Freitag, November 24, 2006

In Reihenhausansammlungen wird nicht Amok gelaufen!

"Wer einmal das münsterländische Emsdetten besuchte, könnte zu der Einsicht gelangt sein: Emsdetten an sich ist Grund genug, dass einer um sich schießt. Aber das kommt nicht gut an; zu viele Menschen in Deutschland leben in genau solchen mausetoten Kleinkaffhöllen, nennen sie Idylle und sind zutiefst schockiert, fassungslos und alles, wenn einer, der bei der Heileweltveranstaltung nicht erfolgreich mitmachen kann oder darf, nicht so mediterran entspannt reagiert, wie das für Deutsche seit der Fußball-WM 2006 ja Pflicht ist. Also gilt: In Reihenhausansammlungen wie Emsdetten wird nicht Amok gelaufen! Das macht man in Berlin oder anderen Verderbnispfuhlen, das können dann alle befriedigt abnicken und sagen: Großstadt, ja klar, da passiert so was, da sind ja alle krank, nicht so wie wir, die kerngesunden Kleinstädter, bramm bramm bramm." (WIGLAF DROSTE)

Samstag, November 18, 2006

Gone Daddy Gone



Das neueste Video von Gnarls Barkley zum Song "Gone Daddy Gone" (der ursprünglich von den Violent Femmes geschrieben wurde). Das Video stammt von Chris Milk. Auch das alte Original-Video von den Femmes aus dem Jahr 1982 findet sich übrigens bei YouTube. Damals wie heute fällt der Sound besonders durch den Xylophon-Einsatz auf (oder ist es doch ein Metallophon?).

Zur Handlung des aktuellen Videos: Eine Band bestehend aus ein paar Flöhen stürzt vom Hund auf den Teppich und der Leadsinger-Floh (der wohl Cee-Lo Green darstellen soll) verliebt sich in eine Hausfrau-Blondine. Die Band verfolgt die Blondine in die Küche und versucht dort ihr Bein zu erklimmen, wird jedoch erwischt und mit einer Chemiekeule bearbeitet. Bevor auch der Leadsinger-Floh vom Spray dahingerafft wird, verschafft die Inhalation ihm noch einen letzten Trip und er wähnt sich beim Coitus mit seiner Angebeteten. Absolut strange *lol*.

Freitag, November 17, 2006

Wikipedia in der Defensive

"Aber was, wenn da etwas Schwerwiegendes über jemanden behauptet wird, und er kann sich nicht so ohne weiteres Gehör verschaffen? Schnell wird der Einzelne Opfer des Mobs; die Gefahr von Wiki-Lynchjustiz halte ich für sehr real. In der Wikipedia-Welt bestimmen jene die Wahrheit, die am stärksten besessen sind. Dahinter steckt der Narzissmus all dieser kleinen Jungs, die der Welt ihren Stempel aufdrücken wollen, ihre Initialen an die Mauer sprayen, aber gleichzeitig zu feige sind, ihr Gesicht zu zeigen."

Derart hart urteilt der "Digitalvisionär" Jaron Lanier im Interview mit dem SPIEGEL über Wikipedia. "Die schlimmste [Idee] ist der Glaube an die sogenannte Weisheit der Massen, die im Internet ihre Vollendung finde", so Lanier weiter. Ich habe zwar auch so meine Probleme mit der "Weisheit der Massen", glaube aber nicht, daß Wikipedia dafür das richtige Beispiel ist.

Das interessante am Phänomen Wikipedia ist ja gerade, daß mit dem Wiki-Prinzip so viele qualitativ hochwertige Artikel entstanden sind, die den Vergleich mit Standard-Enzyklopädien wie dem Brockhaus nicht scheuen müssen. Natürlich finden sich nach wie vor viele Artikel die Schrott sind und bevor man Infos aus der Wikipedia für wahr nimmt, sollte man sie immer noch mal prüfen. Unterm Strich findet man aber ein breites Angebot an Wissen und Informationen, das einem oft weiterhilft.

