Mittwoch, März 08, 2006

Rechtes Denunziantentum in den USA

In den USA wurde vor kurzem der High-School-Lehrer Jay Bennish im Bundesstaat Colorado suspendiert, da er im Unterricht Parallelen zwischen George Bush und Adolf Hitler gezogen hatte. Bushs Rede zur Lage der Nation hatte er mit den Worten kommentiert:

"Klingt sehr nach dem, was Adolf Hitler gesagt hat, wir sind die einzigen, die Recht haben, alle anderen sind rückständig und unser Job ist es, die Welt zu erobern." (zitiert nach SPON)

Bush in die Nähe zu Hitler zu rücken ist politisch immer gefährlich, in Deutschland stand Bundesjustizministerin Däubler-Gmelin nach der Bundestagswahl 2002 nicht mehr für ihr Amt zur Verfügung -- angeblich ein Resultat eines Hitler-Bushs-Vergleichs, den sie während des Wahlkampfs gezogen haben soll.

Auch sonst geraten Politiker schnell unter Druck, wenn sie ihre Abneigung gegenüber Bush allzu deutlich öffentlich zum Ausdruck bringen. Ende 2002 wurde die damalige oberste Regierungssprecherin Kanadas entlassen, weil sie Bush als "Schwachsinnigen" bezeichnet hatte (SPON). Besser erging es dem berühmten Londoner Bürgermeister Ken Livingstone, der Bush als "die größte Gefahr für das Leben auf dem Planeten" bezeichnete, trotz Kritik blieb diese Äußerung über Bush für ihn ohne politische Konsequenzen. Im September 2005 sagte der baden-württembergische Sozialminister Andreas Renner über Bush (wegen dessen schlechten Hurrikan-Katastrophenmanagements), dieser "gehöre abgeschossen". Renner konnte sich trotz Kritik halten und trat erst 2006 wegen einem anderen Disput zurück.

In den USA endet die Meinungsfreiheit schnell, wenn man gegen das Land, den Präsidenten und die Regierungspolitik wettert. Jay Bennish hatte in seinem Unterricht nicht nur Bush in die Nähe zu Hitler gerückt, sondern sich auch sonst ziemlich unpatriotisch verhalten und z.B. auch die us-amerikanische Kuba-Politik verdammt. Zwar hatte Benish gegenüber den Schülern betont, daß dies seine persönliche Meinung sei, die sie nicht zu teilen bräuchten, aber das half ihm auch nichts mehr, als ein Schüler den Vortrag mitschnitt und dieser dann über seinen Vater an die Medien gelangte.

Wie nicht anders zu erwarten, war dann die über die Medien geschürte öffentliche Empörung groß, die Schulleitung sah sich veranlaßt Bennish vom Dienst zu suspendieren. Auch Solidaritätsbekundungen der Schüler halfen da nichts. Nun will Bennish gegen seine Entlassung klagen, schließlich stünde in den Grundsätzen der Schule, daß im Unterricht pluralistische Meinungsvielfalt herrschen soll (SPON).

Dies erinnert an den erst kürzlich auch in deutschen Presselandschaft diskutierten Fall des republikanischen UCLA-Absolventen Andrew Jones. Dem ist die links-kritische Ausrichtung seiner Universität, der "University of California in Los Angeles" (UCLA), ein Dorn im Auge. Daher hat er kurzerhand die "Bruin Alumni Assocation" ins Leben gerufen. Wie der Name schon suggeriert, eine Alumni-Organisation. Ihr erklärtes Ziel: "anti-amerikanische" und "anti-kapitalische" Einflüße an der Uni zu bekämpfen.

Dazu sollen Studierende "belastende" Äußerungen ihrer Professoren mitschneiden und das dann auf der Website "UCLAProfs" melden. Auf dieser Website werden alle Professoren gelistet, die sich unamerikanischer Umtriebigkeit schuldig gemacht haben. Als Deckmantel für die Verfolgung linksliberaler Professoren dient natürlich der Kampf gegen den Terrorismus, für dessen Erfolg das ganze Land zusammenstehen muß und der in seiner Ausprägung auch nicht kritisiert werden darf. Sieht man sich die Liste mit den "bösen" Professoren etwas genauer an, fällt allerdings auf, daß z.B. bereits eine allzu feministische Position als "very radical" und damit als verdammenswert gilt (Telepolis). Es geht demnach also eben nicht nur um Professoren, die eine kritische Einstellung gegenüber der Bush Politik haben, sondern die ganz generell mit ihrer politischen Position nicht ins Weltbild der Konservativen passen.

Um nun die Studenten der UCLA richtig zum Denunzieren ihrer Profs motivieren zu können, war zunächst geplant, ihnen für jeden Mitschnitt 100 Dollar zu zahlen. Finanziert werden sollte das über Spenden, die die "Bruin Alumni Assocation" auftreibt, was im Januar 2006 immerhin schon 22.000 Dollar waren. Inzwischen mußte Andrew Jones jedoch diesbezüglich einen Rückzieher machen, die Denunziation soll zukünftig freiwillig erfolgen, Geld kriegen die Studenten keines mehr. Auch haben inzwischen drei prominente Mitglieder aus Empörung den Beirat der "Bruin Alumni Association" verlassen, unter ihnen ein ehemaliges US-Kongressmitglied (SPON).

Das Projekt ist kein Einzelfall, bereits 2004 richteten republikanische Collegestudenten an der University of Colorado eine Website für "Beschwerden" über liberale (im us-amerikanischen Sinne) Professoren ein (SPON). Und schon 2002 wurde die Website "Campus Watch" von Daniel Pipes (ein der Bush-Regierung nahestender Nahostexperte und Direktor des Middle East Forums) ins Leben gerufen, um "Universitäten und Dozenten unter Beobachtung zu stellen, die den Islam verharmlosen oder einseitig Anti-Israelisches bzw. Pro-Arabisches vertreten" (Rötzer in Telepolis).

Artikel:

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

S = Silke

:-D

Bloomsday hat gesagt…

*lacht* Das wäre nach Sandra, Sarah und Sabine mein vierter Tipp gewesen.