Mittwoch, Juli 30, 2008

Time to Pretend



"MGMT" steht für "Management" und bezeichnet eine us-amerikanische Elektropopband bestehend aus Andrew VanWyngarden und Ben Goldwasser. Die brachten Ende 2007 / Anfang 2008 ihr erstes Studioalbum, Oracular Spectacular, raus. Die erste Single dieses Albums, "Time to Pretend", schaffte vor kurzem den Einstieg in die Charts, nicht zuletzt durch einige Auftritte des Duos in bekannten Late Night Shows (u.a. David Letterman und Conan O'Brien).

Inhaltlich geht es in "Time to Pretend" um eine fatalistische Sicht auf das Dasein als angehender Rockstar: Ein häßliches, oberflächliches Leben, zudem es aber nicht wirklich brauchbare Alternativen zu geben scheint. "I'm Feelin rough, I'm Feelin raw I'm in the prime of my life. Let's make some music, make some money, find some models for wives. I'll move to Paris, shoot some heroin and f*ck with the stars (...) Yeah it's overwhelming, but what else can we do? Get jobs in offices and wake up for the morning commute?"

Zwar heißt es klagend "I'll miss the comfort of my mother and the weight of the world. I'll miss my sister, miss my father, miss my dog and my home", dennoch gibt es keinen Ausweg, am Ende vernehmen wir: "We'll choke on our vomit and that will be the end. We were fated to pretend."

Leider zählt das Video zu jenen, die in letzter Zeit den Status "Embedding disabled by request" auf YouTube haben. Sie lassen sich also nicht mehr in Blogs integrieren. Anders als früher greift YouTube hier auch rigoros durch und sperrt gleich alle Uploads desselben Videos fürs Embedden. Daher oben eine alternative Version mit BBC Background.

Das Original-Video findet sich dagegen hier und ist wirklich sehenswert. Es hat einen stark psychedelisch-hippie-mäßigen Einschlag. Vor schwarzem Hintergrund sieht man übergroße Tiere, Farben wie auf einem LSD-Trip, eine Gruppe junger, urzeitlich gekleideter Leute an einem Lagerfeuer, in der Steppe und auf einem Maya Tempel. Und natürlich die beiden Bandmitglieder. Insgesamt recht durchgeknallt aber gerade deswegen unterhaltsam.

Ein kreatives Retro-Video zu einem herrlichen Sound mit passenden Lyrics, was will man mehr.

Dienstag, Juli 29, 2008

Lollipop



"Lollipop" ist die erste Singleauskopplung aus Lil Waynes hochgelobtem sechsten Studioalbum "The Carter III".

Der Song featured den R&B-Sänger Static Major, der jedoch kurz vor dem Release verstarb. Der Sound von "Lollipop" wird maßgeblich durch Auto-Tune geprägt, eine Technik mit der Lil Wayne immer wieder gerne experimentiert. Der Song konnte sich sehr lange in den Billboard Charts halten und wurde bei YouTube über 30 Millionen Mal angesehen (die verschiedenen Versionen zusammengerechnet).

Das von Gil Green gedrehte Video spielt in Las Vegas und zeigt unter anderem Joe und Gavin Maloof beim Poker spielen. Die Brüder Maloof stellten auch ihr riesiges Anwesen für den Videodreh zur Verfügung (die libanesisch-stämmige Maloof Familie gehört zu den erfolgreichsten im us-amerikanischen Entertainment- und Sportgeschäft, ihr gehören unter anderem die Sacramento Kings).

Ansonsten handelt es sich um einen klassischen Partyclip, man sieht Lil Wayne und seine Truppe auf einer Party bzw. in einer Stretch-Limousine auf dem Weg zu einer Party. Nichts bahnbrechendes, dennoch ein solides HipHop-Video und der Track gehört sicherlich zum besten was bisher in diesem Jahr in diesem Genre veröffentlicht wurde.

Montag, Juli 28, 2008

Cassius



Foals ist eine relativ frische Indierock Band aus Oxford, England. Neben Bands wie "Bloc Party" und "Franz Ferdinand" werden auch die "Foals" zu einer neuen Generation von britischen Bands gezählt, die nach dem Ende des BritPops wieder etwas härtere, rockigere Musik auf der Insel produzieren und damit auch den Mainstream erreichen.

