Freitag, März 30, 2007

Die Satansweiber von Tittfield

Seit kurzem läuft bei ARTE wieder die inzwischen legendäre Trash-Filme-Serie (siehe auch "Supervixens" und "Heat" im Bloomsday Blog) mit "neuen" Kultklassikern aus dem B- und C-Movie-Bereich. Wie auch schon in der letzten Serie gibt es auch diesmal wieder einen der legendären Streifen des Sexfilm- und Oberweiten-Gurus Russ Meyer.

Wobei "Faster pussycat! Kill! Kill!" aus dem Jahre 1965 (DE 1966) sicherlich der bekannteste aller Russ-Meyer-Filme ist und einen weltweiten Kultstatus genießt. Unzählige Filmkritiker und -analytiker haben sich an diesem Machwerk bereits abgearbeitet und den Aufstieg dieses Billigstreifens zur Ikone der Popkultur dokumentiert. Die deutsche Version trägt den denkwürdigen Titel "Die Satansweiber von Tittfield", bei Wikipedia gibt es zum Film einen sehr ausführlichen und wirklich lesenswerten Eintrag.

Handlung

Die drei vollbusigen Stripperinnen Varla (Tura Satana, bis heute der Urtyp aller Oberweiten-Darstellerinnen von Russ Meyer), Rosie (Haji) und Billie (Lori Williams) veranstalten nach einem Tabledance-Auftritt ein Rennen in der Wüste (dem klassischen Handlungsort von Russ Meyer Filmen).


YouTube Video: Varla, Rosie und Billie beim Tabledance

Während Varla in einem schwarzen Porsche 356 unterwegs ist (der aus Meyers Privatbesitz stammte), fahren ihre beiden Gespielinnen weiße Cabrios (Roadster). Aus den Dialogen wird ersichtlich, daß Varla die dominant aggressive Anführerin des Trios ist, während Rosie die ihr treu ergebene Liebhaberin ist (die lesbische Beziehung zwischen beiden wird immer nur angedeutet, ist aber trotzdem recht offensichtlich, wobei Rosie deutlich verliebter in Varla zu sein scheint, als umgekehrt) und die blonde Billie die nymphomanisch veranlagte Rebellin mimt, die immer wieder gegen Varla opponiert.

Beim Rennen in der Wüste treffen sie auf Linda (Sue Bernard) und Tommy (Ray Barlow), ein junges, typisches Vorstadt-Pärchen. Während Tommy und Linda freundlich auftreten, ist das Trio deutlich aggressiver drauf. Besonders Varla hat es auf den Aufschneider Tommy abgesehen und fordert ihn zu einem Rennen heraus. Tommy kann sich gegen Rosie und Billie durchsetzen, als er jedoch auch Varla zu überholen droht, schneidet sie ihn und donnert dabei von der Strecke. Anschließend macht sie Tommy jedoch den Vorwurf, er hätte sie geschnitten. Schließlich bekommt Varla, was sie offenbar schon die ganze Zeit gesucht hat, eine Schlägerei mit Tommy an deren Ende sie ihm zum Entsetzen seiner Freundin das Genick bricht (der Sound wurde im Film mit dem Knacken einer Walnuß erzeugt *rofl*).


YouTube Video: Varla verprügelt Tommy und bricht ihm das Genick

Das Trio beschließt Tommys Tod wie einen Unfall aussehen zu lassen, hat aber immer noch die hysterische Linda an der Backe, die man anders loswerden will. Varla setzt sie zunächst unter Drogen und nimmt sie mit. An einer Tankstelle im Nirgendwo erfahren sie vom örtlichen Tankwart (Michael Finn) die Geschichte des "Alten" (Stuart Lancaster), der seit einem Zugunglück querschnittsgelähmt ist und mit einem kleinen Vermögen an gebunkertem Geld von der Versicherung zusammen mit seinen beiden Söhnen auf seiner Ranch lebt.

Varla beschließt ihm das Geld abzunehmen. Sie denkt sich eine Geschichte aus, derzufolge sie zusammen mit ihren beiden Freundinnen von einer prominenten Familie beauftragt wurde deren Tochter Linda dezent nach Hause zurück zu bringen. Laut Varlas Geschichte ist Linda geschockt durch den Unfalltod ihres Freundes und hat durchgedreht, da die Familie prominent ist, möchte sie kein öffentliches Aussehen und hat das Frauen-Trio privat beauftragt, die verrückte Linda nach Hause zu bringen. Dabei kommen sie nun "zufällig" auf die Ranch des Alten und wollen nur etwas Wasser aus dessen Wasserspeicher. Der Alte ahnt natürlich woher der Wind weht, ist aber als Lüstling und Perverser dem Damenbesuch nicht abgeneigt und lädt die vier Frauen ein zum Essen zu bleiben.


YouTube Video: Rosie und Billie geraten aneinander, bis sie von Varla getrennt werden

Ebenso wie Varla ein gestörtes Verhältnis zu Männern zu haben scheint, hat der Alte ein gestörtes Verhältnis zu Frauen. Besonders fixiert ist er auf Linda, in der er das junge Mädchen wiederzuerkennen glaubt, das er einst vor dem herannahenden Zug zu retten versucht und sich dabei seine Querschnittslähmung zugezogen hatte. Verbittert über dieses Ereignis hat er einen Haß auf Frauen und zudem seinen Sohn, das geistig zurückgebliebene Muskelpaket "Blumenkohl" (im Original "The Vegetable", Dennis Busch), in Wahn und Wut jedes Mal verprügelt, wenn ein Zug vorbei kam. Welche Folgewirkungen das hat läßt sich erkennen, als Billie sich an Blumenkohl heran macht und dieser sich infolge der "pawlowschen Konditionierung" in Heulkrämpfen windet, als ein Zug vorbeifährt.

Der einzig halbwegs "Normale" in der Familie des Alten scheint sein zweiter Sohn Kirk (Paul Trinka) zu sein. Kopflastig, introvertiert und sensibel kann dieser sich jedoch nicht gegen seinen herrischen Vater durchsetzen. Insbesondere aber wegen der geistigen Behinderung seines Bruders, möchte er die Ranch nicht verlassen. Anfangs noch zögerlich und unsicher entwickelt sich Kirk langsam zum Helden der Geschichte, der Linda schließlich vor dem Zugriff des Altens beschützt.


YouTube Video: Trailer zum Film

Linda und Kirk sind dann schließlich auch die einzigen der Hauptprotagonisten, die die sich zum Ende des Films zuspitzende Gewaltspirale überleben: Zunächst überfährt Rosie von Varla angestiftet den Alten in seinem Rollstuhl, wobei das Geld zum Vorschein kommt. Billie ist entsetzt und will sich von Rosie und Varla absetzen, was letztere natürlich nicht akzeptieren kann und Billie ein Messer in den Rücken wirft. Während Varla sich um das Geld kümmern will, beauftragt sie Rosie das Messer wiederzuholen. Doch bevor diese es aus der Leiche ziehen kann ist Blumenkohl zur Stelle, mit dem Billie ja zuvor angebandelt hatte. Während es zunächst so aussieht, als könne Rosie Blumenkohl überreden ihr das Messer auszuhändigen, ersticht er sie mehr oder minder emotionslos und meint dann nüchtern sich auf das Messer beziehend "Jetzt kannst du es haben".

Als Varla registriert, daß Rosie von Blumenkohl erstochen wurde, reagiert sie umgehend und überfährt ihn mit ihrem Porsche. Doch den muskelbepackten Blumenkohl bringt das nicht um. Varla versucht es erneut und will ihn diesmal mit ihrem Wagen an einer Wand zerquetschen. Der angeschlagene Blumenkohl stemmt sich mit aller Gewalt gegen den Porsche, unterliegt aber am Ende. Nun will Varla noch Linda und Kirk als Zeugen ausschalten, die in einer vorhergehenden Auseinandersetzung mit dem Alten in der Wüste zurückgelassen wurden. Varla holt die beiden mit einem Pickup ein, es kommt zu einem Kampf zwischen Varla und Kirk. Als Varla Kirk fast besiegt hat handelt Linda und überfährt Varla mit dem Pickup. So hat sie Kirk gerettet, der sie zuvor vor dem Alten und Blumenkohl gerettet hatte.


YouTube Video: Varla gibt Billie Anweisungen wie man Linda ruhigstellen kann

Rezension

Billig und mit einfachsten Mitteln produziert war der Film nach seinem Erscheinen zunächst ein absoluter Flop. Selbst dem anvisierten männlichen Zielpublikum war das dominante Auftreten der männer-verprügelnden Tura Satana samt lesbischen Untertönen damals einfach "too much". Zudem sich Russ Meyer aus Kostengründe entschlossen hatte den Film in schwarz/weiß zu drehen, obwohl zum damaligen Zeitpunkt Farbfilme schon die Regel waren und s/w als altbacken galt. Weiterhin gibt es im ganzen Film keine einzige Nacktszene (von der Rückenansicht während des Duschens in freier Natur mal abgesehen) geschweige denn einen Koitus zu sehen, der Streifen konnte somit nicht mal als echter Sex- oder Tittenfilm vermarktet werden.

Dennoch avancierte "Faster pussycat! Kill! Kill!" spätestens ab den 80ern zum Kultstreifen, bei Wikipedia kann man die Gründe nachlesen:

"Meyer bekräftigte stets, dass er seine Filme aus kommerziellen Gründen drehte und nicht, um sich künstlerisch auszudrücken. Meyer schafft es aber in Die Satansweiber von Tittfield, durch die Beschränkung der Handlung auf sexuelle Konnotationen und Gewaltakte eine eigene filmische Welt zu kreieren, in der die Figuren die Motivation für ihr Handeln nicht nach moralischen Maßstäben finden, sondern nur noch ihr Recht aufs Überleben und auf Triebbefriedigung durchsetzen.

