Sonntag, September 30, 2007

La



Dem australischen Sänger und Songwriter Ohad Rein ist mit seiner Band "Old Man River" der Sommerhit in Italien schlecht hin gelungen, was vermutlich insbesondere an der ohrwurmmäßigen Melodie von "La", so der Titel des Songs, liegt.

Beim NDR2 heißt es: "Der unglaublich eingängige Song 'La', den Ohad im Rahmen einer seiner wöchentlichen Musiktherapie-Sessions für geistig behinderte Kinder in Sydney zusammen mit seinen Schützlingen geschrieben hatte, entpuppte sich in den vergangenen Wochen als unentrinnbarer Ohrwurm (...) Nun schickt sich der Song, bei dem die Kinder der Therapiegruppe als Backgroundsänger zu hören sind, an, auch die Herzen, Playlisten und Charts im Rest Europas zu erobern" (NDR2, 28.09.07).

Im Video sieht man Ohad in einer Hütte in der Wüste. Er kriegt Besuch von ein paar kostümierten Mitmenschen, die ihn offenbar zum Feiern anmieren wollen, doch er möchte sie zunächst nicht reinlassen und hat keine Lust auf Party. Schließlich kann er ihrem Ansturm jedoch nicht mehr standhalten. Und nachdem er dann auch noch Vater eines Stofftiers wird, nimmt er endgültig Reißaus und läßt den Rest in der Hütte zurück. Seine Freunde folgen ihm aber samt Haus und schließlich gibt Ohad dann doch nach und feiert mit.

Zugegeben, das ewige "La La La" im Refrain kann einem ziemlich auf den Senkel gehen, aber so ist das ja mit Ohrwürmern oft. Ansonsten wirken seine Stimme und die Melodie aber recht stimmig. Ich persönlich finde andere Stücke wie "Sunshine" (siehe MySpace) allerdings noch besser.

Samstag, September 29, 2007

Overpowered



Die irische Popsängerin "Róisín Murphy" kennen einige vielleicht noch als Part des Duos "Moloko", welches zur Jahrtausendwende seinen Durchbruch hatte. Ähnlich wie auch bei Moloko ist Róisíns Musikstil als Solosängerin eine Mischung aus Pop und Electronica.

Im Video zu "Overpowered", der ersten Single-Auskopplung aus ihrem am 12.10. erscheinenden, gleichnamigen Album, mimt Róisín scheinbar ein umjubeltes Starmodel, daß den sozialen Aufstieg geschafft hat. Doch während man sie in der ersten Szene noch umschwärmt sieht, löst sich dieses Bild langsam auf. Sie zieht ihr Kostüm nicht aus, steigt nicht in die wartende Limousine, sondern fährt Bus, holt sich ihr Essen in einem Fastfood-Restaurant an der Ecke wo sie jeder kennt, wohnt in einem schlichten Haus in einer schlichten Gegend und zieht ihr Kostüm selbst im Bett nicht aus.

Kein bahnbrechendes Video, das aber trotzdem ziemlich witzig gemacht ist und auch zu den Lyrics paßt.

Freitag, September 28, 2007

Full Metal Village -- Blasmusik trifft Heavy Metal

"Das Wacken Open Air (W:O:A) ist das größte Metal-Festival der Welt. Es findet jährlich am ersten Augustwochenende in Wacken in Schleswig-Holstein statt. Im Jahr 2007 hatte das Festival offiziell 60.000 zahlende Besucher, insgesamt waren über 72.000 Teilnehmer auf dem Open-Air." (Wikipedia)

Wacken liegt im norddeutschen Niemandsland, das Open Air ist alljährlich das mit Abstand größte Ereignis im Dorf. Doch wie gehen seine Bewohner mit den einfallenden Horden von Headbangern um? Wie stehen sie zu dem Festival?

Diesen Fragen ist die seit 1989 in Deutschland lebende, koreanische Regisseurin Cho Sung-hyung (alias Suzy Wong) nachgegangen. In ihrer Dokumentation "Full Metal Village" (2006) porträtiert sie verschiedene Dorfbewohner, ihre Einstellung zum Festival, sowie die Vorbereitungen auf den alljährlichen Ansturm.

