Mittwoch, Februar 28, 2007

Macht kaputt, was euch kaputt macht



Hach, waren das noch Zeiten, Rio Reiser und seine Kultband "Ton, Steine, Scherben". Bis heute der Inbegriff deutschsprachig sozialkritischer Musik. Sicher, jemand mit Reisers kratzig-röhrender Stimme würde es heute wohl kaum bei DSDS schaffen, aber ist das wirklich ein Kriterium?

Die vorliegende Videoaufzeichnung stammt aus dem Jahr 1970, der Song "Macht kaputt, was euch kaputt macht" gehört zu den berühmtesten der Scherben (neben dem berüchtigten "Rauch-Haus-Song") und wurde von Reiser bereits 1969 noch vor der Bandgründung geschrieben. Bei Wikipedia heißt es:

"Der Titel wurde bald zu so etwas wie einem Motto der Sponti-Bewegung im Kielwasser der 68er. Er war in zahllosen Graffiti und auf Flugblättern zu lesen." (Wikipedia)

Der Song erschien auf dem ersten Scherben Album "Warum geht es mir so dreckig" (1971), das zusammen mit dem zweiten Album "Keine Macht für Niemand" (1972) zu den lautesten, kämpferischsten Scherben Werken gehört (während das dritte Album "Wenn die Nacht am tiefsten" von 1974 bereits deutlich leisere, resignativere Töne anschlägt).

Das einzige weitere Original-Scherben-Video bei YouTube ist ein weiterer Livemitschnitt zu "Ich will nicht werden, was mein Alter ist", ein weiterer herrlich anarchisch-rebellischer Klassiker.

Etwas altbacken vielleicht, aber in Zeiten in denen der Mainstream von Bands wie Tokio Hotel dominiert wird und geäußerte Kapitalismuskritik als Begründung dient, jemand im Knast zu belassen, erschien es mir nur konsequent diese alte Kamelle auszubuddeln ;).

Dienstag, Februar 27, 2007

Was Sie schon immer über Damenschuhe wissen wollten

Nachdem blogSquaderin Anne in ihrem letzten Beitrag auch ihre Vorliebe für ein paar Stiefeletten von "Vagabond" gestanden hat, habe ich mich bei "I'm walking" mal genauer umgesehen und eine Menge über Damenschuhe gelernt. Betrachtet man die dort gelisteten verschiedenen Schuhtypen und -bezeichnungen, kann man relativ leicht die prägenden Merkmale herausarbeiten.

Als jemand der Serien wie "Sex and the City" oder "Desperate Housewives" konsequent meidet, war mein Grundlagenwissen über Damenschuhe bisher eher minimal (gut, ich habe natürlich jede Folge von The L-Word gesehen, aber da lernt man nicht so viel über Schuhe). Dank imwalking.de und ein wenig weiterführender Recherche bin ich jetzt allerdings halbwegs auf dem Stand und möchte mein fundamentales Wissen natürlich nicht für mich behalten :p.

Sandaletten, Pantoletten und Dianetten

Sandaletten sind wie der Name schon nahelegt, jegliche Spielarten von Sandalen, also offene Schuhe für den Sommer, die allerdings den Knöchel umschließen. Besonders eindrucksvoll sind hier natürlich die "klassischen" Römersandaletten.

Pantoletten (wie Pantoffeln) sind dagegen Schuhe zum schnellen Reinschlüpfen, sie sind auch hinten offen. Der Klassiker sind hier natürlich Badelatschen, im deutschen Volksmund auch "Adiletten" genannt. Auch wenn Frau letztere wohl kaum als besonders modisch empfindet.

Davon abzugrenzen sind Dianetten oder auch "Zehentrenner". Diese sind noch minimalistischer als Pantoletten, der Fuß wird hier vorne lediglich von einem Band (dem sog. "Zehensteg") zwischen großem Zeh und dem nächstfolgenden gehalten. Besondere Popularität erlangten Dianetten sicherlich durch die allseits beliebten Flip Flops. Inzwischen sind Dianetten allerdings längst über ihre Funktion als Badesandalen hinaus gewachsen, wie sich mit einem Blick ins vielfältige Sortiment erkennen läßt.

Sabots und Clogs

Die klassischen englischen Clogs sollten eigentlich jedem ein Begriff sein. Von dem praktischen, aber klobig wirkenden Urmodell hat sich die Damenschuhwelt allerdings längst verabschiedet. Die modischte Variante sind Sabots, die sich von Clogs durch ihre nach vorne spitz zulaufende Form zu unterscheiden scheinen. Während Clogs bei allen Design-Innovationen ihre typische Rundform immer beibehalten.

Stiefel, Stiefeletten und Ankle Boots

Stiefeletten schließen den Fuß bis zur unteren Hälfte der Wade ein, es handelt sich also offensichtlich eher um Schuhe für die kälteren Jahreszeiten. Kürzere Formen, die nicht über den Knöchel hinaus gehen, nennt man Ankle Boots. Geht der Schuh dagegen bis zur Kniekehle spricht man von Stiefeln.

Hohe Stiefel die besonders betont getragen werden (also z.B. in Kombination mit einem Minirock), bezeichnet man im Volksmund oft auch abwertend als "F*ck-Mich-Stiefel". Ein reichlich vulgärer Terminus, der sich allerdings etabliert zu haben scheint.

Peeptoes, Slings und Ballerinas

Peeptoes sind offene Schuhe, bei denen man vorne i.d.R. nur den großen Zeh seltener aber auch die gesamte Zehenreihe herausluken sieht. Durch Verdeckung des Fußteils unmittelbar hinter den Zehen, werden die Zehen bzw. der große Zeh umso deutlicher betont.

Als Slings werden offene Schuhe bezeichnet, die als besonders auffälliges Merkmal eine durchgehende Schlinge (im Idealfall ohne Schnalle) um die Ferse herum aufweisen. Durch ihre minimalistische Konstruktion wirken Slings besonders leicht und elegant.

Ballerinas sind flache Schuhe, die nur sehr niedrige Absätze aufweisen. Sie umschließen nur den vordersten Teil des Fußes, was ihnen zusammenen mit der flachen Konstruktion ein "gestrecktes" Aussehen gibt.

Pumps

Die bekanntesten und vermutlich auch beliebtesten Damenschuhe sind Pumps. Pumps zu definieren ist schwierig, weil darunter sehr viel verstanden werden kann. Allen Pumps gemein sind aber in jedem Fall ein deutlich erkennbarer Absatz und ein nicht bedeckter Mittelteil des Fußes.

Pumps mit Keilabsätzen bieten mehr halt, da der Absatz hier nicht "losgelöst" steht, sondern mit dem restlichen Schuh verbunden ist, also eine durchgängige Form bietet. Was allerdings optisch auch klobiger wirkt.

Sogenannte Hochfrontpumps zeichnen sich dagegen durch deutlich höhere Absätze aus. Der Fuß steht dabei so steil, daß das gesamte Körpergewicht auf dem vorderen Fuß lagert, was aus orthopädischer Sicht vermutlich eher ungünstig ist. Den Trotteur vom Hochfrontpump abzugrenzen fällt schwer, insgesamt ist der Absatz hier vermutlich niedriger und breiter, allerdings können wohl auch beide Begriffe synonym verwendet werden.

Bei Spangenpumps wird der Fuß auf Höhe des Knöchels durch ein vorderes Band gehalten. Da Spangenpumps meist recht "luftig" sind, ist es wohl eher ein Schuh für wärmere Tage.

Plateaus

Plateau-Schuhe zeichnen sich durch eine generelle Erhöhung des Schuhs aus. Dies bezieht sich auf Absätze, meint aber klassischerweise oft auch die komplette Sohle. Berühmt berüchtigt sind hier die Plateau-Schuhe der Marke Buffalos, die in den 1990er Jahren in Deutschland insbesondere durch die Techno-Kultur eine starke Verbreitung fanden und dann zum präferierten Schuhwerk weiblicher Teenager aus eher sozialschwachen Verhältnissen mutierten.

High Heels

Laut Wikipedia werden Damenschuhe mit Absätzen ab 10 cm als High Heels bezeichnet. Dabei müssen die Absätze nicht zwangsläufig möglichst dünn sein, typischerweise assoziiert man mit High Heels allerdings immer Pfennigabsätze.

Mokassins

Das stilprägende Element bei Mokassins ist eine Verzierung des vorderen Schuhteils durch eine Schnalle oder eine Schleife. Die Schnalle oder Schleife hat dabei nur selten eine funktionale Bedeutung, sie ist "Zierde". Da die meisten Mokassins auch den mittleren Fußteil abdecken, kann man sie sicherlich auch an etwas kälteren Tagen tragen.

Ich denke, das sollten die wichtigsten Damenschuhtypen gewesen sein. Sicherlich gibt es immer mal wieder Exemplare, bei denen man sich fragt, was für einen Eigennamen die wohl haben (z.B. diese bei Prostituierten und P*rnodarstellerinnen scheinbar sehr beliebten durchsichtigen Plastik-Pumps), letztlich wird man aber wohl nicht jeden Schuh einem bestimmten Schuhtyp eindeutig zuordnen können.

Freitag, Februar 23, 2007

Stoibers schönste Stilblüten

Präsident Breschnew:

"Ich habe es für wohltuend empfunden, daß die Bundeskanzlerin gegenüber dem amerikanischen Präsidenten Breschnew Guantanamo kritisiert hat und nicht mit dem Rechtsstaat in Übereinklang beurteilt hat (...)"

Asylgründe:

"(...) Absenkung des Na-, des, des, des, des, des, äh, Nach-, des, des, äh, Alters, des Alters der Kinder, wenn sie, des Nachzugsalters. Dann kommt der fünte Punkte, und der sechste Punkt, kommt dann sicherlich die Fragen, gleichge-, äh, nicht gleichgeschlechtlich, sondern äh, ob ich auch, äh, äh, Asylgründe schaffe außerhalb der politischen und der rassistischen Verfolgung, also auch Gründe, äh, wenn, aus, äh, wenn, wenn andere Gründe sozusagen also aus dem Geschlecht oder ähnlichem, äh, stattfindet, also ... Frauen, die irgendwie wegen ihres Frau-Seins irgendwo verfolgt werden, ob ich denen jetzt ein Asyl, einen zusätzlichen Asylgrund geb (...)"

Hauptbahnhof München:

"Wenn Sie, ah, vom Hauptbahnhof in München mit zehn Minuten, ohne daß Sie am Flughafen noch einchecken müssen, dann starten Sie im Grunde genommen am Flughafen am... am Hauptbahnhof in München, starten Sie ihren Flug. Zehn Minuten - schauen Sie sich mal die großen Flughäfen an. Wenn Sie in Heathrow in London oder sonstwo, meine se.. Chä... Charles de Gaulle, äh, in Frankreich oder in, äh, in, in, äh, in äh Rom, wenn Sie sich mal die Entfernungen ansehen, wenn Sie Frankfurt sich ansehen, dann werden Sie feststellen, daß zehn Minuten Sie jederzeit locker in Frankfurt brauchen, um ihr Gate zu finden. Wenn Sie von Flug..., vom Fl..., vom Hauptbahnhof starten, Sie steigen in den Hauptbahnhof ein. Sie fahren mit dem Transrapid in zehn Minuten an den Flughafen in... an den Flughafen Franz-Josef-Strauß. Dann starten Sie praktisch hier am Hauptbahnhof in München. Das bedeutet natürlich, daß der Hauptbahnhof im Grunde genommen näher an Bayern, an die bayerischen Städte heranwächst, weil das ja klar ist, weil aus dem Hauptbahnhof viele Linien aus Bayern zusammenlaufen."