... Meyer stellt die Konventionen des Filmmelodrams der 1950er-Jahre bloß, indem er sie auf den Kopf stellt: Die Werte der Familie sind nicht mehr existent und die traditionellen Geschlechterrollen sind getauscht worden: Die Männer sind es, die sich in der vertrauten Umgebung des Heims aufhalten, die Frauen hingegen sind die aktiven Handlungsträger, die sich auf freier Wildbahn herumtreiben. Nicht einmal in der einzigen Szene, in der die Darstellerinnen eine traditionelle Frauenrolle bedienen, beim Tanz im Nachtclub, entsprechen sie dem Bild des passiven Weibchens, sondern wirken bereits da, betont durch Schnitt, Musik und Ausleuchtung, aggressiv und nicht beherrschbar.

... Besonders Tura Satana wurde zum Sinnbild reizvoller weiblicher Dominanz. Ihr Outfit mit schwarzem, tief ausgeschnittenem Jumpsuit, Lederstiefeln, Ledergürtel und Lederhandschuhen, dazu Zigarillos rauchend und einen schwarzen Porsche fahrend, wurde zum Vorbild für viele Künstlerinnen von Madonna bis zu den Spice Girls, um ein ähnliches Image zu kreieren.

... In den 1990er-Jahren entdeckte die Lesbenbewegung den Film als Symbol eines starken lesbischen Selbstbewusstseins. Die amerikanische Filmwissenschaftlerin B. Ruby Rich deutete den Mord an Tommy als aggressiven Ausdruck lesbischer Identität: Tommy und Linda seien als Paar das Symbol für die normative Heterosexualität, zwei Spießer, von denen zumindest der Mann der lesbischen Dominanz zum Opfer fallen muss." (Wikipedia)

Getauschte Geschlechterrollen, Amazonen mit üppiger Oberweite die in lesbischer Beziehung zueinander stehen und in engen Klamotten irgendwo in der Mojave-Wüste jagt auf Männer machen. Hinzu kommt, daß die Mehrheit der auftretenden Charaktere ziemlich kaputt ist und das Drehbuch konsequent und unbarmherzig auf die Gewaltexzesse am Ende hin geschrieben wurde. Schnelle Schnitte und brachial-spitzzüngige Dialoge tun ihr Übriges.

ARTE strahlt die Wiederholung (im Originalton mit deutschen Untertiteln) am kommenden Sonntag, dem 01.04.07 um 0:30 Uhr aus. Unbedingt ansehen und wer Montag früh raus muß, kann es sich ja alternativ aufzeichnen.

Mittwoch, März 28, 2007

Propaganda für EU-Verfassung

"Die Propagandamedaille in Gold verdiente sich jedoch nicht Brok, sondern der Online-Spiegel, der es schaffte, unter dem Titel 'Die wichtigsten Elemente der Verfassung' keine einzige konkrete Norm zu zitieren und alles wichtige zu verschweigen oder völlig verfälscht darzustellen. Warum man selten las, was eigentlich im EU-Verfassungsvertrag so drinsteht, das lag allerdings auch am schieren Volumen: unter Dutzenden von Seiten voll mit belanglosem Bürokraten-Blabla ließen sich handfeste Hinterfotzigkeiten gut verstecken." (Peter Mühlbauer)

Dienstag, März 27, 2007

Mit dem Kugelschreiber durchstreichen

"... Das war Deutschland 1977: In jeder Bäckerei, in jedem Metzgerladen, in jeder Filiale der Post, der Banken und Sparkassen hing der Gruppensteckbrief mit den Fotos und Namen der RAF-Leute, und wenn die staatlichen Sicherheitsorgane einen zur Strecke gebracht hatten, dann konnten die guten Deutschen das mit dem Stift noch einmal selber tun: einen wegmachen, durchstreichen, und ab dafür.

Das war schockierender als das Schießen und Morden selbst: diese Genugtuung der Mitläufer, daß es wieder einen erwischt hatte, zum Ausdruck gebracht im Durchstreichen eines Gesichts. Daß ich den Landsleuten nicht trauen konnte beziehungsweise ihnen eben alles zutrauen mußte, hatte ich im Geschichtsunterricht gelernt. Die Praxis zeigte: Die Deutschen hatten sich nicht geändert. Die wollten immer noch ausmerzen. Mit dem Kugelschreiber – und dann hinterher beteuern, daß man doch gar nichts getan habe. Ein Volk von Eichmännern. So lernte ich sie kennen, die Deutschen, im Jahr 1977.

... An der kitschigen, verlogenen Erinnerungsfolklore, die um Siegfried Buback und Hanns-Martin Schleyer betrieben wird, möchte ich mich nicht beteiligen. Nach Schleyer ist in Stuttgart eine Mehrzweckhalle benannt worden, die architektonisch dem Hochsicherheitsgefängnis in Stuttgart-Stammheim ähnelt. So gesehen sind die Täter und die Opfer, die ihrerseits Täter waren, doch noch zusammengelegt worden."

(Wiglaf Droste)

Samstag, März 24, 2007

Matti ist frei -- vorübergehend

Am gestrigen Freitag wurde der Berliner Antifaschist Matthias Z. nach 101 Tagen aus der Untersuchungshaft entlassen, der Vorwurf des "versuchten Totschlags" wurde durch das Schwurgericht des Landgerichts Berlin auf "gefährliche Körperverletzung" abgeschwächt, der Prozeß vor dem Amtsgericht soll im Mai beginnen ("Denunzierter Antifaschist wieder in Freiheit", junge Welt, 24.03.07).

Matthias Z. wird vorgeworfen im November 2006 an einem Überfall auf zwei Neonazis (ein Paar) im Bahnhof Lichtenberg beteiligt gewesen zu sein. Die Inhaftierung basierte dabei ausschließlich auf Anschuldigungen des Neonazi-Pärchens, welches bereits wegen Körperverletzung und Falschaussage vorbestraft ist. Die beiden Neonazis sollen aus dem Milieu des berüchtigten Weitlingkiez' in Berlin-Lichtenberg stammen ("Antifa angeklagt", taz, 21.03.07).

Die beiden Neonazis sagten zunächst aus, daß sie die Angreifer nicht erkennen konnten, was sich mit den Erkenntnissen der Polizei deckt, denen zufolge die Angreifer vermummt waren ("Solidarität für Matti", Berliner Zeitung, 21.03.07). Erst einige Tage später legten sie der Polizei ein Foto von Matthias Z. vor und behaupteten, er sei einer der Angreifer gewesen. Das Foto soll aus dem Privatarchiv der Anti-Antifa stammen, das diese über stadtbekannte Antifas führt ("Antifa angeklagt", taz, 21.03.07).

Daraufhin durchsuchte das LKA Berlin die Wohnung von Matthias Z. (eine WG) und konnte dabei tatsächlich unter anderem Teleskopschlagstöcke und einen Totschläger als Beweismittel sicherstellen. Weder an diesen Gegenständen noch an anderen Beweismitteln wie etwa der Kleidung des Verdächtigen konnten jedoch DNA-Spuren nachgewiesen werden, die eine Tatbeteiligung untermauert hätten ("Strafe vor der Verurteilung?", Telepolis, 20.03.07). Der Anwalt des Beschuldigten, Daniel Wölky, dementierte gegenüber der junge Welt demgegenüber, daß ein Totschläger und Teleskopschlagstock überhaupt gefunden worden sein ("Juristen kritisieren Staatsanwaltschaft", junge Welt, 16.12.06).

Matthias Z. ist in Lichtenberg als Antifaschist bekannt und sollte demnächst als Belastungszeuge in einem laufenden Prozeß gegen einen der angegriffenen Neonazis aussagen. In diesem Kontext erscheint es natürlich besonders merkwürdig, daß die beiden attackierten Neonazis zunächst ausgesagt haben, die Angreifer nicht erkannt zu haben, später dann aber auf einmal Matthias Z. als einen der Täter ausgemacht haben wollen. Natürlich kam hier bei Beobachtern schnell der Verdacht auf, die attackierten Neonazis hätten Matthias Z. nur deshalb nachträglich beschuldigt, um ihn so als Belastungszeugen in einem anderen Verfahren zu "neutralisieren". Ein weiteres pikantes Detail:

"Weil sie [die attackierten Neonazis] jetzt als Nebenkläger auftreten, würden sie im Rahmen der Akteneinsicht weiteren Zugriff auf Daten aus dem Umfeld von Z. kommen. Soll also die Beschuldigung weiteres Material für die Anti-Antifa-Arbeit der Rechten liefern, fragen sich die Unterstützer von Z.?"("Strafe vor der Verurteilung?", Telepolis, 20.03.07)

Zu diesen Unterstützern gehören unter anderem die Betreiber der Website FreiheitFuerMatti.com, sowie der demokratiepolitische Sprecher der Grünen und Abgeordnete im Berliner Abgeordnetenhaus, Benedikt Lux, die stellvertretene Bundesfraktionsvorsitzende der Linkspartei, Gesine Lötzsch, MdB und ebenfalls Mitglied der Linkspartei, Sevim Dagdelen, sowie wie Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di, in der Matthias Z. aktiv war.

