Donnerstag, April 13, 2006

Euromayday in Berlin?

Europaweit findet seit einigen Jahren in verschiedenen Metropolen am 1. Mai der so genannte "Euromayday" statt. Eine Demonstration, die sich für soziale Rechte einsetzt und die sich gegen "unzumutbare Lebens- und Arbeitsbedingungen" (berlin.euromayday.org) wendet, also gegen Prekarisierung. Unter "sozialen Rechten" wird dabei z.B. verstanden:

  • "Das Recht auf ein bedingungsloses Grundeinkommen für alle Menschen.
  • Das Recht auf dauernden Aufenthalt für alle, die hier leben wollen.
  • Das Recht auf gebührenfreie Bildung.
  • Das Recht auf selbstbestimmtes Leben und freie Nutzung des öffentlichen Raums." (berlin.euromayday.org)
Als erste deutsche Stadt veranstaltete im letzten Jahr Hamburg eine Mayday-Parade, an der sich immerhin über 4.000 Menschen beteiligten, was keine Menschenmassen waren, aber immerhin ein Anfang, an den man in diesem Jahr in der Hansestadt anknüpfen will. Insgesamt nahmen in ganz Europa im letzten Jahr 200.000 Menschen in 19 Städten am Euromayday teil (taz).

Die Gruppe "Für eine linke Strömung" (kurz: FelS) möchte nun auch in Berlin einen Mayday (nicht zu verwechseln mit der jährlich stattfindenen, gleichnamigen Techno-Party in Dortmund) veranstalten. Auf diesem Weg soll den traditonellen 1.-Mai-Protesten in Berlin wieder mehr politischer Inhalt gegeben werden, man möchte weg vom entpolitisierten, ritualisierten Krawall genauso wie vom "Myfest" der Bezirksverwaltung, das einen reinen "Befriedungscharakter" hat. Doch die Idee stößt in der linken Szene nicht nur auf Gegenliebe, die taz faßt zusammen:

"Während einige linke Gruppen das Mayday-Konzept daher begrüßen, wird es in Diskussionsforen im Internet von anderen Teilen als zu 'zahm' und 'reformistisch' abgelehnt. Auch mit den Globalisierungskritikern von Attac wollen nicht alle Autonomen gemeinsam demonstrieren (...) Schon im vergangenen Jahr gab es auch für Berlin erste Pläne für den Mayday. Die Umsetzung scheiterte jedoch am Widerstand großer Teile der linken Szene." (taz)

Ob die Demo überhaupt stattfindet (bisher ist nur die traditionelle 13-Uhr-Demo angemeldet) und wenn ja, wie viele Leute sich dort dann tatsächlich beteiligen, ist noch völlig unklar. Die Idee, den 1. Mai wieder zu re-politisieren und von unproduktiven Gewaltexzessen zu befreien ist sicherlich richtig, solange aber verschiedene linke Gruppen mit verschiedenen Protest-Konzepten in Konkurrenz zueinander treten, dürfte sich das schwierig gestalten.

Links:

- "1. Mai: Parade statt Parolen", taz, 08.04.06
- Zentrale Euromayday Website
- Berliner Euromayday Website
- Hamburger Euromayday Website
- Website der Gruppe "Für eine linke Strömung" (FelS)
- Wikipedia-Eintrag zum Stichwort "Prekarisierung"
- Wikipedia-Eintrag zum Stichwort "Grundeinkommen"
- Wikipedia-Eintrag zum "Tag der Arbeit"
- Wikipedia-Eintrag zur Geschichte der Ausschreitungen am 1. Mai in Berlin

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