Donnerstag, Juli 15, 2004

medienkritik vol. 1 -- das coole trash-fernsehen

vermehrt werden in letzter zeit im spiegel (und anderen printmedien) artikel veröffentlicht, die sich kritisch mit der deutschen medienlandschaft und speziell dem fernsehen auseinandersetzen. exemplarisch will ich hier kurz drei dieser artikel vorstellen, da sie mir interessant erscheinen.

reinhard mohr beklagt in seinem zwei teiler "schönes neues fernsehen" (teil 1 hier, teil 2 hier) die zunehmende verwahrlosung des deutschen fernsehens. im ersten teil beschreibt er, wie die öffentlich-rechtlichen programme sich immer mehr dem geringen niveau der privaten sender anpassen. zwar gäbe es noch qualitätssendungen, diese würden dann aber irgendwo ins nachtprogramm verband, weil auch im öffentlich-rechtlichen inzwischen könig quote herrscht.

im zweiten teil führt er aus, daß sich zunehmend auch intellektuelle zum trash-fernsehen bekennen, weil das als "cool" gilt, während das ewige herumnörgeln am sinkenden niveau keiner mehr hören möchte. bildung und wissen sind nur noch ein spartenprogramm für eine elitäre minderheit, während die mehrheit der ungebildeten massen das ruder längst übernommen hat:

(...) Bei "Big Brother 2" waren die Fernsehzuschauer kürzlich Zeuge, wie ein Container-Insasse auch beim siebten oder achten Versuch das Wort "Kieferorthopäde" nicht richtig aussprechen konnte. Der junge Mann hatte das Wort noch nie in seinem Leben gelesen. So geht die Generation Pisa ihren Weg.

Vor Jahren schon staunte der Autor Michael Rutschky über die "kulturell siegreiche Arbeiterklasse", die per Fernbedienung die Herrschaft über das Massenmedium erobert habe, und "Zeit"-Redakteur Jörg Lau stellte ironisch übertreibend und zugleich fast bewundernd fest: "Der entfesselte Pöbel (alle außer uns) dreht hier ohne leiseste Zeichen von Scham die Glücksräder, plaudert von seinen erstaunlichen sexuellen Gepflogenheiten, lässt sich unter mildem Zotengeplapper verkuppeln oder feiert vor Millionen... tränenreich Versöhnung" (...)

im zweiten artikel des medienwissenschaftlers norbert bolz geht es allgemeiner um die von den massenmedien formatierte öffentlichkeit.

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