"Matthias Z., der Behinderte betreut, in der Verdi-Medienjugend arbeitet und ab Januar sein Abitur nachmachen wollte, engagiert sich auch gegen Rechtsextremismus. Den Neonazis ist er längst bekannt. Bei Demos knipsten sie Fotos von ihm, für das Anti-Antifa-Fotoarchiv, in dem sie die Konterfeis politischer Gegner sammeln." ("Solidarität für Matti", Berliner Zeitung, 21.03.07)

Kritiker werfen der Staatsanwaltschaft vor, politisch motiviert zu handeln, was diese natürlich von sich weist. Matthias' zweiter Verteidiger, Björn Gehrcke, vermutet, "daß die Staatsanwaltschaft den in der Anklage formulierten angeblichen Tötungsvorsatz als Druckmittel nutzt, um die Telefonüberwachung zu legitimieren sowie die Durchsuchung von Matthias Z.s Wohnung" ("Solidarität für Matti", Berliner Zeitung, 21.03.07). Die Tatsache, daß das Schwurgericht des Landgerichts Berlin den Vorwurf des "versuchten Totschlags" auf "gefährliche Körperverletzung" abgeschwächt hat und Matthias Z. nun schließlich doch aus der U-Haft entlassen hat (was die Staatsanwaltschaft wegen der angeblichen Schwere der Tat bis dato ausgeschlossen hatte), spricht eher für Gehrckes These.

Einer der beiden Neonazis wurde nun Anfang März erneut überfallen, was die Polizei als Einschüchterungsversuch wertet:

"Zum zweiten Mal innerhalb von drei Monaten ist der bekannte Rechtsextremist Sebastian Z. am Freitagabend von Vermummten überfallen worden. Wie der 20-Jährige der Polizei schilderte, griffen ihn zwei Unbekannte in dem Moment an, als er aus seinem Lichtenberger Haus trat, um seinen Hund auszuführen. Sie hielten ihm einen Schlagstock vor das Gesicht und drohten: 'Überlegt euch gut, was ihr sagt, sonst machen wir euch kalt'. Als sich ein Auto näherte, sollen ihm die Angreifer Pfefferspray ins Gesicht gesprüht haben bevor sie flüchteten. Ein Sanitäter der Feuerwehr half dem Mann beim Ausspülen der Augen, sonst blieb er unverletzt." ("Neonazi zum zweiten Mal überfallen", Der Tagesspiegel, 10.03.07)

Vermutlich ist der Neonazi also zusammen mit seiner Partnerin durch die Geschichte noch stärker in den Fokus der Antifa geraten.

Tatsache bleibt dennoch, daß die Ermittler gegen den Beschuldigten Matthias Z. nichts weiter in der Hand zu haben scheinen, als die Aussagen zweier vorbestrafter Neonazis, wobei Matthias Z. wie gesagt gegen einen der besagten Neonazis in einem anderen Prozeß selbst als Zeuge auftreten sollte. Zwar wird suggeriert, man habe noch anderes gegen Matthias Z. in der Hand ("Solidarität für Matti", Berliner Zeitung, 21.03.07), doch DNA-Spuren hat man wie erwähnt nicht finden können. Es bleiben die sichergestellten, illegalen Schlagwaffen, deren Besitz Matthias Z. vermutlich nicht mal eindeutig nachgewiesen werden kann (da er mit mehreren Personen in der Wohnung lebte) und die offenbar auch in keinem nachweisbaren Zusammenhang mit der Tat stehen.

Mittwoch, März 21, 2007

Der 100-Dollar-Laptop

Der sogenannte 100-Dollar-Laptop ist ein Projekt der gemeinnützigen Gesellschaft "One Laptop per Child" (OLPC). Unter dem Vorsitz des MIT-Professors Nicholas Negroponte wurde ein Laptop für Schüler entwickelt, der kostengünstig, robust und für das E-Learning optimiert ist:

"Der Laptop soll die Grundlage für sogenanntes E-Learning sein, wobei dies in einem weiteren Sinn von den Verantwortlichen verstanden werden soll. Zum einen kann der Laptop als ein Hilfsmedium für den regulären Unterricht verwendet werden (sog. E-Learning bzw. digitale Schulbank), jedoch kann er auch zum Lesen eines Buches (als sog. E-Book) oder als modernes Kommunikationsmittel (netzbasiertes Videogespräch, Telefongespräch, Chat) verwendet werden. Schließlich soll die Verwendung von freier Software, welche die Einsicht in den Quellcode und dessen beliebige Veränderung erlaubt, jedem die Möglichkeit geben, Wissen über die zugrundeliegende Informationstechnologie zu erlangen.

[...] Die Zielgruppe sind Schüler aus Entwicklungs-, Schwellen- und Industrieländern. Die durch eine hohe Stückzahl erreichte Verringerung der Produktionskosten (sog. Skaleneffekt), wird unmittelbar an die Abnehmer weitergereicht. Es werden zwar Entwicklungs- und Schwellenländer beim Start der Großproduktion besonders berücksichtigt, aber die Vermutung mancher, dass Industrieländer ausgeschlossen sein könnten, ist falsch.

Es bleibt festzuhalten, dass bei Erfolg dieses Projekts der Prozess der digitalen Spaltung (sog. "digital divide") der Industrieländer gegenüber den Entwicklungs- und Schwellenländer langfristig verringert werden würde. Es wird vermutet: Wer Zugang hat zu modernen Kommunikationstechniken, hat bessere soziale und wirtschaftliche Entwicklungschancen. Somit werden auch positive Impulse für die Entwicklungshilfe auf lange Sicht erhofft." (Wikipedia)

Der Laptop wird nur an staatliche Stellen ausgeliefert, die ihn dann an die Schüler verteilen sollen. Er verfügt über einen AMD Geode 366 MHz, 128 MB Arbeitsspeicher und einen 512 MB Flashspeicher, dem man den Vorzug gegenüber einer vibrationsempfindlichen Festplatte gegeben hat. Das Gehäuse ist besonders robust, regen- und hitzebeständig.


Bild: 100-Dollar-Laptop, Fuse Project, Creative Commons Attribution ShareAlike 2.5 License

Zur Ausstattung gehört auch WLAN (die Antennen sind in die beiden "Hasenohren" integriert), eine Webcam, integriertes Mikrofon und Lautsprecher, zwei Touchpads (wobei eines in Verbindung mit einem Eingabestift verwendet werden kann). Der Bildschirm ist sowohl für den Innen- als auch den Außengebrauch konzipiert, besonderen wert hat man darauf gelegt, daß er auch bei starker Sonneneinstrahlung noch nutzbar ist.

Der Energieverbauch wurde soweit nur irgend möglich minimiert. Die Energieversorgung kann alternativ mittels Zugseil, Handkurbel oder über Pedale erfolgen, was es ermöglichen soll, den Laptop auch in Gebieten ohne Stromversorgung einzusetzen. Ein einminütiges manuelles Aufladen durch Muskelkraft soll die Computernutzung für eine Dauer von ca. 10-20 Minuten ermöglichen.

Als Betriebssystem kommt die Linux-Distribution Fedora zum Einsatz, die Sicherheitsplattform Bitfrost soll in der Lage sein, den Rechner ohne weitere Schutzprogramme sicher zu halten. Der Browser arbeitet mit Gecko-Engine, als Office-Anwendung steht AbiWorld zur Verfügung. Mit "TamTam" steht weiterhin ein Musiksynthesizer zur Verfügung. Außerdem gibt es einen Audio-Player und -rekorder, ein Programm zum Malen, sowie einen Chat- und Email-Client. Auch ein paar zum Miteinander spielen geeignete Games (Tetris, SimCity, etc.) dürfen natürlich nicht fehlen.

Als grafische Benutzeroberfläche (GUI) wurde "Sugar" entwickelt, das stark auf Symbole / Icons setzt und auf Schriftzeichen verzichtet, so daß auch Schüler die der Schriftsprache nicht mächtig sind, mit dem Computer umgehen können. Weiterhin steht mit Squeak eine Open-Source-Implementierung der Programmiersprache Smalltalk inklusive Entwicklungsumgebung zur Verfügung. Mit Hilfe von E-Toys sollen die Kinder das programmieren spielend lernen.

Besonderer Wert wurde auf die leichte Vernetzung der Computer untereinander gelegt. Über ein sogenanntes "mobiles Mesh-Netzwerk" vernetzen sich Laptops die in Reichweite liegen automatisch über WLAN, ohne daß eine manuelle Konfiguration durch einen Administrator nötig wäre. Es reicht an der Schule zudem ein einzelner Rechner mit Internetzugang, die Laptops hängen sich dann übers WLAN ran. "Social networking" soll so gefördert werden.


Bild: 100-Dollar-Laptop im E-Book-Modus, Fuse Project, Creative Commons Attribution ShareAlike 2.5 License

Wie heise.de berichtet, soll der Laptop zwar mindestens 140 statt 100 Dollar kosten, hat aber trotzdem gute Aussichten sich durchzusetzen:

"Noch vor Jahresende soll die erste Million Geräte bei dem taiwanischen Hersteller Quanta Computer vom Band laufen [...] Bevor die Massenproduktion starten kann, müssen mindestens fünf Millionen Laptops verbindlich vorbestellt sein. Bislang hat nur Libyen eine Absichtserklärung unterschrieben. Argentinien, Brasilien, Mexiko und Nigeria scheinen ebenfalls unterschreiben zu wollen, wenn die Geräte wie geplant funktionieren. Sollte das Projekt das derzeitige Tempo beibehalten, kann es allen Kritiken zum Trotz zuversichtlich in die Zukunft blicken." ("100-Dollar-Laptop im Test", heise newsticker, 17.03.07)

Natürlich wurde und wird das Projekt aber auch stark kritisiert. Zunächst natürlich von den Konkurrenz Hard- und Software Herstellern (Intel und Microsoft). Kritisiert wurde im wesentlichen die Ausstattung der Computer, aber auch, daß der 100-Dollar-Laptop weitgehend ungetestet in solchen Massen produziert wird.

