Donnerstag, Juli 24, 2008

Verlass die Stadt



"Sie haben die Straßen auf Sprengstoff gebaut, die Kanäle geflutet, den Abfluß gestaut, die Luft längst vermengt mit astreinem Asbest und Beton dort gestreut, wo das Gras nicht mehr wächst. Manche Gegenden der Stadt wurden gänzlich abgetrennt, da kommt kein Auto mehr hin, da fährt die Tram nicht mehr hin, da in recht regelmässigen Intervallen Menschen auf den Asphalt knallen."

So flüstert "Gustav" alias Eva Jantschitsch am Anfang von "Verlass die Stadt" auf ihrem gleichnamigen neuen Album, dem zweiten nach "Rettet die Wale" (2004). Und es lohnt sich bei Gustav genau auf die Texte zu achten, sie sind sozialkritisch, subversiv und bisweilen auch bissig-zynisch. Gegenstand der Songs auf dem neuen Album ist insbesondere ein kritischer Blick auf das moderne Großstadtleben, in einer taz-Rezension wird Jantschitsch mit den Worten zitiert:

"Ich erzähle von der Unmöglichkeit, in den Städten ein lebenswertes Leben zu führen. Mich interessieren Gated Communities, Gentrification, Banlieues, die tägliche Demütigung durch Behörden und ganz allgemein die Vereinsamung im Kapitalismus. Aber gleichzeitig suche ich nach einem Leben außerhalb der Architektur, nach einem 'life in the woods', nach einer Essenz, die in dieser komplexen Umwelt nicht mehr zu finden ist." (taz, 17.05.08)

"Gustav" -- der Name leitet sich laut Wikipedia vom ursprünglichen Kinderwunsch von Jantschitschs Vater ab, einen erstgeborenen Sohn zu haben, der dann den Namen "Gustav" bekommen hätte -- stammt aus Österreich und produziert ihren Elektro-Pop weitgehend allein auf ihrem Laptop. Auf Tour geht sie jedoch meistens als "Gustav & Band", die dann außer Jantschitsch noch aus Oliver Stotz und Elise Mori besteht.

Die musikalische Palette die Gustav dabei abdeckt ist recht breit: "Bei ihr herrscht keine Regel. Die satirische Lyrik verpackt sie mit Elektronik-Samples, experimentellen Akustiksounds und lebendigen Poparrangements. Eva spielt verschiedene Instrumente ein, komponiert, produziert und gestaltet auch das Artwork. Doch vor allem protestiert sie; mal zynisch-sauer, dann wieder traurig-süß" (laut.de).

Neben deutschen Titeln produziert Gustav auch welche in englischer Sprache, wie z.B. "Total Quality Woman". Und auch vor Anlehnungen an die Volksmusik macht sie nicht halt, wie sie mit "Alles renkt sich wieder ein" demonstriert. Anhören kann man die drei Tracks z.B. auf Gustavs MySpace Präsenz.

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