Die Kritiken sind bei genauer Betrachung meistens schwach, so trägt Laniers Argument, die Wikipedia-Autoren würden sich hinter ihrer Anonymität verstecken, wenig. Tatsächlich treffen sich ja viele Stamm-User ganz real und nicht wenige verwenden auch im Netz ihren tatsächlichen Namen. Selbst wenn sie sich aber auf die Verwendung eines Pseudonyms beschränken, führt das nicht zu einem Mangel an Verantwortlichkeit ("Wer unsichtbar ist, ist unangreifbar. Die Wahrheit hingegen bekommen Sie nur mit Verantwortlichkeit"). Viele dieser anonymen Autoren übernehmen ja nicht zuletzt dadurch Verantwortung, daß sie falsche oder schlicht weg blödsinnige Informationen wieder entfernen bzw. ersetzen. Natürlich besteht zwischen den Begriffen Verantwortung und Verantwortlichkeit ein Unterschied, aber selbst wenn der ursprüngliche Autor wegen seiner Anomymität (die ja oft auch nur vermeintlich existiert) nicht verantwortlich gemacht werden kann, übernehmen andere ebenfalls anonyme Autoren insofern Verantwortung, als daß sie den Blödsinn umgehend löschen, da sie sich dem Projekt und seinen Idealen verpflichtet fühlen. Und ob der Vandalismus unter dem Wikipedia leidet besser in den Griff zu kriegen wäre, wenn jeder Veränderungen nur noch unter seiner Reallife-Identität vornehmen könnte? Das größere Problem sind ja nicht die bewußt falschen Artikel, sondern die unbewußten (d.h., der Autor ist sich nicht darüber im Klaren, was für einen Unsinn er schreibt). Dagegen würde auch kein Zwang die eigene Reallife-Identität zu offenbaren helfen.

Dennoch wird die Kritik in den Medien an Wikipedia immer lauter, seit man auch dort begriffen hat, daß das Wiki-Prinzip natürlich potentiell auch offen für Manipulationen ist. Jeder nicht sofort berichtigte Falscheintrag mutiert auf einmal zum Beleg dafür, daß die Wikipedia nicht viel taugt. Erst vor kurzem griff die Süddeutsche Zeitung die Problematik auf und baute absichtlich Fehler in Wikipedia-Einträge ein, um zu sehen wie viele davon gefunden würden und wie lange es dauert. Von 17 Falschinformationen deckte die Wikipedia-Community aber 12 auf, noch bevor die SZ ihren "Skandalartikel" abdruckte, eine noch passable Quote.

Besonders dreist mutet allerdings die neue "Wiki-Fehlia"-Kampagne der Bild-Zeitung an. Ausgerechnet Deutschlands größtes Boulevard-Blatt, berühmt berüchtigt für seine Falschinformationen (siehe BILDblog), rief seine Leser dazu auf, in der "Wiki-Fehlia" nach Fehlern zu suchen und diese dann Bild zu melden. Schließlich berichtete Bild dann über "Schmutz-Einträge", erstes "Promi-Opfer" sei Dieter Thomas Heck, über den in der Wikipedia unter anderem zu lesen war, er hätte "nach einem Bombenangriff drei Tage lang onanierend unter einer Kellertreppe" gelegen. Erstens handelt es sich bei dieser Information recht offensichtlich um einen pubertären Scherz, zweitens wurde der Unsinn zügig wieder aus dem Eintrag entfernt (wie Bild selber einräumt) und drittens wurde die Falschinformation just an dem Tag in die Wikipedia eingetragen, an dem die Bild-Zeitung öffentlich dazu aufgerufen hatte nach Fehlern in der Wikipedia zu suchen, wie BILDblog herausgearbeitet hat.

Nüchtern betrachtet sind das alles recht müde Skandalisierungs-Versuche. Entgegen den vielen Unkenrufen klappt das in der Wikipedia mit dem Ausfiltern von Falschinformationen und dem Hervorbringen von qualitativ brauchbaren Artikeln recht gut. Natürlich wird es immer wieder Fehler geben, die den zahlreichen Autoren nicht auffallen und dann unter Umständen länger in einem Artikel bestehen oder die wegen einer kontroversen Diskussion lange brauchen, bevor sie endgültig verschwunden sind. Nur solange man Informationen aus Wikipedia-Artikeln nicht automatisch als unumstößliche Wahrheit betrachtet, sollte das kein Problem sein.

