1994 ist in Kigali (Hauptstadt von Ruanda) eine Hutu-Regierung an der Macht, die unter anderem von Frankreich unterstützt wird (siehe dazu: "Leugnen und Vertuschen", Telepolis, 01.12.06). Sie liefert sich erbitterte Kämpfe mit der Ruandischen Patriotischen Front (RPF), die von den Tutsi dominiert wird, aus dem Nachbarland Uganda heraus agiert und von den USA unterstützt wird.
Der bis heute nicht aufgeklärte Abschuß der Maschine des ruandischen Präsidenten der Hutu-Regierung wird Anfang April 1994 von radikalen Hutu als Anlaß dafür genommen, gegen gemäßigte Hutu und alle Tutsi im Land vorzugehen. "Um den Ablauf des Völkermords besser planen zu können, wurden im Vorfeld Listen mit missliebigen Personen erstellt ... Einige Hutu-Geschäftsleute hatten bereits weit im Voraus Tausende von Macheten für $0,90/Stück aus China erworben, die als billige Waffen für den Völkermord eingesetzt werden sollten ... Zwei Drittel der Opfer wurden mit Macheten oder Keulen erschlagen, zu Tode geprügelt oder ertränkt. Da diese Tötungsarten körperlich sehr anstrengend sind, musste in Schichten 'gearbeitet' werden" (Wikipedia).
Der Genozid dauerte "nur" 100 Tage, in diesen Zeitraum wurden aber zwischen 500.000 und eine 1 Million Menschen massakriert. Damit handelt es sich um den größten Völkermord nach 1945. Weiterhin wurden zwischen 250.000 und 500.000 Mädchen und Frauen vergewaltigt, 70% davon mit AIDS infiziert. Es gab 2 Millionen Flüchtlinge, die in Nachbarländern für Spannungen sorgten.
Mitverantwortung wird auch der internationalen Gemeinschaft zugewiesen, da diese den Völkermord lange leugnete und ihn als "Bürgerkrieg" klassifizierte, um nicht stärker eingreifen zu müssen. Die in Ruanda stationierten UNAMIR-Truppen waren nicht in der Lage den Völkermord zu unterbinden.
Der Film "Hotel Ruanda" konzentriert sich nun auf einen "Lichtblick" in diesem apokalyptischen Massaker. Regisseur Terry George erzählt die auf einer wahren Begebenheit beruhende Geschichte des Hôtel des Mille Colline in Kingali während des Völkermordes.
Der stellvertretende Hotelmanager Paul Rusesabagina (gespielt von Don Cheadle) und seine Frau Tatiana Rusesabagina (Sophie Okonedo) machten aus dem Hotel eine Zufluchtsstätte für 1268 Menschen, welche so vor dem sicheren Tode bewahrt werden konnten. Paul Rusesabagina wurde daher oft auch als "afrikanischer Oskar Schindler" bezeichnet.
"Im Mittelpunkt des Films stehen Paul Rusesabagina und das Schicksal seiner Familie. Daneben wird auch das Versagen der Weltöffentlichkeit und der UNO deutlich, die Ursachen des Völkermords werden jedoch nur am Rand gestreift. Auf blutige Szenen wurde weitgehend verzichtet.
Das planmäßige Vorgehen der Génocidaires – vor allem in Form der Interahamwe-Miliz organisiert – und die Rolle des Senders Radio-Télévision Libre des Mille Collines wird dennoch sehr deutlich. Die Figur des Colonel Oliver [Nick Nolte] trägt viele Züge von Roméo Dallaire, der als Chef der nach Beginn des Völkermords stark reduzierten UNO-Blauhelm-Truppe UNAMIR vor Ort war." (Wikipedia)
Terry George ist mit "Hotel Ruanda" das Kunsstück gelungen, einen unglaublich bedrückenden Film zu drehen, der den Wahnsinn des Genozids einfängt, dabei aber auf explizite Gewaltdarstellungen verzichtet.
Der Film gewann zahlreiche Preise und war unter anderem auch für drei Oscars nominiert (Don Cheadle als bester Hauptdarsteller, Sophie Okonedo als beste Nebendarstellerin und Keir Pearson / Terry George für das beste Drehbuch).
Warum ein cineastisch wie politisch so wichtiger Film in seiner Erstausstrahlung ins Nachtprogramm verbannt wird, bleibt das Geheimnis der ARD. Mit einer Altersfreigabe von FSK 12 hätte jedenfalls nichts dagegen gesprochen, einen früheren Sendeplatz zu wählen.
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