Donnerstag, August 18, 2005

Die andalusische Katze

Vergangene Nacht lief auf arte die Wiederholung von Gérald Hustache-Mathieus Kurzfilm "Die andalusische Katze" ("La chatte andalouse"). Ein sehenswerter, fast poetischer Film.

Die 21jährige Schwester Angèle (Sophie Quinton wie immer mit magischer Anziehungskraft) ist Nonne in einem Kloster in der Normandie. Sie scheint sich an das emotionslose Klosterleben gewöhnt zu haben, fährt täglich mit dem Fahrrad zu den klostereigenen Bienenstöcken, um Honig abzuschöpfen der dann im nächsten Dorf auf dem Markt verkauft wird.

Ihr Leben ändert sich schlagartig, als sie im örtlichen Krankenhaus die sterbenskranke Malerin und Bildhauerin Rosa Maria Dolores (Blanca Li) kennenlernt. Angèle soll Rosa in ihren letzten Tagen geistlichen Beistand leisten. Die beiden freunden sich an und Rosa versucht Angèle ihren lebensbejahenden, künstlerischen, leidenschaftlichen Lebensstil näherzubringen. Schließlich bittet Rosa Angèle darum, ihr letztes Kunstwerk zu vollenden. Dieses besteht aus einem Regal, indem sich 48 in Gips gegossenen Phallusse und eine Vagina befinden. Das Problem: Es fehlen noch zwei Phallusabdrücke und der der Vagina.

Natürlich lehnt Angèle zunächst schockiert ab, nimmt die Sache dann aber doch in Angriff, nachdem Rosa verstorben ist. Für den ersten Phallus ist schon ein Model "gebucht", hier erübrigt sich die Suche. Beim zweiten wird dies schon schwieriger, jedoch spricht Angèle dann Paolo (Cédric Grimoin) an, der bei ihr auf dem Markt Honig kauft. Als Paolo erfährt, worum es geht, versucht er zunächst davonzurennen. Angèle kann ihn jedoch überreden sie erst mal zu den Bienen zu begleiten und dabei die ganze Geschichte erklären. Schließlich zeigt er sich bereit und der letzte Phallusabdruck entsteht. Für die Vagina nimmt Angèle dann schließlich eine passgerechte Muschel, die Paolo ihr nach einem Bad im Meer mitgebracht hat. Am Ende thront, wie von Rosa ursprünglich geplant, eine pupurrote Vagina zwischen 48 dunkelblauen Phallussen im Regal.

In der letzten Sequenz sieht man dann Angèle ohne Nonnentracht auf einer Leiter stehend das kleine Haus von Rosa streichend, während Paolo um die Ecke kommt und ihr eine Katze mitbringt. Offenbar hat Angèle ihr Leben als Nonne also aufgegeben, ist mit Paolo zusammen in das kleine Haus gezogen und führt nun das Künstlerleben von Rosa fort.

Auf der arte Website wird es treffend zusammengefaßt: "Während des ganzen Vorhabens findet sich Schwester Angèle in einem Konflikt zwischen dem Verlangen, dem Kunstwerk gerecht zu werden, und einem ständigen Gefühl der Schuld wieder. Das führt nicht nur zu sehr komischen Momenten, sondern auch zu einer Auseinandersetzung mit Sexualität und Kunst, die auf angenehm originelle Weise dargestellt wird. 'Die andalusische Katze' enttäuscht erste Erwartungen: Der Film verfällt weder in platten Voyeurismus, noch in polemische Religionskritik, sondern behandelt feinfühlig das Thema Liebe, sei es körperliche, moralische, oder die Liebe zur, bzw. in der Kunst."

Links:

- arte Website zu "Die andalusische Katze"
- IMDb-Eintrag zu "La chatte andalouse"
- IMDb-Eintrag zu "Gérald Hustache-Mathieu"
- IMDb-Eintrag zu "Sophie Quinton"
- IMDb-Eintrag zu "Blanca Li"
- IMDb-Eintrag zu "Cédric Grimoin"

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