Freitag, November 10, 2006

Israel fliegt Stuka-Scheinangriff auf französische Stellung

Auch wenn es böse klingt, aber die Scheinattacke mehrerer israelischer F-15 auf einen französischen Posten im Südlibanon lief offenbar wirklich mit jenen Sturzangriffen vergleichbar ab, die von deutsche Piloten im Zweiten Weltkrieg mit der Ju 87 geflogen wurden. Natürlich mit dem entscheidenen Unterschied, daß es sich im Libanon zum Glück nur um einen Scheinangriff gehandelt hat (und das Ziel auch keine Zivilisten waren):
"Alliot-Maries Angaben zufolge gingen bei dem Vorfall mehrere israelische F-15-Kampfflugzeuge 'im Sturzflug' auf eine französische Unifil-Stellung im Südlibanon. Dann zogen sie plötzlich wieder hoch - typisch für Scheinangriffe, wie sie israelische Piloten im Libanon offenbar immer wieder fliegen. Alliot-Marie sagte, dies sei üblicherweise eine 'Angriffshaltung, um Bomben abzuwerfen oder Schüsse mit der Bordkanone abzugeben'. Das 'unverantwortliche Verhalten' habe Frankreichs Soldaten in eine Situation gebracht, 'in der sie Notwehr-Schüsse abgeben müssen' - doch hätten sie 'eine Katastrophe gerade noch verhindert'. Wegen der Jets hätten die Soldaten schon die Abdeckungen ihrer Raketenstellung entfernt und sich auf Abwehrfeuer vorbereitet gehabt." (SPON, 09.11.06)

Die Szenerie erinnert auffällig an ähnliche Situationen in der jüngsten Vergangenheit. So hatte z.B. eine israelische F-16 zwei Schüsse aus ihren Bordkanonen über dem deutschen Flottendienstboot "Alster" abgefeuert und Anti-Raketen-Täuschkörper abgeworfen (SPON, 27.10.06). In einem anderen Vorfall wurde ein deutscher Transporthubschrauber von einer F-16 bedrängt (SPON, 29.10.06). Die Motivation Israels solche Zwischenfälle zu provozieren beschreibt SPON wie folgt:

"In der vergangenen Woche wurde allerdings ein internes Papier der israelischen Armeeführung bekannt, dem zufolge die Flüge ein 'Druckmittel' sind: Damit solle die internationale Gemeinschaft gedrängt werden, sich für die Freilassung der beiden am 12. Juli von der Hisbollah verschleppten israelischen Soldaten einzusetzen und den Waffenschmuggel aus Syrien und Iran an die Miliz ernsthaft zu unterbinden." (SPON, 09.11.06)

Fragwürdig ob Israel mit dieser Strategie Erfolg haben wird. Solche aggressiven Manöver führen eher zu weiteren Spannungen zwischen Israel und den im Südlibanon stationierten Unifil-Truppen.

Zeitgleich führte der Tod von 19 Zivilisten durch eine israelische Artilleriegranate zu einer erneuten Eskalation im Gazastreifen:

"Eigentlich war die israelische Militäroperation in Beit Hanun im Gazastreifen, bei der mindestens 50 Menschen ums Leben kamen, am Dienstagmorgen nach knapp einer Woche zu Ende gegangen. Doch einen Tag später schlug eine Artilleriegranate in ein Wohnhaus ein, tötete 19 weitere Menschen, die meisten von ihnen Frauen und Kinder, und setzte die Ereignisse erst richtig in Gang: Die radikalislamische Hamas rief zum ersten Mal seit mehr als zwei Jahren wieder zu Anschlägen in Israel auf, in Ost-Jerusalem lieferten sich Jugendliche erbitterte Auseinandersetzungen mit der Polizei und über den israelischen Städten und Gemeinden in der Nachbarschaft des Gazastreifens gingen bis Donnerstagmittag 28 Kassam-Raketen nieder." (Telepolis, 09.11.06)

