Als ich heute morgen um 5 Uhr durch die Programme zappte, lief auf CNN und BBC World schon eine ausführliche Berichterstattung über die Zündung der ersten nordkoreanischen Atombombe -- knapp 1,5 Stunden nach der Detonation. In den "Breaking News" kamen wie in diesen Fällen üblich diverse Experten zur Sprache, Korrespondenten in den Nachbarländern lieferten erste Infos über die Reaktionen der jeweiligen Regierung vor Ort. Auch die -- bis heute ja nicht endgültig geklärte -- Frage ob es nun wirklich eine Atombombe oder nur ein Fake mit einem konventionellen Sprengstoff war, wurde hinreichend diskutiert.
Auf den beiden deutschen Nachrichtensendern n-tv und N24 lief dagegen das übliche Programm weiter. Daß man hier überhaupt etwas von den jüngsten Ereignissen mitbekommen hatte, wurde nur über einen am unteren Bildrand laufenden Newsticker verdeutlicht. Offenbar war es keinem der beiden Sender möglich, das laufende Programm zu unterbrechen und mit einer Live-Berichterstattung zu dem Atomwaffentest auf Sendung zu gehen -- wie man dies normalerweise eigentlich von reinen Nachrichtensendern erwarten würde.
Das Frühmagazin "Punkt 6" auf RTL und das ARD-Morgenmagazin war die Nachricht jeweils gerade mal gut 3 Minuten wert (obwohl um 6 Uhr morgens nicht wenige Leute die Glotze anknipsen), ansonsten setzte man lieber auf länger vorbereitete Nachrichten wie dem Anschlag auf die Bahnstrecke Dortmund-Lünen. Wo kämen wir da auch hin, wenn mühsam zusammengetragene Lokal-Beiträge zurückstehen müßten, nur weil es plötzlich ein Ereignis von internationaler Tragweite gibt. Da müßte man ja über eine flexible und schnell schaltende Nachrichtenzentrale verfügen, das ginge nun wirklich zu weit.
Was für konventionelle Fernsehsender noch okay sein mag, ist es für Sender die von sich behaupten 24-Stunden-Nachrichtenkanäle zu sein ziemlich peinlich. Wozu hat man denn ein 24-Stunden-Programm, wenn es nach Einbruch der Dunkelheit mit "Autopilot fliegt" und nicht auf Änderungen im weltweiten Geschehen reagiert? Vielleicht war das Ereignis nicht wichtig genug, vermutlich würden aber n-tv und N24 selbst dann keine Live-Sendung auf die Reihe kriegen, wenn um 3 Uhr nachts plötzlich der Dritte Weltkrieg ausbrechen sollte.
Natürlich ist die Quote um diese Uhrzeit denkbar niedrig, trotzdem bleibt es ein Armutszeugnis für einen Nachrichtensender, wenn er nicht umgehend auf ein solches Ereignis mit einer Unterbrechung des Sendebetriebs durch eine Live-Sendung reagieren kann/will. Früher, als CNN noch an n-tv beteiligt war, war das etwas besser. Inzwischen ist n-tv genauso trantütig wie N24. Das liegt natürlich an der im Vergleich zu CNN oder Fox News schwachen personellen Besetzung von n-tv und N24. Aber wie wollen sie auch mehr Zuschauer bekommen, wenn man sich für eine "Echtzeit-Berichterstattung" doch wieder der BBC oder CNN zuwenden muß?
Ein anderes Beispiel, ist der tragische Tod des australischen Dokumentarfilmers Steve Irwin, der hierzulande außer auf ein paar Meldungen auf SPON keinerlei berichtenswerte Relevanz zu haben schien. Auch hier konnte man nur wenige Stunden nach dem Bekanntwerden des Unfalltods auf CNN und BBC World genaueres über die Umstände erfahren, während im deutschen Fernsehen selbst tagsdarauf die Todesnachricht nicht mal im Videotext zu finden war.
Nun war Irwin hierzulande natürlich auch nicht so bekannt wie in den USA und Australien, trotzdem lief seine Show ("The Crocodile Hunter") auch bei rtl2 und war ein weltweit vermarktetes Format. Irwins Stil war umstritten und er war auch keine Instanz wie Heinz Sielmann, trotzdem zeugt die hiesige Nicht-Berichterstattung von Ignoranz, da er trotz allem international bekannter war (in Australien wurde sogar ein Staatsbegräbnis erwogen) als die Nichtbeachtung seines Todes schließen lassen könnte.
Montag, Oktober 09, 2006
Sonntag, Oktober 08, 2006
Spray more, get more?
Im neuen Werbespot von Axe sieht man jede Menge ausgesprochen hübsche Models durch den Wald, das Meer und die Berge jagen. Ihr Ziel, wie könnte es anders sein, ist ein junger Mann der sich die volle Breitseite Axe gibt und dadurch natürlich extrem anziehend auf das andere Geschlecht wirkt.
Das Erste was mir bei dem ganzen Gerenne, Geschwimme und Gekletter aber spontan durch den Kopf geschossen ist: Wie schaffen es so dürre Models ohne Muskeln und ohne Fettreserven einen solchen Triathlon-ähnlichen Wettbewerb durchzustehen? Hach, wie unrealistisch! *lacht*
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Samstag, Oktober 07, 2006
Ercole alla conquista di Atlantide
Kabel1 zeigt heute Nacht einen echten Klassiker unter den Sandalenfilmen, "Herkules erobert Atlantis" (Ercole alla conquista di Atlantide), aus dem Jahr 1961. Mit Reg Park als Muskelpaket in der Rolle des Herkules (Ercole) und der unvergleichlichen Fay Spain als weibliche Gegenspielerin und Königin von Atlantis. Natürlich gibt es jede Menge "Old-School-Tricktechnik", wie z.B. an noch sichtbaren Feden heranschwebende Geier *lacht*. Der ideale Trash-Streifen zum nächtlichen Chillout :D.
"Herkules erobert Atlantis", 2.25 Uhr, Kabel1.
"Herkules erobert Atlantis", 2.25 Uhr, Kabel1.
Freitag, Oktober 06, 2006
Zapateros Parlamentssessel eingesackt -- oder auch nicht
In Spanien gibt es zur Zeit viel Wirbel um dieses Video, das angeblich die Entwendung des Sessels von Ministerpräsident Zapatero aus dem spanischen Parlamentsgebäude zeigt. Zu sehen sind vier maskierte Männer, die über ein Fenster einsteigen, den Sessel klauen und dann damit verschwinden. Nach einigen Überprüfungen stellte sich heraus, daß das Video ein Teil-Fake ist. Zwar wurde tatsächlich ein Sessel durch die Gänge des Parlaments geschoben, das war aber nicht der von Zapatero und die Missetäter kamen auch nicht durchs Fenster in das Gebäude, sondern wurden von einem Parlamentsangestellten eingeschleust. Einige Szenen im Video sind also echt, andere lediglich inszeniert.
Das Ganze geisterten durch die Blogosphäre und erregte zunehmend auch die Aufmerksamkeit der spanischen Mainstream-Medien. Inzwischen steht aber fest, daß die Geschichte eine Guerilla-Marketing-Aktion einer Werbeagentur war. Die handelte im Auftrag einer NGO, diese berief sich widerum auf ein Projekt der UN zur Armutsbekämpfung (sog. "Millenniumcampaign"). Die UN weist aber zurück, in die Sessel-Aktion involviert zu sein. Inzwischen hat sich die spanische Justiz eingeschaltet und ermittelt gegen die Initiatoren.
Mehr Details zu der Geschichte gibt es z.B. bei Telepolis.
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Sonntag, Oktober 01, 2006
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