Am 12.12.04 haben die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) die umfassendste Fahrplanänderung in ihrer Geschichte vorgenommen. Unter dem zunehmenden Druck von Spaßmaßnahmen wurde der gesamte Berliner Fahrplan nach Effizienzdefiziten durchforstet. Linien die zu wenig genutzt wurden, flogen raus, parallel laufende Linien wurden vereint, etc. Nun verkaufen sich Einsparungen bekanntlich schwer, deshalb hat die BVG eine Millionen teure Marketing- und Informationskampagne gestartet, um das refomierte System als Verbesserung anzupreisen.
Kernstück der Reform sind die sogenannten "Metrolinien". Das klingt erst mal ziemlich trendy und neu, bei genauerer Betrachtung geht es dabei jedoch lediglich um einige Bus- und Straßenbahnlinien (Tram, nicht S-Bahn), die größtenteils schon vorher existierten und denen man einfach kurzerhand den Buchstaben "M" zugewiesen hat. Diese Metrolinien sind besonders viel genutzte Strecken und sollen als eine Ergänzung zum U- und S-Bahn-Netz wahrgenommen werden. Anders als vorher ist dabei aber i.d.R. lediglich, daß die Busse und Trams in kürzeren Takten kommen, mindestens alle 10 Minuten. Das gilt jedoch nur für die Stoßzeiten, ansonsten sind es dann wieder 20 Minuten. Auch auf den einzelnen Linien selbst gibt es Unterschiede, bei Haltestellen die an den "Außenpunkten" der Linie stehen, ist der Takt länger als bei jenen Haltestellen die auf der Linie im "Zentrum" stehen. Mit anderen Worten: nicht jeder Bus/Tram fährt die komplette Linie ab.
Generell profitieren Anwohner die in der Innenstadt wohnen von der Reform eher als jene, die in den Außenbezirken leben. Doch selbst aus der Innenstadt häufen sich die Beschwerden über das neue Streckennetz, weil die Taktfrequenz nicht eingehalten wird, die Busse überfüllt sind und keiner adäquat Aukunft geben kann. Die Eigenwerbung -- "vrooooom" und Vergleiche mit der Formel1 -- klingen da wie Hohn und haben für viel Spott gesorgt.
Insgesamt ist das größte Manko sicherlich die schlechte Informationspolitik. Trotz der hohen Summe die für die Informationskampagne ausgegeben wurde, wußten viele Berliner nichts von dem Wechsel und wunderten sich dann, wo ihre alte Linie abgeblieben ist. Selbst jene, die von sich aus um Information baten, erhielten diese oft nicht, weil es nicht genügend der heißbegehrten Informationsbroschüren gab. Die ganze Reform entwickelt sich zum Marketing-GAU und die Berliner Tagespresse quillt über vor bitterbösen Leserbriefen zu den Fahrplanänderungen.
Kleine Sammlung von Tagesspiegel-Artikeln zum Thema:
12.12.04: Künftig heißt es Umsteigen
12.12.04: Kürzer fahren, länger warten
14.12.04: Fahrgäste zeigten Fahrern den Weg
15.12.04: Nur noch alle zwei Stunden ein Bus
15.12.04: Leserbriefe Vol. 1
17.12.04: Sonderurlaub für die ganze BVG gefordert
18.12.04: In fünf Tagen 10 000 Anrufe
18.12.04: Metronetz: BVG übt Selbstkritik
18.12.04: Leserbriefe Vol. 2
19.12.04: Leserbriefe Vol. 3
20.12.04: Leserbriefe Vol. 4
20.12.04: Politiker geben der BVG eine Schonfrist
21.12.04: Leserbriefe Vol. 5
Dienstag, Dezember 21, 2004
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