Während Bauer Uwe Trede das Land zur Verfügung stellt, einer der Hauptorganisatoren ist und vorrechnet, wie viel Geld in der Sache steckt ("Menschen sind besser zu melken als Kühe"), ist die streng gläubige Malena Schaack alles andere als begeistert, da sie die Metal-Fans alle für Satanisten hält. Ganz anders sieht das freilich ihre Enkelin Ann-Kathrin Schaack, die die Abwechslung und den Freigeist der auf dem Festival herrscht sehr schätzt.

Insgesamt ist die Einstellung der lokalen Bevölkerung positiv. So ist es z.B. zur Tradition geworden, daß die Blaskapelle der örtlichen Feuerwehr zu Beginn des Festivals einen Auftritt hat. Die Metall-Fans headbangen dann zur klassisch deutschen Blasmusik genauso, wie sie es sonst zu ihrer Musik auch tun.

Ganze Rentner-Schwadrone werden als Ordner und Organisatoren eingesetzt, jeder hilft mit. Der EDEKA-Markt im Ort stückt sein Angebot an alkoholischen Getränken massiv auf, während die Schlange bis weit auf die Straße reicht. In der vermutlich witzigsten Szene im ganzen Film grüßt ein Rentner die vorbeilaufenden Fans mit dem "Mano cornuto" (auch "Pommesgabel", "Metal Fork" oder "Teufelsgruß" genannt).

Auch ein Gründungsmitglied des Festivals kommt zu Wort, das inzwischen ausgestiegen ist. Gezeigt wird, wie klein man im Jahr 1990 angefangen hat. Denn das Open Air findet nicht nur in Wacken statt, die Idee es auf die Beine zu stellen, stammte ursprünglich auch von einheimischen Metal-Fans. Einige Gründungsmitglieder sind inzwischen ausgestiegen, andere spielen immer noch zentrale Rollen in der Organisation und bei den Einnahmen.

Die Dokumentation erhielt 2006 den Schleswig-Holstein Filmpreis und den Hessischen Filmpreis, 2007 folgten der Max Ophüls Preis und der Gilde-Filmpreis.

ARTE zeigt nun morgen (29.09.07) um 8:45 Uhr eine gekürzte Version der Dokumentation unter dem Titel "Blasmusik trifft Heavy Metal". Wer sie sich ansehen will, muß also früh aufstehen -- oder eben gleich die Nacht durchmachen. Es lohnt sich auf jeden Fall.

Dienstag, September 11, 2007

Im Gedenken an 9/11

Seit 2003 platziere ich jedes Jahr am 11.09. einen Thread in den MSN Groups (2003, 2004, 2005, 2006, 2007), der den Titel "Im Gedenken an 9/11" trägt. Das Ausgangspostings enthält nichts weiter als ein Bild von Salvador Allende. Zwar erkennt natürlich nicht jeder sein Gesicht, aber aus dem Namen der entsprechenden Jpeg-Datei geht hervor, wer die Person ist. Nicht ganz klar ist den meisten, was nun Allende mit "9/11" zu tun hat, denn die meisten assoziieren mit dem 11. September natürlich den Terroanschlag von 2001 und nicht den Putsch von 1973 in Chile (in den die USA verwickelt waren).

Ursprünglich entstanden ist diese "Tradition" heraus als Persiflage der pathos-triefenden 9/11-Gedenkpostings in den MSN Groups (mit protzigen, animierten Gifs, usw.). Zwar ist natürlich generell nichts gegen Trauer und Gedenken zu sagen, die Frage stellt sich aber dennoch: Warum wird jedes Jahr der Opfer vom 11.09.2001 gedacht, aber nicht der vom 11.09.1973 (bzw. der Folgeopfer in der Pinochet-Diktatur)?

Hier das Posting von 2004 aus meinem alten Nucleus-Blog:

Im Gedenken an den 11.09. ...

seit den anschlägen in new york 2001 wird weltweit alljährlich am 11.09. der opfer dieses terrors gedacht. bei all dem tamtam verliert man schnell aus den augen, daß sich am 11.09. auch noch ganz andere historische ereignisse jähren.

so wurde z.b. vor 31 jahren am 11.09.1973 der chilenische präsident salvador allende im zuge eines putsches ermodert. ihm folgte die diktatur pinochets, der bis zu ihrem ende etwa 3000 menschen zum opfer fielen. allende war demokratisch gewählt, stand jedoch als kommunist den interessen der us-regierung entgegen, so daß dann wohl auch die CIA in den sturz allendes mitverwickelt war. völlig unverblümt brachte das der spätere us-außenminister henry kissinger 1970 auf den punkt, als er im hinblick auf den bevorstehenden wahlsiegs allendes in chile sagte: "I don't see why we need to stand by and watch a country go communist because of the irresponsibility of its own people."

