Donnerstag, Juli 29, 2004

Doku-Sommer 2004: Super Size Me

in seinem film "super size me" ernährt sich der regisseur morgan spurlock einen monat lang, drei mal täglich ausschließlich von fast food bei mcdonalds. er dokumentiert seinen körperlichen wie psychischen verfall und fühlt zeitgleich der lebensmittel-industrie in den usa auf den zahn; verdeutlicht wie amerikaner schon als kinder vom fast food abhängig gemacht werden.

zunächst erscheint das ganze nicht so sonderlich interessant. ich meine, daß der übermässige konsum -- oder der konsum von fast food überhaupt -- nicht sonderlich gesund sein kann, das wußten wir auch vorher schon und das erahnen selbst die amerikaner, die dieses zeug noch weitaus exzessiver in sich reinschauffeln, als der durchschnittseuropäer.

aber, daß es SO gefährlich ist, wie es im film verdeutlicht wird, das war vorher wohl nur den wenigstens klar. spurlock geht vor seinem experiment zu drei verschiedenen ärzten, die ihm unabhängig voneinander bestätigen, daß er kerngesund und topfit ist (noch weit über dem amerikanischen durchschnitt). nur drei wochen später wird ihm geraten, das experiment sofort abzubrechen. seine werte sind derart katastrophal, daß sein körper droht irreperablen schaden zu nehmen. doch spurlock zieht sein experiment weiter durch, insgesamt volle vier wochen lang.

natürlich kann man keinen film allein darüber machen, wie ein mensch drei mal pro tag fast food in sich hineinstopft. spurlock durchleuchtet das problem genauer. er zeigt auf, daß die lebensmittel-industrie gar kein interesse daran hat, gesünderes essen herzustellen, daß kinder schon in der schul-kantine mit fast food vollgestopft werden. bei einem test erkennen nur wenige kinder george washington auf einem bild wieder, jeder erkennt dagegen sofort ronald mcdonald.

spurlock zeigt menschen auf dem krankenbett, die kurz davor stehen sich den magen verkleinern zu lassen, weil sie 8 liter softdrinks pro tag trinken und zeitgleich entsprechende massen an fettreicher nahrung zu sich nehmen. das problem ist, daß man überall in den usa das fast food auch in größe "super size" bekommt, was dem kunden für ein paar cent mehr offeriert wird. und jeder bestellt seine pommes dann "supersized", obwohl eine einfache portion zur sättigung völlig reicht (zwischen normal und supersized gibt es wohlgemerkt noch 2 oder 3 weitere zwischengrößen). selbst getränkehalter in autos mußten inzwischen vergrößert werden, weil die amerikaner sich 2 liter becher mit cola gönnen.

den irrsinn kann spurlock aber auch ganz trivial aufzeigen, wenn er z.b. auf einer karte von manhattan markiert, wie viele mcdonalds filialen es dort gibt. mit dem resultat, daß die karte in einem meer von roten fähnchen verschwindet. es sind diese szenen, die einem das meiste gruseln verursachen, weil man es es sich in dieser extremen form nicht hat vorstellen können.

er beleuchtet aber auch die klage von kunden gegen mcdonalds, die anführen, daß sie von mcdonalds systematisch abhängig gemacht wurden und niemand sie über die folgewirkungen aufgeklärt hätte. hier geht es also um den streitpunkt, wo hört die eigenverantworlichkeit des individuums auf, wo muß man die unternehmen in verantwortung nehmen. die klage wurde schließlich abgewiesen. anders als bei den tabakkonzernen kann die lebensmittelindustrie in den usa nicht belangt werden, obwohl es hier durchaus parallelen gibt, wie der film deutlich macht.

trotz mehrfacher versuche hat spurlock niemanden von mcdonalds zu einem interview bewegen können. nach veröffentlichung seines films, wurden aber zumindest die super size angebote aus dem programm genommen (fürs erste) und mcdonalds bietet jetzt verstärkt salate an, deren dressing dann aber wieder mehr kalorien enthält, als ein bigmäc. er hat außerdem das mcdonalds-argument als falsch entlarvt, demnach die mehrheit der ernährungsberater in den usa fast food als ungefährlich einstuft. das genaue gegenteil ist der fall.

super size me läuft seit dem 15. juli in den deutschen kinos.

- Offizielle Homepage des Films (de)
- IMDb-Eintrag

Weitere Informationsquellen dieses Eintrags:

- http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/kino/16627/1.html
- http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/kino/17882/1.html
- http://www.spiegel.de/kultur/kino/0,1518,308796,00.html
- http://www.spiegel.de/kultur/kino/0,1518,308577,00.html

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