Die anderen Brasilianer:

"Wer ein Trio vorne hat wie Ronaldo, Ronaldinho und, äh, äh, äh und äh, die anderen Brasilianer, Carlo... äh, Roberto Carlos, das ist, äh, das ist, äh, Rivaldo dazu noch, Rivaldo, äh, äh, ah, äh, Rivaldo und, äh, Ronaldinho und Rolda... und Ronaldo, also, das dann verloren zu haben, das ist zwar bitter, aber nicht so bitter."

Familienplanung:

"Wenn heute eine Familie ein Kind bekommt, eine Frau mit ihrem Mann oder umgekehrt (...)"

Der Problembär:

"Äh, natürlich freuen wir uns, das ist gar keine Frage, freuen wir uns, und die Reaktion war völlig richtig, einen, äh, sich normal verhaltenden Bär in Bayern zu haben, äh, ja das ist gar net zum Lachen. Äh, und der Bär im Normalfall, ich muß mich ja auch, äh, Werner Schnappauf hat sich natürlich hier äh intensiv äh mit so genannten Experten ausgetauscht und austauschen, äh, müssen. Nun haben wir, der normal verhaltende Bär lebt im Wald, geht niemals raus und reißt vielleicht ein bis zwei Schafe im Jahr. Äh, wir haben dann einen Unterschied zwischen dem normal sich verhaltenden Bär, dem Schadbär und dem äh Problembär. Und, äh, es ist ganz klar, daß, äh, dieser Bär, äh, ein Problembär ist und es ist im Übrigen auch, im Grunde genommen, äh durchaus äh ein gewisses Glück gewesen, er hat um 1 Uhr nachts praktisch diese Hühner gerissen. Und Gott sei Dank war in dem Haus, äh, war, also jedenfalls ist das nicht bemerkt worden. Auf Grund von, äh, es ist nicht bemerkt worden. Stellen Sie sich mal vor, der war ja mittendrin, stellen Sie sich mal vor, die Leute wären raus und wären praktisch jetzt, äh, dem Bären praktisch begegnet. Äh, was da hätte passieren können."

Die gludernde Lot:

"Es muß zu schaffen sein, meine Damen und Herren, wenn ich die CDU anseh', die Repräsentanten dieser Partei an der Spitze, in den Ländern, in den Kommunen, dann bedarf es nur noch eines kleinen Sprühens, sozusagen, in die gludernde Lot, in die gludernde Flut, daß wir das schaffen können und deswegen... in die lodernde Flut, wenn ich das sagen darf, und deswegen, meine Damen und Herren."

Eine Blume hinrichten:

"Wenn ich mal dann halbe Stunde, ne Stunde oder zwei Stunden am Sonntag im Garten sitz', und es ist einigermaßen gutes Wetter, da trang... da tanke ich Kraft, äh, und, äh, ich hab's mir auch angewöhnt, daß ich jeden Tag in der Früh' in den Garten schau und vielleicht eine Blume hinrichte, oder, äh, oder aufrichte, ja, und a bissl´ mähen tu ich und ansonsten sag ich meiner Frau, was ich alles tun würde, und dann macht sie es, beziehungsweise mit dem Gärtner zusammen."

Keine regellose Regelung:

"Dann hätte man für Deutschland eine Regelung, hätte keine regellose Regelung, und die Länder, die die das nicht regeln wollen, die haben dann die Bundesregelung, und die Länder, die das, äh, regeln wollen, können dann das für sich regeln."

Nachzuhören z.B. bei SPON.

Mittwoch, Februar 21, 2007

Except the super-AIDS *rofl*

Linda: Butters, what on earth are you doing??

Butters: Well I think... I'm like the kid in that movie! I-I'm seeing dead people!

Linda: Dead people?

Stephen: Who's seeing dead people?

Butters: Me! I saw a ghost!

Stephen: Now, Butters, there's no such thing as ghosts.

Butters: But I saw him! Just as plain as I'm seein' you right now!

Stephen: Butters, these things happen all the time. You've got a very active little brain and your mind was just playing tricks on you.

Butters: Ruh, really?

Stephen: Yeess.

Butters: So... so it was just... it was... just my ima... magination then?

Stephen: That's right. There's no reason to be afraid of things that aren't real. There's plenty of real things to be scared of. Like super-AIDS.

Butters: Huh s-s-super-AIDS?

Stephen: That's right. A new form of AIDS which is resistant to drugs. Just one teaspoon of super-AIDS in your butt and you're dead in three years.

Butters: AAAH! [drops his flashlight] Oh Jesus.

Stephen: So now you feel better? Ghosts don't exist and there's nothing to be afraid of. Except the super-AIDS.

aus: South Park, Episode 906, The Death Of Eric Cartman

("Super AIDS" ist eine Anspielung auf eine Medien-Hysterie im Frühjahr 2005, als in New York ein Mann angeblich an einer besonders aggressiven Variante des HI-Virus erkrankte; die Existenz des sogenannten "Super AIDS" konnte aber nie wirklich belegt werden. Siehe auch hiv.net)

Montag, Februar 19, 2007

Frisch aus dem Archiv (1)

Heute ist Rosenmontag, aus gegebenem Anlaß sei daher auf diese älteren Einträge verwiesen:

Sonntag, Februar 18, 2007

Turkish Star Wars



Wollte man den trashigsten aller Trash-Filme ausmachen, dann wäre der türkische Science-Fiction-Streifen "Dünyayi Kurtaran Adam" aus dem Jahre 1982 sicherlich ein heißer Anwärter auf den Titel.

Wegen der zahlreichen aus Star Wars geklauten Sequenzen ist der Film auch unter dem Namen "Turkish Star Wars" bekannt. Doch nicht nur StarWars, der Film borgt sich auch Material (vorwiegend den Sound) aus "Kampfstern Galactica", "Moonraker" (James Bond) und "Indiana Jones".

