Mittwoch, Februar 14, 2007

Ich ahnte es schon immer: Die Elite guckt MTV *lacht*

Was lief heute im Werbeblock bei MTV? Werbung für die Singlebörse "ElitePartner.de". Das Portal wirbt mit dem Slogan "Die Adresse für Singles mit Niveau", was man durchaus als Marktlücke bezeichnen kann, denn wer sich schon mal mit einem Singleportal auseinandergesetzt hat, kennt vermutlich das Problem, dort mit teils unseriösen und niveaulosen Angeboten konfrontiert zu werden.

Der gebildete Mensch hat es generell nicht besonders leicht, Gleichgesinnte im Netz zu finden (ich weiß wovon ich rede *g*). Selbst bei Portalen, die sich z.B. auf Studenten konzentrieren, ist das intellektuelle Niveau mitunter recht gruselig. Womit wir auch schon beim Thema wären, ElitePartner.de betont seinen hohen Akademikeranteil:

"Der Akademikeranteil von 67 Prozent zeigt, dass wir an hohen Ansprüchen gemessen werden."

Wie selbstverständlich wird hier also eine Korrelation zwischen "Niveau" und "Akademiker" unterstellt, so als sei jemand mit einem akademischen Abschluß regelrecht prädestiniert dafür, auch mehr Niveau mitzubringen als jemand der keinen solchen Abschluß vorzuweisen hat.

Zunächst müßte man natürlich klären, was konkret man eigentlich unter "Niveau" versteht. Hat man schon ein hohes Niveau, wenn man mit Messer und Gabel essen kann? Oder wenn man sich in vollständigen Sätzen artikulieren kann? Muß man ein humanistisches Gymnasium besucht haben? Muß man Mississippi richtig buchstabieren können? Bezieht sich Niveau auf intellektuelle, sexuelle oder finanzielle Potenz? Oder braucht man gleich alles im hohen Maße, um als niveauvoll zu gelten?

Ein weiteres Problem ist, daß Akademiker natürlich nicht gleich Akademiker ist. Ein studierter Erziehungswissenschaftler oder Philosoph unterscheidet sich in seinem Niveau vermutlich deutlich von einem Betriebswirt oder Informatiker. Das Einkommen von Betriebswirten liegt im Durchschnitt vermutlich über dem von Philosophen. Umgekehrt gibt es sicherlich mehr intellektuelle Philosophen als intellektuelle Betriebswirte. Ob ein Akademiker dann mehr oder weniger Niveau als ein Nicht-Akademiker hat hängt auch davon ab, von welcher "Sorte" Akademiker eigentlich die Rede ist.

Obwohl es unter Akademikern natürlich auch Arbeitslosigkeit gibt, ist die Wahrscheinlichkeit arbeitslos zu werden mit Hochschulabschluß deutlich geringer als ohne. Ist hier also mit "Niveau" ein hohes oder zumindest sicheres Einkommen gemeint? Wenn "Niveau" dagegen im Sinne von "intellektuell" gemeint ist, dürfte es sicherlich schon schwieriger werden, Akademiker zu finden, die dieses Kriterium heutzutage noch wirklich erfüllen können. Auch wenn sich "Niveau" auf das "Verhalten" / "Auftreten" einer Person bezieht, bezweifle ich, ob hier Akademiker besser abschneiden als Nicht-Akademiker.

Und wenn der Akademikeranteil unter den Nutzern wirklich ein zentrales Kriterium ist, sind 67% ehrlich gesagt nicht so hoch. Was will denn das restliche Drittel der Nicht-Akademiker? Sich verbessern? Einen Partner finden, der aufgrund seines Akademikerstatus' für ein höheres Auskommen sorgen kann? Jemand, mit dem man nicht nur Pferde stehlen kann, sondern der einem auch beim Sudoku helfen kann? Diese Kategorisierung von Akademikern und Nicht-Akademikern erscheint reichlich absurd.

Und wo lief der Werbespot? Ausgerechnet auf MTV, der Heimat von Jamba-Klingeltönen und TRL.

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