Im Unterschied zu anderen Indierock Bands gehen die Foals jedoch stärker in die Richtung "Math Rock", der in der Wikipedia wie folgt definiert wird: "Math rock is a rhythmically complex, guitar-based style of experimental rock music that emerged in the late 1980s. It is characterized by complex, atypical rhythmic structures (including irregular stopping and starting), angular melodies, and dissonant chords."

Die Foals waren in ihren Anfangszeiten wohl mehr "Math Rock" als heute, man kann die Charakteriska aber zumindest teilweise immer noch raushören, so z.B. eben auch bei "Cassius", der zweiten Single vom Debutalbum "Antidotes". Hört man den Track ein paar mal, erscheint er zunehmend eingängiger und motiviert zur Bewegung ;).

Das Video wurde laut Wikipedia von Dave-Ma gedreht. Zu sehen ist eigentlich nur die Band, wie sie zwischen an Strippen herunterhängenden Herzen (verwendet wurden hier wohl Schweineherze) weitgehend bewegungsarm verharrt. Einzig der Frontman Yannis Philippakis mit seiner schrägen Frisur sorgt für etwas mehr Action. Ein minimalistisches, aber lustiges Video.

Sonntag, Juli 27, 2008

Whine Up



Die 20jährige R&B- und Dancehall-Sängerin Kat DeLuna hat zusammen mit Elephant Man bereits im letzten Jahr den Track "Whine Up" rausgebracht. Das dazugehörige Video wird nun auch im deutschen Musikfernsehen hoch und runter gespielt. Warum das Video erst jetzt, mit einem Jahr Verspätung, bei MTV und Viva in die Rotation aufgenommen wurde, bleibt unklar.

Das Video ist abgesehen von DeLunas für diesen Track entwickelten Tanzstil, dem "Whine Up", nicht besonders spektakulär, aber dennoch ein netter Sommer-Party-Clip.

Typisch für solche von Interpreten in jüngster Zeit selbst entwickelten Tänze gibt es auch für den "Whine Up" einen eigenen Contest, bei dem Tanzbegeisterte sich selbst am "Whine up" versuchen können (die Resultate sind dann vermutlich über kurz oder lang bei YouTube zu finden).

Samstag, Juli 26, 2008

Psychosocial



Slipknot gilt als eine der härteren NuMetal-Bands (jedenfalls härter als z.B. Linkin Park oder Korn), berühmt-berüchtigt für ihre aggressive, kontrovers diskutierte Musik und für die aufwendigen Masken der Bandmitglieder.

Die neuste Single-Auskopplung "Psychosocial" stammt von ihrem vierten Studioalbum All Hope Is Gone. Der Rolling Stone schreibt über den Song: "'Psychosocial' (yes, they do find a way to include the song title in the lyrics) slows down the tempo to bludgeon with a steady, pounding groove instead of all-out thrash in a manner reminiscent of the band’s more slow-burning but still malicious second album, Iowa. That track is capped off with a time-signature shattering guitar/drum breakdown that will leave the best air-instrumentalists stumped." (rollingstone.com, 20.06.08).

Das Video wurde laut Wikipedia von P.R. Brown gedreht, der dafür recht unterschiedliche Kameras einsetzte, die sich jeweils qualitativ am oberen und am unteren Ende befanden (MTV.com, 17.07.08). Nach Angaben von Percussionist Shawn Crahan soll dies auch für den Hang der Band zum Extremen in beide Richtungen (ohne Mitte) stehen (ebd.). Die im Video in Flammen aufgehenden Masken repräsentieren nach Aussage von Guitarist James Root "the band's ego" (Kerrang!, 01.07.08; zitiert nach Wikipedia).

Am Ende ist "Psychosocial" ein typischer Slipknot Song mit einem typischen Slipknot Musikvideo, der aber gerade deswegen gefällt.

Freitag, Juli 25, 2008

Toe Jam



Das englische Wikitionary definiert Toe Jam als "the accumulated matter in between the digits of the foot", was alles andere als sexy klingt. Ganz anders dagegen das Video zum neuen, gleichnamige Track der "Brighton Port Authority" (BPA), einem gemeinsamen Projekt von Fatboy Slim und David Byrne (dem ehemaligen Kopf der Talking Heads).

Zusammen mit dem Rapper Dizzee Rascal haben BPA einen tanzbaren Partytrack hingelegt. Der eigentliche Coup ist aber mal wieder das Video, welches in diesem Fall von Keith Schofield stammt. Im 70s Style gedreht zeigt der Clip entkleidete Männer und Frauen die fröhlich durch eine Wohnung tanzen.

Dabei sind die Geschlechtsmerkmale (plus Stinkefinger) der Protagonisten jedoch immer mit schwarzen Zensurbalken verdeckt. Diese Zensurbalken bilden dann den eigentlichen Mittelpunkt der Choreographie: Die Tänzer bewegen sich gemeinsam so, daß sie mit den Zensurbalken Symbole (z.B. ein Herz), Buchstaben (den Track-Titel) oder gar ein Videospiel (Pong) nachstellen.

Natürlich ist solche sogenannte "censor bar art" nichts wirklich Neues, erfährt hier aber sicherlich einen Höhepunkt. Ein wirklich lustiges und gut gemachtes Video.

Donnerstag, Juli 24, 2008

Verlass die Stadt



"Sie haben die Straßen auf Sprengstoff gebaut, die Kanäle geflutet, den Abfluß gestaut, die Luft längst vermengt mit astreinem Asbest und Beton dort gestreut, wo das Gras nicht mehr wächst. Manche Gegenden der Stadt wurden gänzlich abgetrennt, da kommt kein Auto mehr hin, da fährt die Tram nicht mehr hin, da in recht regelmässigen Intervallen Menschen auf den Asphalt knallen."

So flüstert "Gustav" alias Eva Jantschitsch am Anfang von "Verlass die Stadt" auf ihrem gleichnamigen neuen Album, dem zweiten nach "Rettet die Wale" (2004). Und es lohnt sich bei Gustav genau auf die Texte zu achten, sie sind sozialkritisch, subversiv und bisweilen auch bissig-zynisch. Gegenstand der Songs auf dem neuen Album ist insbesondere ein kritischer Blick auf das moderne Großstadtleben, in einer taz-Rezension wird Jantschitsch mit den Worten zitiert:

"Ich erzähle von der Unmöglichkeit, in den Städten ein lebenswertes Leben zu führen. Mich interessieren Gated Communities, Gentrification, Banlieues, die tägliche Demütigung durch Behörden und ganz allgemein die Vereinsamung im Kapitalismus. Aber gleichzeitig suche ich nach einem Leben außerhalb der Architektur, nach einem 'life in the woods', nach einer Essenz, die in dieser komplexen Umwelt nicht mehr zu finden ist." (taz, 17.05.08)

"Gustav" -- der Name leitet sich laut Wikipedia vom ursprünglichen Kinderwunsch von Jantschitschs Vater ab, einen erstgeborenen Sohn zu haben, der dann den Namen "Gustav" bekommen hätte -- stammt aus Österreich und produziert ihren Elektro-Pop weitgehend allein auf ihrem Laptop. Auf Tour geht sie jedoch meistens als "Gustav & Band", die dann außer Jantschitsch noch aus Oliver Stotz und Elise Mori besteht.

Die musikalische Palette die Gustav dabei abdeckt ist recht breit: "Bei ihr herrscht keine Regel. Die satirische Lyrik verpackt sie mit Elektronik-Samples, experimentellen Akustiksounds und lebendigen Poparrangements. Eva spielt verschiedene Instrumente ein, komponiert, produziert und gestaltet auch das Artwork. Doch vor allem protestiert sie; mal zynisch-sauer, dann wieder traurig-süß" (laut.de).

Neben deutschen Titeln produziert Gustav auch welche in englischer Sprache, wie z.B. "Total Quality Woman". Und auch vor Anlehnungen an die Volksmusik macht sie nicht halt, wie sie mit "Alles renkt sich wieder ein" demonstriert. Anhören kann man die drei Tracks z.B. auf Gustavs MySpace Präsenz.