Der Kritik an der oft verspotteten relativ schwachbrüstigen Hardware-Ausstattung hielt man entgegen, daß es sich ja primär nicht um ein Laptop- sondern um ein Bildungsprojekt handeln würde. Der Laptop sei hier nur Mittel zum Zweck und wäre dafür ausreichend ausgestattet.

Darüber hinaus gibt es aber grundsätzlichere Kritik, inwiefern es überhaupt Sinn macht, Schülern in Entwicklungs- und Schwellenländer diese Laptops in die Hand zu drücken:

"Die indische Regierung lehnte nach anfänglicher Zustimmung im Juli 2006 die Teilnahme am Projekt ab. Staatssekretär Sudeep Banerjee zweifelte am pädagogischen Nutzen des Projekts. Wenn jedes Kind für den Schulgebrauch einen Laptop erhielte, dann würde dies der Entwicklung von Kreativität und analytischen Fähigkeiten abträglich sein. Eine Investition des Geldes in traditionelle Schulmittel wie Schulgebäude und Lehrer wäre zudem sinnvoller." (Wikipedia)

Macht es also Sinn, den 100-Dollar-Laptop in Ländern zu verbreiten, in denen es an wesentlich grundsätzlicheren Dingen (wie Schulbänken oder Lehrern) mangelt? Zwar sind durchaus auch Industrieländer unter den Empfänger aber der Fokus liegt schon deutlich stärker auf Entwicklungs- und Schwellenländern. Durch eine hohe Stückzahl soll man für wenig Geld möglichst viel Computer bekommen und so lanfristig auch Staaten ins IT-Zeitalter verhelfen, die hier noch hinterher hinken.

Grundsätzlich ist die Idee natürlich richtig, Menschen den Zugang zu modernen Technologien zu ermöglichen, der ihnen aufgrund ihrer Lebensumstände bisher verwehrt geblieben ist. Nicht nur der Umgang mit dem Computer, auch die Fähigkeit zur (digitalen) Kommunikation und zur Vernetzung sind in einer Wissensgesellschaft von zentraler Bedeutung. Dennoch wird die Geschichte vermutlich spätestens dann lächerlich, wenn der Computer in Gebieten zum Einsatz kommen soll, in denen nicht mal eine ausreichende Versorgung mit Strom (die Kurbel-Notlösung wurde verlacht, man wird sehen, was sie taugt), Schulen und Lehrern gewährleistet werden kann.

Dienstag, März 20, 2007

Aus gegebenem Anlaß: Bobby Brown Goes Down



Genau heute vor vier Jahren begannen die USA (zusammen mit der "Koalition der Willigen") mit dem Irak-Krieg ihren verheerendsten Feldzug seit Vietnam...

Montag, März 19, 2007

Schreibmaschinen-Sekretärin am Computer



Warum man eine Sekretärin die das Tippen noch auf einer Schreibmaschine gelernt hat nicht an einen Computer setzen sollte... *lacht*

Freitag, März 16, 2007

McCarthy an der LMU

Wie sagt es Stan in der Pilotfolge von "American Dad" so schön:

"Francine, you be very careful out there today, we're at terror alert orange! Which means something might go down somewhere in someway in some point in time... so look sharp!" (Wikiquote)

Ein so schickes "Terror-Barometer" mit farblich gekennzeichneten "Warnstufen" wie die Amis haben wir in Deutschland zwar noch nicht (es gibt nur die "Gefährdungseinschätzung"), aber auch hier herrscht natürlich immer mal wieder (obwohl eigentlich ja permanent) "erhöhte Terrorgefahr", die freilich immer "abstrakt" ist, aber dennoch zur "erhöhten Wachsamkeit" ermahnt.

Ursache war diesmal eine Video-Drohung einer fundametalistischen Gruppe, die hier Terror wegen der Beteiligung deutscher und österreichischer Truppen in Afghanistan androht (SPON, 11.03.07, 12.03.07, 14.03.07, 15.03.07). Parallel dazu gibt es den Fall zweier im Irak entführter Deutscher, deren Ermordung die Entführer androhen, falls die Bundeswehr ihren Afghanistan-Einsatz nicht sofort beendet. Die Situation scheint so aussichtslos zu sein, daß selbst Bundespräsident Köhler an die Entführer appellierte, ihre Geiseln freizulassen (SPON, 14.03.07).

Dieser Hintergrund hat zusammen mit einer Aufforderung des bayrischen Verfassungsschutz dazu geführt, daß an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) ein Schreiben an die Dozenten herumgeschickt wurde, das dazu aufruft, "verdächtig erscheinende Wahrnehmungen, die Rückschlüsse auf eine islamisch-fundamentalistische Haltung zulassen, unverzüglich hierher mitzuteilen":

"Sehr geehrte Damen und Herren,

der islamistische Terrorismus stellt weiterhin die größte Bedrohung der Inneren Sicherheit der westlichen Staaten und damit auch Deutschlands dar. Aus Sicht der Sicherheitsbehörden besteht eine erhöhte abstrakte Gefährdung.

Wie Sie Presseverlautbarungen vom Wochenende entnehmen können, wurden Anschläge von Islamisten auch für die Bundesrepublik und in Österreich angekündigt. Auch die gescheiterten Kofferbombenanschläge auf Regionalzüge am 31. Juli 2006 in Dortmund und Koblenz sind ein Beleg dafür, dass auch Deutschland nicht nur Rückzugs- und Ruheraum, sondern Anschlagsziel für islamistische Terroristen ist.

Es ist also hohe Wachsamkeit geboten.

In diesem Zusammenhang sollte auf Hinweise auf Studierende, Mitarbeiter oder sonstige Gebäudenutzer geachtet werden, die sich durch besondere Verhaltensweisen, wie z. B. einen Bruch im Lebenswandel, Gewaltbereitschaft, radikal-verbale Äußerungen oder Beschäftigung mit einschlägiger Literatur auffällig in Richtung islamischer Fundamentalismus verändern.

Ich darf Sie bitten, verdächtig erscheinende Wahrnehmungen, die Rückschlüsse auf eine islamisch-fundamentalistische Haltung zulassen, unverzüglich hierher mitzuteilen.

Bitte informieren Sie Ihre Mitarbeiter entsprechend."

(zitiert nach: "Uni-Verwaltung fordert 'höchste Wachsamkeit' von allen Mitarbeitern", Telepolis, 14.03.07)

"Einen Bruch im Lebenswandel"? "Beschäftigung mit einschlägiger Literatur"? "Verdächtig erscheinende Wahrnehmungen"? Wer definiert, was darunter konkret zu verstehen ist? Wo sollen hier die Grenzen gezogen werden? Das Schreiben sieht häßlich nach einem Denunziations-Aufruf aus.

Der Verfasser ist Matthias Hüttenhofer, nach Web-"Recherche" von SPON "leitender Regierungsdirektor - und ausweislich der Homepage der Hochschule Leiter der 'Hauptabteilung II (Studenten- und Liegenschaftsangelegenheiten; Zentraler Raumbeauftragter)'" ("Bayern lässt Hochschulen nach Islamisten suchen", SPON, 14.03.07). Danach wurde man in der Universiäts-Leitung hektisch, rief eilig eine Pressekonferenz ein, auf der der Rektor der LMU, Bernd Huber, sich von dem Aufruf distanzierte: "Das Schreiben enthalte 'missverständliche Formulierungen', eine 'Atmosphäre der Bespitzelung und Beschnüffelung' passe nicht zur Universität" ("Bayern lässt Hochschulen nach Islamisten suchen", SPON, 14.03.07).

Was Hüttenhofer zudem in seinem Schreiben vergessen hat zu erwähnen ist, daß das Ganze auf Druck des bayrischen Verfassungsschutzs ablief:

"Vor einigen Wochen, berichtet LMU-Kanzler Thomas May, gab es ein Treffen aller Kanzler der bayerischen Universitäten mit dem Präsidenten des Landesamtes für Verfassungsschutz. Von der allgemeinen Gefahrenlage war die Rede, wohl auch davon, dass einige Attentäter der letzten Zeit zuvor an Universitäten eingeschrieben waren - und im Nachhinein auch auffällig wirkten. Die Verfassungsschützer, so May im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE, baten darum, dass jede Hochschule einen Ansprechpartner für Sicherheitsfragen benennt. Die LMU nominierte Hüttenhofer." ("Bayern lässt Hochschulen nach Islamisten suchen", SPON, 14.03.07)

Besagter LMU-Kanzler Thomas May stellte sich dann auch hinter Hüttenhofer, dieser hätte vielleicht "weniger apodiktisch formulieren können", habe jedoch in der Sache recht. Auch der bayrische Innenminister Günther Beckstein verteidigte das Vorgehen und forderte generell die ganze Bevölkerung dazu auf, "höchste Wachsamkeit" zu leisten und "bei Auffälligkeiten" sofort die Sicherheitsbehörden zu informieren ("Höchste Wachsamkeit geboten, bei Auffälligkeiten Sicherheitsbehörden informieren", Telepolis, 14.03.07).

