Sonntag, Juli 31, 2005

Umfrage zum Stichwort "Deep Throat"

Der SPIEGEL schreibt in seiner morgigen Ausgabe über den angeblich wieder aufflammenden Kulturkampf in den USA um den legendären Horizontalfilm "Deep Throat". Inzwischen gibt es allerdings mehr als eine Assoziation, die man bei dem Stichwort haben kann.

Woran denkst du bei "Deep Throat" als erstes?

a) An den Film.

b) An die Fellatiotechnik.

c) An Watergate.

d) An den Trojaner.

e) An Hustenbonbons.

f) An eine "tiefe Kehle" / einen "tiefen Rachen".

g) An ein tiefes Sommerloch in den Medien (thx@e_vivi).

h) An ___________.

Donnerstag, Juli 28, 2005

These Boots Are Made For Walking

Streng wissenschaftliche Umfrage, die mir beim nächtlichen Videozapping in den Sinn kam:

Was nervt dich am "These Boots Are Made For Walking" Musikvideo von Jessica Simpson am meisten?

[ ] Daß Jessica Simpson nicht halb so viel Frau ist wie Nancy Sinatra und diesen Song daher gar nicht performen dürfte.

[ ] Daß Jessica weder diese rostbraune Haarfarbe noch die knallroten Stiefel stehen.

[ ] Daß die Bikini-Carwash-Szene am Ende nur so kurz ist und Jessica sich nicht wirklich einseift.

[ ] Daß Jessica in besagter Szene kein thong trägt (denn das hätte die ohnehin schon aufgeregten Sittenwächter endgültig kollabieren lassen).

[ ] Daß Willie Nelson in dem Video auftaucht und versucht mitzusingen.

[ ] Daß sich die Türen des "General Lee" im Video öffnen lassen, während sie in der Originalserie von "Ein Duke kommt selten allein" immer zugeschweißt waren.

[ ] Geh weg, ich guck nur arte.

Mittwoch, Juli 27, 2005

Isolationsplanet MSN Spaces

Rechts seht ihr, daß ich meine Blogroll erweitert habe. "Blogroll" ist der fachlich gängige Begriff für Linklisten die von Blogs auf andere Blogs verweisen, also das, was auf MSN Spaces häufig unter "Meine Favoriten", "Diese Blogs lese ich", etc. gelistet wird.

Blogrolls dienen also der Vernetzung innerhalb der so genannten Blogosphäre (eng. Blogosphere). Unter dem Begriff Blogosphäre wird der Zusammenschluß aller Blogs weltweit verstanden. Innerhalb dieser Betrachtungsweise stehen Blogger also nicht allein, sondern werden als eine eigene Gemeinschaft, als soziales Netz verstanden. Der Idee der Blogosphäre hinken die MSN Spaces leider etwas hinterher, da hier ein wesentlicher Grundgedanke des Bloggens -- nämlich daß Blogger auch Blog-Einträge von anderen Bloggern aufgreifen, kommentieren und zitieren -- sträflich vernachlässigt wird.

Neben der Möglichkeit Blog-Einträge von Dritten kommentieren zu können, stellt dabei die Trackback-Funktion eine wesentlichen "Evolutionsschritt" in Weblog-Entwicklung dar. Trackback dient eigentlich dazu, Blogger A darüber in Kenntnis zu setzen, daß einer seiner Blog-Einträge von Blogger B aufgegriffen wurde. Im Blog-Eintrag von Blogger A taucht dann unter den Kommentaren auch die URL und eine kurze Zusammenfassung des Blog-Eintrags von Blogger B auf, in dem dieser besagten Blog-Eintrag von Blogger A aufgreift. Jeder der jetzt den Blog-Eintrag von Blogger A liest, kann auch erkennen, daß es einen weiteren Blog-Eintrag zum selben Thema gibt, nämlich den von Blogger B. Bei MSN beschränkt man sich darauf, eine entsprechende URL bereitzustellen, auf die kurze Zusammenfassung des zweiten Eintrags die dann im Appendix des ersten Eintrags auftauchen würde, hat man verzichtet. Auf URL-Basis ist es allerdings möglich, auch in den MSN Spaces mit Trackbacks zu arbeiten. Nur: keiner nutzt die Funktion.

Dies hat meiner Ansicht nach im wesentlichen zwei Gründe. Erstens gibt es in den deutschsprachigen MSN Spaces Blogs wenig bis keine Inhalte, die eine Weiterverbreitung (oder größere Diskussionen) sinnvoll erscheinen lassen würden. Zweitens ist die Idee, Blogs als Netzwerk zu verstehen, über welches Informationen nicht nur bereitgestellt, sondern auch verbreitet und weitergedacht werden, noch nicht bei der Mehrheit der MSN Blogger angekommen. Entweder man hat noch nichts davon gehört, daß der Begriff "Gegenöffentlichkeit" heute oft mit Weblogs assoziiert wird oder man hat einfach grundsätzlich nie etwas von dem Konzept der "Gegenöffentlichkeit" gehört.