Der Inhalt ist so konfus, das er sich kaum wiedergeben läßt (im Ansatz siehe Wikipedia). Und obwohl er außerhalb der Türkei nie im Kino zu sehen war, erlangte er gerade aufgrund seines hohen Trash-Faktors einen internationalen Kultstatus. Bei Wikipedia heißt es weiter:

"Sämtliche Kostüme sind von erkennbarer Billigkeit. So besteht die Maske des Tyrannen aus mit Silberfolie beklebter Pappe, und die Außerirdischen tragen teilweise handelsübliche Karnevals-Masken, teilweise bizarre Plüschfelle oder, im Falle der Mumien, Toilettenpapier. (...)

Trotzdem handelt es sich bei Turkish Star Wars um einen Film, der durchaus nicht als Parodie gedacht war, sondern als ernsthafte Produktion, die auch in türkischen Kinos gezeigt wurde." (Wikipedia)

*lol* Unfaßbar! Wer will, kann sich ja mal die anderthalb Stunden mit englischen Untertiteln geben *g*.

Samstag, Februar 17, 2007

Wir tanzen im Viereck



In Japan ist der "Panty-Sniffer-Fetisch" bekannter als hierzulande. Dabei geht es um die Vorliebe meist gutbürgerlicher Herren im gesetzten Alter für die getragenen Slips meist jüngerer Damen. Der angesprochene Sinn ist der Geruchssinn, folglich wird mit allen möglichen Tricks versucht, den Eigengeruch der getragenen Höschen möglichst lange aufrecht zu erhalten, z.B. durch die Lagerung in Frischhaltebeuteln. Um den Fetisch herum ist eine regelrechte "Export-Industrie" entstanden, die Ware kann übers Internet bestellt werden und wird dann in alle Ecken und Länder versandt.

Doch wie werden diese getragenen Slips eigentlich "produziert"? Nicht so, wie es sich der Konsument in seiner Phantasie wohl gerne vorstellt. Das suggeriert zumindest die Berliner Elektro-Trash-Pop-Band Stereo Total, die in ihrem Kultclip zum Song "Wir tanzen im Viereck" zeigt, wie die Ware (vermeintlich oder tatsächlich) wirklich entsteht. Zum Totlachen :D.

Freitag, Februar 16, 2007

Die Sache mit dem Vaterschaftstest

Am vergangenen Dienstag wies das Bundeverfassungsgericht die Klage von Frank S. ab, der die Resultate eines heimlichen Vaterschaftstest für gerichtsverwertbar erklären lassen wollte. Frank S. hatte über den Test herausgefunden, daß er nicht der leibliche Vater des Kindes ist, für das er aber weiterhin Unterhalt zahlen mußte, während die Mutter längst in einer Beziehung mit einem anderen Partner lebte (SPON, 13.02.07).

Das BVG bestätigte nun die gängige Praxis, daß heimliche, also ohne die Zustimmung der Mutter (bzw. des Kindes, wenn es ein entsprechendes Alter erreicht hat) vollzogene Vaterschaftstests, nicht gerichtsverwertbar sind. Frank S. muß demnach weiter für ein Kind zahlen, das nicht seines ist.

Das Bundesverfassungsgericht wies den Gesetzgeber jedoch im zweiten Teil des Urteils auch an, bis zum März nächsten Jahres eine gesetzliche Grundlage zu schaffen, die es dem Vater zukünftig auch ohne Einwilligung der Mutter (des Kindes) erlaubt, einen Vaterschaftstest durchführen lassen zu dürfen. Denn das Grundgesetz räumt dem Vater "das Recht auf Kenntnis ein, ob ein Kind von ihm abstammt" (frühere Feststellung des BVG):

"Deshalb, das ist die klare Forderung des Verfassungsgerichts, muss der Gesetzgeber jetzt ein 'geeignetes Verfahren allein zur Feststellung der Vaterschaft' bereitstellen. Dabei, das hat das Verfassungsgericht mehrfach festgehalten, dürfen keine besonderen Hürden gelten: Allein dass der Vater 'Zweifel an der Abstammung des Kindes von ihm vorträgt', muss genügen. Auf konkrete Belege kommt es nicht an." (SPON, 13.02.07)

In Politik und Medien ist die Reaktion auf die Entscheidung unterschiedlich ausgefallen. Mehrheitlich wurde es begrüßt, es gab jedoch auch andere Stimmen. In der taz betont Katharina Koufen, daß das Urteil zum Nachteil des Kindes ausfalle:

"Erst mit der Geburt des Kindes beginnt die wirkliche 'Arbeit': der Aufbau einer Beziehung zum Kind, Verantwortung, Liebe, Erziehung - alles, was eben zum Vatersein dazugehört. Wer sich einmal dafür entscheidet, eine solche Aufgabe zu übernehmen, sollte dabei bleiben, sein Leben lang. Ein Kind sollte ein Recht darauf haben, seinen Papa behalten zu dürfen.

Die Forderung des Bundesverfassungsgerichts nach einem Gesetz, das juristisch verwertbare Vaterschaftstests künftig deutlich leichter machen will, widerspricht diesem Ziel. Sie stärkt die Rechte des Vaters - zulasten des Kindes: Dessen Rechte werden geschwächt. Das ist bedauerlich." (taz, 14.02.07)

Die Autorin stellt im Folgenden dann aber auch fest, daß auch Mütter häufig nicht die Interessen des Kindes vertreten, sondern eher die eigenen. "Die sehen manchmal so aus: Der Vater soll nicht seine Erzeugerrolle hinterfragen, sondern Unterhalt zahlen. Basta" (taz, 14.02.07). Zwar bliebe es zu hoffen, daß die Väter zukünftig verantwortungsvoll mit der Möglichkeit in jedem Fall einen gerichtsverwertbaren Vaterschaftstest machen zu können umgehen, zu befürchten sei aber das Gegenteil: "Die Entscheidung des BVG hilft Vätern dabei, offene Rechnungen mit der Ex auf dem Rücken der Kinder auszutragen" (taz, 14.02.07).