Natürlich hat der Staat Israel das Recht und die Pflicht seine Bürger vor Übergriffen von Hamas und Hisbollah zu schützen. Nur ebenso wenig wie Scheinangriffe auf die Unifil-Truppen diese dazu bewegen werden, die Hisbollah im Südlibanon konsequent zu entwaffnen (bzw. den Waffenschmuggel zu unterbinden), wird sich auch die Hamas im Gazastreifen nicht dadurch aufhalten lassen, daß man dort unter Zivilisten ein durch Fahrlässigkeit bedingtes Blutbad anrichtet. Im Gegenteil, die Hamas kommt ja gerade erst durch solche blutigen Militäroperationen wieder richtig "in Fahrt".

Sonntag, November 05, 2006

Gegen die Wand

arte zeigt am morgigen Montag den 06.11.06 um 0:15 Uhr (Nacht von Montag auf Dienstag) den preisgekrönten Spielfilm "Gegen die Wand" des türkischstämmigen Deutschen Fatih Akin. Der Film erhielt unter anderem den Goldenen Bären auf der Berlinale 2004 und fünf Lolas in Gold des Deutschen Filmpreises.

Cahit (Birol Ünel), ein Deutschtürke Anfang 40 der in Hamburg lebt, ist seit dem Tod seiner Frau depressiv und dem Alkohol verfallen. Zu Beginn des Films versucht er sich umzubringen, indem er gegen eine Wand fährt. In der Psychiatrie lernt er die junge Deutschtürkin Sibel (Sibel Kekilli) kennen, die ebenfalls versucht hat Suizid zu begehen, da sie sich von ihrer traditionell-konservativen Familie eingeengt sieht.
"Ich will leben, ich will tanzen, ich will ficken. Und nicht nur mit einem Typen."

Mit diesem inzwischen legendären Zitat eröffnet die quirlige Sibel Cahit, daß er sie doch zum Schein heiraten möge, damit sie endlich ihren Durst nach Leben stillen kann. Falls nicht, so Sibel, würde sie erneut versuchen sich umzubringen (was sie dann auch tatsächlich versucht). Der stets grummelige und ungehaltene Cahit lehnt zunächst ab, willigt dann aber doch ein. Zusammen mit seinem besten Kumpel, den er für seinen Onkel ausgibt, wird er bei Sibels Familie vorstellig und erhält schließlich deren Einverständnis zur Heirat.

SPOILER WARNING

Zunächst läuft alles nach Plan, Sibel lebt ihr wildes, promiskes Wunschleben und Cahit schläft regelmässig mit einer alten Freundin. So leben Sibel und Cahit zwar zusammen in einer Wohnung, ihre Ehe bleibt wie verabredet aber nur Schein. Vorsichtige Annäherungsversuche durch Sibel die mehr über Cahit erfahren möchte, fruchten nicht, da dieser jedesmal ausrastet, wenn man ihn auf seine Vergangenheit anspricht und sich ansonsten nur dem Alkohol hingibt.

Doch Cahit muß einsehen, daß er sich doch in Sibel verliebt hat. Zuzusehen wie sie mit anderen Männern verschwindet, fällt ihm zunehmend schwer. Er sagt jedoch nichts. Auch Sibel kaschiert ihre Eifersucht, nachdem sie erfahren hat, daß Cahit mit seiner alten Freundin schläft. Als Sibel aus Wut über Cahit Nico, einen Bekannten von Cahit, abweist, der sich von ihr mehr erhofft hatte als nur einen One-Nigh-Stand, kommt es zum Eklat: betrunken zieht Nico später in einer Bar -- und in Anwesenheit von Cahit -- über Sibel her. Was sie eigentlich für eine Beziehung führen würden, warum er kein Problem damit habe wenn seine Frau in der Gegend rumvögelt, ob er ihr Zuhälter sei, etc. Cahit bleibt zunächst ruhig, erträgt Nicos Pöbeleien scheinbar stoisch. Doch dann bricht es plötzlich aus ihm heraus und er tötet Nico mit einem einzigen Schlag mit einer Bierflasche. Er wird wegen Totschlags verurteilt und muß ins Gefängnis.

