Dienstag, August 30, 2005

CSI:NY kann nicht wirklich überzeugen

Gestern Abend lief auf VOX "CSI New York", nach "CSI Miami" der zweite Spin-off der Kultserie "CSI". Der wesentliche Unterschied zu den Vorgängern, so wurde es in Presseberichten immer wieder lanciert, sei daß die Charaktere viel besser und detaillierter aufgebaut sind.

Das klingt nicht schlecht, nur hatte man nach der gestrigen Doppelfolge den Eindruck, daß der eigentliche Plot dabei ein wenig auf der Strecke bleibt. Die ganze konzeptuelle Idee hinter CSI ist es, Kriminaltechniker und Spurensucher bei ihrer professionellen Arbeit zu zeigen. Alles was die neutrale Analyse der Beweise trüben könnte, wie etwa Emotionen, soll nach Möglichkeit draußen bleiben. CSI lebt von der Coolness seiner Darsteller, sie sind keine Eisblöcke sondern leiden natürlich auch mit den Opfern mit, bewahren sich aber dennoch die nötige Distanz die ihre Arbeit eben erfodert.

Und was sieht man am Ende der ersten Folge von CSI:NY? Der Hauptdarsteller Detective Mac Taylor (Gary Sinise) trauert um seine Frau, die er bei 9/11 verloren. Dabei schwadroniert er darüber, daß er wegen der schmerzhaften Erinnerungen alles was ihn an sie erinnert weggeworfen hat, bis auf einen gelben, aufblasbaren Ball, den er nicht wegschmeißen kann, weil darin noch der Atem seiner Frau ist. Dann sagt er so Sätze wie "Jeder stirbt mehr als einmal in seinem Leben, aber wenn wir aufhören zu kämpfen, dann sterben wir jeden Tag". Bitte was? Es war eigentlich einer der Vorzüge von CSI, daß man dort auf derlei Pathos und hohle Phrasen verzichtet hat. Gil Grissom hat man solche Sätze jedenfalls nie sagen hören.

In welchem Verhältnis steht dazu dann der eigentliche Plot? In der ersten Folge geht es um einen russischen Exilanten, der Arzt ist und Frauen mit einem speziellen, spockähnlichen Würgegriff ins "Wachkoma" versetzt. Ein Opfer überlebt und kann sich nur noch mit Augenblinzeln verständlichen machen, bevor es stirbt. Am Ende kommen die Ermittler dem Täter wegen seiner kyrillschen Initialen auf einem Koffer auf die Spur. Nett, aber auch nicht besonders spektakulär.

In der zweiten Folge jagt Taylor die ganze Zeit über eine Ratte, die ein Projektil verschluckt hat. Ein Vorgang, dessen Erzählung eigentlich nicht mehr als 5 Sendeminuten benötigen sollte. Seine Kollegen verfolgen derweil einen Vergewaltiger, aus dessen Sperma sie keine DNS gewinnen können. Natürlich hat das Opfer ihn stark gekratzt und daher vermutlich jede Menge DNS von ihm unter den Fingernägeln, was aber für eine CSI Folge zu gewöhnlich wäre, also muß der Täter (ein Gärtner) mal wieder mit Pollen (Blütenstaub, whatever) überführt werden.

Die CSI-Serien leiden wie alle anderen Serien auch zunehmend unter der Tatsache, daß ihnen bei fortgeschrittener Anzahl von Folgen die Inhalte ausgehen. Die Fälle und ihre Aufklärung werden immer absurder und immer unwahrscheinlicher. Im Gegensatz zur Realität muß im Fernsehen ja immer etwas besonderes an einem Fall sein, was ihn von normalen Fällen abhebt. Wenn z.B. ein Mann einen anderen erschießt, tagsdarauf verhaftet und anhand seiner Waffe überführt wird, ist das nicht so besonders. Frißt zwischendurch eine Ratte die Kugel, dann weicht das schon deutlich von der Norm ab. Nur irgendwann sind alle halbwegs denkbaren Varianten durchgespielt und der Aufbau des Plots wirkt entweder zu sehr konstruiert oder eben zu langweilig, weil es ähnliches schon mal zu sehen gab.

Links:

- IMDb-Eintrag zu CSI:NY
- Definition des Begriffs "Spin-off" in der Wikipedia
- Wikipedia-Eintrag zur Serie "CSI"
- IMDb-Eintrag zu Gary Sinise

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