"... Durch ständige Präsenz, immer wiederkehrende Bilder, Botschaften, notfalls Nullbotschaften und deren fortwährende Wiederholung in den Medien wird Vertrautheit installiert und Relevanz behauptet, wird die Bedeutung des Papstes in den Köpfen des Publikums verankert bis zu dem Punkt, an dem man seine Anwesenheit in den Medien und seine Bedeutung als spiritueller Führer nicht mehr in Frage stellt, und das Publikum wie ein Drogensüchtiger mit neuem Stoff mit immer neuen Infos gefüttert werden will, und vom Verlangen nach "mehr" so schwer abzubringen ist wie vom Konsum ihrer Lieblings-TV-Serie..."
... Johannes Paul II. hatte erkannt, dass die Idee der Ökumene in die Sackgasse führte. Wenn Glaube und Religion in der Moderne eine Zukunft haben, dann nicht durch Toleranz gegenüber anderen Glaubensrichtungen... Keiner kämpfte schärfer gegen die protestantische Verwässerung der Tatsache, dass Glauben per se etwas Dogmatisches und Unbedingtes ist, oder eben kein Glauben. 'Über geoffenbarte Wahrheiten kann keine Basis entscheiden', provozierte er, indem er das lutherische 'Hier stehe ich und kann nicht anders' deutlicher auf seine Kirche übertrug, und zugleich zu seinen Ursprüngen zurückführte. In diesem Sinne war Johannes Paul II. radikal und fundamentalistisch..."
"... Dem Leitbild einer Kirche des 19. Jahrhundert verpflichtet, erstickte Johannes Paul II. die geistige Freiheit, die eine kurze Weile in der Kirche wehte, profilierte sich innerkirchlich als Reaktionär. Keinen Millimeter breit kam er den Befürwortern der Frauenordination, der Lockerung des Zölibats entgegen. Dies ist nicht allein durch Effizienzwillen und die Tatsache zu erklären, dass hier ein Manager seine Organisation ohne Reibungsverluste intakt halten will..."
aus: Rüdiger Suchsland, "Die vier Körper des Papstes", Telepolis 03.04.05
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen