Montag, April 30, 2007

BDSM im deutschen Fernsehen (Teil 2): Die Klavierspielerin, Frankreich, 2001

"Die Klavierspielerin" (Orig.: La Pianiste) ist ein französischer Film von Michael Haneke nach der gleichnamigen Romanvorlage der österreichischen Schriftstellerin und Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek.

Die Hauptfigur Erika Kohut (traumhaft besetzt mit Isabelle Huppert) ist eine Klavierlehrerin und Professorin am Konservatorium Wien, die mit Ende 30 alleinstehend immer noch mit ihrer Mutter zusammen in einer Wohnung lebt (beide teilen sich sogar ein Ehebett). Beruflich sehr erfolgreich, verfügt Erika über keinerlei Privatleben, da die Mutter die gesellschaftlichen Kontakte, besonders Männerbekanntschaften, ihrer Tochter unterbindet, Erika als ihr Eigentum betrachtet. Erika frißt ihre Wut und ihren Frust in sich hinein und leidet dabei unter Autoaggressionen.

Als sich einer ihrer Klavierschüler, Walter Klemmer (Anfang 20), in Erika verliebt und versucht sie für sich zu gewinnen, sieht Erika darin die Chance ihre lange unterdrückten, sadomasochistischen Gefühle endlich ausleben zu können. Es beginnt zunächst eine FemDom-Kombination, bei der die auch voyeuristisch veranlagte Erika versucht, Walter zu dominieren, ihm Anweisungen zu geben. Später kommt ihre Vorliebe für MaleDom zum Tragen, sie gibt Walter einen Zettel mit obskuren Anweisungen, was er mit ihr tun soll. Dieser kann jedoch weder mit der einen, noch der anderen SM-Spielart etwas anfangen.

Der krampfartige Versuch von Walter und Erika eine Beziehung einzugehen, ist von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Während er die wahre Liebe, die Romantik sucht, ist Erika fixiert auf ihre SM-Vorlieben ohne jedoch die Nähe zuzulassen, nach der Walter sucht. Die Situation eskaliert, als der frustierte Walter Erika in einer "Überreaktion" (Wikipedia) schlägt und vergewaltigt. Erika projiziert die ganze Wut gegen ihre Mutter auf Walter und lauert ihm mit einem Messer auf. Im entscheidenen Moment richtet sie das Messer dann aber gegen sich selbst und verletzt sich an der Schulter.

Die SM-Szenen sind weitaus weniger explizit als in anderen Filmen, doch die Rolle der dominanten, (scheinbar) kalten, befehlsgebenden Erika scheint Isabelle Huppert wie auf den Leib geschrieben. Auch der Altersunterschied zwischen den beiden entspricht einem klassischen BDSM-Stereotyp (ältere Frau dominiert jüngeren Mann).

Dabei sollte natürlich nicht übersehen werden, daß eigentlich das gestörte Mutter-Tochter-Verhältnis im Zentrum des Films steht. Und wer das Werk von Jelinek kennt weiß auch, daß bei ihr gesellschaftspolitische Mißstände eine zentrale Rolle spielen. Daß das gestörte Verhältnis zwischen Mutter und Tochter auch ein Produkt der Gesellschaft ist in der sie leben, kann man allerdings nur zwischen den Zeilen herauslesen.

"Die Klavierspielerin" wird immer mal wieder im öffentlich-rechtlichen Fernsehen ausgestrahlt (meist in den dritten Programmen), ist aber natürlich auch als DVD erhätlich.

In der BDSM-Reihe sind hier bisher erschienen:

Sonntag, April 29, 2007

BDSM im deutschen Fernsehen (Teil 1): Tokio Dekadenz, Japan, 1992

Neben den nächtlichen Softsex-Filmchen, die zwar aus den bekannteren Privatkanälen verbannt wurden, aber auf Randkanälen wie DSF, Das Vierte oder TV.B immer noch zu sehen sind, gibt es im deutschen Fernsehen hin und wieder auch Filme die Sex bzw. Sexualität zum Gegenstand haben und dabei über das lausige Niveau der allseits bekannten Mitternachtsstreifen hinaus kommen.

Grund genug, diesen wenigen Perlen hier mal etwas mehr Aufmerksamkeit zu widmen. Um die Sache übersichtlicher zu gestalten, konzentriere ich mich auf einige Streifen die im weitesten Sinne etwas mit BDSM (Bondage & Discipline, Dominance & Submission, Sadism & Masochism) zu tun haben. Eine etwas umfassendere Filmliste dieses Genres findet sich in der Wikipedia.

Tokio Dekadenz (Orig.: Topâzu) gilt als einer der besten Filme des Schriftstellers, Drehbuchautors und Regisseurs Ryu Murakami (neben "Audition", wobei Murakami hier "nur" die Romanvorlage verfaßt hat). Geschildert wird der Alltag einer Prostituierten, die sich auf sadomasochistische Kunden spezialisiert hat.

Vordergründig geht es in dem Film um BDSM-Praktiken und eine unerwiderte, unrealistische Liebe. Das Szenario dient Murakami allerdings nur zur Illustration einer vollständig auf Hedonismus und Materialismus ausgerichteten Gesellschaft. Obwohl die Protagonisten viel körperliche Nähe haben, sind sie emotional abgestumpft und bindungsunfähig. "Der Film schildert die Sterilität und Kälte des modernen Lebens und die verbreitete Unfähigkeit, in diesem tiefe zwischenmenschliche Beziehungen eingehen zu können" (Wikipedia).

In den vier sexuellen Begegnungen kommen diverse SM-Spielarten zum Tragen (MaleDom, FemDom, Asphyxie, etc.). Obwohl die Version fürs Fernsehen geschnitten ist, bleibt "Tokio Dekadenz" vermutlich der expliziteste Film mit SM-Praktiken, der je im deutschen Fernsehen zu sehen war.

Wer Geschmack daran gefunden hat, sollte vielleicht auch einen Blick auf "Tokio Dekadenz 2" (Ai no shinsekai alias "Nightlife in Tokyo") der auch hin und wieder im deutschen Fernsehen läuft und auf "Tokio Dekadenz 3" (Nawa deka alias "Bondage Master") werfen. Wobei der zweite Teil nur ein müder Abklatsch ist, den man sich höchstens wegen der SM-Szenen geben kann und der dritte Teil auf badmovies.de geführt wird und noch schrottiger sein soll.

Wer nicht auf die nächste Fernsehausstrahlung warten will (die letzten Male immer auf RTL 2), bekommt "Tokio Dekadenz" natürlich auch als DVD. Der zweite Teil ist nur auf VHS herausgekommen und nur noch gebraucht erhältlich, der dritte dürfte noch schwieriger zu organisieren sein (und den Aufwand kaum lohnen).

In der BDSM-Reihe sind hier bisher erschienen:

Samstag, April 28, 2007

Super Size Me

Der Bayerische Rundfunk zeigt am Mittwoch (02.05.) um 23:30 Uhr den preisgekrönten Dokumentarfilm "Super Size Me" von Morgan Spurlock. Dabei ernährt sich Spurlock einen Monat lang nur von McDonald’s Produkten und dokumentiert währenddessen seinen gesundheitlichen Verfall.

Mehr Infos zum Film gibt es in einem alten Eintrag.

Freitag, April 20, 2007

ARTE Themenabend: "Google, Apple, Microsoft ... Die neuen Herren der Welt"

ARTE sendet heute (20.04.) einen Themenabend mit dem Titel "Google, Apple, Microsoft ... Die neuen Herren der Welt".

Um 22:10 Uhr gibt es den hochgelobten Dokumentarfilm "Wer hat Angst vor Google?" (2007) von Sylvain Bergère und Stéphane Osmont:

"Stéphane Osmont und Sylvain Bergère entschlüsseln in ihrer Dokumentation das Erfolgsgeheimnis von Google, zeichnen die genauen Umstände seiner Entstehung nach und werfen einen Blick ins Innere von 'Googleplex', dem Firmenhauptsitz, der die Philosophie des Unternehmens widerspiegelt. Kritiker äußern sich über die Vormachtstellung von Google auf dem internationalen Markt, und weisen auf Sicherheitsrisiken im Bereich Datenschutz und die Verletzung von Autorenrechten hin." (ARTE)

Wer heute Abend keine Zeit oder was besseres zu tun hat, kann sich die Dokumentation ab dem 21.04. für den Zeitraum von sieben Tagen auch auf der ARTE Website als Video im Realformat ansehen. Im Fernsehen wird die Dokumenation zusätzlich am 23.04. um 01:25 Uhr wiederholt.