Die Boulevard-Presse greift die Geschichte auf und Sibels Scheinehe fliegt auf, jeder weiß jetzt, daß sie mehrere Männerbekanntschaften hatte. Ihr Vater verstößt sie, von ihrem Bruder wird sie gejagt. Schließlich geht sie nach Istanbul wo ihre weltoffene, einige Jahre ältere Cousine Selma ein Single-Leben lebt. Doch schnell empfindet Sibel für Selma, die sie früher immer bewunderte, nur noch Verachtung. Denn Selma lebt das Leben eines Workaholics, sie arbeitet von früh bis spät in einem Hotel, mit dem Ziel, es eines Tages übernehmen zu können. Zeit für ein Privatleben bleibt da nicht. Anders als die lebenshungrige Sibel, geht Selma nie aus.

Schließlich zieht Sibel bei Selma aus und kommt bei einem Barkeeper unter, der sie aber auch nur ausnutzt. Sie tanzt, trinkt und vögelt mehr denn je, doch hat mit einer starken inneren Leere zu kämpfen, die nur Cahit zu füllen in der Lage war. Ihren selbstzerstörerischen Tiefpunkt erreicht sie, als sie nachts betrunken in einer dunklen Istanbuler Gasse drei ebenfalls betrunkene Männer so sehr provoziert, daß die sie zunächst zusammenschlagen und -- nachdem sie immer noch nicht Ruhe gibt -- anschließend niederstechen. Diese Eskalation wurde von Sibel bewußt herbeigeführt, doch sie überlebt knapp.

Im Gefängnis in Deutschland ist es seine Liebe zu Sibel, die Cahit nach eigenem Bekunden am Leben erhält. Er wandelt sich, gibt das Trinken auf, wird ein anderer Mensch. Nachdem er aus dem Gefängnis entlassen ist, zieht es ihn sofort nach Istanbul zu Sibel. Doch auch diese hat sich inzwischen gewandelt, hat wieder geheiratet und mit ihrem Ehemann eine Tochter. Sie bleibt mit Rücksicht auf ihre neue Familie zunächst auf Distanz zu Cahit, doch ihre Liebe ist so intensiv wie eh und je, in einem Hotelzimmer geben sie sich einander schließlich hin. Cahit plant zusammen mit Sibel und dem Kind in einen anderen Teil der Türkei zu verschwinden, aus dem er, Cahit, ursprünglich stammt. Sibel willigt zunächst ein, erscheint aber nicht zum vereinbarten Treffpunkt, weil sie ihr neues Leben nicht aufgeben will, den Vater ihres Kindes nicht verlassen möchte. So muß Cahit unverrichteter Dinge allein von dannen ziehen.

"Gegen die Wand" ist ein unglaublich intensiver Film, voller Leidenschaft und Selbstzerstörung, die beide Hauptakteure gleichermaßen auszeichnet. Brillant gespielt und inszeniert ist er für jeden Cineasten ein Muß. In der Wikipedia wird das treffend ausgedrückt:

"Der Film verarbeitet zwei große Themen brillant: Da ist zunächst die Frage nach der Identität des türkischstämmigen Einwanderers Cahit, der seit dreißig Jahren in Deutschland lebt, und der jungen türkischen Frau, die in Deutschland geboren und umgeben von einer weltoffenen deutschen Gesellschaft traditionell türkisch erzogen wurde (...) Das zweite Thema ist die Liebesgeschichte zwischen Cahit und Sibel, die reich an Gefühlen und Wirrungen, an Missverständnissen und falschen Vorstellungen ist." (Wikipedia)

Interessanter Weise gibt es zudem viele Übereinstimmungen zwischen Sibel der Filmfigur und Sibel Kekilli der Schauspielerin. Nachdem der Film den Goldenen Bären erhalten hatte, wühlte die Bild-Zeitung und fand heraus, daß Sibel Kekilli vorher eine Pornodarstellerin gewesen war. Das Thema wurde wochenlang ausgeschlachtet, Bild und andere Boulevard Medien starteten eine der häßlichsten Kampagnen die man bis dahin gesehen hatte und führten Kekilli an den Rand eines Zusammenbruchs. Der Presserat stellte fest, daß Bild die Menschenwürde verletzt. Ebenso wie die Familie im Film mit Sibel bricht, als sie aus der Zeitung erfahren muß, was für ein Leben diese geführt hat, so führte die "Aufarbeitung" von Sibels Pornovergangenheit auch in der Realität dazu, daß sie von ihrem Vater verstoßen wurde und er mit ihr nichts mehr zu tun haben will (siehe FAZ-Interview, 23.02.04).

