Montag, August 13, 2007

BDSM im deutschen Fernsehen (Teil 7): Die Geschichte der O, Frankreich, 1975

"Die Geschichte der O" (Orig.: Histoire d'O) aus dem Jahr 1975 ist eine Verfilmung des gleichnamigen Romans von Dominique Aury aus dem Jahr 1954. Sowohl der Film als auch die Romanvorlage gelten heute als das "bahnbrechende" BDSM-Werk schlecht hin.

Die devote O (Corinne Clery) ist eine erfolgreiche Modefotografin in Paris. Sie trifft auf René (Udo Kier) und beginnt mit ihm eine MaleDom-Beziehung. René bringt sie auf das abgeschiedene Schloß Roissy auf welchem auch andere devote Frauen leben und ebenso wie nun auch O zu perfekten Subs ausgebildet werden.

"Während ihres Aufenthalts lernt O, eine gehorsame 'Sklavin' zu sein, dennoch bleibt sie stets selbstbewusst und ist sich ihrer Macht über die Männer in ihrer Umgebung im Klaren. Nichts geschieht, ohne dass sie zuvor nach ihrem Einverständnis gefragt wird." (Wikipedia) "Der Roman stellt die Frage nach dem Verhältnis von Liebe und Unterwerfung beziehungsweise der freiwilligen 'Aufgabe des eigenen Willens' (...) Alle Vorgänge werden ohne Erzählerkommentare aus der Perspektive der Heldin geschildert, deren Innenleben so auf subtile Weise geschildert wird, ohne dass ihr Verhalten moralisch bewertet oder auch nur anhand konventioneller Maßstäbe erklärt würde." (Wikipedia)

Nach erfolgreicher Beendigung ihrer "Ausbildung" zieht O auf Bitten Rénes vorübergehend zu dessen väterlichem Freund Sir Stephen (Anthony Steel), der noch dominanter ist und O zu einer noch besseren Sklavin "weiterbildet". O verliebt sich in Sir Stephen und läßt sich als letzten fundamentalen Liebesbeweis sein Zeichen einbrennen.

Abweichend vom Roman endet der Film damit, daß O Sir Stephen, nur mit einer Federmaske bekleidet, auf einen exklusiven Ball begleitet. Eine Szene, die Stanley Kubrick 1999 für "Eyes Wide Shut" 1:1 übernommen hat.

Stilprägend war auch der sogenannte "Ring der O", der heute in der BDSM-Szene als Erkennungszeichen gilt. Wird er an der linken Hand getragen, so bedeutet dies in der Regel, daß der Träger ein Dom ist, wird er an der rechten Hand getragen, ist der Träger ein Sub.

Unklar ist bis heute, für welchen Vornamen die Abkürzung "O" steht. "Es hieß, er sei eine Abkürzung für objet (Frz.: Objekt) oder orifice (Frz.: Öffnung) oder für Odile, den Vornamen einer guten Freundin der Autorin." (Wikipedia)

Aury veröffentlichte ihren Roman 1954 unter dem Pseudonym "Pauline Réage", erst 40 Jahre später (1994) gab sie in einem Interview öffentlich zu, die Autorin zu sein (was bis dato immer nur ein Gerücht gewesen war). Mehrfach wurde zuvor in Kritiken bestritten, daß der Autor des Buches weiblich sein könne, zu herabwürdigend sei die geschilderte MaleDom-Beziehung, als daß sie aus der Feder einer Frau stammen könne. Viel mehr sei der ganze Plot eine typische Männerphantasie.

Sowohl das Buch als auch die verschiedenen Film-Adaptionen sind teilweise bis heute indiziert. Trotzdem gibt es diverse weitere Verfilmungen, etwa "The Story of Joanna" (ebenfalls 1975), den Kurzfilm "Menthe – la bienheureuse" (1979) von Lars von Trier oder "Die Früchte der Leidenschaft" (1981) von Shuji Terayama mit Klaus Kinski als Sir Stephen.

Die hier besprochene Version von Just Jaeckin aus dem Jahr 1975 gilt aber bis heute als die wichtigste und bekannteste. Obwohl der Film diverse BDSM-Praktiken dokumentiert, gibt es keine detaillierte Darstellung von Geschlechtsverkehr und auch keine verbalen Obszönitäten, weshalb er schon mehrmals ungeschnitten im deutschen Fernsehen auf unterschiedlichen Sendern zu sehen war.

Der Film ist natürlich auch in diversen Varianten als DVD zu erhalten (siehe z.B. hier, hier oder hier). Der Roman ist dagegen bis heute in Deutschland indiziert, nichtsdestotrotz aber beim Charon-Verlag frei erhältlich.

"Die Geschichte der O" ist sicherlich ein Meilenstein in der cineastischen Darstellung der BDSM-Thematik und daher ein Muß für jeden, der sich für das Thema interessiert. Aber auch Zuschauer die mit BDSM sonst nicht viel am Hut haben, sollten diesen Klassiker des erotischen Kinos einmal gesehen haben.

In der BDSM-Reihe sind hier bisher erschienen:

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