wenn also in einem land eine kommunistische regierung frei gewählt wird, dann zeugt das von der unverantwortlichkeit der bevölkerung in diesem land und die USA müssen dies nicht hinnehmen. so wurde die beteiligung am putsch legitimiert und die rechtsgerichtete diktatur unter pinochet gut geheißen, weil sie aus sicht der USA eine angenehmere alternative zu einer allzu linksgerichteten regierung war.

wenn sich die welt nun jährlich an die opfer von 2001 in new york erinnert, aber keiner an diesen blutigen putsch, was bedeutet das dann? daß ein us-bürger, der von islamistischen terroristen ermordert wurde, eher betrauert werden sollte, als ein chilenischer bürger der in einer diktatur umgekommen ist, die von den USA mitinstalliert wurde? oder liegt es daran, daß es von 1973 keine so medienwirksamen bilder gibt, wie von 2001? oder einfach daran, daß 2001 kürzer zurück liegt und immer noch aktuell ist, während die süd-amerika-politik der USA im kalten krieg keinen mehr interessiert?

"selektive geschichtswahrnehmung" bedeutet, man nimmt nur den teil der vergangenheit wahr, der ins eigene, aktuelle weltbild paßt. der unangenehme rest wird ausgeblendet, wenn er im pathosschweren und patriotismustrunkenden gedöns keinen platz mehr findet.

Zum Nachlesen:

- taz, 1998: Der Putsch in Chile
- Telepolis, 2003: Der Putsch in Chile
- Telepolis, 2003: Der erste 11. September
- Freitag, 2003: Zusehen, wie ein Land kommunistisch wird?
- Historische Übersicht über US-Militärinterventionen in Amerika
- Chile Documentation Project (CIA-Papiere zu Chile)

Mittwoch, September 05, 2007

Jumpstyle

Jumpstyle ist ein elektronischer Musik- und Tanzstil, der ursprünglich aus der Discoszene Chicagos kommt. Es "ist ein langsamer Stil, der, was Sounds und Melodien angeht, oft relativ minimal gehalten ist – ähnlich dem Newstyle. Charakteristisch für viele Jumpstyle-Tracks sind 140–150 bpm und des Öfteren Offbeats (vgl. Hardstyle). Viele Tracks enthalten auch Hardcore-Techno-Beats, welche aber nicht zwingend notwendig sind, um einen Track als Jumpstyle zu klassifizieren." (Wikipedia)



Obwohl Jumpstyle ursprünglich aus Chicago kommt, ist er heute am stärksten in den Niederlanden, Belgien und Nordfrankreich verbreitet. In Deutschland spielte er bis dato keine nennenswerte Rolle, was sich erst jetzt ändert, da sich neben dem Musik- auch der dazugehörige Tanzstil verbreitet.

"Getanzt wird, indem man die Beine im Takt während des Springens abwechselnd nach vorne und hinten wirft. Oft wird der Tanz auch mit mehreren Personen getanzt, wobei die Tänzer entweder im sogenannten Duo-Jump nebeneinander gleiche Schritte ausführen oder sich gegenüber stehen und beim 'Jumpen' synchron und absichtlich mit den Füßen aneinander stoßen. (...) Das Berühren der anderen Tänzer durch unachtsame Tanzschritte ist verpönt (Ausnahme: Duo-Jump). Der Duo- oder Group-Jump (synchrones, choreographiertes Tanzen in einer größeren Gruppe) stellt hierbei die weitaus schwierigste Tanzart dar." (Wikipedia)



In der deutschen Dance- und Club-Musicszene ist Jumpstyle zur Zeit das "In"-Ding schlechthin. Oben in den Charts rangieren Hits wie "Freefall" von "Jeckyll & Hyde" und "The question is what is the question?" von "Scooter". Hier kann man in den Videos gut nachvollziehen, wie sich Jumpsytle tanzt. Die hohe Tanzkunst ist es sicherlich nicht, verglichen mit dem klassischen "Zucken und Zappeln" zu Rave- und Techno-Musik aber trotzdem ein ästhetischer Fortschritt.