Freitag, September 28, 2007

Full Metal Village -- Blasmusik trifft Heavy Metal

"Das Wacken Open Air (W:O:A) ist das größte Metal-Festival der Welt. Es findet jährlich am ersten Augustwochenende in Wacken in Schleswig-Holstein statt. Im Jahr 2007 hatte das Festival offiziell 60.000 zahlende Besucher, insgesamt waren über 72.000 Teilnehmer auf dem Open-Air." (Wikipedia)

Wacken liegt im norddeutschen Niemandsland, das Open Air ist alljährlich das mit Abstand größte Ereignis im Dorf. Doch wie gehen seine Bewohner mit den einfallenden Horden von Headbangern um? Wie stehen sie zu dem Festival?

Diesen Fragen ist die seit 1989 in Deutschland lebende, koreanische Regisseurin Cho Sung-hyung (alias Suzy Wong) nachgegangen. In ihrer Dokumentation "Full Metal Village" (2006) porträtiert sie verschiedene Dorfbewohner, ihre Einstellung zum Festival, sowie die Vorbereitungen auf den alljährlichen Ansturm.

Während Bauer Uwe Trede das Land zur Verfügung stellt, einer der Hauptorganisatoren ist und vorrechnet, wie viel Geld in der Sache steckt ("Menschen sind besser zu melken als Kühe"), ist die streng gläubige Malena Schaack alles andere als begeistert, da sie die Metal-Fans alle für Satanisten hält. Ganz anders sieht das freilich ihre Enkelin Ann-Kathrin Schaack, die die Abwechslung und den Freigeist der auf dem Festival herrscht sehr schätzt.

Insgesamt ist die Einstellung der lokalen Bevölkerung positiv. So ist es z.B. zur Tradition geworden, daß die Blaskapelle der örtlichen Feuerwehr zu Beginn des Festivals einen Auftritt hat. Die Metall-Fans headbangen dann zur klassisch deutschen Blasmusik genauso, wie sie es sonst zu ihrer Musik auch tun.

Ganze Rentner-Schwadrone werden als Ordner und Organisatoren eingesetzt, jeder hilft mit. Der EDEKA-Markt im Ort stückt sein Angebot an alkoholischen Getränken massiv auf, während die Schlange bis weit auf die Straße reicht. In der vermutlich witzigsten Szene im ganzen Film grüßt ein Rentner die vorbeilaufenden Fans mit dem "Mano cornuto" (auch "Pommesgabel", "Metal Fork" oder "Teufelsgruß" genannt).

Auch ein Gründungsmitglied des Festivals kommt zu Wort, das inzwischen ausgestiegen ist. Gezeigt wird, wie klein man im Jahr 1990 angefangen hat. Denn das Open Air findet nicht nur in Wacken statt, die Idee es auf die Beine zu stellen, stammte ursprünglich auch von einheimischen Metal-Fans. Einige Gründungsmitglieder sind inzwischen ausgestiegen, andere spielen immer noch zentrale Rollen in der Organisation und bei den Einnahmen.

Die Dokumentation erhielt 2006 den Schleswig-Holstein Filmpreis und den Hessischen Filmpreis, 2007 folgten der Max Ophüls Preis und der Gilde-Filmpreis.

ARTE zeigt nun morgen (29.09.07) um 8:45 Uhr eine gekürzte Version der Dokumentation unter dem Titel "Blasmusik trifft Heavy Metal". Wer sie sich ansehen will, muß also früh aufstehen -- oder eben gleich die Nacht durchmachen. Es lohnt sich auf jeden Fall.

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