Kongo, schon mal gehört? Das ist so ein Land im Zentrum von Afrika. Von 1998 bis 2002 gab es dort einen Krieg in dem mehr als drei Millionen Kongolesen starben, in erster Linie natürlich Zivilisten. Nach 2002 verschwand der Kongo vom Radaer der internationalen Berichterstattung. Dabei geht das Gemetzel weiter. Pro Tag (!) sterben im Kongo zur Zeit 1000 Menschen. And no one cares.
Der Planet ist voll von Konflikten, Bürgerkriegen, Hungerkatastrophen. Man kann sich nicht für jedes dieser Probleme engagieren, natürlich nicht. Aber wie kommt es, daß wenn am Indischen Ozean 150.000 Menschen oder mehr sterben, alle entsetzt aufschreien und schockiert ihren Suppenlöffel fallen lassen, aber wenn in Ostafrika Tausende verhungern oder langsam an AIDS zu grunde gehen, davon kaum jemand Notiz nimmt bzw. es unter "ferner liefen" abbucht?
Zunächst einmal wäre da natürlich die Kürze der Zeit, in der diese immense Anzahl an Toten die jetzt am Indischen Ozean zu beklagen sind zu stande gekommen ist. Wenn 150.000 Menschen innerhalb von ein paar Stunden durch eine Naturkatastrophe sterben erregt dies unsere Aufmerksamkeit offenbar eher, als wenn 360.000 Menschen innerhalb eines Jahres in einem Konflikt im tiefsten Afrika umkommen.
Viel wichtiger ist allerdings natürlich die Rolle der Medien. Vom Kongo gibt es eben keine 24h Live-Berichterstattung wie jetzt aus Thailand, Sri Lanka oder Indonesien. Deswegen weiß kaum jemand vom Kongo-Konflikt oder dessen brutaler Intensität (das was dort stattfindet gilt als eines der größten Gemetzel seit dem 2. Weltkrieg). Wenn es dann aber ständig zerstörte Häuser, Leichen, weinende Kinder, verstörte Touristen und verzweifelte Einheimische aus Asien auf NTV und N24 zu sehen gibt, dann legt der deutsche Bundesbürger entsetzt die Butterstulle hin und ihm rollen die Krokodilstränen über die Wangen.
Ja, so ist das mit dem mündigen Bürger. Aufmerksamkeit und Emotionen widmet er einem Sachverhalt immer dann, wenn er über die Medien vermittelt bekommt, daß es mal wieder soweit ist. Dann -- und erst dann -- zückt er auch sein Scheckbuch. Und nein, es ist nichts einzuwenden dem Aufruf unseres Bundesaußenministers zu folgen und das ursprünglich für Silvester-Böller eingeplante Geld lieber den Opfern des Tsunamis zu spenden. Irgendwo muß man ja mal anfangen.
Und wenn dann die Neujahrsnacht hereinbricht und es dunkel bleibt in Deutschland, weil man wie vorgeschlagen sein Geld gespendet hat, dann ist der Bürger wieder mit sich im Reinen, wischt sich schniefend die Tränen weg. Klar, hätte man genauso gut schon vorher etwas für andere Menschen spenden können, z.B. für Hungernde in Afrika. Aber was nicht ist kann ja noch werden und die Medien werden den Konsumenten schon zu verstehen geben, wann es wieder soweit ist. Derweil gilt die Aufmerksamkeit dann erst mal wieder den neusten Geschichten aus dem Big Brother Container.
Mittwoch, Dezember 29, 2004
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