Mittwoch, April 06, 2005

Wiglaf Drostes Ordnungsruf *rofl*

"... Was rissen sie sich alle die Beine aus, um beim römischen Todesmarathon vorn mit dabei zu sein. Der Herrscher der Gläubischen katholischen Zuschnitts hatte seinen letzten Furz gelassen, die mediale Welt nahm ihn voll auf Lunge und behauptete stolz, es handele sich um Weihrauch. Beschmiert und stinkend vor Dummheit standen die Medientrompeter da und dachten, sie verströmten die Aura von Pietät und Würde. Da sie alle das Identische taten, hielten sie den Karneval mit Karol Wojtyla für ganz große Kondolenz. So funktioniert Massenhypnose. Wer seinen Kopf so zugerichtet hat, dass er die eigene Propaganda unerschütterlich für die Wahrheit hält, kann in den USA Präsident werden. In Deutschland wird er Journalist und spricht gern von Pressefreiheit, einem Konsumartikel zu Einsneunundneunzig...

... Auf das letzte Kapitel folgte Gebrüll. Kleinkinder wurden vor Kameras gezerrt und mussten heulend beteuern, dass der Papst für sie "ihr ganzes Leben" gewesen sei. Dass die Eltern dieser armen Geschöpfe nicht wegen Kindesmisshandlung belangt werden, zeigt nur, dass für Christen nicht dieselben Regeln gelten wie für mündige, also auch strafmündige Menschen. Offiziell gibt es in der Bundesrepublik Deutschland die Trennung zwischen Kirche und Staat, faktisch ist sie aufgehoben. Ein ausländischer Besucher, der Anfang April 2005 die deutschen Zeitungen las, konnte nur zu dem Schluss kommen, er sei in einem Gottesstaat gelandet..."

aus: Alles Papst oder was? Ein Ordnungsruf von Wiglaf Droste, taz 05.04.05

Keine Kommentare: