Dienstag, August 07, 2007

Ves



Die 30jährige, kubanische Rapperin Telmary Díaz (auch "Telmary" oder einfach "Telma" / "Telmy" genannt) gehört der jüngsten Generation des so genannten "Kubanischen Hip-Hops" an. Dieser besteht zum einen aus systemkritischen Acts im Unterground, besonders Jugendlichen aus den Vororten die über den kubanischen Alltag samt Rassismus (gegenüber dunkelhäutigen Kubanern), Polizeikontrollen und Arbeitslosigkeit rappen.

Doch das ist nicht Telmarys Ding, als Tochter eines hochrangigen kubanischen Staatsbeamten ist sie sehr privilegiert aufgewachsen. Der Untergrund-Hip-Hop bleibt in der Szene stecken, er schafft es nie an der staatlichen Zensur vorbei, erreicht keine größere Plattform und versackt dann einfach -- nicht zuletzt aufgrund mangelnden technischen Equipments. Telmary kleidet ihre Kritik nach eigenen Angaben daher lieber in Metaphern, die einerseits an der Zensur vorbeikommen würden, andererseits aber von ihren Zuhörern durchaus dechiffriert werden könnten. Sozusagen eine versteckte Kritik am kubanischen Alltagsleben ("Kuba-Rapperin Telmary", Spiegel Online, 07.08.07).

Nun ist mit "A Diario" endlich ihr erstes eigenes Album erschienen -- auf DM Ahora!, dem einzigen unabhängigen Label auf Kuba, 2005 vom Bandleader des Buena Vista Social Clubs, Juan de Marcos González, gegründet. Spiegel Online schreibt: "Über 50 Musiker haben an dem Album mitgewirkt. Darunter hochkarätige Rapper-Kollegen wie Kumar oder Athanai, die besten Percussionisten Kubas und auf dem Flamenco-getönten 'Sueno Brujo' gar die spanische Band Ojos de Brujo" ("Kuba-Rapperin Telmary", Spiegel Online, 07.08.07).

Über das Stück "Ves" heißt es weiter: "Auch auf 'Ves' (...) dominieren die Rhythmen der Orishas genannten Götter - kontrapunktieren sakrale Ruf- und Antwort-Gesänge und jazzige Bläser-Arrangements Telmarys lasziv vorgetragene Raps ("Kuba-Rapperin Telmary", Spiegel Online, 07.08.07). Das Video ist wenig spektakulär, man sieht die Rapper (Telmary, Kumar und William Vivanco) mal real, mal in kurzen Anime-Schnipseln; trotzdem aber nett anzusehen.

Große Major-Labels machten bisher einen großen Bogen um den "Rap Cubano", sollte sich dies jetzt nicht zuletzt Dank Telmary tatsächlich ändern, stehen auch negative Effekte zu befürchten. Beachtet man etwa die Wandlung von Shakira von der südamerikanischen Español-Röhre zur internationalen Pop-Prinzessin, so ahnt man angesichts der Tatsache, daß Telmary ursprünglich mal englische Literatur studiert hat, nichts Gutes, sollte ihr der Durchbruch tatsächlich gelingen. Allen Bekenntnissen zu "ihren Wurzel" zum Trotz. Man sollte also den kubanischen Hip-Hop noch genießen, solange er noch so ursprünglich und unverfänglich ist wie zur Zeit.

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