Auch das im Film grundsätzlich thematisierte Problem, von jungen türkischstämmigen Frauen, die zwar in Deutschland geboren sind aber nach traditionellen, konservativen, muslimischen Regeln erzogen werden, ist ja durchaus real. Irgendwann kommt es zwangsläufig zu einem Zusammenstoß der durch die Außenwelt vermittelten westlich-emanzipatorisch-liberalen Werte mit den traditonellen, familien-internen Werten. Auch hier trifft der Film den Zahn der Zeit und wirkt authentisch.

Insgesamt ein wirklich sehenswerte Film, der seine Auszeichnungen zurecht erhalten hat. Wer die deutsche Erstaustrahlung bei arte in der letzten Woche verpaßt hat, sollte sich unbedingt die Wiederholung am morgigen Montag um 0:15 geben.

Mittwoch, November 01, 2006

Blogpause -- doch diesmal nicht ganz

Das neue Semester hat inzwischen begonnen und wie aufmerksame Leser meines Blogs wissen, bedeutet dies, daß ich mich aus der Blogosphäre und aus MSN bis zu den nächsten Ferien zurückziehe (in diesem Fall also bis Ende Februar).

Doch dies mal wird meine Absenz nicht ganz konsequent sein, denn natürlich werde ich weiter im blogSquad posten, wenn natürlich auch mit niedrigerer Frequenz als sonst. Aber das macht nichts, da es im blogSquad bekanntlich gleich mehrere Blogger gibt ;).

Nachtrag 10.11.06

Daß ich dies mal nicht nur einfach in meine Semesterpause entschwunden bin, sondern auch noch alle meine MSN-Groups-Beiträge gelöscht habe, hat in der PI-Group offenbar zu ein bißchen Bambule geführt. MSNler die schon länger dabei sind wissen dagegen, daß ich in meinem zyklisch ausgerichteten Wirken auch immer wieder meinen Nickname wechsle. Allerdings wechsle ich ihn nicht ständig, sondern nur alle zwei Jahre (und ich führe im Gegensatz zu vielen "neumodischen" Usern auch nicht mehrere Nicknames zugleich).

Wenn ich einen alten Nickname abstreife, dann auch alles was an diesem mit dranhängt, inklusive sämtlicher Group-Postings. Natürlich führt das Löschen von Postings dazu, daß die Threads dann ziemlich zerfasert aussehen. Um das zu umgehen, können die Group-Manager die entsprechenden Threads ja auch ganz löschen. Denn anders als viele andere Groupler halte ich weder mein eigenes Geschriebenes noch das von Dritten für so genial, daß man es über Jahre aufbewahren sollte. Es gibt einige wirklich geniale Threads, die Kultstatus erreichen. Auf die Masse kann man aber gut und gerne verzichten.

Zudem findet man die meisten Eingangspostings von Threads die ich selbst begonnen habe ja hier im Archiv meines Blogs. Die Diskussionsstränge aus den Groups fehlen natürlich, sind wie gesagt m.E. aber auch nicht so "bahnbrechend".

Fehlt nur noch ein neuer Nickname, aber weil der eine Weile halten muß, sollte er wohl überlegt sein. Eine Rückkehr in die MSN Groups meinerseits wird es ohnehin kaum geben, da ich ihre baldige endgültige Abschaffung vermute (die Chats dichtzumachen war doch nur der erste Schritt). Natürlich brauche ich aber für die MSN Spaces, die Blogosphäre und die neue, externe PI-Group trotzdem einen neuen Nickname. Mal sehen...