Tief in der bradenburgischen Pampa liegen versteckt im Spreewald die kleinen Orte Brand und Krausnick, die sich nicht mal den Luxus einer eigenen Website gönnen. Dort irgendwo im Nirgendwo befindet sich auch das neue "Tropical Islands Resort". Geschlagene 70 Millionen Euro hat der malaysische Investor Colin Au in das Projekt gepumpt, um die ursprünglich für den Bau von Zeppelinen errichtete CargoLifter-Halle in einen Freß-Bade-Freizeit-Erlebnis-Entertainment-Tempel umzubauen.
Wenn man sich die Fotos und Fernsehbeiträge von der Eröffnung ansieht, sich die Artikel in der Tagespresse durchliest, dann fragt man sich schnell, wo diese 70 Millionen dort eigentlich abgeblieben sind. Der Versuch einen Hauch von Südseeatmosphäre in die Niederlausitz zu bekommen, brachte am Ende dann doch nur wieder den Flair einer örtlichen Badeanstalt gepaart mit einer plastenden Currywurst-Buden-Aussstattung hervor. Die Gäste liefen im Pullover rum, weil die zugesagten 25 Grad Dauertemperatur nicht erreicht wurden; der südostasiatische Dschungel wirkt mehr wie eine Ansammlung einzeln stehender Wohnzimmerpalmen (auf deren Blättern noch der Baustaub klebt); in Schnellrestaurants bekommt man Minipizzen für ein paar Euros; das Personal sieht mehr nach einer Flughafen-Putzkolonne, denn nach tahitianischen Badenixen aus. Der ganze Laden wirkt künstlich, steril und ganz einfach billig (was im übrigen auch für die Website gilt).
Dagegen wäre ja nichts einzuwenden, wenn denn die Preisstruktur entsprechend wäre. Aber werktags 15 Euro pro Person für vier Stunden Aufenthaltszeit? Okay, damit stellen sie zumindest sicher, daß das "Resort" nicht zum "Paradies für Arbeitslose" wird, wie manch Beobachter schon hämisch argwöhnte. Dennoch stellt sich ja die Frage, wo sollen die anvisierten 7000 Gäste pro Tag herkommen (die gebraucht werden, damit es sich rechnet), die für vier Stunden 15 Euro Eintritt für dieses Pseudo-Disneyland ausgeben? In Berlin kostet eine 4-Stunden-Karte im Blub werktags z.B. nur 9,20 Euro. Das ist zwar immer noch ein stolzer Preis, aber man muß zumindest nicht erst 60 Kilometer in die Pampa rausfahren, um dort eine äußerst schwache Südsee-Illusion genießen zu können. Und wenn die eingeplanten 2,4 Millionen Besucher pro Jahr nicht hauptsächlich aus Berlin kommen, woher dann? Aus der brandenburgischen Einöde? Aus Dresden oder Leipzig, wo es vermutlich auch ähnliche Freizeitangebote günstiger gibt?
Dr. Dre formulierte einmal -- politisch sicherlich nicht ganz korrekt: You can't make a hoe a housewife. Und man kann eben auch nicht aus einer Lagerhalle in der tiefsten Provinz einen gehobenen Südsee-Freizeitpark aus dem Boden stampfen, der eine solche Preispolitik rechtfertigen würde und über einen entsprechenden Kundenstamm verfügt. Kurzfristig mögen hier sicherlich Arbeitsplätze entstehen, aber das hilft wenig, wenn der Laden in naher Zukunft Konkurs anmelden muß. Zudem fließen -- nach Angaben der brandenburgischen Landtagsabgeordneten Esther Schröder (SPD) -- inzwischen auch schon wieder Millionen öffentlicher Fördergelder in die Erschließung und Umfeldentwicklung des Resorts. Für das Projekt selbst haben die Investoren staatliche Fördergelder in Höhe von 13 Millionen Euro beantragt, diese allerdings noch nicht bewilligt bekommen.
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