Freitag, April 08, 2005

Die posthumen Leiden der Päpste

Paul Kreiner reflektiert im Tagesspiegel über die Begräbnisse der Päpste in den letzten 800 Jahren. Dabei stellt er fest, daß nicht selten Grabräuber zu gange waren. Wobei Grabräuber die Sache vielleicht nicht ganz trifft, da keine Gräber aufgebrochen worden sind, sondern Gegenstände noch während der Aufbahrung des verblichenen Papstes verschwanden. Mal nahmen sie nur seine Pantoffeln, mal wurde er über Nacht komplett entkleidet. Dabei ging es laut Kreiner oft gar nicht mal um eine materielle Motivation der Täter, sondern nur darum ein Souvenir zu ergattern.

Nicht alle Päpste wurden zudem so betrauert wie der letzte. Kreiner führt historische Beispiele an, bei denen das Volk gar nicht gut auf den verblichenen Papst zu sprechen war. So sollte der Leichnam von Pius IX. im Jahre 1881 (er war 1878 verstorben) vom Petersdom nach San Lorenzo fuori le Mura umgebettet werden. Dabei wurde die Prozession mit Steinen beworfen, einige Demonstranten versuchten sogar den Sarg in den Tiber zu werfen. Der Grund war, daß die Italiener sich von ihm verraten fühlten, weil er sich von einem liberalen Vorkämpfer für die Reichseinheit in einen Konservativen verwandelt hatte.

Als eine der ungewöhnlichsten Todesumstände nennt Kreiner jene, unter denen Johannes XXI. ums Leben kam: Das Dach seines Arbeitszimmers in Viterbo stürzte über ihm ein und man entschloß sich daraufhin ihn gleich vor Ort zu beerdigen.

Links:

- Räuber beim Heiligen Vater, von Paul Kreiner, Der Tagesspiegel, 08.04.05

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