Unter den Tisch fällt dabei, daß die Mutter ja Beischlaf mit einem anderen Mann gehabt haben muß, wenn das Kind nicht vom deklarierten Vater stammt. Und Sex mit einer dritten Person gilt in einem auf monogame Beziehungen ausgerichteten Gesellschaftsmodell immer noch als einer der wichtigsten Gründe, sich zu trennen. Sicher muß man auch die Situation berücksichtigen, die Frau zum Beischlaf mit einem anderen Mann gebracht hat (z.B. daß der Mann seinerseits ebenfalls keine monogame Beziehung gelebt hat).

Dennoch bleibt Fakt, daß sie sich zum Zusammenleben mit einem Mann A entschieden hat, während sie Sex mit einem anderen Mann B hatte, von dem das Kind in Wirklichkeit stammt. Entweder sie setzt ihren Wunschpartner darüber in Kenntnis, daß das Kind vielleicht nicht von ihm stammt oder sie verheimlicht es ihm. Letzterer Fall wäre ein Indiz für Defizite in der Beziehung, die eine Fortführung der Beziehung generell als nicht besonders sinnvoll erscheinen lassen.

Mit einer alleinerziehenden Mutter zusammenzukommen und dann auch bewußt Verantwortung für ein Kind zu übernehmen, das diese aus einer vorhergehenden Beziehung mitbringt, ist das eine. Ein Kind als ein selbstgezeugtes zu betrachten, während der biologische Vater ein anderer ist, etwas anderes. Es ist doch nur natürlich, daß Mann nach dem Auseinanderbrechen der Beziehung dann nicht weiter für ein "fremdes" Kind aufkommen möchte.

War er sich vorher darüber im Klaren, daß das Kind nicht seines ist und hat sich trotzdem bewußt dafür entschieden hier die Vaterrolle zu übernehmen, sollte er sich nach dem Ende der Beziehung auch nicht um seine Verantwortung drücken können. Wurde er hingegen "verarscht", also bewußt im Glauben gelassen er sei der biologische Vater obwohl noch andere Kandidaten dafür in Frage kamen, ist es doch nur legitim, daß er nach Beendigung der Beziehung nicht weiter für ein Kind zahlt, das nicht seines ist.

Obwohl es bis dato schon illegal war, heimliche Vaterschaftstest durchzuführen, wurde ein solches Vorgehen von der Justiz nicht verfolgt. Nachdem Urteil des BVGs hat Bundesjustizministerin Zypries nun aber einen Vorstoß unternommen, einen Straftatbestand für solche heimlichen Tests einzuführen (davon wären vermutlich sowohl durchführende Labors als auch Väter als "Auftraggeber" betroffen). Womit sie aber besonders bei CDU und FDP auf Gegenwehr stieß (SPON, 15.02.07).

Donnerstag, Februar 15, 2007

Der Bling-Bling Messenger und die Alternativen

Bei YouTube kursiert derzeit ein selbstgemachtes Video mit dem Titel "Microsoft iPod" in dem gezeigt wird, wie die Verpackung des iPods ausssehen würde, wenn Microsoft sie gestalten würde. Gerade die Schnörkellosigkeit der Verpackung betont das "edle" Design des iPods. Anstatt die Verpackung mit Infos zu überfrachten, bildet Apple einfach nur den iPod ab, am besten noch quer, damit man sieht, wie dünn er ist. Der iPod spricht für sich selbst, er muß nicht mit zusätzlichen Eyecatchern in Form von Bildern und Texten auf der Verpackung angepriesen werden. Just simple and straight.

Anders Microsoft, das die Verpackung mit lauter Zusatzinformationen regelrecht zubaut, so daß das Ganze am Ende deutlich überbeladen und "ramschig" wirkt, während das eigentliche Produkt unterzugehen scheint und nicht mehr im Mittelpunkt steht. Das Video ist natürlich nur ein Fake, eine Parodie auf die Produktpolitik von Microsoft. Dabei wird jedoch durchaus deutlich, wie die Vermarktungsansätze von Microsoft und Apple sich unterscheiden.

Schon vor einigen Jahren habe ich aufgehört ICQ zu nutzen, weil das Programm ständig um irgendwelche Features und Buttons erweitert wurde, während die eigentliche und ursprüngliche Funktion, das Instant Messaging, immer stärker in den Hintergrund geschoben wurde. Irgendwann gab es dann "ICQ Lite", das sich wieder mehr auf die Basisfunktionen konzentrieren sollte, als bald aber ebenfalls unter der "Featuritis" zu leiden schien. Konsequenterweise gab es dann bald wieder nur noch ein offizielles ICQ (vom webbasierten ICQ2Go! mal abgesehen).

Vielleicht bin ich was meine Ansprüche an das Look-and-Feel von Programmen angeht etwas altmodisch. Ich mag Programme die optisch "aufgeräumt" wirken und sich auf ihren eigentlichen Daseinszweck beschränken. Daher kam mir der MSN Messenger in seinen früheren Versionen angenehm vor, nicht zu viele Kinkerlitzchen, keine überbordenen Gadgets, keine überflüssigen Icons, keine ressourcen-fressenden Zusatzfeatures.

Doch die "nachfolgenden Generation" sieht das ganz andere. Dort sind Jeans mit blinkenden Strass-Steinchen der letzte Schrei, und am Handy baumelt ein funkelnder Swarovski-Kristall (bzw. das, was heute als "Swarovski" durchgeht). Ohne "Bling-Bling" geht es einfach nicht mehr. Und das spiegelt sich natürlich auch bei der Wahl von Internet-Programmen wieder. Die Jugend will unterhalten werden, braucht ständig neue Spielchen und neue mehr oder weniger praktische Funktionen. MSN hat das erkannt und die Produktentwicklung des Windows Live Messengers (so heißt er ja heute) entsprechend der neuen Zielgruppe ausgerichtet:

"Microsoft hat damit bereits Erfolge erreicht, da die Nutzung des Windows Live Messengers besonders in der Altersgruppe der 13- bis 18-Jährigen in den letzten Jahren stark angestiegen ist." (Wikipedia)

Sprich, der Windows Live Messenger ist heute der Lieblingsmessenger der meisten Teenager. Entsprechend infantil wirkt das Ganze dann auch streckenweise.

Doch nicht nur Teenager können sich für die neue Klickibunti-Welt von MSN begeistern. So ist eine blogSquad-Kollegin bekennender Fan der "Meegos":

"MeeGos sind maßgeschneiderte Dynamische Anzeigenbilder welche Sie sich selbst für Windows Live Messenger 7 oder höher erstellen können. MeeGos reagieren auf die Emotionen Ihrer Gespräche. Geben Sie mal was ein ;)" (MeeZone.com)

Ein Meego ist also ein Avatar auf dessen Aussehen der Nutzer Einfluß nehmen kann und der dann im Messenger statt des normalen Bildes erscheint. Für die blogSquad-Kollegin ein weiterer Bestandteil der Individualisierung ihres Computers. Nun, sicher, wer wollte schon eine Computer-Welt in der jeder denselben Bildschirmhintergrund hat, in der es nur eine einzige Schriftart gibt und nur schwarz und weiß als einzige Farbtöne (okay, so etwas gibt es tatsächlich noch). Aber einen Avatar, der die eigene Stimmungslage visualisieren soll? Weder bringen Meegos das nötige Maß an Differenzierung mit das nötig wäre menschliche Stimmungsschwankungen zu visualisieren, noch sehen sie grafisch besonders ansprechend aus. Unterm Strich ist es eine Spielerei unter vielen, die der Windows Live Messenger heute ermöglicht.

Und während besagte blogSquad-Kollegin versucht mich zu überzeugen, daß man über Meegos Individualität zum Ausdruck bringen kann, gesteht mir eine weitere Bekannte zeitgleich ihre neuste Sucht namens "Bejeweled":

"Der rechteckige Bereich des Spielfelds ist gefüllt mit farbigem Edelsteinen. Die einzige gültige Bewegung ist, angrenzende Edelsteine auszutauschen, um drei oder mehr Edelsteine von der gleichen Farbe horizontal oder vertikal ausrichten zu lassen. Wenn das geschieht, erwirbt der Spieler Punkte, und die Edelsteine verschwinden. Edelsteine darüber fallen herunter und der Extraraum wird mit zufälligen Edelsteinen gefüllt. Setzt man mehre Reihen Steine nacheinander zusammen wird dieses eine 'Kaskade' genannt. Das Spiel endet, wenn es keine gültigen Bewegungen gibt." (Wikipedia)

Das Spiel, das sehr an Klassiker wie Tetris oder Blockout erinnert und damit nicht besonders innovativ ist, gibt es auch in der MSN Games Zone und kann hier unter anderem auch über den Windows Live Messenger gespielt werden. So ist dem Spiel dann wohl auch die erwähnte Bekannte verfallen, obwohl es mir schwer fällt, das Faszinosum das von diesem Spiel angeblich ausgehen soll, nachzuvollziehen.

Gegen all diese Gimmicks ist ja nichts einzuwenden, solange sie optional sind. Viel Schrott den man eigentlich nicht braucht, hat der Windows Live Messenger allerdings heute schon onboard. Hier wäre es wünschenswert wenn es ähnlich wie beim neuen Windows Vista verschiedene Varianten geben würde. So z.B. einen "Messenger Office" der nur das Nötigste mitbringt und einen "Messenger Fun", der dann all die ganzen Zusatzspielereien ermöglicht.

Was allerdings mehr als alles andere nervt, sind die Werbeeinblendungen. Da sich diese nicht deaktivieren lassen und es wohl keine schlanke, ressourcen-schonende Basisvariante des Windows Live Messengers geben wird, sollte man sich mal nach Alternativen umsehen.

Am bekanntesten ist hier inzwischen sicherlich aMSN. Der aMSN ist dem Original-Messenger stark nachempfunden, insgesamt trotzdem deutlich schlanker und weniger überladen. Er wirkt aufgeräumter und erspart dem Nutzer lästige Werbeeinblendungen. aMSN gibt es für Windows, Linux, MacOS X und FreeBSD.

Der Nachteil von aMSN ist, daß er wirklich nur MSN kann, während der neuste Windows Live Messenger ja auch die Kommunikation mit Yahoo-Nutzern ermöglicht. Selbst das ist allerdings nicht viel, so genannte "Multi-Protokoll-Messenger" erlauben es, mehrere Messenger-Systeme zugleich zu nutzen.

So werden z.B. von Gaim (Windows, Linux, MacOS X, BSD) unter anderem AOL Instant Messenger, Jabber, MSN, ICQ und Yahoo unterstützt. Ähnliche "Wunder" vollbringen Adium und Fire (beide nur MacOS X) oder auch Trillian (nur Windows) und Kopete (nur Linux).

Insbesondere für Leute die mit Freunden chatten wollen, die jeweils einen anderen Messenger nutzen, könnte sich der Umstieg auf einen Multi-Protokoll-Messenger lohnen. Wer hauptsächlich seinen Windows Live Messenger nutzt und auch alle Kontakte im MSN Netzwerk hat, sollte als Alternativ-Client aMSN in Erwägung ziehen. Auch wenn Microsoft Clients von Drittanbieter gerne ausschließen möchte, erfreuen sich diese zunehmender Beliebtheit und können auch nicht wirklich ausgesperrt werden.

Mittwoch, Februar 14, 2007

Ich ahnte es schon immer: Die Elite guckt MTV *lacht*

Was lief heute im Werbeblock bei MTV? Werbung für die Singlebörse "ElitePartner.de". Das Portal wirbt mit dem Slogan "Die Adresse für Singles mit Niveau", was man durchaus als Marktlücke bezeichnen kann, denn wer sich schon mal mit einem Singleportal auseinandergesetzt hat, kennt vermutlich das Problem, dort mit teils unseriösen und niveaulosen Angeboten konfrontiert zu werden.

Der gebildete Mensch hat es generell nicht besonders leicht, Gleichgesinnte im Netz zu finden (ich weiß wovon ich rede *g*). Selbst bei Portalen, die sich z.B. auf Studenten konzentrieren, ist das intellektuelle Niveau mitunter recht gruselig. Womit wir auch schon beim Thema wären, ElitePartner.de betont seinen hohen Akademikeranteil:

"Der Akademikeranteil von 67 Prozent zeigt, dass wir an hohen Ansprüchen gemessen werden."

Wie selbstverständlich wird hier also eine Korrelation zwischen "Niveau" und "Akademiker" unterstellt, so als sei jemand mit einem akademischen Abschluß regelrecht prädestiniert dafür, auch mehr Niveau mitzubringen als jemand der keinen solchen Abschluß vorzuweisen hat.

Zunächst müßte man natürlich klären, was konkret man eigentlich unter "Niveau" versteht. Hat man schon ein hohes Niveau, wenn man mit Messer und Gabel essen kann? Oder wenn man sich in vollständigen Sätzen artikulieren kann? Muß man ein humanistisches Gymnasium besucht haben? Muß man Mississippi richtig buchstabieren können? Bezieht sich Niveau auf intellektuelle, sexuelle oder finanzielle Potenz? Oder braucht man gleich alles im hohen Maße, um als niveauvoll zu gelten?

Ein weiteres Problem ist, daß Akademiker natürlich nicht gleich Akademiker ist. Ein studierter Erziehungswissenschaftler oder Philosoph unterscheidet sich in seinem Niveau vermutlich deutlich von einem Betriebswirt oder Informatiker. Das Einkommen von Betriebswirten liegt im Durchschnitt vermutlich über dem von Philosophen. Umgekehrt gibt es sicherlich mehr intellektuelle Philosophen als intellektuelle Betriebswirte. Ob ein Akademiker dann mehr oder weniger Niveau als ein Nicht-Akademiker hat hängt auch davon ab, von welcher "Sorte" Akademiker eigentlich die Rede ist.

Obwohl es unter Akademikern natürlich auch Arbeitslosigkeit gibt, ist die Wahrscheinlichkeit arbeitslos zu werden mit Hochschulabschluß deutlich geringer als ohne. Ist hier also mit "Niveau" ein hohes oder zumindest sicheres Einkommen gemeint? Wenn "Niveau" dagegen im Sinne von "intellektuell" gemeint ist, dürfte es sicherlich schon schwieriger werden, Akademiker zu finden, die dieses Kriterium heutzutage noch wirklich erfüllen können. Auch wenn sich "Niveau" auf das "Verhalten" / "Auftreten" einer Person bezieht, bezweifle ich, ob hier Akademiker besser abschneiden als Nicht-Akademiker.

Und wenn der Akademikeranteil unter den Nutzern wirklich ein zentrales Kriterium ist, sind 67% ehrlich gesagt nicht so hoch. Was will denn das restliche Drittel der Nicht-Akademiker? Sich verbessern? Einen Partner finden, der aufgrund seines Akademikerstatus' für ein höheres Auskommen sorgen kann? Jemand, mit dem man nicht nur Pferde stehlen kann, sondern der einem auch beim Sudoku helfen kann? Diese Kategorisierung von Akademikern und Nicht-Akademikern erscheint reichlich absurd.

Und wo lief der Werbespot? Ausgerechnet auf MTV, der Heimat von Jamba-Klingeltönen und TRL.

Dienstag, Februar 06, 2007

Bundestrojaner ade -- vorerst

Der Bundesgerichtshof (BGH) hat gestern entschieden, daß heimliche Online-Durchsuchungen durch die Polizei unzulässig sind. Die Richter begründeten ihr Urteil damit, daß die Strafprozessordnung nur offene Durchsuchungen erlaube. Also z.B. die Durchsuchung einer Wohnung in Anwesenheit des Verdächtigen. Die geplanten Online-Durchsuchungen sollten dagegen heimlich ablaufen, also in Unkenntnis der Zielperson. Die Überwachung der Telekommunikation und des Wohnraums könne dagegen auch ohne Wissen der Betroffenen durchgeführt werden, "für die aber deutlich höhere formelle und materielle Anforderungen an die Anordnung und Durchführung" bestehen (heise newsticker, 84776, 05.02.07).

Für die heimlichen Online-Durchsuchungen fehlt also bis dato die Ermächtigungsgrundlage. Weshalb nun Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble eine solche schaffen will, indem er auf eine Anpassung der Strafprozessordnung drängt. Unterstützung erhält er dabei von der Gewerkschaft der Polizei (GdP) und dem Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK), der zwar die Vorgehensweise der Politik kritisierte, grundsätzlich aber auch für die Möglichkeit von Online-Durchsuchungen ist. Zentrales Argument ist hier neben der Internet-Kriminalität natürlich auch immer wieder der Terror. BDK-Vorsitzender Kurt Jansen verstieg sich sogar dazu das Internet als "Universität des Terrors" zu definieren (heise newsticker, 84813, 05.02.07).

Zustimmung für die Gerichtsentscheidung und Kritik an Schäubles Vorhaben kam dagegen in erster Linie von den Oppositionsparteien (FDP, Grüne, Linke), Bürgerrechtlern und Datenschützern. Der Bürgerrechtler und ehemalige Bundestagsvizepräsident Burkhard Hirsch (FDP), geiselte die Idee der heimlichen Online-Durchsuchung gegenüber dem SPIEGEL als "brutalsten Eingriff" der alle bisherigen Ermittlungsmethoden in den Schatten stelle und "schlimmer als der Große Lauschangriff" sei (DER SPIEGEL, 6/2007, 05.02.07).