Unbekannt sind bei MSN Spaces Bloggern auch Anbieter wie Technorati, Suchmaschinenbetreiber die sich auf Weblogs spezialisiert haben. Allein Technorati hat zur Zeit 14 Millionen Blogs indiziert. Natürlich gibt es dort auch ein Ranking, je mehr Links es gibt, die auf ein Blog verweisen, desto höher steht es im Ranking. Es geht hier also erst mal um ein rein quantitatives, nicht zwangsläufig qualitatives Ranking. Dennoch sagt dieses Ranking natürlich schon etwas darüber aus, wie beliebt und bekannt ein Blog ist. Unter den Top100 Blogs befindet sich gerade mal zwei die bei MSN Spaces gehostet werden, nämlich ein Taiwanischer und ein in Englisch gehaltener. Immerhin acht Blogs werden bei Konkurrent Google (blogspot.com) gehostet. Der Rest sind in der Regel Blogs mit eigener Domain.

In meiner Blogroll finden sich neben den MSN Spaces die ich lese nun einige Blogs, die auch unter die Top100 bei Technorati fallen, darunter natürlich auch die Mutter aller Blogs, das Boing Boing Blog. Allerdings wird bei Technorati in den oberen Rängen kein einziges deutschsprachiges Weblog gelistet. Es gibt aber natürlich eine recht breite und produktive deutsche Blog Community, die Mehrzahl der Links in meiner Blogroll verweist auf solche deutschen Blogs, die ich persönlich gerne lese. Es sei jedem der Blogs bisher nur bei MSN liest empfohlen, sich einige dieser Blogs anzusehen. Einfach nur um mal zu sehen, daß es auch jenseits der weitgehend isolierten MSN Spaces Welt auch noch andere Blogs gibt.

Links:

- Definition Blogroll
- Definition Blogosphere
- Definition Trackback
- Definition Gegenöffentlichkeit
- Definition Technorati

Dienstag, Juli 26, 2005

Das "Vice Magazin", jetzt auch in Deutschland

"Vice" (eng. für "Laster") ist ein ursprünglich kanadisches Lifestyle-Magazin, das seinen Hauptsitz heute in New York hat und Dependancen in England, Australien, Neuseeland, Japan, Italien und Skandinavien unterhält. Inzwischen umfasst das "Vice-Imperium" auch ein eigenes Plattenlabel, eine Modelinie und eine TV- und Filmproduktion (Wikipedia). Kostenlos erhältlich liegt es in Boutiquen, Plattenläden und Skatershops aus und richtet sich an eine wohl eher jugendliche Leserschaft, die in Großstädten beheimatet ist. Inhaltlich kann mal es wohl am ehesten als eine Mischung aus Lifestyle, Fashion, Musik, Pr0n, Tabubruch, Nihilismus und Provokation beschreiben.

Im günstigsten Fall kann man die Artikel als geschmacklos bezeichnen, mögliche Titulierungen sind aber auch "krank" und "pervers". Im Zentrum des Magazins steht eigentlich immer die Abrechnung mit jeglicher Form von political correctness. Allerdings auf einem Niveau, das ausgesprochen vulgär und pubertär daher kommt und reifere Leser daher weder wirklich schockiert noch unterhält, sondern wahlweise einfach nur langweilt oder anekelt.

"... 'Vice' fährt zum Atombombenshopping nach Bulgarien, schaut auf dem Waffenmarkt in Peschawar vorbei oder stattet der Hisbollah in Beirut einen Besuch ab, um gemeinsam eine Runde Skateboard zu fahren" (WamS).

"... Wenn etwa in der 'Drug Issue' die blau gestochenen Oberschenkel einer Heroinabhängigen ästhetisiert werden, wenn Menschen mit Down-Syndrom Modestrecken bestreiten, oder wenn ein bleicher Junge großflächig abgebildet seinen Mageninhalt ausleert, nachdem er im Wettbewerb 'Wer kann mehr trinken - Weiße oder Schwarze' geschlagen wurde." (taz).