Im zweiten Teil des Themenabends strahlt ARTE um 23:45 Uhr den Fernsehfilm "Die Silicon Valley Story" (Pirates of Silicon Valley, 1999) von Martyn Burke aus; basierend auf Paul Freibergers Buch "Fire in the Valley: The Making of The Personal Computer". Erzählt wird die Entstehungsgeschichte des Personal Computers (PC) mit einem besonderen Fokus auf die Rivalität zwischen Bill Gates (Microsoft) und Steve Jobs (Apple).

"Dem Film wurde mehrfach vorgeworfen, er ergreife für Apple Partei. Doch die Fakten werden wahrheitsgetreu wiedergegeben, und Steve Jobs wird ebenso aufs Korn genommen wie Bill Gates. Die Basis des Films bilden Aussagen von Zeitzeugen, die bei der Gründung der beiden Unternehmen und ihrer wachsenden Konkurrenz wichtige Rollen spielten und heute berühmte Mitglieder des Mikrokosmos von Silicon Valley sind." (ARTE)

Auch dieser Film wird auf ARTE wiederholt und zwar am 26.04. um 15:15 Uhr. Besonders die erste Dokumentation über Google ist mit Sicherheit sehenswert und auch eine Erstausstrahlung. Die zweite über Steve Jobs und Bill Gates ist schon älter, für jene die die Entstehungsgeschichte von Apple / Microsoft noch nicht kennen, aber sicherlich auch interessant.

Donnerstag, April 19, 2007

blogSquad durchbricht die 100-Posts-Schallmauer

Jetzt ist es amtlich, der blogSquad verzeichnete heute den 100. Blogeintrag seit seiner Gründung im Oktober 2006. Hier die Aufteilung dieser 100 Einträge nach Autoren:

Diese Aufsplittung macht meine Überpräsenz deutlich und einige meiner Crew-Mitglieder haben mir empfohlen selbst deutlich weniger zu bloggen, so daß die anderen eher bereit sind, was zu schreiben, um den Gruppen-Blog nicht verwaisen zu lassen. Ein guter Plan, ich bin jedoch skeptisch, ob er aufgeht. Der Rest wird bestimmt nicht automatisch mehr bloggen, nur weil ich weniger blogge, das Resultat wären einfach nur noch weniger Einträge :D.

Das kreyki nach mir die meisten Einträge vorzuweisen hat überrascht insofern, als daß man zuletzt nichts mehr von ihm gelesen hat. Die Erklärung ist natürlich, daß seine 7 Posts alle auf die Anfangstage zurückgehen. Besonders ernüchternd ist die Anzahl jener Crew-Mitglieder, die bisher noch keinen einzigen Eintrag gepostet haben. Sri und Frape sind insofern entschuldigt, als daß sie zu Mitgliedern erklärt wurden, ohne explizit ihre Bereitschaft dazu geäußert zu haben ;). Dana windet sich (wie andere Mitglieder auch) damit heraus, daß sie einfach nichts interessantes zu bloggen hätte, Zora ist einfach lustlos (auch das eine beliebte Begründung).

Kreyki und Ona waren in den ersten Wochen gut dabei, haben sich aber inzwischen weitestgehend aus der Blogosphäre zurückgezogen. Kasia hat auch recht schnell aufgegeben, Tiefdruckgebiet scheint auch ideenlos und hat sich gerade mal zu einem Post durchringen können. Von mir mal abgesehen lebt der Blog zur Zeit hauptsächlich von Guapine, Anne und Qf.

Eigentlich bleibt mir da nur auf einen verregneten Sommer zu hoffen, damit die Verteilung der nächsten 100 Posts nicht ähnlich einseitg ausfällt :p.

Mittwoch, April 18, 2007

Die Meisterprüfung

1967 schaffte der damals mit 30 noch recht junge Dustin Hoffmann mit seiner Rolle in "Die Reifeprüfung" seinen cineastischen Durchbruch. Der Film, der die Beziehung eines jungen Liebhabers zu einer älteren, verheirateten Frau thematisiert, galt damals je nach Standpunkt als revolutionär oder skandalös. Auf jeden Fall schrieb er Filmgeschichte.