Doch nicht alle sehen das so positiv, die Vorsitzende der Grünen, Claudia Roth sagte gegenüber der FTD: "Ein solcher Aufruf erzeugt ein Klima der Hexenjagd, das uns im Kampf gegen internationalen Terrorismus nicht weiterbringt" ("Uni München bedauert Aufruf zur Islamisten-Suche", FTD, 15.03.07). Thomas Honesz, Asta-Vorsitzender an der LMU, sagte, in dem Rundschreiben drücke sich eine "problematische Tendenz zur Denunziationskultur" aus, es gehe nicht an, "muslimische Mitbürger unter Generalverdacht zu stellen" ("Schläfer-Suche an der Universität", sueddeutsche.de, 14.03.07). Inzwischen erwägt der bundesweite Dachverband der Studierendenschaften in Deutschland Klage gegen den "Spitzel-Aufruf" einzureichen:

"Der bundesweite Dachverband der Studierendenschaften in Deutschland hält die Forderung des Verfassungsschutzes für 'in keinster Weise gerechtfertigt'. 'Es kann kein Mittel sein, zu Spitzeltum aufzurufen und islamische Mitstudenten zu denunzieren', sagte Vorstandsmitglied Katharina Binz. Daher prüfe der Studenten-Verband ein juristisches Vorgehen." ("Studenten erwägen Klage gegen 'Spitzel-Aufruf"'", SPON, 15.03.07)

In der Tat kann sich so ein Aufruf ungünstig auf das Klima an der Universität auswirken, da es denkbar ist, daß einige muslimische Studierende zu unrecht "gemeldet" werden und wenn nicht gemeldet, sich vielleicht trotzdem in einer solchen Atmosphäre des ständigen Misstrauens nicht sonderlich wohl fühlen, sich zu unrecht beobachtet sehen. Und falls es wirklich gewaltbereite Fundamentalisten gibt, werden die sich als Antwort auf eine solche Initiative vermutlich nur noch besser tarnen und gänzlich in den Untergrund abtauchen.

Samstag, März 10, 2007

I was robbed by two men



Dieses Lern-Video soll japanischen Touristinnen vermitteln, was sie sagen sollen, falls sie in der USA überfallen werden. Via Workout lernt man die zentralen Aussagen "Take anything you want", "Spare me my life" und "I was robbed my two men", um dem Polizisten anschließend erzählen zu können, was passiert ist *roflmao*.

Mittwoch, März 07, 2007

In Memorandum: Jean Baudrillard

Gestern starb der bekannte französische Philosoph und Soziologe Jean Baudrillard, einer der wichtigsten Vertreter der Postmoderne.

Ursprünglich ein Deutschlehrer an einer französischen Oberschule, machte er sich zunächst mit Übersetzungen einen Namen. Parallel studierte er Philosophie und Soziologie und war danach auch für relativ kurze Zeit im akademischen Betrieb tätig, dem er sich aber nie wirklich zugehörig fühlte:

"Auch den akademischen Institutionen mochte er sich nicht anpassen, sie interessierten ihn einfach ebenso wenig wie die in ihnen aufgeführten Rituale nicht." (Florian Rötzer, Telepolis, 07.03.07)

Wie bei Vertretern der Postmoderne nicht ungewöhnlich, gibt es vermutlich selbst unter Experten nur wenige die behaupten können, sie hätten alles verstanden, was Baudrillard verfaßt hat. In der Wikipedia findet sich eine brauchbare wenn auch kurze Zusammenfassung:

"In 'Requiem für die Medien' entwirft er eine Art 'Anti-Medientheorie'. Seine berühmte Theorie über Simulation und Simulacren beschreibt, dass 'die Bilder der Medien mächtiger und wirklicher geworden sind als die Wirklichkeit selbst' und Freiheit in der Moderne nichts als Schein sei. Offiziell verkündete Werte stellen demnach nur Modelle, Simulationen dar, welche andere Antriebe maskieren. So parodiere Demokratie lediglich die Macht.

Bekannt wurde er vor allem durch seine Untersuchungen zur Bedeutung des Symbolsystems der modernen Gesellschaft. Baudrillards Denken ist bestimmt vom Zeichensystem (Signifikat und Signifikant), in dem Aussagen sich immer mehr von der Wahrheit entfernen, was z. B. die Verführung des Konsumenten möglich macht. Dadurch entsteht ein Raum permanenter Simulation von Realität, die in Hyperrealität (der Auflösung alles Greifbaren, Referentiellen) endet – so wie es etwa in der hinduistischen Vorstellung vom Alles überdeckenden 'Schleier des Maya' umschrieben wird.

Für ihn stehen Objekte in keinerlei symbolischer oder konkreter Beziehung mehr zu den Menschen, die sie umgeben, sondern sie sind 'reine Zeichen': Ein englischer Ledersessel, ein Ascher aus Jade, ein orientalischer Gebetsteppich existieren nicht als Gegenstände des Gebrauchs, sondern sie werden zuvörderst, in ihrer ideellen Dimension als Zeichen konsumiert. Konsumiert wird die Vorstellung von britischer Behaglichkeit, von Reisesouvenirs aus dem Morgenland, nicht das jeweilige Objekt. Der Konsum, so schloss Baudrillard damals, ist eine 'absolut idealistische Praxis'." (Wikipedia)

In einem Nachruf bei SPON heißt es:

"Seit Jahrzehnten predigt er seine These von der Scheinwelt aus Illusionen und Simulationen, die längst zum natürlichen Lebensraum geworden sei. Bilder waren für ihn im schlechtesten Fall so teuflisch wie moderne Götzendarstellungen; auf ihnen werde die Wirklichkeit überblendet und damit ausgelöscht. ("Frankreich trauert um Soziologen Baudrillard", SPON, 07.03.07)

Und in einem weiteren Artikel:

"Spätestens als der zweite Golfkrieg in Form grünstichiger, kaum erkennbarer Nachtaufnahmen über die Mattscheiben flimmerte, war klar: Frankreichs provokantester Kulturkritiker trifft den Nerv der Zeit. Die Wirklichkeit ist von ihrer medialen Repräsentation nicht zu unterscheiden, im Gegenteil: Das Reale ist immer schon Teil eines inszenierten Szenarios.

(...) Grundlegende Idee: So wie sich im Kapitalismus der Tauschwert verselbständigt und vom Gebrauchswert abkoppelt, so haben sich die Zeichen, die Informationen, von ihren Bedeutungen und Gegenständen entfernt. Ideologiekritik musste in der Folge also immer auch Sprachkritik sein - und die durfte keinesfalls so klingen wie der Jargon der Aufklärung, der ja selber nur eine illusionäre Verkleidung der Macht war.

(...) Spannender jedoch als seine Abgesänge auf Demokratie und Subjekt, Staat und Fernsehen ist sein Schreiben selbst. Dieser polemische und radikale Stil, der mit Annahmen und nicht bewiesenen Hypothesen operiert; der nicht darlegen, sondern provozieren will, hat etwas Verführerisches. Und Verführung war für Baudrillard das Mittel, die Strategien der Macht zu durchkreuzen. 'Sie unterläuft die Wahrheit und die Kräfte der Produktion, sie erledigt, parodiert den Sinn und lockt uns ins Spiel', schrieb der Denker. ("Willkommen im Second Life", SPON, 07.03.07)

Wie andere Interpreten des Postmodernismus auch geriet Jean Baudrillard im Zuge der sogenannten "Sokal-Affäre" in die Kritik. Der amerikanische Physiker Alan Sokal reichte bei der bekannten Fachzeitschrift "Social Text" einen Fake-Artikel ein, um die Pseudo-Wissenschaftlichkeit der postmodernen Philosophie zu belegen und der Coup gelang ihm:

"Kurz nach der Veröffentlichung bekannte Sokal in einer anderen Zeitschrift, Lingua Franca, dass es sich bei dem Aufsatz um eine Parodie handle. Er hatte die zusammengesuchten Zitate verschiedener postmoderner Denker mit dem typischen Jargon dieser Denkrichtung zu einem Text montiert, dessen unsinniger Inhalt bei Beachtung wissenschaftlicher Standards, so der Vorwurf an die Herausgeber von Social Text, als solcher hätte erkannt werden müssen." (Wikipedia)

Einige von Baudrillards Werken waren eine zeitlang bei textz.com online zu lesen, doch dieses legendäre und kontroverse (siehe 2002 und 2004) Website-Projekt verschwand leider (ein Comeback ist angekündigt).

Dienstag, März 06, 2007

Montag, März 05, 2007

Die Zersplitterung der MSN Community

Wie im letzten Jahr berichtet, hat MSN seine Group Chats im Oktober 2006 außer Betrieb gestellt, so daß sich die Manager der weiterhin existierenden MSN Groups einen externen Chat-Anbieter suchen mußten, sofern sie den jeweiligen Group-Mitgliedern auch weiterhin einen Chatroom anbieten wollten.

Wie prognostiziert hat dieser Schritt zu einer starken Zersplitterung der MSN Community geführt. Nicht nur, daß fast jede Group nun ihren eigenen externen Webchat hat, der jeweils eine eigene zu installierende "Chatsoftware" sowie eine separate Anmeldung voraussetzt, selbst innerhalb der jeweiligen Group hat das traditionelle "Cliquen-System" dazu geführt, daß nun nahezu jede Clique ihr eigenes Portal samt eigenen Chatroom hat.

Am Beispiel der Herzflimmern Group (HF) läßt sich dieser "Zersplitterungs-Prozeß" ganz gut nachzeichnen. Der blogSquad-Kollege Tiefdruckgebiet hat schon damals die Zweiteilung des HFs veranschaulicht. Inzwischen ist die Aufsplittung weiter vorangeschritten, es lassen sich mindestens vier verschiedene HF-Communities im Web ausmachen.

