Samstag, Dezember 18, 2004

Plärrende Kinder im Restaurant

Neulich bin ich beim Zappen in die Talk-Sendung von Johannes B. Kerner geraten. Der Themenüberbau dieser Ausstrahlung ist mir unbekannt, aber zu diesem Zeitpunkt ging es gerade darum, ob es typisch Deutsch ist, wenn Gäste in einem Restaurant lärmende Kinder als Zumutung empfinden. Die Rede war von Italien, wo angeblich gerade deutsche Urlauber wert darauf legen, daß es in den Restaurants ruhig und gesittet zugeht, weil zu laute Kinder das mediterrane Ambiente stören würden (bzw. das, was sich die Touristen darunter vorstellen). Wenn die Italiener dagegen unter sich sind, ist es kein Thema, daß die Kinder immer mit dabei sind und es dann eben auch etwas wilder zugeht. Das wurde einem Deutschen anvertraut, der irrtümlich für einen Italiener gehalten wurde. Alle Anwesenden in der Talkrunde stützten dieses Bild des latent kinderfeindlichen Deutschen.

Ist wirklich ein Zeichen von mitteleuropäischer Spießbürgerlichkeit oder gar eine gewisse Form von Misanthropie, wenn man Abends bei Tisch gesittet eine Mahlzeit zu sich nehmen will? Es kommt sicherlich auch immer auf die Lokalität an. Natürlich gibt es typische "Familien-Restaurants", die Pizzeria nebenan oder ähnliches, wo man damit rechnen muß, daß toskanaverliebte Pädagogen-Clans und andere der Mittelschicht angehörige Kleinfamilien einfallen und dann eben eine entsprechende Geräuschkulisse entfalten. Aber es gibt auch andere Restaurants, mit vielleicht etwas gehobenem Preis- und Qualitätsniveau, wo solche Kleinfamilien dann schon negativ auffallen. Ich meine, ist man wirklich ein Unmensch, wenn man sein Carpaccio und einen guten Roten in einer Atmosphäre kredenzen will, die ohne einen überhöhten Lautstärkepegel und ohne Herumgetobe auskommt?

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