Auch Günther Oettinger, Ministerpräsident von Baden-Württemberg, hatte in den vergangenen Tagen eine Art "Reifeprüfung" zu bestehen, obwohl er natürlich wenig mit der Filmfigur des Benjamin Braddock gemein hat. Reinhard Mohr spottete im Spiegel Online, Oettinger gehöre wie seine Kumpane vom Andenpakt zu einer Generation ehemaliger RCDSler, die während der 68er-Zeit an Universitäten verlacht und isoliert wurden und jetzt als Ministerpräsidenten ernst genommen werden müßten, sozusagen eine späte Rache der "spießigen Mama- und Papasöhnchen, die die politische Meinung ihrer Eltern weitgehend als ihre eigene ausgaben". Auch FAZ-Mitherausgeber Frank Schirrmacher betonte in einem Leitartikel Oettinges "spießbürgerliches Unverhältnis zur Vergangenheit".

Die "Reifeprüfung" Oettingers war also eine andere, Georg Brunnhuber, Baden-Württembergs CDU-Landesgruppenchef im Bundestag, sprach von einer "Meisterprüfung". "Die Wirkung für die 'christlich-konservative Seele' sei nicht zu unterschätzen, so der Bundestags-Abgeordnete. 'Für unsere Anhängerschaft hat er einen ganz, ganz großen Schritt getan. Er hat ein Tor aufgestoßen.'" (zitiert in Spiegel Online, 14.04.07).

Demnach bestand Oettingers "Meisterprüfung" also darin, daß er den ehemaligen NS-Marinerichter Hans Filbinger, der Todesurteile gegen Fahnenflüchtige mitunterzeichnet hatte, posthum zu einem "Gegner des NS-Regimes" erklärte (Dokumentation der Trauerrede, Spiegel Online, 12.04.07). Und damit nicht nur seinem CDU-Landesverband, sondern auch einem nicht unwesentlich Teil der Bevölkerung Baden-Württembergs aus der Seele sprach, die auf Filbinger nichts kommen lassen wollen und seinen Rücktritt 1978 als Ministerpräsident immer noch als ungerecht empfinden.

Trotz des zu erwartenden Gegenwinds (die Rede war von Anfang an in Oettingers Stab umstritten), hat Oettinger also mit seiner Trauerrede einen Versuch unternommen, dem rechten Rand der CDU zu gefallen. Damit hat er seine "Meisterprüfung", seine Mutprobe bestanden und sich einen Platz im christdemokratischen Altherrenclub nachhaltig verdient. Eine ähnliche Prozedur durchlief Roland Koch während der hessischen Spendenaffäre, auch hier war klar: entweder er stürzt oder er sitzt es aus und ist danach stärker denn je. "Was uns nicht umbringt, macht uns stärker" ist hier -- im übertragenden Sinn -- das Motto (welches ja angeblich auf Nietzsche zurückgeht).

Der Unterschied ist nur, daß Oettinger die Sache eben nicht ausgesessen hat, sondern nach mehreren Anläufen schließlich die problematische Aussage, daß Filbinger ein Gegner des NS-Regimes gewesen sei, zurückgenommen hat. Zuvor hatte er nur von möglichen "Mißverständnissen" gesprochen und sich dafür entschuldigt die Hinterbliebenen von NS-Opfern verletzt zu haben, sowie festgehalten, daß Dritte ihm lediglich unterstellen würde, er habe "Filbinger zum Widerstandskämpfer erklärt". Trotz dieses sukzessiven Zurückweichens und Herumeierns hat Oettinger in den Augen seiner konservativen Unionskollegen aber wohl seine "Meisterprüfung" bestanden, wie Brunnhuber das schon ganz richtig feststellte.

Viel spekuliert wurde auch über die Motivation von Michael Grimminger, der die Trauerrede für Oettinger verfaßt hatte und als glühender Anhänger / Verehrer Filbingers gilt (Spiegel Online, 13.04.07). Ging es also nur um einen übereifrigen Nachwuchspolitiker der sich mit einer zugespitzten Rede profilieren wollte und bewußt die Provokation suchte? Dagegen spricht, daß die Rede offenbar kontrovers in Oettingers Stab diskutiert wurde, dieser sich aber ganz bewußt dafür entscheiden hatte, sie so zu halten. Es geht also nicht darum, daß Oettinger von seinen eigenen Leuten "überrumpelt" wurde. Auch kann es nicht nur darum gegangen sein, mit dem Rechten Rand der CDU zu kuscheln (und es eigentlich gar nicht so zu meinen). Oettinger glaubt wirklich an das, was er da gesagt hat, daran läßt seine Bestimmtheit und das lange Aufrechthalten der zentralen Aussage eigentlich keinen Zweifel.

