist natürlich nicht frei von Fehlern, obwohl er eigentlich eine glückliche Ehe mit seiner Frau Marcy (Pamela Adlon) führt, läßt er sich von seiner masochistisch-veranlagten Assistentin, dem "SuicideGirl" Dani (Rachel Miner) verführen. Hank überrascht die beiden jedoch und kann Charlie so vor einem schweren Fehler bewahren.

Insgesamt ist Hank Moodys Verhalten also sehr widersprüchlich. Einerseits versucht er in jeder Folge seine große Liebe Karen wieder zurückzugewinnen und nimmt seine Vaterpflichten gegenüber seiner Tochter Becca durchaus ernst (etwa wenn er sie von einer Drogen-Party fort schafft), andererseits führt er einen sehr unsteten, promisken Lebenswandel. Auf der einen Seite hilft er Freunden aus der Klemme und versucht sich verantwortungsvoll zu benehmen, auf der anderen Seite brüskiert er sie immer wieder durch ein unpassendes, aggressives Auftreten und schlägt bewußt Türen zu, die andere ihm helfend aufhalten wollen.

Hank Moody raucht, trinkt, vögelt und prügelt sich durch nahezu jede Episode der Serie. Er scheint ständig zwischen Haß und Selbsthaß hin und her zu pendeln, verletzt seine Mitmenschen schwer, auch wenn er dies oft gar nicht will. Trotzdem wird auch immer wieder deutlich, daß er im Kern ein guter Kerl ist, der klassische Antiheld eben, für den der Zuschauer trotz dessen Fehlern Sympathie entwickelt.

Californication -- ein Wortspiel aus "California" und "Fornication" -- ist eine Persiflage auf den Hollywood-Betrieb in Los Angeles. Zur Schau gestellt wird die Welt der Produzenten, Künstler und Autoren zwischen Schnellebigkeit, Drogenkonsum und menschlichen Abgründen. Statt ins Moralinsaure abzurutschen setzt Drehbuchautor und Produzent Tom Kapinos dabei konsequent auf einen satirisch-sarkastischen Erzählstil, ohne dabei jedoch völlig auf Ernsthaftigkeit zu verzichten. Wie nahezu alle modernen, etwas anspruchsvolleren US-Serien gehört Californication damit ins Genre der "Dramedy".

David Duchovny erhielt in diesem Jahr für seine Rolle als Hank Moody einen Golden Globe für "Best performance by an actor in a television series - musical or comedy". Es dürfte vermutlich nicht die letzte Auszeichnung für diese Serie und ihre Darsteller gewesen sein (es gab bereits zahlreiche weitere Nominierungen). Während in den USA gerade die zweite Staffel anläuft, zeigt RTL2 die Folgen der ersten zur Zeit jeden Montag um 22:15 Uhr.

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