Mittwoch, April 05, 2006

Trash-Kultfilm: "Supervixens"

Wie unlängst bereits berichtet, hat arte für den Zeitraum März/April Trash-Filme zum Schwerpunkt gemacht. Nachdem ich den ersten Film der Reihe, "Heat", vorgestellt habe, werde ich heute einen weiteren empfehlen: "Supervixens" (Donnerstag, 6. April, 0:25 Uhr, arte).

Bei "Supervixens" handelt es sich um einen von Russ Meyers berühmt-berüchtigten Softcore-Filmen. Meyers "Vixen-Reihe" umfaßt in etwa fünf Filme: "Vixen!" (1968), "Megavixens" (1970; a.k.a "Cherry, Harry & Raquel!"), "Hollywood Vixens" (1970; a.k.a. "Beyond the Valley of the Dolls"), "Supervixens" (1975) und "Beneath the Valley of the Ultra-Vixens" (1979). In allen Teilen geht es um nyphomanische Frauen mit einer großen Oberweite -- das war stets Russ Meyers Markenzeichen.

"Vixen" steht im Englischen hierbei nicht für das, für daß es sich im Deutschen anhört. Vixen bedeutet "Füchsin" oder "zänkisches Weib", "Drachen". Bei Meyer sind Vixen unkontrollierbare Hexen, SM-besessene Nyphomaninnen, die über Männer herfallen und nie genug kriegen. Er gilt als Erfinder des Softcore-Films, der in seiner Darstellung weniger explizit ist als der Porno. Anläßlich von Meyers Tod im Jahre 2004 schreibt Peter V. Brinkemper in einem lesenswerten Artikel:

"Russ Meyers dezidiert vorpornografische Lustspielfilme muss man im Autokino, auf der ganz großen Leinwand, erlebt haben, um diese sonderbare Mischung aus comicartiger Rabiatesse und schwelgender Hingabe an die Aura des Nackten zu erfahren: diesen rasenden Voyeurismus eines Speedy Gonzales, der in immer tiefere Täler und absurdere Regionen der Begierde vordringt, im harten Schnitt zwischen dem Close-Up der Mammalia, hervorspringenden und über das Bild hinweg springenden Riesenbrüsten mit üppigen Warzenhöfen, und der schizophrenen Totale von Westernwüsten, deren steinerne Aussichts-'Peaks', die Lust an der üppigen Fleischesschau schroff kontrapunktieren, bis man in der Ferne die Nackedeis weiter herumspringen und ringen sieht." (Telepolis, 23.09.04)

Lyrisch vollendeter kann man es wohl nicht auf den Punkt bringen. Die Story von "Supervixens" ist indes schnell erzählt: Hauptdarsteller Clint Ramsey (Charles Pitts) arbeitet in einer Autowerkstatt und trifft dort auf jede Menge attraktive Frauen, was seine rasend eifersüchtige Freundin SuperAngel (Shari Eubank) gar nicht gut findet. Schließlich reichen Clint irgendwann SuperAngels Wutausbrüche und er verprügelt sie kurzer Hand. Hilfe bekommt diese vom Polizisten Harry Sledge (Charles Napier), dem sie sich anschließend an den Hals wirft. Doch der impotente Psychopath Harry kann die sexbesessene SuperAngel nicht befriedigen und bringt diese aus Frust um. Der Mord wird Clint in die Schuhe geschoben, der sich nun auf seiner Flucht quer durch die Staaten fortwährend mit Schlägertypen und Nyphomaninnen auseinandersetzen muß. Am Ende findet er seine Traumfrau, die SuperAngel zum Verwechseln ähnlich ist, hat aber immer noch Harry an der Backe, etc., pp. arte faßt Meyers Anliegen wie folgt zusammen:

"Die Story über einen jungen Mann auf der Flucht vor der Polizei nach Westen diente Meyer in erster Linie dazu, die sexuellen Sehnsüchte seiner Zuschauer zu verspotten, indem er sie ihnen - gewaltig übertrieben und bösartig zugespitzt - auf der Leinwand präsentierte: Sex und Sadismus in Reinkultur, auf bissige Weise vorgeführt. Sein Film ist gespickt mit Querverweisen und Zitaten auf Kinogeschichte, vom James-Bond-Film bis zum Italo-Western, von Federico Fellini bis Andy Warhol. In interessantem Kontrast zum nackten Fleisch und Lustgeschrei steht die Musik des Films: Klassische Märsche, Wiener Walzer und der republikanische Schlachtgesang der Amerikaner 'Battle Hymn of the Republic' dienen zur Illustrierung der Szenen, die ebenso fantastisch übertrieben wirkt wie die Oberweiten von Meyers Darstellerinnen." (arte)

Noch schöner wäre es freilich gewesen, wenn arte den bekanntesten und legendärsten von Meyers Filmen gezeigt hätte: "Faster, Pussycat! Kill! Kill!" (mit dem denkwürdigen deutschen Titel "Die Satansweiber von Tittfeld"). Ein echter Klassiker mit der unvergleichlichen, männerprügelnden Tura Satana in der Hauptrolle. So aber muß der geneigte Zuschauer mit "Supervixens" vorlieb nehmen, was auch kein Beinbruch ist.

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