Ähnlich wie in den Fällen Hohmann und Jenninger hat es die CDU-Spitze geschafft die Sache vom Tisch zu kriegen, ohne daß sie darüber reflektiert hätte, wie es um geschichtsrevisionistische Tendenzen in der eigenen Partei-Basis und Wählerschaft bestellt ist. Während der ganzen Diskussion lag der Fokus stark auf Oettinger, dabei ist der wesentlich größere Skandal, daß er für sein Tun vom eigenen Landesverband nicht etwa getadelt sondern gelobt wurde (Stichwort: "Meisterprüfung"). So hat der Grüne Fritz Kuhn sicherlich nicht ganz unrecht, wenn er feststellt: "Die Südwest-CDU hat in den dreißig Jahren seit dem Filbinger-Rücktritt im Zusammenhang mit Aufarbeitung und Umgang mit der deutschen Geschichte nichts dazu gelernt" (zitiert in Spiegel Online, 17.04.07).

Angela Merkel stellte sich Oettinger zwar entgegen und tadelte ihn, doch tat sie es wirklich aus Überzeugung und Einsicht oder doch eher primär als Bundeskanzlerin mit dem Blick auf Deutschlands Wahrnehmung im Ausland? Innerhalb ihrer Partei hat sie sich jedenfalls mit ihrem Verhalten nicht nur Freunde gemacht, da hätte man es lieber gesehen, sie hätte versucht die Sache anders zu deckeln (Spiegel Online, 17.04.07).

Nur, was wäre passiert, wenn Oettinger stur geblieben wäre? Wer hätte ihm denn was gekonnt? Nur der eigene Landesverband und der stand und steht stramm hinter ihm. Der Druck aus der Bundeszentrale war am Ende wohl zu groß, von tatsächlicher Einsicht ist aber zumindest in der Südwest-CDU nichts zu spüren. Und es ist vermutlich auch nur eine Frage der Zeit, bis irgendwo in der Union wieder jemand nicht an sich halten kann und so blöd ist seine tatsächliche politische Meinung zur deutschen Vergangenheit herauszuposaunen.

Lesenswertes zum Thema:
  • Sebastian Fischer und Severin Weiland: "Oettingers fataler Flirt mit der Rechten", Spiegel Online, 13.04.07 (der einzige Spon-Artikel der auf die Hintergründe in der Südwest-CDU eingeht)

  • Christian Bommarius: "Die Oettinger-Affäre", Berliner Zeitung, 13.04.07 (Bommarius nennt die in der Diskussion oft übersehenden Tatsachen, daß Filbinger letztlich nicht wegen seiner NS-Vergangenheit, sondern wegen seiner Uneinsichtigkeit gehen mußte und das Oettinger nun die fatale Aussage Filbingers wörtlich in seiner Trauerrede übernommen hat)

  • Klaus Stuttmann: "Wenn Dr. Oettinger Geschichtslehrer geworden wäre...", Tagesspiegel, 13.04.07 (beste Karikatur zum Thema)

  • Reinhard Mohr: "Nazi-Muff aus 1000 Jahren", Spiegel Online, 15.04.07 (Mohr betont besonders das Nicht-erwähnen der Nazi-Opfer)

  • taz-Titelblatt: "Ich kann alles. Außer Geschichte.", taz, 16.04.07 (in Anspielung auf die baden-württembergische Eigenwerbungs-Kampagne "Ich kann alles. Außer Hochdeutsch")

  • Frank Schirrmacher: "Am Ende zählen Taten", FAZ, 16.04.07 (Schirrmacher analysiert und zeigt auf, warum Oettingers Verhalten auch aus konservativer Sicht untragbar ist)

  • Die PARTEI: "Oettinger stürzen" (Wortspiel von Der PARTEI / Titanic-Magazin mit Anspielung auf das Oettinger-Bier)

Montag, April 16, 2007

Mohrs brachialer Sarkasmus

"Apropos Urteil: Die 'Mitwirkung' an mehreren Todesurteilen durch den Marinerichter a. D. Hans Filbinger, unter anderem Mitglied von SA und NSDAP, war natürlich auch nur erzwungen und gegen seinen innersten Willen - so, wie die Mitgliedschaft in den zentralen Organisationen des Nazi-Regimes ebenfalls nur 'formal' war, wie Filbinger einst beteuerte. Im Grunde war alles eine reine Formalie. Nur die Millionen Ermordeten haben das nie recht begreifen können." (Reinhard Mohr)

Donnerstag, April 12, 2007

In Memorandum: Kurt Vonnegut

Gestern verstarb im Alter von 84 Jahren Kurt Vonnegut, einer der wichtigsten und fähigsten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts.

