Freitag, Juli 30, 2004

Doku-Sommer 2004: The Corporation

in ihrer kapitalismuskritischen dokumentation "the corporation" zeichnen die drei kanadier mark achbar, jennifer abbot und joel bakan anhand von einigen fallstudien die häßliche fratze der globalisierung nach. ein paar "lefties" aus dem untergrund prangern das geschäftsgebaren von großkonzernen an. ein nicht gerade neues konzept. dennoch ist the corporation ein sehenswerter und interessanter film.

die ausgangssituation gestaltet sich wie folgt: seit anbeginn des kapitalismus sind unternehmen immer mächtiger und einflußreicher geworden. juristisch gesehen ist das unternehmen dabei nach wie vor eine person. denkt man dieses konzept von einem unternehmen als "person" nun weiter und untersucht die person medizinisch, kommt man zu dem ergebnis, daß man einen psychopathen vor sich hat.

der film versteht sich also eine art "psychologische untersuchung" eines patienten namens "unternehmen" und kommt dabei (wie nicht anders zu erwarten) zu bitteren ergebnissen. wie psychopathen handeln unternehmen desktruktiv und ohne gewissen, sie besitzen zwar eine rechtspersönlichkeit, aber keine staatsbürgerlichen und sozialen pflichten, streben nur nach profit und entfalten dabei eine äußerst zerstörerische kraft.

um das zu untermauern kommen im film gleichermaßen globalisierungsbefürworter wie -kritiker zu worte. die interviewten werden dabei vorher darüber aufgeklärt, was die intention des films ist und werden dann anschließend in die zange genommen. an ganz konkreten fallbeispielen wird außerdem verdeutlicht, wie die multis überall auf der welt menschen ausbeuten. das ist ansich nichts neues, aber die einzelnen beispiele sind so noch nicht alle bekannt gewesen und in der tat äußerst erschreckend.

chancen auf veränderung sehen die autoren nicht, da das kapitalistische system keine alternative, sozialere, dem unternehmen entsprechende organisationsstruktur zuläßt. so gesehen betreibt der film eine art "verkürzte kapitalismuskritik": im fokus der kritik liegen nur die unternehmen, nicht das system als solches, in dem die unternehmen eingebettet sind. der film bietet also keinen lösungsvorschlag an (mal abgesehen vom klassischen, globalisierungskritischen aktivismus einiger NGOs, der aber auch nur sehr beschränkt wirkt), er analysiert zunächst nur das problem oder zumindest einen teil des problems. im späteren verlauf werden dann leider nur noch die verfehlungen des "patienten unternehmen" aufgelistet, während die analyse seiner "psychopathischen persönlichkeit" immer weiter im hintergrund verschwindet.

der anspruch den die drei filmmacher hegen beschränkt sich nach eigener aussage in erster linie darauf, dem zuschauer zu verdeutlichen, wie sehr die großkonzerne meinungsfreiheit und menschenrechte gefährden. und zumindest das gelingt dem film durchaus. so ist es ausgesprochen erschreckend zu sehen, wie etwa ein konzern wie bechtel in bolivien sein recht auf jeden regentropfen durchsetzt oder wie monsanto jede kritische berichterstattung über seine medikamente zu unterdrücken weiß.

the corporation läuft zur zeit in einigen wenigen us-kinos, ob der film auch in deutschland zu sehen sein wird, ist noch nicht bekannt.

- Offizielle Homepage des Films
- IMDb-Eintrag

Weitere Informationsquellen dieses Eintrags:

- http://www.spiegel.de/kultur/kino/0,1518,304353,00.html
- http://www.heise.de/tp/english/inhalt/kino/17830/1.html

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