Selbst wenn es solche Online-Durchsuchungen geben sollte, ist bis dato immer noch unklar, wie genau sie ablaufen sollten. Im Volksmund hat sich der Begriff "Bundestrojaner" durchgesetzt. "Als 'Bundestrojaner' wird inoffiziell der Teil eines Programmes bezeichnet, der Spyware-Code auf einen PC einschleust, damit eine Online-Durchsuchung durch die Strafverfolgungsbehörden oder Geheimdienste möglich wird" (heise newsticker, 84776, 05.02.07). In der Schweiz ist das bereits Realität, dort testet das UVEK den Einsatz von Spionagesoftware, die im Netzjargon kurzerhand "Kommissar Trojaner" genannt wird (heise newsticker, 79172, 08.10.06).

In Deutschland ist man dagegen in NRW am weitesten was Online-Durchsuchungen angeht. Dort wurde im Dezember 2006 ein Verfassungsschutzgesetz verabschiedet, das Online-Durchsuchungen erlaubt (Florian Rötzer: "Der Große Bruder im privaten Computer", Telepolis, 21.12.06). Dagegen ist aber zur Zeit eine Bundesverfassungsklage in Arbeit, die von der Journalistin und Bürgerrechtlerin Bettina Winsemann (Twister) angestrengt wird (siehe twister-schreibt.de).

Es bleibt zu hoffen, daß die Klage vor dem BVG Erfolg haben wird und damit das Thema heimliche Online-Durchsuchungen endgültig vom Tisch ist. Vermutlich wird es aber am Ende unter verschärften Auflagen doch möglich werden. Schäuble ist jedenfalls fest überzeugt, daß die Online-Durchsuchungen kommen müssen, während Bundesjustizministerin Brigitte Zypries sich im tagesschau-Interview noch unentschlossen zeigte.

Montag, Februar 05, 2007

Pappsüßer Kakao, der an Eisenhüttenstadt 1981 erinnert *roflmao*

"... Längst bietet das wacklige Gebäude keinen Schutz mehr, ein eisiger Wind weht hindurch und treibt herrenlose Plastiktüten vor sich her. Aus den gelben, roten, grünen und blauen Mülleimern quillt der Unrat, Zigarettenkippen bedecken den Boden des früheren Nichtraucherbahnhofs. Ein Bild des Verfalls. Die Benutzung der Latrinen kostet zwar noch 80 Cent, aber sie stinken zum Himmel. Weißlicher Schaum steht in den Toilettenschüsseln, das Klopapier ist rationiert. Eine Lache im Gleisbett zeugt von einsickerndem Wasser. World’s End...

Wenn man sich in Mehdorns Endzeitdiktatur eine Weile von der Odyssee des Grauens erholen will, ist das auch kein Zuckerschlecken. Im Café des verruchten Bahnhofs kostet der angebliche 'Cappucchino' 2,50 Euro, lauwarm und ohne Keks. Der Kakao erinnert an Eisenhüttenstadt 1981 und ist pappsüß. Im Kiosk gibt es nur schlechte Bücher zu erwerben: Schröders Memoiren zum Beispiel. Und die Beschäftigten in den trist und apokalyptisch wirkenden Läden wissen: Sie dürfen den Todesbahnhof erst als letzte verlassen..." (Regina Stötzel & Stefan Wirner)

Sonntag, Februar 04, 2007

Wild und weiblich in Bayern

Wann weiß der deutsche Mann, daß er in die Jahre gekommen ist? Vermutlich wenn er Tele-GYM auf dem Bayerischen Rundfunk (BR) stimulierender findet, als die DSF Sexy Sport Clips *lacht*.

Bei mir hat das einfach praktische Gründe, meine "Chillout-Zone" (der Zeitpunkt, bei dem man sich nach einer Party einfach noch irgend etwas in der Glotze anschaut, um vor dem Schlafen gehen etwas runterzukommen), liegt meistens jenseits von 6 Uhr, nicht selten zappe ich dann um 7:15 Uhr bei Tele-GYM rein. Die anderen täglichen Ausstrahlungstermine um 9:00 und 11:05 Uhr habe ich dagegen noch nie wahrnehmen können, da ich zu diesem Zeitpunkt dann schon irgendwo in meiner REM-Phase bin *rofl*.



Das im Bayerischen Rundfunk ausgestrahlte morgendliche Gymnastikprogramm hat einen recht unterschiedlichen Unterhaltungswert. So nickt man in der Regel einfach ein, wenn Rentner mit Turnübungen ihrer Osteoporose vorbeugen oder bajuwarische Alpinisten sich mit Trockentraining auf den Ski-Sport vorbereiten.

Wenn aber eine Sendung wie die von D.G. Müller einen Titel wie "Wild und weiblich" trägt, wird man als Mann natürlich sofort hellhörig. Obwohl hier wohl vornehmlich Frauen angesprochen werden sollen, denen Frau Müller die "pure Lust an Bewegung" vermitteln möchte. Mit einer Kombination aus "Atemtechnik, Körpertherapie, dynamischen Jungle-Gym-Elementen und sinnlichen Beckenbodenübungen" sollen "körperliche und seelische Verspannungen" gelöst werden.



Was unter "Jungle-Gym-Elementen" und "Atemtechnik" zu verstehen ist, kann man nicht nur bei Tele-GYM selbst, sondern in Ausschnitten auch bei TV-Total beobachten. Denn auch der werte Herr Raab hat "Wild und weiblich" für seine Sendung entdeckt und bringt immer mal wieder einen neuen Auszug.

Dabei entpuppt sich "Wild und weiblich" als eine jener Sendungen, die wirklich "grenzwertig" in dem Sinne sind, daß es unmöglich ist sie zu parodieren, weil sie selbst wie eine Parodie wirken. Mit einem Mix aus esoterisch-anmutenden Anleitungen ("Lassen Sie ihr Brustbein mit der Erde plaudern"), wilden Tanzeinlagen (fauchen und kratzen wie eine Katze) und urkomischen Hechel- und Hauch-Atemübungen, trainieren die Darstellerinnen eigentlich eher die Lachmuskeln der Zuschauer.



"Wild und weiblich" läuft zur Zeit immer Samstags um 7:15 Uhr im BR. Falls ihr da noch oder schon auf seid, einfach mal reinzappen, es lohnt sich wirklich *lol*.