1) meeting4all.de

Während sich das offizielle HF-Forum immer noch in den Groups selbst befindet (und somit als einziges von MSN selbst betrieben wird), findet sich der dazugehörige offizielle Chatroom inzwischen bei meeting4all.de, zu dem es dort aber auch ein eigenes Forum zu geben scheint.

2) herzflimmern-chat.com

Eine alternative HF-Community findet sich bei herzflimmern-chat.com, dort gibt es dann sowohl ein eigenes Forum, als auch einen eigenen Chatroom.

3) gutchat.de

Ein weiterer HF-Chatroom findet sich bei GuT-Chat, die daneben noch zahlreiche weitere Chatrooms im Angebot haben. Auch hier gibt es natürlich ein Forum, das sich allerdings allgemein auf alle angebotenen Chatrooms zu beziehen scheint.

4) herzflimmern.org

Noch eine HF-Community findet man bei herzflimmern.org, der eigene Chatroom wird bei FTS-Chat betrieben (die dasselbe System wie GuT-Chat zu nutzen scheinen), das dazugehörige Forum wird bei siteboard.de gehostet.

Schlußfolgerung

Ist der hier aufgezeigte Zersplitterungs-Prozeß nun positiv oder negativ zu beurteilen?

Wenn Leute sich nicht wirklich leiden können und sich immer wieder in die Haare kriegen, ist es vielleicht eher positiv wenn jede Gruppe ihren eigenen Chat samt Portal aufmacht. Es überwiegen m.E. jedoch die Nachteile:
  1. Die neuen Chatportale bedeuten zwar mehr Vielfalt, anders als in den alten Tagen bei MSN ist diese Vielfalt aber nicht mehr unter einem Dach vereint, es fehlt der gemeinsame Dreh- und Angelpunkt.

  2. Viele Nutzer die Mitglied in mehreren MSN Groups sind, finden es sicherlich nervig und abschreckend, wenn jede Group nun ihr eigenes externes Chatportal mit separater Registrierung hat. Hinzu kommt, daß es wie exemplarisch aufgezeigt auch Groups gibt, bei denen es neben dem offiziellen auch noch "inoffizielle" Chatrooms gibt.

  3. Eine weitere Frage ist, inwiefern diese diversen Klein- und Kleinst-Gruppen dann überhaupt "überlebensfähig" sind. Eine Gruppe spaltet sich ab, von der sich nach dem ersten Knatsch dann widerum eine noch kleinere Gruppe abspaltet. Irgendwann sind dann vielleicht noch ein halbes Dutzend Leute übrig und der Chatroom dann sicherlich nicht selten gähnend leer.

  4. Einer der zentralen Vorzüge der MSN Chats bzw. MSN Group Chats war ja, daß man hier auch neue Leute kennenlernen konnte. Insbesondere bei den bekannteren Groups wurden durch MSNs hohen Bekanntheitsgrad ständig neue Nutzer "hineingespült". Die jetztigen Sub-Coms haben dagegen sicherlich Probleme, ein konstantes Mitglieder-Wachstum sicherzustellen. Treffen sich aber immer nur die gleichen Leute im Chat, kann man die Kommunikation genauso gut über den Messi führen.

Nun sollte man nicht in die berüchtigte Früher-war-alles-besser-Nostalgie verfallen, gerade am Beispiel der HF Group läßt sich erkennen, daß der Verfallsprozeß schon lange vor der Schließung der MSN Group Chats begonnen hatte. Nur ist dieser Verfallsprozeß mit dem Wegfall der MSN Group Chats sicherlich noch mal erheblich beschleunigt worden. Und jeden der das HF noch aus besseren Tagen kennt, muß Wehmut überkommen, wenn er sich die heutige Lage ansieht.

Für MSN sind die MSN Groups ein abgeschlossenes Projekt, man setzt was die Weiterentwicklung angeht lieber auf die Live Spaces. Die Frage ist, wie lange man die Groups noch nebenher laufen läßt und wann man sich erbarmt und sie endgültig aus dem Verkehr zieht.

Sonntag, März 04, 2007

Die Schlacht um Ungdomshuset

Ungdomshuset, zu deutsch "das Jugendhaus", ist war ein Treffpunkt der alternativen Szene im Kopenhagener Stadtteil Nørrebro. Es wurde bereits im Jahr 1982 besetzt und von Aktivisten zum Jugendzentrum umgebaut.

Im Jahr 1999 wurde das Haus dann an die Freikirche Faderhuset (Vaterhaus) verkauft. Sehr zum Unwillen der bisherigen Nutzer des Hauses. Faderhuset gilt als christlich-fundamentalistisch, die taz spricht von einer "christlichen Sekte", die den Zuschlag für das Haus von der Stadt hauptsächlich deshalb bekommen hat, weil diese einen Brand als Vorwand genommen hatte, das "politisch unbequem gewordene Zentrum" loszuwerden:

"Ursprünglich 1982 von der Stadt Kopenhagen an verschiedene Jugendinitiativen zur selbstständigen Nutzung überlassen, hatte eine Mehrheit des Stadtrats 1999 einen Brand zum Vorwand genommen, dieses politisch unbequem gewordene Zentrum für einen großen Teil der autonomen Szene der Hauptstadt offiziell für geschlossen zu erklären. Ohne den NutzerInnen eine Alternative angeboten zu haben, war es von der Stadt dann an eine kleine, aber offenbar zahlungskräftige christliche Sekte verkauft worden. Dieses 'Faderhuset' will dort in dem zu einem großen Teil von AusländerInnen muslimischen Glaubens bewohnten Nørrebro offenbar ein christliches Missionszentrum errichten." ("Jugendliche raus, christliche Sekte rein", taz, 03.03.07)

Nach der Besetzung im Jahr 1982 wurde das Haus den Jugendlichen und Autonomen also überlassen, entsprechend groß war dann der Zorn, als es jetzt nach Jahren des Aufbaus losgeschlagen werden sollte. Nach langem hin und her gab es dann im Dezember 2006 die erste Androhung, das Haus räumen zu lassen, was schon damals zu ersten Straßenschlachten führte ("Heißer Winter in Kopenhagen", taz, 18.12.06).

Danach gab es Versuche ein alternatives Haus zu suchen, bzw. Ungdomshuset durch Spendengelder selbst zu kaufen. Diese Pläne scheiterten jedoch alle, woran die alternative Szene durch ihr Auftreten nicht ganz schuldlos ist ("Jugendliche raus, christliche Sekte rein", taz, 03.03.07).

Am letzten Donnerstag (01.03.) war es dann soweit, das Haus wurde am frühen Morgen von einer Antiterroreinheit geräumt. Von Hubschraubern aus seilte sich die Spezialeinheit auf das Dach des Hauses ab und konnte dann, durch Wasserwerfer- und Tränengas-Einsatz unterstützt, das Haus zügig räumen. Der neue Eigentümer war sich allerdings noch nicht ganz sicher, ob er das Haus abreißen oder renovieren lassen wollte. In jedem Fall wurde es schon mal entrümpelt.

In der Nacht zum Freitag (02.03.) eskalierte die Lage dann vollends, es kam zu schweren Ausschreitungen, Müllcontainer und Autos wurden in Brand gesetzt, Barrikaden errichtet (Fotostrecke, SPON, 02.03.). Insgesamt wurden schon in dieser ersten Nacht 200 Demonstranten festgenommen. Später am Freitag wurde dann auch die Parteizentrale der dänischen Sozialdemokraten besetzt, um gegen die Räumung zu protestieren ("Autonome kapern Parteizentrale", SPON, 02.03.07).

Pikantes Detail: Um die dänischen Autonomen zu unterstützten, reisten auch Autonome aus dem Ausland an. So sollen sich im harten Kern der Krawallmacher auch Deutsche befinden. Parallel dazu gab es Solidaritätsaktionen im Ausland, in Deutschland gingen Demonstranten in Hamburg, Hannover, Göttingen und Flensburg auf die Straße ("Demonstrationen für 'Ungdomshuset' in Norddeutschland", taz, 03.03.07).

In der Nacht von Freitag zu Samstag (03.03.) gab es dann abermals schwere Krawalle in Kopenhagen, nachdem man tagsüber noch friedlich demonstriert hatte ("Kopenhagen erlebt zweite Krawallnacht", SPON, 03.03.07). Wieder wurden 100 Menschen festgenommen. Diesmal war die Polizei besser vorbereitet, es wurden zusätzliche Einheiten aus anderen Landesteilen herbeigeschafft, tagsüber gab es dann zahlreiche Hausdurchsuchungen und Razzien. Zudem wurden die Grenzkontrollen verschärft, um das "Einsickern" von weiteren Autonomen aus dem Ausland zu verhindern.

In der dritten Nacht von Samstag auf Sonntag (04.03.) war es dann dementsprechend ruhiger ("Lage in Kopenhagen beruhigt sich", SPON, 04.03.07). Insgesamt wurden während der Krawalle 700 Personen festgenommen, darunter 100 Ausländer aus Deutschland, Schweden, Norwegen, Italien, Irland, Großbritannien und Spanien, die alle ausgewiesen wurden.