Berühmt wurde Vonnegut mit seinem 1969 erschienenden Bestseller "Slaughterhouse Five", in der er die Bombardierung Dresdens (die er als Kriegsgefangener hautnah miterlebt hatte) mit Science-Fiction-Elementen (einer Zeitreise) kombiniert. Dadurch stärkte er in der amerikanischen Öffentlichkeit das Bewußtsein für das Ausmaß der Bombardierung Dresdens (welches bis dato nur wenig bekannt war).

"Wegen seiner realistischen und wiederholten Beschreibung fluchender amerikanischer Soldaten und bestimmter deutlicher sexueller Inhalte gehörte 'Schlachthof 5' zu den meistverbotenen Werken der US-amerikanischen Literatur und wurde häufig aus Schulen, Bibliotheken und Lehrplänen verbannt" (Wikipedia).

Der Roman avancierte während des Vietnamkriegs dennoch zu dem Antikriegs-Roman schlecht hin, Vonnegut wurde zum Idol. "Mit Humor, zeitweise aber auch tiefem Pessimismus, ging er auf existenzielle Fragen des Lebens ein. Vonneguts Werke sind eine Mischung aus Fantasie und Autobiografie, ohne traditionelle Struktur und Zeichensetzung." (Spiegel Online, "Schriftsteller Kurt Vonnegut gestorben", 12.04.07).

Mit seinem sarkastischen und sehr expliziten Stil hatte Vonnegut für mich während meiner Schulzeit Vorbildcharakter. Besonders seine Kurzgeschichten habe ich immer gerne gelesen.

Mittwoch, April 11, 2007

re:publica 2007

Vom heutigen Mittwoch (11.04.07) bis zum Freitag (13.04.07) findet in der Berliner Kalkscheune die "re:publica" statt, eine Blogger-Konferenz, die sich mit einem weiten Themenspektrum von "Web 2.0" über "Open Source" bis zu "Social Media" beschäftigt:

"Soziale Netzwerke, Blogs, Podcasts, Videocasts, Online- und Offline-Communities und -Services - all diese Aspekte werden bei der re:publica ebenso umfassend zur Sprache kommen wie Hintergründe, die Philosophie, die Prinzipien, die rechtlichen Grundlagen der sozialen (R)evolution im Netz.

Kurzum: Es geht um Kultur.

Neben den Diskussionen und Vorträgen wird es Workshops geben und auch kommerzielle Aspekte kommen zur Sprache: re:publica wird diskutieren, ob und wie man als Blogger oder Podcaster seinen Lebensunterhalt verdienen kann und auf bisherige Erfahrungen zurückblicken." (Info at re:publica)

Organisiert und durchgeführt wird die Konferenz von Johnny Haeusler, dessen Blog Spreeblick zu den bekanntesten im deutschsprachigen Raum zählt und bereits mit einem "Grimme Online Award" ausgezeichnet wurde, sowie der Agentur "newthinking communications", hinter der unter anderem auch Markus Beckedahl steckt, ein weiteres "Schwergewicht" in der deutschen Blogosphäre. Beckedahl ist in erster Linie für sein Blog netzpolitik.org bekannt, das ebenfalls als sehr einflußreich gilt und viel gelesen wird.

Die Liste der Vortragenden und Workshop-Leitenden liest sich wie ein Who-is-who der deutschen Web-Community. Entsprechend vielseitig ist dann auch das Programm der re:publica.

Am ersten Tag referiert unter anderem Ralf Bendrath über "Identität im Netz", Tim Pritlove über die "Generation MashUp", Torsten Kleinz über "Trolle im Netz", Stefan Niggemeier (BILDblog.de) über die Frage der Notwendigkeit einer Blog-Etikette und Don Dahlmann geht der philosophischen Frage nach, ob wir schon im Netz leben oder nur so tun.

Am zweiten Tag informiert Kurt Jansson über die Zukunft der Wikipedia, Udo Vetter klärt über rechtliche Aspekte beim Bloggen auf, Markus Beckedahl setzt sich mit "Politik 2.0" auseinander, und der "Bad Boy" der deutschen Blogosphäre, Felix Schwenzel (wirres.net), darf natürlich auch nicht mit einem Vortrag fehlen. Das Highlight des Tages ist aber sicherlich Régine Debattys Vorstellung ihres Kult-Blogs We Make Money Not Art! (WMMNA).

