Freitag, November 10, 2006

Israel fliegt Stuka-Scheinangriff auf französische Stellung

Auch wenn es böse klingt, aber die Scheinattacke mehrerer israelischer F-15 auf einen französischen Posten im Südlibanon lief offenbar wirklich mit jenen Sturzangriffen vergleichbar ab, die von deutsche Piloten im Zweiten Weltkrieg mit der Ju 87 geflogen wurden. Natürlich mit dem entscheidenen Unterschied, daß es sich im Libanon zum Glück nur um einen Scheinangriff gehandelt hat (und das Ziel auch keine Zivilisten waren):
"Alliot-Maries Angaben zufolge gingen bei dem Vorfall mehrere israelische F-15-Kampfflugzeuge 'im Sturzflug' auf eine französische Unifil-Stellung im Südlibanon. Dann zogen sie plötzlich wieder hoch - typisch für Scheinangriffe, wie sie israelische Piloten im Libanon offenbar immer wieder fliegen. Alliot-Marie sagte, dies sei üblicherweise eine 'Angriffshaltung, um Bomben abzuwerfen oder Schüsse mit der Bordkanone abzugeben'. Das 'unverantwortliche Verhalten' habe Frankreichs Soldaten in eine Situation gebracht, 'in der sie Notwehr-Schüsse abgeben müssen' - doch hätten sie 'eine Katastrophe gerade noch verhindert'. Wegen der Jets hätten die Soldaten schon die Abdeckungen ihrer Raketenstellung entfernt und sich auf Abwehrfeuer vorbereitet gehabt." (SPON, 09.11.06)

Die Szenerie erinnert auffällig an ähnliche Situationen in der jüngsten Vergangenheit. So hatte z.B. eine israelische F-16 zwei Schüsse aus ihren Bordkanonen über dem deutschen Flottendienstboot "Alster" abgefeuert und Anti-Raketen-Täuschkörper abgeworfen (SPON, 27.10.06). In einem anderen Vorfall wurde ein deutscher Transporthubschrauber von einer F-16 bedrängt (SPON, 29.10.06). Die Motivation Israels solche Zwischenfälle zu provozieren beschreibt SPON wie folgt:

"In der vergangenen Woche wurde allerdings ein internes Papier der israelischen Armeeführung bekannt, dem zufolge die Flüge ein 'Druckmittel' sind: Damit solle die internationale Gemeinschaft gedrängt werden, sich für die Freilassung der beiden am 12. Juli von der Hisbollah verschleppten israelischen Soldaten einzusetzen und den Waffenschmuggel aus Syrien und Iran an die Miliz ernsthaft zu unterbinden." (SPON, 09.11.06)

Fragwürdig ob Israel mit dieser Strategie Erfolg haben wird. Solche aggressiven Manöver führen eher zu weiteren Spannungen zwischen Israel und den im Südlibanon stationierten Unifil-Truppen.

Zeitgleich führte der Tod von 19 Zivilisten durch eine israelische Artilleriegranate zu einer erneuten Eskalation im Gazastreifen:

"Eigentlich war die israelische Militäroperation in Beit Hanun im Gazastreifen, bei der mindestens 50 Menschen ums Leben kamen, am Dienstagmorgen nach knapp einer Woche zu Ende gegangen. Doch einen Tag später schlug eine Artilleriegranate in ein Wohnhaus ein, tötete 19 weitere Menschen, die meisten von ihnen Frauen und Kinder, und setzte die Ereignisse erst richtig in Gang: Die radikalislamische Hamas rief zum ersten Mal seit mehr als zwei Jahren wieder zu Anschlägen in Israel auf, in Ost-Jerusalem lieferten sich Jugendliche erbitterte Auseinandersetzungen mit der Polizei und über den israelischen Städten und Gemeinden in der Nachbarschaft des Gazastreifens gingen bis Donnerstagmittag 28 Kassam-Raketen nieder." (Telepolis, 09.11.06)

Natürlich hat der Staat Israel das Recht und die Pflicht seine Bürger vor Übergriffen von Hamas und Hisbollah zu schützen. Nur ebenso wenig wie Scheinangriffe auf die Unifil-Truppen diese dazu bewegen werden, die Hisbollah im Südlibanon konsequent zu entwaffnen (bzw. den Waffenschmuggel zu unterbinden), wird sich auch die Hamas im Gazastreifen nicht dadurch aufhalten lassen, daß man dort unter Zivilisten ein durch Fahrlässigkeit bedingtes Blutbad anrichtet. Im Gegenteil, die Hamas kommt ja gerade erst durch solche blutigen Militäroperationen wieder richtig "in Fahrt".

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