Das Magazin würde in Deutschland keinen interessieren, wenn nicht am 21.07. die erste deutsche Ausgabe erschienen wäre. Zu diesem Anlaß haben sich mehrere deutsche Tageszeitungen dieses Magazin mal genauer angesehen. Am weitesten holt Harald Peters in der WamS aus, indem er Vice mit solchen Erscheinungen wie Jackass und SouthPark in einen Topf schmeißt und zu einer faserigen Kulturpessimismus-Soße zusammenrührt. Aber das ist schon recht so, denn wo, wenn nicht in der WamS ist noch Platz für Kulturpessimismus. Richtig ist aber natürlich, daß sich die Vice-Redakteure mit ihrer Herangehensweise nirgendwo Freunde machen, so schreibt die WamS:

"Interessenverbände aller Art prangern 'Vice' in regelmäßigen Abständen als herausragend frauenfeindlich, homophob, rassistisch, fahrlässig und umfassend unmenschlich an, und natürlich tun sie das aus gutem Grund."

Interessant zu sehen, daß Harald Peters Artikel in der konservativen WamS auf das gleiche hinaus läuft, wie der entsprechende Artikel in der linken Postille "junge Welt" von Alexander Reich: die eigentliche Zielgruppe des Magazins besteht aus jungen Menschen, den es für echte Probleme zu gut geht und die sich dann von pseudo-revolutionären und ach so krassen Artikeln angesprochen fühlen. In der jW wird natürlich zusätzlich noch moniert, daß die Vice-Leser nicht mal die durch kapitalistisches Ausbeutertum geprägte Geschichte des Fabrikgebäudes in Berlin-Pankow kennen, in dem die Release-Party des Magazins stattfand.

Zu einem etwas wohlwollenderen Ergebnis kommt Patrick Bauer in der taz. Er beschreibt die Vice-Artikel als im Gonzo-Style gehaltenen Journalismus, was das Magazin schon adelt. Immerhin gilt der von Hunter S. Thompson entwickelte Gonzo-Journalismus als das, was Vice furchtbar gern wäre: subversiv. Wörtlich heißt es in der taz:

"... Von einer wirklichen Neuheit auf dem deutschen Zeitschriftenmarkt zu sprechen ist erlaubt. Denn in der Sparte junger Magazine ist Vice das ehrlichste, wird doch trotz gewollter Provokation nicht verkrampft eine Generationen umfassende Selbstdefinition gesucht. Vice, so scheint es, entsteht immer wieder neu."

Demgegenüber betont Tobias Rapp in einem SPON Artikel, die Differenzen die seiner Meinung nach zwischen der englischen Orginalausgabe und der neuen deutschen Ausgabe bestehen. Die deutsche Ausgabe ist demnach nur eine müde Kopie, deren Fotos schon vor geraumer Zeit in der englischen Originalausgabe erschienen sind und damit als veraltet gelten müssen. Rapp urteilt weiter:

"... Es funktioniert vor allem deshalb nicht, weil die 'Vice'-Macher zu feige sind. Natürlich muss ein deutsches Tabubrecherheft die deutsche Vergangenheit vorkommen lassen. Dass die Redakteure aber nicht in der Lage waren, dafür tatsächlich irgendeinen Autor mit Gefühl für die hiesigen Sensibilitäten zu engagieren, erstaunt bei dem Wind, den sie um ihr Heft machen. Stattdessen ließen sie einen lachhaften Text über "Hippiefaschisten" aus der amerikanischen Ausgabe übertragen, der seine fehlende These auch nicht durch die miserable Übersetzung wettmacht."

Und wenn es nicht gerade um "Hippiefaschisten" geht, dann darum wie sich schwule Neonazis beim Sex in der Öffentlichkeit angeblich selber aufschlagen ("Gaystapo") oder darum, ob Babys mit weißer Hautfarbe niedlicher sind als solche mit dunkler Hautfarbe. Der Nonsense scheint kein Ende zu nehmen, nüchtern betrachtet ist Vice daher wie eines dieser Freak-Magazine, in denen es um irgendwelche Alienverschwörungen geht, bei denen Menschen durch kosmische Strahlen in dreiköpfige Ziegen transformiert werden.

Und wenn man versucht, ein Magazin auf biegen und brechen auf eine Provo-Linie zu trimmen, wen regt das in Deutschland noch wirklich auf? Ein paar Bildungsbürger vielleicht, die nicht verstehen, daß sie den "Missetätern" mit ihrer Empörung nur einen Gefallen tun.

Letztlich gilt für das "Vice Magazin", was auch für jedes andere so genannte Lifestyle Magazin gilt: Keiner braucht es.

Links:

- Deutsche Website des Vice Magazins
- Erste deutsche Ausgabe
- Wikipedia-Eintrag zur Geschichte des Vice Magazins (englisch)
- "It's so authentisch!", taz, 18.07.05
- "Aller Laster Anfang", WamS, 19.07.05
- "Kaputt, grell, rassistisch, albern", Berliner Zeitung, 22.07.05
- "Hauptsache krass", SPON, 25.07.05
- "Halb so wild", junge Welt, 25.07.05
- Wikipedia Definition von "Gonzo Journalismus"