Am dritten Tag gibt es dann eine Bloglesung, unter anderem mit MC Winkel, während Constanze Kurz über "Datenschutz im Web 2.0" referiert. Katharina "Lyssa" Borchert (siehe auch hier) geht der Frage nach, ob der viel gepriesene neue Citizen Journalism auch die Bürger bewegt. Schließlich referiert Jörg Kantel (Schockwellenreiter.de) über die Entwicklung der Weblogs in Deutschland.

Eine Tageskarte kostet 20 Euro für einfache Besucher (Unternehmen zahlen 40 Euro). Ein Besuch lohnt sich also nur, wenn man sich gleich mehrere Vorträge anhört bzw. dann vielleicht auch mal an einem der angebotenen Workshops teilnimmt. Tickets für einzelne Veranstaltungen gibt es dagegen nicht, alternativ konnte man sich aber im Vorfeld "akkreditieren". Pro Tag werden jetzt noch 50 Tageskarten zugesichert, im Wiki haben sich aber schon bis zu 80 Leute die Tagestickets vorangemeldet, jetzt noch reinzukommen erscheint daher unwahrscheinlich.

Die Nachfrage nach Tickets übersteigt also deutlich das vorhandene Angebot, es interessieren sich weitaus mehr Personen für die Konferenz, als die Veranstalter je gedacht hätten. Ein klares Indiz, daß die Konferenz ein Erfolg wird und das Themenspektrum offenbar auf viel Interesse stößt. Wer will, kann sein Glück reinzukommen ja trotzdem noch versuchen, es scheint sich wirklich zu lohnen.

Freitag, April 06, 2007

Beautiful Liar



Beyoncé und Shakira, die beiden Top-Diven der gegenwärtigen Popmusik schlechthin, vereint in einem Video. Das allein macht die Sache doch schon sehenswert :D.

Auffällig ist, wie schwer sie m.E. optisch auseinanderzuhalten sind. Das wurde natürlich bewußt so inszeniert, beide tragen die gleichen Outfits (die Outfits wechseln und in manchen Szenen trägt die eine Kleid und die andere Hose, zum Schluß sind sie aber identisch) und die gleiche Frisur. Aber auch vom Teint und den Bewegungen her sind sie kaum auseinanderzuhalten, man muß in einigen Sequenzen schon genau hinsehen um zu erkennen, wer wer ist.

Donnerstag, April 05, 2007

Wie Cartman den wahren "Mastermind" hinter 9/11 enttarnt *rofl*

Cartman: So now, the inevitable question: if terrorists didn't cause 9/11, who did? [he begins to use his fingers to to show the numbers as he says them] Remember that there are in fact two towers. Two minus one is one; one one - 11; two minus one is one; one one, and there are nine members on Silverstein's board of directors. That's nine-one-one. Nine-eleven. And take 2 - 1 + 9/11 and you get 12, which leads us all to the mastermind of the 9/11 attacks. [click. Kyle now appears superimposed on the 9/11 picture already onscreen]. Kyle!

Kyle: Me??

Cartman: Twelve contains the numbers one and two, just like the toilet yesterday where womebody went number two instead of number one! And one and two with 911 and you get 914! Drop the 4 and it's 91! Exactly the score Kyle got on his spelling test twelve days after 9/11! Who has the most to gain from 9/11?! Kyle! Who was nowhere to be found the morning the towers fell?! Kyle! Who dropped the deuce in the urinal?! Kyle! But probably the most damning of all is the evidence seen in this photo of Tower 2! [clicks, and another shot of the Twin Towers is shown] When I zoomed in I saw what first appeared to be a blur, [he zooms in on the picture, which just becomes pixilated] but when I computer-enhanced it, [the pixilation disappears as the picture sharpens - it's a drawing of an evil Kyle with a large, sharp knife in his right hand] You almost got away with it, you sneaky butthole.

aus: South Park, Episode 1009, The Mystery of the Urinal Deuce

(Die Folge parodiert die zahlreichen Verschwörungstheorien zum 11. September, parallel zu den Hintermänner der Attentate soll in der Folge auch ein Schüler enttarnt werden, der sich in der Schule in einem Urinal erleichtert hat; Cartman führt beides in einem Schulreferat zusammen und macht wie immer Kyle als Verantwortlichen aus).