Manchmal erweisen sich auch Serien die eigentlich nach Schrott riechen, als brauchbar. Das gilt auch für eine neue Serie die im englischen Original den etwas kryptischen Titel "Navy NCIS: Naval Criminal Investigative Service" trägt. Das ist ein Dienst, der sich um Kriminalfälle innerhalb der US Navy kümmert. Weil NCIS als Abkürzung aber niemandem etwas sagt, hat man wohl noch "Navy" davorgesetzt, was eigentlich unsinnig ist, denn das N in NCIS steht ja bereits für "Naval". Bei uns heißt die Serie daher folglich auch einfach "Navy CIS", was auch nicht korrekt ist, da N eben für Naval und nicht Navy steht. Aber nun gut, wollen wir nicht kleinlich sein, es meint ja dasselbe.
Das Akronym CIS weckt sofort Assoziationen mit der berüchtigten CSI-Serie (samt diviersen Nachfolgern), womit auch die Protagonisten in der Serie zu kämpfen haben: am Flughafen will man sie nicht durchlassen, da dem Sicherheitsbeamten ihre NCIS-Ausweise nichts sagen, weshalb er prompt nachfragt, ob das was mit dem CSI zu tun hat, worauf ihm einer der Agenten gelassen entgegnet: "Nur wenn sie Legastheniker sind".
Mit dem Problem, einem Dienst anzugehören, den eigentlich keiner kennt oder den keiner für voll nimmt, haben die Darsteller in der Serie permanent zu kämpfen und man kann nicht abstreiten, daß der daraus resultierende Hang zur Selbstironie streckenweise komisch ist.
Ein Navy-Offizier in der AirForceOne des US-Präsidenten ist nach Krämpfen tot umgefallen. Der Secret Service und das FBI streiten sich, wer für den Fall zuständig ist, als das NCIS-Team eintrifft. Sie tricksen FBI und Secret Service kurzerhand aus und "kapern" das Flugzeug, weil sie wissen, daß ihnen sonst von einem der anderen Dienste der Fall entzogen würde. Einmal in der Luft, beginnen die Untersuchungen an der Leiche und zum Todeshergang. So munter dreist geht es dann immer weiter.
Der Kopf des Teams ist Leroy Gibbs, gespielt von Mark Harmon ("Chicago Hope"), ein Schauspieler von dem man sagen kann, daß ihn wohl kaum jemand vermißt hätte, wäre er nie wieder auf der Leinwand aufgetaucht. Selbes gilt für David McCallum, der den Gerichtsmediziner Dr. Donald Mallard spielt, von seinen Kollegen aber einfach nur Ducky genannt wird. Trotzdem füllen sie ihre Rollen in dieser Serie voll aus und stellen eine solide Besetzung dar. Dritte im Bunde ist Kate Todd (gespielt von Sasha Alexander), die in der ersten Folge noch beim Secret Service arbeitet, dort aber wegen einer Liaison mit einem Navy Offizier gefeuert wird und dann beim NCIS anfängt.
Der Plot der ersten Folge war simpel, entbehrte aber nicht einer gewissen Komik: Terroristen kopieren streckenweise den Film AirForceOne mit Harrison Ford. Die Ermordung des Navy Offiziers ist nur eine Ablenkung, damit der Präsident die Maschine wechselt, eine ältere Ausgabe der AirForceOne, bei dem die Schlößer zum Waffenschrank nicht digital, sondern mit einem konventionellen Schlüssel gesichert sind, welchen der Attentäter (ein übergelaufener Reporter im Tross der in der AirForceOne anwesenden Presse) besitzt.
Umgebracht wurde der Navy Offizier mit einem Schlangengift, welches nur schwer nachzuweisen ist. Zum Glück hat das Team aber Abby (Pauley Perrette), eine nach Gothic aussehende Laborspezialisten, die vom Computer solange verschiedene Gifte mit den Proben vergleichen läßt, bis dieser ihr das Ergebnis liefert. Nachdem das Ergebnis endlich feststeht, feiert sie sich, als hätte sie wirklich selbst das Ergebnis herbeigeführt und nicht nur die ganze Zeit dem Computer bei der Arbeit zugesehen. Auch hier wieder deutliche Elemente von Selbstironie.
Der Plot macht natürlich nicht den Charme dieser Serie aus. Sie lebt von anderen Elementen, wie etwa, daß sie sehr schnell aufgebaut ist (viele Ereignisse in kurzer Zeit, schnelle Schnitte, etc.), dadurch nie langweilig wirkt und natürlich von den kleinen Gags zwischendurch. Wenn z.B. George W. Bush die Maschine betritt und seine Leute fragt: "Na Jungs, wo geht's denn jetzt hin?", und diese antworten: "Nach Hause, Mr. Präsident" und er dann erwidert "Ja, das sehe ich auch so", dann kann man sich so richtig vorstellen, daß George solche Dialoge auch real führt *rofl*.
Natürlich gleitet die Serie auf diversen gut-böse Klischees, was daran liegen mag, daß sie für den US-Mainstream konzipiert wurde. Sie hegt sicherlich keine avantgardistischen Ansprüche (im Sinne einer Serie die wirklich etwas Neues, Innovatives bringt).
Dennoch hätte es schlimmer kommen können, hält man sich vor Augen, daß die Serie auf einer anderen aufbaut, nämlich JAG. Und das ist eine Propaganda-Serie über US-Militär-Anwälte (siehe dazu die sehr gute, vom NDR produzierte Reportage "Marschbefehl für Hollywood"). Davon weicht NCIS insofern ab, als daß es hier diesen frotzelnden, leicht spöttischen Unterton gibt. NCIS wirkt einfach "entspannter" als das noch plattere, heroische JAG. Vielleicht ist es nur eine subtilere Form von Propaganda, unterhaltsamer ist sie in jedem Fall ;).
Links:
- Navy NCIS: Naval Criminal Investigative Service (IMDb-Eintrag)
- Navy CIS, Sat1, Donnerstags, 21:15
- US-Website der Serie bei CBS
- NDR Dokumentation: Marschbefehl für Hollywood
Samstag, März 19, 2005
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