I hate Kreuzberg, Teil I, "Zu deutsch!", von Bayram Karamollaoglu, in: Jungle World Nr. 19/2005:
"(...) In Kreuzberg gibt Spezial-Aleman-Frau, Öko-Frau. Die rede. Ich sag: 'Boncuk gözlüm, deine Augen strahlt wie Himmel blau'. Sie sagt: 'In Türkei viel Folter.' Ich sag: 'Alles egal, wenn ich seh deine schöne Augen.' Sie sagt: 'Schlimm, viel Folter.' Undsoweiter, ganse Tag, immer nur labern, labern, nix ficke (...)"
I hate Kreuzberg, Teil II, "Zu staatstragend", von Stefan Wirner, in: Jungle World Nr. 22/2005:
"(...) In Wirklichkeit aber näherte sich dieser Teil Berlins in den vergangenen Jahren dem an, was Herbert Marcuse in seinem Buch 'Der eindimensionale Mensch' einst als 'Gesellschaft ohne Opposition' beschrieb. Der Stadtteil kann mit abweichenden Meinungen schon lange nicht mehr aufwarten. Kreuzberg ist der rot-grüne Regierungskiez in der Mitte der Berliner Republik (...)"
I hate Kreuzberg, Teil III, "Zu betreut!", von Doris Akrap, in Jungle World Nr. 26/2005:
"(...) Soll ein neuer Mülleimer aufgestellt werden, veranstaltet diese charmantere Variante des Kiezblockwarts drei Anwohnerbefragungen, zwei Architektenwettbewerbe und fünf öffentliche Begehungen und lässt ein Minderheitengutachten einholen. Auf diese Weise werden diverse arbeitslose Akademiker alimentiert (...)"
I hate Kreuzberg, Teil IV, "Z’heimelig", von Thomas Blum, in: Jungle World Nr. 28/2005:
"(...) Zuerschd, wenn ma’ hierher zieht, isch’s scho a bissle schwierig. Die Leut’ hier könne’ ja alle kein richdig’s Deutsch. Die sage’ in der Bäggerei 'Schribbe' statt 'Weggle', wenn sie a Semmel moine’. Des vaschdehd doch koi Sau. Die Leut’ hier habe’ oifach koine wirgliche Kuldur (...)"
I hate Kreuzberg, Teil V, "Zu konstruktiv", von Dirk Hempel, in: Jungle World Nr. 32/2005:
"(...) Kreuzberg ist das Paradies auf Erden. Ein Zufluchtsort für alle Entrechteten, Geknechteten und Ausgestoßenen. Diese Leute lieben Kreuzberg. Ist ja klar. Denn hier kommen die selbst stilisierten Außenseiter endlich mal zu Wort. Sie haben zwar nicht wirklich etwas Interessantes zu sagen. Das aber ist egal. Hauptsache, sie hören sich selbst reden (...)"
Viele Kreuzberger leben in einer Art "Haßliebe" zu ihrem Bezirk. Viele schätzen das liberale, weltoffene Klima, den gelebten Multikulturalismus, usw. Andererseits sind sie sich natürlich des Umstandes bewußt, daß auch Kreuzberg inzwischen nach den gesitteten Regeln bürgerlicher "Vereinsmeierei" funktioniert und bei weitem nicht mehr so wild ist, wie zu Hochzeiten der Hausbesetzer und Spontis. Der Mythos Kreuzbergs als Krawallhochburg nährt sich inzwischen nur noch vom 1. Mai und auch diese Tage sind de facto längst passé.
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