Ob das rosa Ansprühen der Kleinen Meerjungfrau, dem Wahrzeichen Kopenhagens, auch im Kontext der Krawalle geschah, ist noch unklar. Tatsächlich wäre es nicht das erste Mal, daß die "lille havfrue" von Unbekannten aus Protest angemalt bzw. demoliert wird:

"So wurde 1964 und 1998 der Kopf abgesägt, einmal der rechte Arm abgesägt und Anfang September 2003 die komplette Meerjungfrau, wahrscheinlich mit Hilfe von Sprengstoff, von ihrem Felsen gestürzt. (...) Die letzte Schändung fand anlässlich des Weltfrauentags am 8. März 2006 statt: Unbekannte bemalten sie mit dem Datum und versahen sie mit einem Dildo." (Wikipedia)

Die Staatsmacht hat sich am Ende also natürlich mal wieder durchgesetzt, die Frage ist nur, was das den neuen Eigentümern des Hauses bringt. Egal, ob sie das bestehende Haus renovieren oder es abreißen um anschließend ein neues Gebäude für ihre Kirche zu errichten, solange das Grundstück nicht permanent unter Polizeischutz gestellt wird, wird es vermutlich immer wieder Attacken geben. Denn die alternative Szene, die dieses Haus 25 Jahre genutzt hat, wird diese Geschichte sicherlich nicht so schnell vergessen.

Samstag, März 03, 2007

Love Me Or Hate Me



Lady Sovereign, gerade mal 21 Jahre jung, gilt als einer der kommenden Shooting-Stars des britischen Raps. Als erster nicht-amerikanischer, weiblicher Rapper wurde sie von dem legendären HipHop-Label "Def Jam" unter Vertrag genommen. Nach Erfolgen in Großbritannien schaffte sie auch in den USA den Durchbruch, als "Love Me Or Hate Me" die Nummer Eins bei MTV TRL wurde (was vorher noch kein britischer Rapper geschafft hatte) und sie anschließend einen Remix des Tracks zusammen mit Missy Elliot veröffentlichte.

Lady Sovereign wird als "Chav" bezeichnet, einem negativ konnotierten englischen Slang-Begriff, mit dem man Personen betitelt die vornehmlich mit auffälligen Goldketten, Trainingsanzug, Baggy Pants, Sneakers und Baseballcap auftreten und in der Öffentlichkeit nicht selten unangenehm auffallen. Also in etwa das, was man im Deutschen als "prollig" oder "asozial" bezeichnet, nur eben mit einem ganz bestimmten, oft sogar recht teuren Marken-Kleidungsstil.

Lady Sovereign weist das gar nicht von sich, sondern spielt bewußt mit diesem Stereotyp. In ihren Lyrics attackiert sie immer wieder gesellschaftliche Konventionen was Mode und Verhalten angeht. Der Titel des Songs "Hoodie" leitet sich vom gleichnamigen Kleidungsstück ab (einem Kapuzen-Sweatshirt, in Deutschland oft auch kurz "Kapu" genannt). Im Song disst sie im wesentlichen Leute mit einem "seriösen" Modegeschmack ("with your grannyfied curtain designs, you're hurting my eyes").

Auch in "Love Me Or Hate Me" geht es darum, daß sie keine Lust hat sich zu kleiden und zu verhalten, wie man es von einer Frau gemeinhin erwartet. Das liest sich dann so:

"I'm fat, I need a diet. No, in fact i'm just too light. And I ain't got the biggest breast-s-s, but I write all the best disses. I got hairy armpits, but I don't walk around like this. I wear a big baggy t-shirt that hides that nasty sh*t. (...) I don't like drinkin fancy champy, I'll stick wit Heineken beers. Whoops, might burp in ya face, a little unlady-like, what can I say? Well oh gosh i'm not posh, male wit odd socks. I do what i'm doin, yeah!" (aus: Love Me Or Hate Me)

Für Rapper typisch betont sie sich nicht darum zu scheren, was Dritte sagen oder denken, sondern ihr eigenes Ding durchzuziehen. Glaubwürdig wirkt sie hier z.B. dadurch, daß sie mit ihrem Londoner Akzent rappt und zeitgleich andere britische Rapper verspottet, die krampfhaft versuchen, mit einem US-Akzent zu rappen, weil sie das für angesagt halten. Für Rap-Konkurrentinnen die sich femininer kleiden und aufführen (im Sinne von "Wie Mann Frau am liebsten hat") hat sie wenig übrig, wie sie in "Sad Ass Strippa" beweist, einer Verballhornung des Tracks "Bad Ass Strippa" der Rapperin Jentina.

Angenehm ist, daß ihr dabei Selbstironie nicht völlig abgeht, so heißt es bei "Love Me Or Hate Me" einleitend "This is officially the biggest midget in the game", eine Anspielung auf ihre eigene Körpergröße von nur 1,52 m. Abschließend heißt es "So I can't dance and I really can't sing. I can only do one thing, and that's be Lady Sovereign!", ein klares Bekenntnis und nebenher natürlich auch eine Anspielung auf den legendären Song "I can't dance" von Genesis.

Da Lady Sovereign weiß ist und die Hip-Hop-Industrie nach wie als von schwarzen Rappern dominiert gilt, drängt sich ein Vergleich mit Eminem der es als Weißer ebenfalls geschafft hat, auf. Was Lady Sovereign von solchen Vergleichen hält, macht sie im Song "Blah Blah" deutlich: "People wanna classify me as an Eminem. But hear what I'm a different kinda specimen. Just because I be a white Caucasian, doesn't mean me and him are the same because one I'm not American, two I'm not a man, three I coming through with a different kinda plan".

Freitag, März 02, 2007

Keine Gnade für Klar

Schon bei der Frage nach der vorzeitigen Haftentlassung der Ex-RAF-Terroristin Brigitte Mohnhaupt gab es vor kurzem eine erhitzte Debatte darüber, ob man das wirklich tun sollte oder nicht. Ein entsprechendes Gesuch wurde vor gut einem Jahr am 21.02.06 abgelehnt, am 27.03.07 kommt Mohnhaupt jetzt aber dennoch auf Bewährung frei, da sie die gerichtlich festgelegte Mindesthaftzeit von 24 Jahren verbüßt hat. Ein solches Vorgehen ist im deutschen Rechtssystem durchaus Usus, da die "lebenslange Freiheitsstrafe" selbst beim Vorliegen der sogenannten "besonderen Schwere der Schuld" eben schon lange nicht mehr wirklich "lebenslang" bedeutet.

Der Fall Christian Klar liegt etwas anders, dieser hat seine Mindesthaftzeit erst im Jahr 2009 verbüßt. Er hat aber ein Gnadengesuch gestellt, welches Bundespräsident Horst Köhler voliegt und im Fall einer Bewilligung die frühzeitige Haftentlassung Klars zur Folge hätte. Anders als im Fall Mohnhaupt geht es bei Klar also im Moment nicht um eine Freistellung auf Bewährung nach Verbüßung der Mindesthaftzeit, sondern um eine mögliche Begnadigung durch den Bundespräsidenten.

Beiden Inhaftierten ist gemein, daß sie sich bisher nicht eindeutig von ihren Taten distanziert haben und auch keine Bereitschaft erkennen lassen, Licht ins Dunkel des RAF-Terrorismus zu bringen. Denn bis dato ist immer noch weitgehend unbekannt, wer genau bei der RAF eigentlich für was verantwortlich war und wer alles Mitglied war (dies gilt insbesondere für die nebulöse sogenannte "dritte Generation" der RAF).

Dennoch gibt es eine von ehemaligen FDP-Spitzenpolitikern getragene Initiative, die sich dafür einsetzt, daß bereits lang einsitzende Ex-RAF-Terroristen begnadigt werden bzw. nach Verbüßung der Mindeststrafe freikommen. Zu dieser Initiative gehören Gerhart Baum (Bundesinnenminister von 1978 bis 1982) und Klaus Kinkel (Bundesaußenminister von 1992 bis 1998). Diese Politiker treten für das Grundprinzip im deutschen Strafrecht ein, daß kein Verurteiler bis ans Ende seiner Tage inhaftiert bleibt, sondern daß selbst dem schlimmsten Täter in Aussicht gestellt werden muß, das Gefängnis eines Tages wieder verlassen zu können.

"Ex-Außenminister Kinkel sagte der 'Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung': 'Nach 24 Jahren Haft muss Gnade vor Recht ergehen.' Wer so lange gebüßt habe, müsse auch irgendwann die Chance bekommen, in die Gesellschaft zurückzukehren. Als Bundesjustizminister hatte Kinkel Anfang der 90er Jahre eine Versöhnungsinitiative ins Leben gerufen und damit die damals noch aktiven RAF-Terroristen zum Aussteigen bewegen können." (FTD, 21.01.07)

Erst Kinkels Versöhnungsinitiative hat also dazu geführt, daß sich die RAF im Jahr 1998 schließlich endgültig aufgelöst hat (de facto war sie schon seit 1993 nicht mehr aktiv). Und in der "Tradition" dieser Versöhnungsinitiative und der Überzeugung, daß in Deutschland niemand bewußt bis zum altersbedingten Tod inhaftiert bleiben dürfe, hat er sich in der Vergangenheit schon mehrmals für die Begnadigung von Ex-RAF-Terroristen eingesetzt.

Konservative Politiker und die Angehörigen der RAF-Opfer wollen davon aber nichts hören, ihnen mißfällt insbesondere, daß sich Mohnhaupt und Klar nie entschuldigt und klar von ihren Taten distanziert haben und daß sie auch gar nicht daran denken, noch ausstehende Fragen zu beantworten. Etliche Kommentatoren nennen aber zumindest letzteres als Grundvoraussetzung für eine Begnadigung von Klar. So schreibt Claus Christian Malzahn bei SPON:

"Hallo Ex-RAF - hier ist der Deal: Sagt uns endlich, wer geschossen hat, dann reden wir über Gnade. Denn wir wissen noch immer nicht, wer Hanns Martin Schleyer auf dem Gewissen hat. Wir haben keine Ahnung, wer den Spitzenbeamten von Braunmühl ermordete. Und nur Indizien, welche Personen hinter dem Attentat auf Detlev Karsten Rohwedder stecken. Wenn die einstigen RAF-Terroristen sich schon nicht entschuldigen wollen - was wäre das auch wert - sollten sie wenigstens erklären, wie es war und wer es war." (SPON, 28.02.07)

Die Feststellung, daß man auf eine Entschuldigung auch gut und gerne verzichten könne, weil diese ohnehin nichts wert sei, stößt sicherlich einigen Lesern böse auf. Was Malzahn meint, ist, daß man bei einer Entschuldigung ohnehin nicht sagen kann, inwiefern sie ernst gemeint ist oder nur einem Opportunitätsgedanken der auf Freiheit bedachten Täter entspringt. Demgegenüber "Insider-Wissen" über die RAF durchaus einen Wert hätte, weil so bislang unklare Sachverhalte ermitteln werden könnten.

Doch nicht alle Diskussionsbeteiligten stellen solche Grundbedingungen, in die Kritik durch konservative Politiker geriet z.B. auch Claus Peymann, der Intendant des Berliner Ensembles, weil er sich für Klars Freilassung (ohne irgendwelche Bedingungen) ausgesprochen und ihm in einem solchen Fall auch ein Praktikum als Bühnentechniker im Berliner Ensemble in Aussicht gestellt hat. Was insofern vernünftig ist, als daß Klar im Fall seiner Freilassung ja irgendwie den Weg zurück in die Gesellschaft finden muß, wofür eine Arbeitstätigkeit sicherlich hilfreich wäre und wer sonst wäre schon bereit, einen Ex-Terroristen zu beschäftigen? Offensichtlich ist aber natürlich auch, daß der als kapitalismuskritisch geltende Peymann hier bewußt provoziert. Ihm muß natürlich klar gewesen sein, daß seine eindeutige Stellungnahme für Wirbel sorgen wird.

Die Chancen von Christian Klar durch den Bundespräsidenten begnadigt zu werden standen von Anfang an schlecht, sind inzwischen aber gen Null gesunken, nachdem in der "jungen Welt" sein Grußwort an die Rosa-Luxemburg-Konferenz veröffentlicht wurde, welches auf besagter Konferenz auch öffentlich verlesen wurde. Darin bringt Klar zum Ausdruck, daß er dem kapitalistischen System nach wie vor kritisch gegenüber steht und an die Notwendigkeit es zu überwinden glaubt:

"Aber wie sieht das in Europa aus? Von hier aus rollt weiter dieses imperiale Bündnis, das sich ermächtigt, jedes Land der Erde, das sich seiner Zurichtung für die aktuelle Neuverteilung der Profite widersetzt, aus dem Himmel herab zu züchtigen und seine ganze gesellschaftliche Daseinsform in einen Trümmerhaufen zu verwandeln. Die propagandistische Vorarbeit leisten dabei Regierungen und große professionelle PR-Agenturen, die Ideologien verbreiten, mit denen alles verherrlicht wird, was den Menschen darauf reduziert, benutzt zu werden.

Trotzdem gilt hier ebenso: 'Das geht anders'. Wo sollte sonst die Kraft zu kämpfen herkommen? Die spezielle Sache dürfte sein, daß die in Europa ökonomisch gerade abstürzenden großen Gesellschaftsbereiche den chauvinistischen 'Rettern' entrissen werden. Sonst wird es nicht möglich sein, die Niederlage der Pläne des Kapitals zu vollenden und die Tür für eine andere Zukunft aufzumachen." (junge Welt, 13.01.07)

Diese Erklärung führte dazu, daß die schon in Aussicht gestellten Hafterleichterungen für Klar vorerst zurück gezogen wurden und nun erneut geprüft wird, ob man sie ihm gewähren kann (FTD, 28.02.07). Die Begnadigung durch den Bundespräsidenten kann unter diesen Umständen gar nicht erst in Erwägung gezogen werden, zumindest nach Meinung der Unions-Politiker. Die Äußerungen von Klar würden deutlich machen, daß der sich kein Stück gewandelt habe, immer noch dieselbe Einstellung habe, wie vor 30 Jahren.

Doch was hatte man erwartet, nachdem man Klar mehr als 20 Jahre lang weitgehend isoliert im Knast verrotten ließ? Es ist doch klar, daß jemand der solange von der Außenwelt abgeschnitten lebt, wie in einer Zeitkapsel gefangen bleibt. Während sich die Welt "draußen" weiter entwickelt, bleibt Klar auf dem Stand der Zeit seiner Inhaftierung. Dies ist kein besonders überraschendes Phänomen, viele Langinhaftierte haben dieses Problem. Die Frage ist dann, was eigentlich innerhalb der letzten 20 Jahre unternommen wurde, Christian Klar langsam wieder zu resozialisieren. Wenn man sich darauf beschränkt hat, ihn einfach nur wegzuschließen, kann es kaum überraschen, daß er sich in seinem Denken nicht weiter entwickelt hat.

Ausschlaggebend ist am Ende, was genau er in seiner Erklärung eigentlich sagt. Er nutzt eine Terminologie aus den 70ern, redet davon "die Niederlage der Pläne des Kapitals zu vollenden", von der "Kraft zu kämpfen". Das ist Kapitalismuskritik, aber kein Aufruf das System gewaltsam zu überwinden. Die alte Formel der Konservativen, daß Kapitalismuskritik mit Terrorismus gleichzusetzen ist, ist letztlich genauso überholt, wie Klars "Schlagwortsammlung aus dem linksextremen Poesiealbum" (Malzahn) auf der anderen Seite. Malzahn bringt das auf den Punkt, wenn er schreibt:

"Die Politik überschlägt sich nun geradezu mit ihrer Verurteilung dieses bereits verurteilten Mörders. Guido Westerwelle scheint Kapitalismuskritik fast generell unter Strafe stellen zu wollen, und in der CSU möchte man Klars Knastzeit sogar verlängern. Die alten Reflexe funktionieren noch immer gut - auf beiden Seiten."(SPON, 28.02.07)

Geht es CSU-Politikern wie Markus Söder und Günther Beckstein wirklich um die Opfer des RAF-Terrorismus, wenn sie sich über die mögliche Begnadigung und Klars Grußwort ereifern? Geht es wirklich darum, daß von Leuten wie Klar immer noch eine Bedrohung ausgeht? Knapp 10 Jahre nach Auflösung der RAF?

Nein, natürlich nicht. Es geht wie gerade die Reaktionen auf Klars Grußwort deutlich gemacht haben darum, daß Kapitalismuskritik in einem konservativen Gesellschaftsmodell per se nichts zu suchen hat. Es geht darum, daß Klar eben nicht irgend ein Mörder war, sondern einer der das System in Frage gestellt hat, der aus einer linken (sic!), politischen Ideologie heraus gemordet hat.

Es gibt andere Mörder, die ebenso skrupellos gemordert haben, allerdings ohne politischen Hintergrund, und bei denen weit weniger Aufsehens gemacht wird, wenn es um ihre frühzeitige Entlassung geht. Auch das indiziert, daß linke Spitzenpolitiker nicht ganz unrecht haben, wenn sie im Umgang mit dem Fall Klar von einer "Gesinnungsjustiz" sprechen (SPON, 01.03.07).

Genauso wenig wie Politiker wie Beckstein und Söder jemals verwinden werden können, daß es ein Straßenschläger aus der Frankfurter Sponti-Szene in diesem Land bis zum Außenminister geschafft hat, werden sie jemals akzeptieren können, daß ein ehemaliger Linksterrorist nach einem Vierteljahrhundert Haft wieder auf freien Fuß kommen soll.

In der Minderheit sind sie dabei keineswegs, in der gestrigen n-tv Telefon-Umfrage waren nur 20% der Teilnehmer für eine Begnadigung von Klar, 80% dagegen. Andere, deutlich repräsentativere Umfragen zeigen ein ähnliches Bild. Eine deutliche Mehrheit der deutschen Bevölkerung ist gegen die Begnadigung von Ex-RAF-Terroristen. Nur würde man in Fragen Haftentlassung nach dem Mehrheitswillen der Bevölkerung gehen, würde vemutlich grundsätzlich kein Täter der sich eines Kapitalverbrechens schuldig gemacht hat, je wieder raus kommen. Das ist in modernen Rechtsstaaten zurecht nicht der Maßstab.

Entscheident wird am Ende das Votum von Horst Köhler sein, doch wird der sich nach dieser kontroversen, öffentlichen Diskussion tatsächlich noch trauen, Klar zu begnadigen? Zudem er ja selbst dem konservativen Lager entstammt. Beobachter führen zwar an, daß Köhler schon mehr als einmal eine unbequeme Entscheidung getroffen hat, doch da ging es immer um Gesetze und nicht um ein so emotionsbeladenes und politisch hochbrisantes Thema wie die Begnadigung eines ehemaligen RAF-Terroristen. Köhler wird Klar kaum begnadigen können. Eine andere Frage ist, was dann 2009 passiert, wenn Klar wie heute schon Mohnhaupt seine Mindesthaftzeit von 24 Jahren abgesessen haben wird. Beckstein hat schon mal klargestellt, daß er Klar auch dann nicht entlassen sehen will (SPON, 28.02.07).